Dabbawalas bringen Indern das Mittagessen

vom 28.02.2012, 00:28 Uhr

Es ist noch nicht lange her, als ich im Fernsehen einen interessanten Bericht über Dabbawalas sah.
Kennt ihr einen Dabbawala? Das ist ein perfekter Zusteller in Mumbai, ehemals Bombay in Indien. Diesen Beruf gibt es nur in Mumbai. Diese Zusteller bringen den indischen Büroangestellten das Mittagessen, weil diese nicht bereit sind, ihre tägliche Mahlzeit in einem Schnellrestaurant oder einer Gaststätte einzunehmen. Die Angestellten wollen, dass ihre Ehefrauen das Essen zubereiten und nicht eine Person, die sie nicht kennen. Sie wollen Hausmannskost.

So holen die Dabbawalas jeden Tag das Essen in einem Dabba zu Hause ab. Ein Dabba ist so etwas wie ein Henkelmann. Da die meisten Angestellten einige Kilometer entfernt von Mumbai wohnen, ist es eine große Strecke von etwa 70 Kilometern, die das Essen zurücklegen muss. Die Organisation kann man mit einem Familienbetrieb vergleichen. Mit allen möglichen Transportmitteln wie Fahrrädern, Zügen, auf dem jeweiligen Kopf und auf den in Indien üblichen Holzkarren landet das Essen pünktlich da, wo es hin soll. Das System funktioniert fast ohne Fehler, eine logistische Meisterleistung. Zahlencodes, Farben und Buchstaben benutzen die Dabbawalas für die richtige Zuordnung. Sie fühlen sich ihren Auftraggebern zutiefst verpflichtet. An Essen werden täglich 175 bis 200 Tausend Dabbas ausgeliefert. Die leeren Dabbas werden täglich wieder zurückgebracht.

Die Dabbawalas halten zusammen. Sie haben die gleiche Herkunft und stammen aus einer gemeinsamen Region, etwa 150 Kilometer entfernt von Mumbai. Ohne einen Bürgen können sie nicht als Dabbawala arbeiten. Die Organisation zahlt auch Krankengeld für sie und später Rente. Ohne technische Hilfsmittel, ohne Computer behalten diese Menschen seit 120 Jahren den Durchblick. Prince Charles besuchte sie. Internationale Managementinstitute interessiert das ebenso wie Softwarefirmen und Ökonomen. Der Beruf des Dabbawalas ist angesehen und gut bezahlt. Die Lieferung des Essens kostet im Monat etwa 5 Euro. Das ist für die Inder viel Geld, aber anders wollen sie es nicht.

Könnt ihr euch vorstellen, dass ihr das Essen von eurem Zuhause, 70 Kilometer entfernt, jeden Mittag gebracht bekommt, statt in die Kantine zu gehen? Oder würdet ihr auf McDonald und Co verzichten, wenn man euch das Essen ins Büro bringt? Wie seht ihr die reibungslose Abwicklung dieser Organisation?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Vor kurzem habe ich auch bei Phoenix eine Reportage über die Dabbawallas gesehen, vielleicht handelte es sich dabei um denselben Beitrag, den du dir auch angeschaut hast. Ich habe bereits einige Monate zuvor einen Bericht über diese Essensboten gesehen und fand dieses System schon da sehr faszinierend. Der logistische Aufwand ist sehr groß, es wurde in einer der Dokumentationen auch gesagt, dass viele der Dabbawallas Analphabeten sind. Dennoch schaffen sie es, sich anhand der Codes zu orientieren, die sie auf die Behälter mit dem Essen schreiben. Das allein finde ich schon sehr bemerkenswert, vor allem vor dem Hintergrund dass wirklich so gut wie nie eine Essenslieferung abhanden kommt. Das ist eine richtige Meisterleistung.

Ich finde es irgendwie sympathisch, dass es einen solchen Lieferservice in Mumbai gibt, auch wenn ich mich ehrlich gesagt frage, ob der Aufwand in einem sinnvollen Verhältnis zum Endergebnis steht. Genau das ist aber etwas, was dieses System so bemerkenswert und interessant macht. Es geht letztendlich nur um Essen. Auch in der Nähe der Büros gibt es sicher Läden, in denen die Leute während ihrer Mittagspause etwas zu essen kaufen könnten. Dennoch bevorzugen sie die traditionellen Speisen, die von Mitgliedern ihrer Familie (Ehefrauen und Mütter) zubereitet werden. Ich finde es schön, dass sich diese sympathische Eigenart in Mumbai bis heute gehalten hat.

Ich selbst kenne nun niemanden, der mir jeden Mittag etwas zu essen kochen würde, das ich dann in der Pause verspeisen könnte. Auch der Aufwand wäre einfach zu groß. Ich gehe dann doch eher mal in der Mittagspause zu Subway oder notfalls auch in die Uni-Mensa. Das System mit den Dabbawallas würde hierzulande sicher nicht ansatzweise so gut funktionieren wie in Mumbai. Ich meine auch, dass in der Reportage gesagt wurde, dass es auch in anderen Städten Indiens nicht funktioniert, daher ist es in Mumbai einzigartig.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich habe auch schon mehrere Reportagen über die indischen Dabbawallas gesehen und fand es immer ziemlich begeisternd, wie sich diese ganzen Essensboten durch den Verkehr geschlagen haben mit ihren ganzen Töpfen und Kannen, sie benutzen ja auch die ganz normale Straßenbahn unter anderem, in der es schon ohne jegliche Töpfe sehr voll wäre und die nehmen einfach den ganzen Kram mit und, was ich wohl nicht schaffen würde, sie vergessen anschließend auch nichts. Aber das dürfen sie ja auch nicht.

Ich finde diesen Beruf ziemlich gut um ehrlich zu sein. Irgendwie finde ich zwar, dass die Frauen ihren Männern ja auch ruhig vorkochen könnten und ihnen dann das Mittagessen direkt mitgeben könnten, aber so wie es jetzt ist schafft das doch eine ganze Menge Arbeitsplätze und das finde ich sehr gut. Außerdem kann ich sehr gut nachvollziehen, dass man nicht jeden Tag auswärts essen möchte sondern sich lieber hausgemachtes Essen von seiner Frau kommen lässt.

Die logistische Meisterleistung finde ich auch wirklich bemerkenswert! In einer Reportage wurde auch erwähnt, dass es seit mehreren Jahrzehnten keinen Fehler in der Zustellung gegeben haben soll. Das kann man zwar schlecht nachprüfen als Außenstehender, aber vielleicht ist das ja wirklich war. Und die Dabbawallas scheinen auch immer ziemlich pünktlich zu sein. Am erstaunlichsten finde ich aber, dass sie die ganzen Töpfe am Ende der Auslieferung auch richtig zuordnen können. Es scheint also alles in allem ein sehr ausgeklügeltes System zu sein!

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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