Alte Menschen entweder ganz lieb oder böse?

vom 27.02.2012, 08:37 Uhr

Ich habe sehr häufig den Eindruck, dass man ältere Menschen prinzipiell in zwei Kategorien einteilen kann. Die einen sind im Alter einfach nur total süß und liebenswert. Die anderen werden im Alter zu regelrechten Giftspritzen und vergraulen mit ihrem Verhalten ihr gesamtes Umfeld. Ich habe schon viele ältere Menschen getroffen und es scheint kaum einen Mittelweg zu geben. Ich spreche dabei auch nicht von Leuten, die vielleicht 50 oder 60 Jahre alt sind, sondern eher von denen, die 70 bis 80 Jahre und älter sind. Diejenigen, die ich als lieb und teilweise wirklich süß wahrnehme, sind oft auch sehr interessiert, fragen vieles nach und nehmen Anteil am Leben. Ihnen merkt man auch an, dass sie noch Spaß am Leben haben und insgesamt eine positive Grundeinstellung haben. Bei den anderen hingegen ist es so, dass es sich um regelrechte Pessimisten handelt, die oft genug auch regelrecht missgünstig reagieren und sich am liebsten von allem abschotten möchten. In Gruppen von jüngeren Leuten stelle ich so eine Zweiteilung eigentlich nicht fest.

Empfindet ihr das ähnlich, oder haltet ihr meine Beobachtung für absoluten Unfug? Lernt ihr vielleicht sogar häufiger ältere Leute kennen, die weder in die eine noch in die andere Kategorie passen? Oder könnt ihr meine Beobachtung vielleicht sogar bestätigen? Kennt ihr selbst ältere Menschen, auf die diese Beschreibungen zutreffen?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn du schon so fragst, dann empfinde ich deine Einteilung als absoluten Unfug :wink: . Ich selber konnte nämlich bislang noch nicht feststellen, dass es nur süße und böse Senioren gibt. Im Gegenteil, genau diesen zwei Extremen bin ich bisher noch nicht begegnet und da meine Urgroßmutter in einem Pflegeheim lebt begegne ich schon so einigen Senioren und die waren wenn ich das so sagen darf alle ganz normal zu mir.

Du sagst ja selber, dass du bei jüngeren Leuten, also unter den von dir angesprochenen achtzig Jahren, eine solche Einteilung nicht feststellen konntest. Die Menschen, die du aber nach süß und böse klassifizierst, die waren doch auch einmal in diesen unteren Altersgruppen! Und wenn sie damals eine homogene Masse dargestellt haben, warum sollten sie denn dann jetzt auf einmal, wenn sie älter werden, ihren Charakter so stark polarisieren? Ich sehe da absolut keinen Grund zu und kann mir auch nicht vorstellen, dass sich die Hälfte der Senioren von ihrem fortgeschrittenen Alter so sehr an den Tod erinnert fühlen, dass sie sich aufgeben und verbittert werden, sodass du sie als böse bezeichnen würdest. Aber ist das überhaupt böse? Ist es nicht eher böse, wenn jemand einem anderen Lebewesen gegenüber böswillige Gedanken hat und ihm schaden will? Das würden wohl nur wenige Rentner tun.

Ich würde sagen, dass du dir deine Klassifikation ein wenig zu einfach gemacht hast und das du sie in der Realität nicht anwenden kannst. Es gibt meiner Meinung nach in jeder Altersgruppe Menschen, die auf deine Beschreibungen zutreffen aber auch solche, die man bei dir nicht einordnen kann, weil sie einfach ganz normale Menschen geblieben sind bis ins hohe Alter und nicht extrem neugierig oder extrem verbittert.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich bin schon öfters ältere Menschen begegnet die genau wie du sagst entweder ganz lieb oder ganz böse waren. Sicherlich wird es noch eine dritte Kategorie geben, die den Zwischenraum bildet, aber in den meisten Fällen ist es so wie du es beschreibst. Wieso das so ist kann ich auch nicht sagen, da man den schlechtgelaunten Senioren überhaupt nix getan hat, diese einen dennoch unter der Gürtellinie angreifen und andere wiederum sind so nett und freuen sich über einen kleinen Plausch. Wieso manche denken müssen so ein aggressives und unmögliches Verhalten auf den Tisch zu legen, weiß ich auch nicht. Ich muss aber dazu sagen, das doch der größte Teil eher freundlich und nett ist.

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ganz böse ist vielleicht das falsche Wort, sondern eher Ich-bezogen und pessimistisch. Mein Opa ist so ein Mensch. Er lässt meine Oma alles für ihn machen und beleidigt sie dabei unablässig. Er hat zahlreiche Regeln und Gewohnheiten, die man nicht brechen darf, da er sich ansonsten furchtbar aufregt. Er wäre quasi 'ganz böse', denn so dreist dürfte wohl kaum ein normaler Mensch sein.

Meine Oma hingegen ist ein absolut liebenswerter Mensch. Sie tut Alles für Andere. Auch wenn sie mit ihren moralischen Vorstellungen anderen Leuten auf die Nerven gehen kann ist sie wohl einer der liebsten Menschen. Alles Geld was sie sich absparen kann spendet oder verschenkt sie. Sie füttert Tauben, weil sie sehr tierlieb ist.

Ich denke also schon, dass die Polarisation dieser beiden Charakterzüge im Alter immer extremer wird. Grade im Angesicht des nahenden Todes scheinen sich viele Charaktereigenschaften zu verhärten und zu verstärken.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann diese vermeintliche Beobachtung auch nur zu einem ganz geringen Teil teilen, muss ihr aber grundsätzlich doch widersprechen, da ich letztendlich ganz andere Erfahrungen gemacht habe. Ich war früher aufgrund meines Berufs auch hin und wieder in Altenheimen oder anderen Pflegeeinrichtungen für die älteren Mitmenschen unterwegs und habe dort auch einige Patienten, bzw. Bewohner persönlich kennen gelernt und diesen persönlichen Kontakt teilweise auch über mehrere Monate gepflegt und aufrecht erhalten. Die Beobachtungen und Erfahrungen, die ich währenddessen machen durfte, haben nicht nur mein Bild von alternden Menschen generell geändert und geprägt, sondern auch mit so manchem Vorurteil oder falschen Vermutungen aufgeräumt.

Auf forschender Seite wiederum streitet man sich auch bis in die heutige Zeit noch darum, ob sich die Charaktermerkmale, die ein Mensch sich so im Laufe seines gesamten Lebens aneignet, im Alter wesentlich stärker ausgeprägt werden - oder zum Vorschein kommen - als in den Jahren zuvor. Es gibt sowohl Forschungsergebnisse, die diese These belegen als auch solche, die ihr klar widersprechen. Was nun davon also wirklich der Fall ist, lässt sich nicht so einfach sagen und es wird wohl auch noch einige Zeit ins Land ziehen, ehe das mit Sicherheit - entweder in der einen oder in der anderen Richtung - belegt werden kann. Ich bin bis dorthin gespannt, was dabei herauskommen wird, denn es ist meiner Meinung nach ein höchst interessantes Thema.

Nun kann ich durchaus nachvollziehen, dass Menschen, die Zeit ihres Lebens gute Menschen waren und zu allen freundlich, egal wie man sie behandelt hat oder was ihnen widerfahren ist, auch im Alter noch sehr freundlich und zuvorkommend sind. Ebenso kann ich natürlich nachvollziehen, wenn das Gegenteil der Fall ist. Ich bin aber darüber hinaus der Meinung, dass der Mensch das Verhalten, das er im Alter an den Tag legt, schon sein ganzes Leben lang mit sich herum getragen hat und also nicht erst im Alter zu dem wurde, was er dann ist. Davon bin ich schwer überzeugt. Selbstverständlich gibt es dann noch einige äußere Faktoren, die in der weiteren Verhaltensweise eine große Rolle spielen können.

Viele alte Menschen befinden sich mehr oder weniger gegen ihren wirklichen Willen in einem Altersheim und es gefällt ihnen dort nicht, weil sie sich sehr unwohl in ihrer Haut dort fühlen. Wenn man dadurch dann keine besonders gute Laune an den Tag legt, sollte das eigentlich jeder verstehen und nachvollziehen können. Dazu kommen altersbedingte Gebrechen und auch Krankheiten wie Alzheimer oder Demenz, die dazu beitragen, dass sich der Charakter eines Menschen grundsätzlich und extrem stark verändern kann. Die Betroffenen können oftmals nichts dafür - aber eben leider auch nichts dagegen tun, es ist dann nunmal so. Zudem neigen viele alte Menschen dazu, im hohen Alter wieder an das zu denken, was ihnen als Kind widerfahren ist - und das sind bei der heutigen betroffenen Generation eben oftmals auch unschöne Kriegserinnerungen, die dann dazu beitragen, dass die Betroffenen beinahe schon wieder in dieser bereits vergangenen Zeit stecken bleiben und ihre Laune und Stimmung dann auch entsprechend ist.

Ich jedenfalls bin der Meinung, dass man alte Menschen mit Respekt behandeln sollte, wie eigentlich jeden Menschen. Man weiß nicht, was sie erlebt haben und was ihnen widerfahren ist, weswegen man sich auch nicht vorschnell ein Bild von ihnen machen sollte. Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass sie einen Freifahrtschein für etwaiges Fehlverhalten bekommen sollten - aber sie haben definitiv das Recht darauf, mit ein wenig Nachsicht behandelt zu werden.

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» Paul Smith » Beiträge: 416 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Da in meiner Familie 2 Personen im Altersheim arbeiten, habe ich auch von einigen Erfahrungen zu berichten. Prinzipiell ist es meiner Meinung nach schon so, dass es viele sehr anstrengende und auch viele sehr liebe Menschen gibt. Da aber einfach so einen Strich zu ziehen und alle Leute in einen Topf zu werfen, ist auch nicht nicht. Es ist einfach so, dass besonders verdrängte Konflikte der Kindheit und auch des restlichen Lebens im Alter wieder hochkommen. Als wirklich anstrengend würde ich hauptsächlich demente Menschen bezeichnen. Diese haben nämlich oft starke Bedürfnisse nach Aufmerksamkeit und wollen alle 5 Minuten besucht werden.

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich muss zugeben, dass ich mit dem Begriff "böse" auch nicht wirklich zufrieden war. Allerdings wollte ich genau diese Polarisation deutlich machen und habe daher dieses Wort gewählt. Es ist ja auch nicht so, dass es keine älteren Leute gibt, die zwischen den beiden Extremen liegen. Dennoch empfinde ich es ebenso wie Tu Dios es beschrieben hat. Die einen sind dann eben eher pessimistisch, oftmals regelrecht missgünstig und schimpfen über alles und jeden, der nicht das macht, was sie sich vorstellen. Die anderen hingegen werden mit zunehmendem Alter geradezu milde und liebevoll. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es daran liegt, dass manche im Alter einfach verbittern, während die anderen alles etwas gelassener sehen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann Deine Beobachtung grundsätzlich schon teilen und habe auch den Eindruck, dass Menschen ab etwa siebzig sich in entweder die eine oder eben die andere extreme Richtung verlagern, einen Mittelweg scheint es hier kaum zu geben. Jedenfalls wüsste ich nun keinen einzigen Menschen ab einem Lebensalter von siebzig Jahren, der weder das eine noch das andere Extrem vertreten hätte, sondern eher ein Mittelding zwischen beiden dargestellt hätte. Mein Opa väterlicherseits gehörte definitiv bis zu seinem Tod zu den liebenswerten älteren Herrschaften, die auch tatsächlich jeder mochte und die überall gern gesehen waren. Meine Oma mütterlicherseits hat das Alter von siebzig Jahren leider gar nicht erst erreicht und war auch weder das eine noch das andere Extrem, aber ich kann mir vorstellen, dass sie eher unleidlich geworden wäre, was allerdings daran lag, dass sie seit einigen Jahren vor ihrem Tod an Krebs litt, der ihr das Leben wirklich schwer machte und der ihre psychische Verfassung auch entsprechend stark verändert hat.

Überhaupt kann ich mir gut vorstellen, dass schwere Krankheiten, die hauptsächlich ab einem gewissen Lebensalter auftreten, möglicherweise eine Ursache für diese Beobachtung sein könnten, dass sich die Menschen irgendwann sehr verändern und in diese Extreme einteilbar sind. Ich kann mir schon vorstellen, dass es ab einem gewissen Lebensalter schwierig wird, mit verschiedenen Krankheiten umzugehen. Es handelt sich dabei ja in der Regel eben auch nicht nur um Kinkerlitzchen, sondern um wirklich heftige Erkrankungen, die nicht selten auch Lebensbedrohlich sind. Dass so mancher Mensch damit schwer umgehen kann und seine seelische Verfassung möglicherweise auch seinen Gesundheitszustand widerspiegelt, finde ich nicht wirklich absurd, sondern eher naheliegend.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich teile diese Ansicht überhaupt nicht, denn egal wie alt ein Mensch ist, man kann ihn nie mal eben so in zwei Kategorien einstufen. Denn nur lieb oder böse reicht ja wohl nie aus um einen Menschen zu beurteilen, denn es gibt immer etwas dazwischen und ich bin der Meinung, dass sich die meisten Menschen wohl eher genau in der Mitte befinden, sie sind mal gut gelaunt und sehr lieb und nett und dann haben sie mal einen schlechten Tag oder schlechte Laune und erscheinen dann übelgelaunt oder griesgrämig. Ich bin aber sowieso kein Freund vom Schubladendenken und teile daher auch meine Mitmenschen nicht in verschiedene Kategorien ein.

» HelloKitty34 » Beiträge: 1651 » Talkpoints: 53,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe in meinem Beruf auch viel mit älteren Menschen zu tun, und kann diese Beobachtung so nicht bestätigen. Sicher gibt es die lieben Omis, die total nett sind und es gibt auch die Leute, mit denen man nicht so gerne zu tun hat, weil sie eben unhöflich sind und denen man anmerkt, dass sie so mit ihrem Leben nicht zufrieden sind. Man sagt ja auch, dass sich Charaktereigenschaften im Alter verstärken. Also Leute, die schon in jungen Jahren lieb und nett waren, sind es dann im Alter noch mehr, und umgekehrt.

Trotzdem gibt es aber auch bei den älteren Menschen den, wie ich es jetzt mal nennen will, gesunden Mittelweg. Ich konnte auch noch nicht beobachten, dass diese Extreme, also nur Gut oder nur Böse, die Mehrheit bilden, sondern ich denke, dass sich da die verschiedenen Altersstufen gar nicht so sehr von einander unterscheiden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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