Kann man gewisse Schamgefühle nie ablegen?
Wenn man lange mit einem Partner zusammen ist, dann legt man ja auch ein gewisses Schamgefühl ab. Anfangs hat man sich dem Partner wahrscheinlich nicht so offen gezeigt und auch nicht über alles mit ihm gesprochen. Später dann redet man auch über Dinge, die die Schamgrenze doch ein wenig übertreten. Man wird eben offener.
Mir ist bei meinem Partner und mir aber aufgefallen, dass ich bei gewissen Dingen noch nicht so aus mir raus komme und wenn ich höre, dass manche Frauen mit den Partnern darüber sprechen, welche Beschwerden sie haben, wenn sie ihre Periode haben, dann frage ich mich, warum ich da eher zurückhaltender bin, was so was beispielsweise angeht. Vielleicht bin ich mit 17 auch noch etwas jung. Aber denkt ihr, dass man gewisse Schamgefühle auch dem Partner gegenüber niemals ablegen kann oder wird man irgendwann wirklich über alles, noch so peinliche Dinge, reden kann?
Ich verstehe gut was du meinst, denn mir geht es in meiner Beziehung genauso. Allerdings sind wir schon 8 Jahre zusammen und manchmal habe ich auch wirklich noch ein ziemliches Schamgefühl meinem Partner gegenüber. Er versteht das dann oft nicht und sagt mir auch, dass ich mittlerweile doch gelernt haben sollte, dass ich keine Scham vor ihm zu haben brauche. Ich weiß das eigentlich auch und auch, dass ich wirklich über alles mit ihm reden kann. Es könnte noch so peinlich sein und er würde mir ernsthaft zuhören und wäre auch für mich da.
Trotzdem hat ja jeder Mensch ein gewisses Schamgefühl und man kann sich nicht direkt öffnen. Als ich 17 Jahre alt war, war ich noch nicht so offen meinem damaligen Partner gegenüber. Ich denke, dass es auch sicherlich eine Rolle spielt, wie lange mit seinem Partner schon zusammen ist und wie hoch das Vertrauen ist.
Ich habe meinem Partner gegenüber eigentlich überhaupt kein Schamgefühl. Ich wüsste auch einfach nicht warum ich mich für irgendetwas vor ihm schämen sollte. Ich kann ihm in jeder Hinsicht vertrauen und ich weiß, dass er mir immer alles erzählt und sich mir nie vorenthält wenn er etwas zu sagen hat, es ihm nicht gut geht oder wenn ich ihn etwas gefragt habe. Und umgekehrt ist es genau so, dass ich auch ganz offen zu ihm bin und ihm alles sage und alles mit ihm machen kann. Wir sind sehr offen zueinander.
Ich will ja auch den Rest meines Lebens mit meinem Freund verbringen und da gibt es nichts, was ich ihm meiner Meinung nach gerechtfertigt vorenthalten könnte. Ich würde es seltsam finden, wenn ich mich schämen würde über bestimmte Themen mit meinem Partner zu reden oder über bestimmte Themen nicht ganz offen und unbefangen reden könnte. Ich erzähle ihm genau so selbstverständlich von Magen-Darm Problemen wie ich ihm auch davon erzähle, wenn ich für mein Pferd einen Sack Futter kaufen fahre. Er soll ja schließlich im Bilde sein, wie es mir geht, was mich bedrückt und so weiter und so fort und er soll alles wissen, was er wissen möchte und auch muss damit er sich nicht fragt, was mit mir los ist oder wo ich hin bin oder was auch gerade anliegt. Das ist für mich ganz selbstverständlich.
Ich finde es komisch, dass es anderen Leuten in ihrer Beziehung nicht so geht wie mir. Gut, manchmal traue ich mich nicht richtig ihn etwas zu fragen, weil ich Angst habe ihn zu verletzen aber am Ende ringe ich mich immer dazu durch und dann können wir auch ganz offen darüber reden. Ich würde es auch nicht unbedingt vom Alter abhängig machen, wie offen man zu seinem Partner ist sondern von dem Maß an Vertrauen, der zwischen den beiden Partnern herrscht. Wenn man seinem Partner voll und ganz vertraut, dann gibt es für mich keinen Grund, über bestimmte Themen nicht oder nur verschämt zu reden sondern man kann ganz offen sein zueinander.
Schamgefühle sind ja eine natürliche menschliche Reaktion der Psyche. Dass wir sie verspüren ist gut, denn sie schützen und davor, uns zu blamieren oder zeigen uns, dass uns genau das passiert ist.
Meiner Meinung nach ist nicht nur die Länge der Beziehung ausschlaggebend dafür, inwieweit man Schamgefühle ablegt, sondern der Lebensalltag spielt eine sehr große Rolle. Wenn ich mit meinem Partner zusammenlebe, dann wird es schon sehr viel schwieriger, gewisse Dinge für mich zu behalten, ob ich das nun möchte oder nicht. So bauen sich manche Schamgefühle ganz automatisch ab, da man sich daran gewöhnt, dass der Partner manche Dinge einfach mitbekommt.
Die Frage, die du dir stellen solltest, ist aber auch, ob das denn überhaupt so schlimm ist, wenn du noch immer Schamgefühle hast. Ich kenne bspw. ein Paar, dass sogar gemeinsam im Badezimmer ist, wenn einer der beiden auf Toilette muss. Dies ist eine Grenze, die ich zwar überschreiten könnte, ohne dass ich Sorge haben müsste, dass mein Partner mich verlässt, ich würde das aber nicht wollen. Es gibt im menschlichen Leben nunmal Dinge, welche die eigene Attraktivität nicht unbedingt steigern, und ich finde es völlig in Ordnung, die vor dem Partner zu verbergen. Gerade in einer langen Beziehung muss man ja auch daran arbeiten, für den Partner attraktiv, oder auch mal geheimnisvoll, zu bleiben.
Ich schließe mich da an. Die Länge der Beziehung und die Vertrautheit zwischen einander ist entscheidend für das Ablegen der Schamgefühle. Ich hatte in meiner letzten Beziehung sehr wenig Schamgefühle, da wir sehr vertraut miteinander waren. Die Vertrautheit ist für mich sehr wichtig für eine gut funktionierende Beziehung.
Wenn man sich gemeinsam im Badezimmer aufhält, einer auf der Toilette, einer in der Dusche, dann finde ich das überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil, ich finde das eher lobenswert und mit der Zeit verliert man immer mehr Schamgefühle gegenüber seinem Partner. Ich finde ein solches Szenario für erstrebenswert.
Schamgefühle haben meines Erachtens nichts damit zu tun, wie geheimnisvoll man für seinen Partner wirkt. Das hört sich für mich nach Spielereien an. Ich muss nicht ständig unterwegs sein ohne meinem Partner davon zu erzählen nur um geheimnisvoll zu wirken. Das ist mir irgendwie zu albern. Geheimnisse gehören aber trotzdem zu seiner Beziehung. Als Frau das erste Mal ungeschminkt vor seinem Partner zu stehen hat ebenfalls etwas mit dem Schamgefühl zu tun, aber senkt doch nicht die Attraktivität des Menschen, oder etwa doch? Sets für den Partner attraktiv zu sein hat für mich nichts mit den gemeinsamen Badgewohnheiten zu tun oder mit dem Reden über die Periode. Das sind Tatsachen, die zum Menschen dazugehören und je offener man mit solchen Dingen umgeht, umso höher ist die Chance einer langen Beziehung bzw. dass man es bis in alle Ewigkeit miteinander aushält. So denke ich darüber und sind meine bisher gemachten Erfahrungen.
Ich denke, dass man alle Schamgefühle gegenüber dem Partner ablegen kann. Dabei ist es jedoch nicht nur wichtig, dass man lange genug zusammen ist, sondern dass man auch vertraut genug miteinander ist, so dass man genau weiß, dass man über alles mit dem Partner reden kann. Vertraut man dem Partner hundertprozentig und weiß genau, dass er immer zu einem stehen wird, kann man durchaus auch mit ihm über Themen sprechen, über die man sonst mit niemandem sprechen würde. Irgendwann ist es eben auch so, dass der Partner nahezu alles über einen selbst weiß und in so einem Fall denkt man sich dann wohl auch, dass man ihm dann auch überhaupt nichts verheimlichen muss.
Sicherlich kann man es auch trainieren, Schamgefühle nach und nach abzulegen, indem man dem Partner immer sehr viel über sich erzählt und ihn auch immer mehr in seinen Alltag einbindet. Allerdings finde ich, dass man eine gewisse Grenze nicht überschreiten sollte. Auch wenn man alle Schamgefühle ablegen kann, so finde ich, dass man das nicht machen sollte. Immerhin muss der Partner einfach nicht dabei zusehen, wenn man auf die Toilette geht und ich denke, dass es einfach besser ist, manche Sachen für sich zu behalten.
Ich selbst habe durchaus auch Schamgefühle vor meinem Freund, wobei ich auf keinen Fall vor habe, sie jemals abzulegen. Ich würde beispielsweise niemals auf die Toilette gehen wollen, wenn mein Freund mit im Raum wäre und da gibt es auch noch einige weitere Sachen. So etwas muss mein Freund einfach nicht mitbekommen und es ist ja auch nicht schlecht für unsere Beziehung, wenn wir da ein gewisses Schamgefühl voreinander haben. Schließlich fände ich es auch alles andere als erregend, wenn mein Freund mir über seinen Stuhlgang berichten würde.
Gut, wenn man jung ist oder die Beziehung noch nicht so lange andauert, sind gewisse Schamgefühle sicherlich normal. Aber ich denke, dass sich das doch automatisch mit der Zeit legt. Je mehr Zeit man miteinander verbringt und je mehr Dinge man zusammen erlebt und miteinander bespricht, desto weniger wird die Scham doch. Ich bin mit meinem Partner schon so lange zusammen und hab so viel mit ihm erlebt und diskutiert, dass ich nichts wüsste, wofür ich mich noch schämen sollte.
Ich unterscheide hier zwischen Schamgefühl und Diskretion. Nach 20 Jahren in meinem Fall hat man sich gegenseitig schon in den unterschiedlichsten misslichen Lagen gesehen, mit jedem Ende über der Kloschüssel hängend, deliriös im Aufwachraum, blutend, vom Sex ganz zu schweigen. Das heißt umgekehrt zwar nicht, dass ich meinem Partner beim Kacken Gesellschaft leiste oder detailliert diverse Körperfunktionen beschreibe.
Ich lege es auch nicht darauf an, dass er auch jedes Mal mitbekommt, wenn ich etwas Unappetitliches zu bewältigen habe. Aber das Schamgefühl hat sich schon lange verabschiedet. Das bringt die Zeit und das Leben so mit sich. Man ist nicht immer perfekt geschminkt, beim Sex wabbeln Körperteile, und wenn man zusammenlebt, muss man eben auch aufs Klo gehen, während der andere im Nebenraum fernsieht. Ich denke auch sowieso, dass spätestens, wenn es ans Kinderzeugen und dann -kriegen geht, jede Illusion von geheimnisvoller Attraktivität ein blutiges Ende findet.
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