Wüstentrips - Wer und warum würde daran teilnehmen?
Ich habe neulich in einer Zeitung gelesen, dass es wohl unheimlich "in" sein soll, dass man einen Abenteuerurlaub in der Wüste macht. Dieser Wüstentrip ist nicht mal billig gewesen und es war wohl auch mit Übernachtung in irgendwelchen Zelten und Kamelwanderungen usw. Der Trip sollte einige Wochen dauern. Für mich wäre das kein Urlaub und für meinen Mann zum Glück auch nicht.
Wie sieht es bei euch aus? Würdet ihr so einen Urlaub in der Wüste machen und nur Sand sehen wollen? Würdet ihr die ganze Zeit auf Kamelen sitzen wollen und in Zelten schlafen? Würde es euch was ausmachen, wenn auch mal starker Wind und kalte Nächte euch den Urlaub schwer machen? Warum würde wer von euch an so einem Trip teilnehmen?
Also, einige Wochen könnte ich es mir auch nicht vorstellen, in der Wüste zu sein, auf Kamelen zu reiten und immer nur Sand zu sehen, aber für ein oder zwei Tage stelle ich es mir ganz schön vor, mal so eine Erfahrung zu machen. Bei der letzten Kreuzfahrt, die ich gemacht habe, wurden auch Touren in die Wüste angeboten. Die Kreuzfahrt ging in die Vereinigten Arabischen Emirate. Ich habe dann doch etwas anderes gemacht, könnte mir aber bei der nächsten Kreuzfahrt durchaus vorstellen, so eine Wüstensafari für ein paar Stunden mal mitzumachen.
Ich liebe Wüsten und in den USA und vor allem im südlichen Afrika habe ich dort schon einige Zeit verbracht. Es ist auch nicht so, dass man nur Sand sehen würde, das wäre eben nur in der Sandwüste der Fall. Aber es gibt Wüsten unterschiedlichster Art und jede ist anders. Faszinierend ist die unglaubliche Weite, die greifbare Stille, die Ruhe, die das alles ausströmt, das Eins sein mit der Erde, die Erfahrung absoluter Einsamkeit und das Erkennen der Abhängigkeit von ganz kleinen Dingen. Auch das Erkennen, dass man eigentlich nicht viel braucht, um glücklich zu sein. In einer Wüste wird man sozusagen wieder geerdet. Und wenn man meint, in der Wüste sei nichts los, da täuscht man sich auch, man muss eben nur drauf achten.
Am besten hat mir bisher die Namib Naukluft gefallen. Traumhafte Landschaften zum Heulen schön. Aber es gibt auch Gegenden, da stehst du im Nichts und fragst dich, was mache ich hier eigentlich?
Aber dann gibt es wieder Ecken, da ist eigentlich auch nichts, aber es sieht aus, wie in einer Filmkulisse.
Mitunter ist es dann auch mal spannend, weil man sich die Kiste festgefahren hat, aber so einsam, wie Wüste auch ist, so begrenzt ist das Abenteuer auch. Denn meine Erfahrung: Irgendwie ist man nie so ganz alleine. Hier habe ich auch Hilfe beim Schieben bekommen. Buddeln und Schieben haben aber hier nicht viel genützt. Erst ein stärkeres Fahrzeug konnte uns retten.
Wüsten sind bizarr, aber schön auf ihre Weise.
Und so pennt man dann am Abend. Man glaubt nicht, wie still das werden kann.
Und die Sterne am Himmel, fernab jeder Lichtverschmutzung durch Städte, sind natürlich grandios. Das ist irgendwo in der Kalahari. Da hatten wir allerdings ein festes Luxuszelt. Problematisch war, dass man doch etwas auf Hyänen aufpassen musste, weil die dort herumstrichen, außerdem hat es da in der Nacht gefroren. Mein Gott, war das eine kalte Nacht.
Und hier, war echt überhaupt nichts los. Da war einfach nur das Nichts, egal, in welche Richtung - aber eben faszinierend. Das ist die Etosha-Pfanne und einen kleinen Sprint ins Nichts habe ich mir nicht nehmen lassen.
Soweit ein paar Schnapper aus Namibia. Kamele wären aber nun auch nicht mein Ding, ich mag die sabbernden, gurgenlnden Viecher nicht und außerdem beißen die auch ganz gerne. Zudem gehe ich ab und zu auch mal in ein Hotel, Motel oder B&B. Denn auch wenn Zelt und Wüste so ihren Reiz haben, ein großes Problem für reinliche Menschen kann der Staub sein. In Namibia war es extrem. Der Staub kriecht überall hin und trocknet einem alles aus. Die Haut wird so trocken, dass man mit den Fingern überall hängenbleibt. Vor allem an synthetischer Kleidung ein Albtraum. Die Nagelhäute und Schleimhäute britzelt es einem Weg und das entzündet sich. Gleichzeitig ist man immer irgendwie versifft. Hat man die "Häutung nach ca. 2 Wochen hinter sich", dann geht es. Der Vorteil in der Wüste, man macht sich halt einfach nackig, so schnell sieht einen keiner. Hauptsache man hat immer genug Wasser dabei und die abendliche, provisorische Dusche ist quasi der Höhepunkt des Tages. Und wenn man dann alle paar Tage eine tolle Unterkunft hat, ist das als Kontrast zur Wüste der Knaller. Und man glaubt ja nicht, was es für tolle Unterkünfte in der Wüste gibt.
Ich finde es gut, wenn es Leute gibt, die die Wüsten nicht mögen. Dann treffe ich nicht so viele. Die Menschen, die man in der Wüste trifft, sind häufig auch sehr interessant und in der Regel an Kommunikation interessiert. Das macht es auch noch mal zusätzlich interessant. Vor allem die, die da leben. Die können einem dann auch Sachen zeigen, die man selber nie gefunden hätte.
Sorry, dass ich deinen Thread hier so mit Bildern zugemüllt habe, aber mir war gerade danach. Die Bilder wirken übrigens so überschärft, weil sie künstlich kleingerechnet wurden.
Auf so eine Reise wie Richtlinie2 sie hier so wunderbar dokumentiert hat, freue ich mich auch. Nambia scheint mir dafür perfekt. Das Land an sich reizt mich schon.
Auch andere Wüsten haben so ihren Reiz auf mich: Atacama und Baja California unbedingt, Death Valley & Co. ja, Sahara bis Arabische Halbinsel gerne, ebenso Australien, Gobit und Co. nicht so sehr. Ich denke, es spielt schon auch eine Rolle, um welche Wüste bzw. welches Land es geht. Eine Reise nur in die Wüste würde ich bspw. nicht unternehmen - da will ich schon mehr von der Region sehen. Daher kommt auch ein Kurztrip für mich nicht in Frage, auch nicht nur für die Wüste. In ein oder zwei Tagen sieht, fühlt und erlebt man einfach zu wenig, um sagen zu können, man wäre DA gewesen.
@Melanie
Atacama, ja das wäre auch noch so ein Wunsch von mir. Ob das je Realität wird? Es liegt doch recht weit weg. Die Baja California hat natürlich den besonderen Reiz durch die Nähe zum Pazifik.
Im Death Valley war ich jetzt glaube ich zum Dritten, der Haken ist hier für mich das Wetter. Es ist häufig so heiß, dass du echt keine Lust hast, das Auto überhaupt zu verlassen. Unsereins überlebt das schlichtweg nicht allzu lange. Wenn du nur eine halbe Stunde durch die Sonne läufst, bist du schon fast am Ende. Letztes Mal wollte ich sogar dort zelten, aber wir sind ganz schnell davon abgekommen, vor allem auch, weil die "Zeltplätze" dort in privater Verwaltung sind und die Gesellschaft, die da macht, ist eine Katastrophe. Auch die Hotels halten die nicht gut in Schuss. Aber tolle Ecken gibt es da natürlich auch. Aber es ist ein sehr überschaubares Gebiet. Ich meine, im Südwesten der USA gibt es weit Interessanteres an Sand und Steinen zu sehen. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Gegend ist dort schon einzigartig.
Sahara und alles was da so i. w. S. angrenzt, reizt natürlich, ist aber leider nur unter relativ großen Umständen und auch nicht ganz frei von menschlicher Gefahr zu bereisen. Der Jemen und Jordanien würden mich mal reizen. Bei mir war es 1986 die Wüste Negev in Israel, die ich als erste Wüste kennengelernt habe und das fand ich damals schon ziemlich faszinierend. Seitdem bin ich ein bisschen angesteckt. Ich mag die Einsamkeit. Meine Frau leider nicht ganz so, aber wahrscheinlich ist das besser so.
Ich würde auch sehr gerne mal in die Wüste reisen, weil ich sie ziemlich faszinierend finde. Wenn ich die Bilder von Richtlinie2 sehe, verstehe ich nur zu gut, warum Menschen sich für die Wüste und einen Urlaub in einer solchen Umgebung begeistern können. Im Allgemeinen bevorzuge ich Urlaub, der mit einem gewissen Mehrwert verbunden ist. Natürlich hat im Grunde genommen jeder Urlaub einen Sinn und einen Wert für denjenigen, der verreist. Dennoch bringt es mir persönlich nichts, stumpfsinnig am Pool oder an einem überfüllten Strand zu hocken und dort in der Sonne zu brutzeln. Im Urlaub will ich auch etwas sehen. Ich mag unter anderem auch gerne Städtetrips, die natürlich einen ziemlich krassen Kontrast zu einem Wüstentrip bilden.
Allerdings haben solche Urlaube auch Gemeinsamkeiten - man macht etwas und ist unterwegs. In der Stadt erlebt man ein gewisses Feeling, man kann Museen besuchen und kulturelle Besonderheiten kennenlernen. In der Wüste hingegen lernt man eine ganz andere Umgebung kennen mit all ihren Eigenheiten. Gerade die Einsamkeit als extremer Kontrast zu meinem ansonsten geliebten Großstadtleben muss unbeschreiblich schön sein. So ein Urlaub bereichert einen ungemein, während ich diese typischen Strandurlaube in den meisten Fällen ziemlich stumpfsinnig finde. So etwas kann man mal zwischendurch für ein paar Tage machen, ich würde aber weder meinen ganzen Urlaub noch viel Geld für so etwas opfern.
Ich mag es grundsätzlich, wenn man mal den ganzen Luxus zu hause lässt und sich mit einfacheren Mitteln durchschlägt. Zelten finde ich zum Beispiel nicht so außergewöhnlich. Ich zelte nach wie vor gerne und wenn ich nicht nur einen Zweisitzer hätte, würde ich auch öfter mal spontan wegfahren und im Auto übernachten. Früher habe ich das häufiger gemacht. Gegen kalte Nächte habe ich absolut nichts, dafür gibt es schließlich warme Schlafsäcke. Ich wüsste nicht, wieso ich mich deswegen so anstellen sollte. Urlaub muss spannend sein und wenn das bedeutet, dass es keine funktionierende Dusche gibt und dass man sich mal mit Wasser aus einem Kanister begnügen muss, finde ich das nicht dramatisch. So etwas macht den Urlaub doch erst individuell und interessant. Ins Hotel gehen kann doch jeder.
Ich habe auch schon einen Urlaub in der Wüste verbracht und würde es jederzeit wieder tun. Allerdings waren wir mit dem Motorrad unterwegs und nicht auf Kamelen, denn diese Tiere wären auch absolut nichts für mich. Wir waren damals in der Wüste von Dubai zum Enduro fahren mit anschließendem Badeurlaub. Dadurch das wir mit dem Motorrad unterwegs waren, hatten wir auch nicht die Möglichkeit viele Dinge direkt mitzunehmen sondern war auf Hilfe angewiesen in Form von einem Begleitfahrzeug welches sämtliche Sachen transportiert hat und auch die Ortskenntnis hatte. Es hat einfach irre Spaß gemacht die Sanddünen rauf und runter zu fahren und das lässt sich auch mit nichts vergleichen was man hier an Pisten geboten bekommt und erfordert auch einen anderen Fahrstil. Dazu die kompletten Gegensätze, Tagsüber richtig heiß und nachts richtig kalt muss man ebenfalls ab können und entsprechend gewappnet sein, was es schon wieder erforderlich macht viel Gepäck mitzunehmen.
Deswegen sind diese Urlaube auch keine von der günstigen Sorte, dafür bekommt man absolute Ruhe, Einsamkeit und unbeschreiblich tolle Aussichten. Ich denke für die wenigsten wäre ein solcher Urlaub wirklich etwas, denn die Einsamkeit liegt den wenigsten. Dazu ist das ganze schon wesentlich anstrengender vom körperlichen her, als wenn ich mich nur an einen Pool in die Sonne lege, dass es manche auch nicht als richtigen Urlaub definieren. Wie Richtlinie schon gesagt hat die Temperaturen hält man unvorbereitet nicht lange aus, dabei gilt das für Tagsüber wie auch für Nachts die der Kreislauf auch weg stecken muss.
Ich selbst träume schon einige Zeit davon wieder meinen Urlaub in einer Wüste zu verbringen. Aber auch dann kommt kein Kamel für mich in Frage, sondern am liebsten wieder etwas mit dem Motorrad oder auch mit einem Auto. Was mir am besten gefallen würde, wäre dabei die Route Paris - Dakar abfahren aber das erfordert so viel an Organisation und Kosten das es schlichtweg selbst mit mehreren Urlaubsgeldern nicht finanzierbar wäre. Mir kommt es dabei in erster Linie auf den Fahrspaß auf Sand drauf an, denn wo sonst bekommt man so einen Untergrund geboten? Ansonsten kann ich mich weitestgehend Cologneboy anschließen - Hotelurlaub kann jeder, Wüste nicht.
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