Egoismus - bis zu welchem Grad noch vertretbar?

Es gibt Menschen, die denken einfach nur an sich ohne Rücksicht auf die anderen Menschen. Dann gibt es Menschen, die denken immer nur an die anderen, weil sie meinen, dass sie kein Recht auf Egoismus haben. Der goldene Mittelweg ist immer sehr schwer zu finden.

Bis zu welchem Grad, denkt ihr, ist Egoismus noch vertretbar? Denkt ihr, dass man auch egoistisch sein muss im Leben oder denkt ihr, dass Egoismus nicht sein muss? Wie egoistisch seid ihr? Denkt ihr beim egoistisch sein auch an die anderen oder denkt ihr, dass ihr das Recht habt egoistisch zu sein?

Ich denke, dass es ganz auf die verschiedenen Situationen ankommt. Es heißt ja zum Beispiel auch, wenn man Erste Hilfe leistet, dass man immer zuerst an die eigene Sicherheit denken soll. Da könnte man dann zum Beispiel auch sagen, dass es egoistisch ist, wenn man der anderen Person dann nicht hilft. Jedoch ist es das nicht und das ist ein gutes Beispiel dafür, dass es gut ist, wenn man auch mal egoistisch ist, weil dies dem Selbstschutz dienen kann.

Wenn die Situation jedoch die ist, dass man einer anderen Person ohne Nachteile für einen selbst helfen kann und es nicht macht, weil man faul ist und keine Lust dazu hat, dann ist der Egoismus hier nicht angebracht. In so einer Situation sollte man dann auch mal an andere Leute denken und an die Tatsache, dass man selbst auch wollen würde, dass einem geholfen wird, wenn man in so einer Situation ist.

Wie man an den beiden Situationen sieht, ist es immer unterschiedlich. Man kann also nie genau sagen, wann der Egoismus angebracht ist und wann er das nicht ist. Jedoch kann man allgemein sagen, dass man in erster Linie auf sein eigenes Wohlergehen, also seine eigene Gesundheit, achten sollte und dass man diese nicht gefährden sollte.

Ist es nicht auch Auslegungssache, wie man Egoismus definiert? Gerade auch den Egoismus anderer Menschen? Oder auch den eigenen Egoismus?

Viele Menschen halten es für egoistisch, wenn die Bitten an andere Personen von diesen abgeschlagen werden. Nehmen wir die Freundinnen mit Kinder. Freundin Eins holt ihre Kinder regelmäßig vom Kindergarten ab und nimmt dann auch das Kind der Freundin Zwei mit. Nun hat aber Freundin Eins total Kopfschmerzen/ Grippe oder sonstige Beschwerden. Da ruft Freundin Zwei ein und bittet Freundin Eins doch bitte ihr Kind mitzubringen. Freundin Eins sagt nein. Freundin Zwei ist sauer. Klar hat Freundin Eins hier an sich gedacht und war somit auch egoistisch.

Freundin Zwei hat aber gerade ein Gipsbein und kann sich nur schlecht fortbewegen und hat deshalb die Freundin gebeten, ihr Kind halt mitzubringen. Wenn man aber nur die Geschichte im letzten Absatz liest, dann denkt man, Freundin Zwei ist egoistisch, weil sie das erwartet und nun sauer ist,weil ihre Freundin sich weigert ihr Kind mitzubringen.

Wahrscheinlich werden die Freundinnen sich auch gegenseitig nicht wirklich für egoistisch halten. Außenstehende Personen würden aber wohl beide Freundinnen auf ihre Art und ohne das Hintergrundwissen, für egoistisch halten.

Ähnliche Situationen gibt es sicherlich im Leben jedes Menschen. Gelegentlich sollte man die Sachlage einfach mal überprüfen und sich überlegen, wie egoistisch die andere Person wirklich ist. Ob es da nur darum geht seinen Kopf durch zu setzen oder ob es auch darum geht, dass die andere Person einfach ihre eigenen Grenzen sieht und die auch fest setzt. Eben unter Anderem durch ein klares Nein.

Ich muss von mir sagen, dass ich nicht egoistisch bin. Es kommt aber auch immer darauf an, was man unter Egoismus versteht. Wenn ich nun beispielsweise einem Obdachlosen, der die Bierflasche neben sich stehen hat, kein Geld spende, weil ich es einfach nicht möchte, bin ich meiner Meinung nach egoistisch. Oder wenn ich selbst nur wenig Geld habe und einem anderen Menschen dann keines leihe, finde ich das ebenfalls nicht als egoistisch.

Ich teile sehr viel und rücke deshalb auch öfter mal in den Hintergrund. Ich bin gar nicht egoistisch. Mein Mann hingegen hat schon einige egoistischere Züge an sich. So haben wir beispielsweise richtig viel Platz und ich möchte sehr gerne ein Pflegestelle (für Kaninchen) betreiben. Mein Mann ist jedoch zu egoistisch um seine Einwilligung zu geben. Bei einer Einwilligung würde ein Gartenhäuschen wegfallen, da dieses als Gehege dienen würde. Er möchte seinen Platz jedoch nicht hergeben. Ich würde ehrlich gesagt, jedes Zimmer nutzen und mich dabei auch noch gut fühlen.

Auch denke ich meist erst an die Anderen bevor ich an mich denke. Das stört mich aber nicht und ich selbst komme auch nur selten zu kurz. Gerade was meine Tochter angeht, sind wir auch gar nicht egoistisch und opfern schon einiges dafür, dass es ihr gut geht. So schläft sie bei uns im Bett, wir richten unser Leben eigentlich komplett nach ihren Bedürfnissen und stecken dann eben etwas zurück.

Egoistisch sind für mich die Menschen, die nie etwas geben und immer nur alles für sich selbst behalten möchten, obwohl sie genügend davon haben. Ganz egal ob es sich dabei um Platz, Geld oder Zeit handelt.

Ich kann und werde es nur bis zu dem Punkt tolerieren, bis durch den Egoismus einer Person, ein andere Mensch verletzt (Gefühle) wird oder einem anderen dadurch Nachteile entstehen. Bestes Beispiel ist mein kleiner Bruder. Ich schimpfe jedes mal mit Ihm, weil er nur an sich denkt. Es ist z.B. den letzten Schokoriegel auf, obwohl sein kleiner Neffe daneben steht und ihn mit großen Augen anschaut.

Kinder verstehen das dann einfach noch nicht. Zumal der kleine sonst immer teilt. Und dann akzeptiere ich das nicht und mache in zur Sau. Oder wenn er bockt und seine Freundin ist dabei. Sie steht dann zwischen zwei Stühlen. Einerseits ist sie bei uns zu Besuch und möchte einen guten Eindruck machen und mein Bruder bockt wie ein kleines Kind. Das geht nicht und er muss an sie denken. Aber wenn ich ehrlich bin, kann man außer schimpfen nicht viel machen. Bei manchen mag es was helfen, aber meist ist es so festgesetzt, dass nicht so einfach zu ändern ist.