Beruf macht mich psychisch fertig
Ich bin gerade ganz neu hier und brauche eure Meinung bei meinem Problem. Und zwar ist es so, dass ich seit Anfang des Jahres wieder in einer Bank arbeite, nachdem ich letztes Jahr meinen Zivildienst abgeleistet hatte (Anfang des Jahres hatte ich meine Ausbildung zum Bankkaufmann bei einer anderen Bank (Sparkasse) beendet). Um ehrlich zu sein habe ich mich um die Stelle bei meiner jetzigen Bank nur aus der Not heraus beworben, da mir die Ausbildung in der Sparkasse zwar wenig bis gar keinen Spaß gemacht hat, meine Eltern aber sehr Druck gemacht haben, dass ich mir doch "etwas suchen" soll.
Doch gar nichts, das ich in meiner Ausbildung gesehen habe, konnte mich auf das vorbereiten, was ich zur Zeit erlebe. Das Hauptaugenmerk bei meiner jetzigen Bank liegt auf der Herausgabe von Krediten, was erstmal nichts verwerfliches ist. Doch die Geschäftspraktiken sind meiner Meinung nach das letzte und ich habe gemerkt, dass dieses Berufsfeld ABSOLUT nichts für mich ist. Kunden werden unter viel Mühe überredet bestehende Kredite ablösen zu lassen, was natürlich viel Stress bedeutet, da die meisten Kunden das überhaupt nicht möchten. Wenn dann mal wieder ein Geschäft nicht geklappt hat, wird man von seinem Chef angemacht, dass man gefälligst Umsätze reinbringen soll, da das das einzige ist was zählt. Ich habe auch schon erlebt, das Kunden, die nicht den informiertesten Eindruck gemacht haben mit hohen Zinsen und Zusatzkosten über den Tisch gezogen wurden. Da ich erst 2 Monate dabei bin, habe ich noch keine bestimmten Umsatzzahlen, die ich erreichen muss, aber da ich mich noch in meiner 6 monatigen Probezeit befinde, können meine Vorgesetzten natürlich trotzdem viel Druck auf mich ausüben.
Ich könnte mich noch lange Zeit über das Arbeitsumfeld auslassen, aber darum soll es nicht gehen. Ich weiß auf jeden Fall, dass ich diesen Beruf nicht mehr ausüben möchte. Am liebsten würde ich morgen schon nicht mehr auf der Arbeit erscheinen (ich mache schon hin und wieder blau), da ich diesen Beruf einfach nicht ausüben kann, ich bin kein Verkaufsmensch und schon gar keiner der Leute über den Tisch ziehen kann. Das konnte ich bisher wenigstens ansatzweise verstecken und ich komme mit meinen Kollegen auch echt gut klar. Es ist echt schwer zu vermitteln in was für einer psychischen Verfassung ich mich gerade befinde, aber mir wird auf der Arbeit hin und wieder schwindelig vor Stress.
Ich habe davon meiner Familie, meinen Freunden und meiner Freundin erzählt, aber niemand kann sich auch nur ein bisschen in meine Situation versetzen, was ich natürlich auch von niemandem erwarten kann. Meine Zukunftspläne sehen jetzt so aus, dass ich mich für das Wintersemester um einen Studienplatz in Sozialer Arbeit bewerbe, was schon ein bisschen gewagt ist mit 23 Jahren. Trotzdem unterstützen mich alle dabei. Mein Problem gerade ist, dass ich nicht weiß wie ich weiter verfahren soll mit der Stelle die ich momentan habe. Meine Eltern meinen ich solle einfach weitermachen, aber dazu bin ich psychisch schlichtweg nicht in der Lage zu (auch wenn das weinerlich klingt). Meine Freundin denkt auch nur, dass ich dort einen unschönen Beruf habe, den ich halt nicht für ewig ausüben möchte. Aber die Wahrheit ist, dass ich dort die schlimmsten Tage meines Lebens habe und ich dreimal die Woche morgens um kurz nach 8 das Haus verlasse und mindestens 12 Stunden später erst wieder zurückkomme . Das einzige was mich dort noch hält sind das Geld, auch wenn es nicht annähernd so viel ist, dass es den Stress rechtfertigen würde und ein momentaner Mangel an Alternativen.
Ich denke, dass ich dort auch von meinem Arbeitgeber aus nicht mehr lange beschäftigt sein werde, eben wegen der fehlenden Umsätze und meiner Arbeitseinstellung, ich würde sagen ich gebe mir noch höchstens ein paar Wochen, was mich natürlich noch nicht mal traurig stimmt. Was ich von euch gern wissen möchte ist, wie ihr meine Situation bewertet. Verhalte ich mich richtig? Wie würdet ihr es finden, wenn euer/re Partner/Partnerin aus oben genannten Gründen entlassen wird? Sollte ich von mir aus kündigen und eine 3 monatige Arbeitslosengeldsperre in Kauf nehmen? Ich bin am Ende und weiß nicht mehr weiter.
Bewirb dich jetzt auf einen anderen Job, wenns sein muss geh erstmal zu McDonalds, da kannst du in einer Woche anfangen wenn die grade suchen. Egal wie du es machst, du solltest diesem Job den Rücken kehren! Kein Mann sollte einen Job machen, für den er nicht geeignet ist! Ich habe schon mehrere Jobs geschmissen, weil die nichts für mich waren und war deswegen nie lange arbeitslos.
Eins sollte dir aber klar sein: In allen anderen Jobs wirst du natürlich wie ein Ungelernter bezahlt. Wenn du damit leben kannst - bis zum Studium sollte das wohl möglich sein - dann verfahr so und du bist deinen jetzigen Job bald los und du wirst dich viel leichter fühlen. Das Einzige was du dafür brauchst ist ein wenig Mut! Also guck wo grade Leute gesucht werden, schreib Bewerbungen, gib sie ab und frag 2 Tage später nach, was sie dazu sagen. Du wirst bald einen neuen Job haben! Quäl dich nicht weiter!
Ich kann dich gut verstehen, denn mir ging es in meiner Ausbildungszeit genauso. An sich hat mir der Beruf schon Spaß gemacht, aber das Arbeitsklima war auf Deutsch gesagt, Scheiße und Mobbing stand dort auch an der Tagesordnung. Es gab vieles, was ich dort einfach nicht gelernt habe, weil sich nicht darum gekümmert wurde. Mir ist der Stress damals auch sehr auf die Psyche geschlagen und ich war oft krank, da ich einfach kein gutes Immunsystem mehr hatte. Das gab dann natürlich zusätzlichen Stress mit dem Arbeitgeber. Dennoch wollte ich die Ausbildung nicht einfach abbrechen, weil es ja auch wichtig für mich war. Zum Ende hin wurde es dann immer schlimmer und ich bin irgendwann zu meinem Hausarzt gegangen. Dieser hat mich dann für die restliche Zeit im Betrieb krank geschrieben und ich bin dann nur noch zur Berufsschule gegangen und habe meine Prüfungen gemacht.
Vielleicht würde dir der Gang zum Arzt auch helfen. Der Arzt kann dir vielleicht etwas für deine Nerven verschreiben, was dir ein wenig hilft. An deiner Stelle würde ich jetzt auch schauen, dass ich eine andere Stelle bekomme. Und wenn es wirklich nur bei einer Fastfoodkette ist, wie mein Vorredner schon schrieb. Wenn es dich quält, dass du jeden Tag in diese Bank gehen musst, wird es dich nur kränker machen und es wird sicherlich nicht besser. Wenn du eh studieren möchtest, wäre so ein Job bei Mc Donalds und Co doch sehr gut. So, könntest du dir dann auch während deines Studiums etwas Geld verdienen.
Ich kann dich gut verstehen, weil ich Ähnliches durchgemacht habe. Zwar nicht in einer Bank, sondern im Medizinstudium und der darauffolgenden Arbeit als Arzt. Mich hat der Beruf regelrecht krank und unglücklich gemacht, obwohl er mal mein Traumberuf war. Träume und Realität passen eben nicht immer zusammen.
Ich habe meine Konsequenzen gezogen und den Beruf aufgegeben, in den ich immerhin 12 Jahre meines Lebens investiert hatte. Ich ging zurück in die Krankenpflege, den Beruf, den ich vor dem Studium gelernt hatte. Das war aber auch nicht das Richtige.
So habe ich mich komplett neu orientiert und mich erst einmal gefragt, was ich wirklich will. Ein sozialer Beruf musste es sein, Arbeit mit Menschen brauche ich. Ich habe dann eine Ausbildung zum Ergotherapeuten gemacht, ein Beruf, der mich wirklich erfüllt, in dem ich das tun kann, was ich wirklich will, anderen helfen. Ich sehe die Erfolge meiner Arbeit und sehe auch, wie jeder kleine Fortschritt meine Patienten ermuntert und aufrichtet.
Und wenn es dir auch so geht, dass du krank wirst von deiner Arbeit, solltest du umgehend die Konsequenz ziehen. Wenn du Angst vor der Sperre beim Arbeitsamt hast, geh zum Doktor, schildere ihm deine Probleme und lass dich erst einmal krankschreiben. Da du in der Probezeit bist, wird dir dann eventuell gekündigt. Ansonsten such dir umgehend einen anderen Job und wenn es als Ungelernter ist, wie meine Vorredner schon geschrieben haben.
Ich finde den Tipp, Dich krank schreiben zu lassen, eine sehr gute Lösung. Geh wirklich am besten zum Arzt und hole Dir ein Attest und lasse Dich so lange krank schreiben, wie es geht. Dann wird Dir Dein Arbeitgeber wahrscheinlich kündigen und da Du somit nicht selbst gekündigt hast, gibt es auch keine Sperre beim Arbeitsamt.
Jeder, der mal Ähnliches erlebt hat, wird nachvollziehen können, wie furchtbar es ist, nur Stress und Druck in der Arbeit zu empfinden oder gar gemobbt zu werden. Es ist gar nicht weinerlich, sich dadurch belastet zu fühlen.
Wenn dir der Beruf des Bankkaufmanns schon in der Lehre keinen Spaß gemacht hat, frage ich mich, warum du nicht sofort einen anderen Beruf ergriffen hast. Es ist schade um die Zeit, aber nicht zu ändern. Wenn dir das Bankwesen keine Freude macht und du nun auch noch den Kunden Sachen verkaufen musst, die sie nicht wollen, wird es für dich in der Tat sehr schwierig sein, die Monate bis zum Studium-Beginn zu überbrücken. Kannst du nicht die paar Monate als Kassierer überbrücken bei deiner jetzigen Bank oder anderweitig? Ich denke auch daran, dass dir die Kollegen gefallen.
Eine vorübergehende Anstellung bei McDonalds – wie dir geraten wurde – halte ich nicht für gut. Dort wirst du ganz wenig verdienen. Dann würde ich mit deinen Problemen lieber einen Arzt aufsuchen und mich krankschreiben lassen. Bei deinem jetzigen Arbeitgeber wirst du den Druck nicht auf Dauer aushalten. Diese Art der Arbeit wird dich psychisch vollkommen fertig machen. Oder du versuchst, eine andere humanere Bank zu finden, die weniger Druck macht, was aber nicht einfach sein wird.
Bist du ganz sicher, dass das Studium, was du dir ausgesucht hast, auch wirklich das ist, was du im Leben machen möchtest? Weil es total verschieden von dem ist, was du gelernt hast. Denk lieber nochmal richtig darüber nach und sprich mit Freunden und auch mit Fachleuten darüber, die dir raten können. Vor allem können sie dir auch sagen, was da auf dich zukommt und welcher Art genau die Arbeit sein wird. Und erst dann, wenn du ganz sicher bist, dass es das ist, was du suchst, fang das Studium an. Es wäre sonst schade, wenn es wieder daneben geht. Viel Glück!
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