Wer und was definiert tiergerechte Haltung von Haustieren?

So wie irgendjemand ja die Tiernahrung "erfindet" und herausfindet, was den Tieren gut tut, giobt es ja auch Leute, die herausfinden, welche Behausung Tiere brauchen. Vor ein paar Jahren habe ich noch gelesen, dass ein Zwerghamster einen Käfig braucht, der 80 cm lang ist und heute habe ich in einer Tierzeitung gelesen, dass ein Zwerghamster einen 1 Meter langen Käfig braucht. Rattenkäfige sollten vor ein paar Jahren noch 80 cm hoch sein und heute sagt man, dass man einen Rattenkäfig mindestens 1 Meter hochbauen soll.

Wer definiert die artgerechte Tierhaltung und wer bestimmt und setzt fest, was Tierquälerei in der Haltung ist. Wenn jeder wirklich tiergerecht handeln würde, würden wohl die wenigsten Menschen Tiere halten. Denn wer hat für 2 Kaninchen schon 4 m² Platz, wie ich hier gelesen habe. Sicher ist es schön, wenn ein Tier oder eben zwei Tiere viel Platz haben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass alle wirklich ihren Tieren das geben.

Wenn es doch so festgesetzt ist, was Tiere brauchen, warum wird das nicht kontrolliert? Wie kommt man darauf, was Tiere in der Haltung brauchen? Vor allem, wer setzt es gest?

Ich könnte mir vorstellen, dass es ab und an Studien dazu gibt, unter welchen Bedingungen Tiere besser gedeihen, man sich an deren natürlichem Leben orientiert oder auch Erfahrungswerte herangezogen werden, um entsprechende Vorgaben zu definieren. Letztendlich glaube ich auch, dass es „Tierfreunde“ gibt, die ständig mehr fordern und vielleicht auch eine gewisse Öffentlichkeitswirkung haben.

Vor einiger Zeit war ich auch ab und an in Tierforen unterwegs, wo sich eben diese Menschen sammeln. Wenn man dort schreibt, dass man z.B. ein Kaninchen alleine hält, dann geht aber das Gehetze los. Da heißt es gleich, man sei ein Tierquäler oder sonstwas. Das sind einfach Personen, die sich viel zu sehr in ihre Tiere hineinsteigern und meinen, sie besitzen das alleinige Anrecht auf die Weisheiten der Tierhaltung.

Wenn man immer alles so machen würde, wie es dort empfohlen würde, dann dürfte man überhaupt keine Tiere mehr halten. Natürlich sollte man auch schauen, dass man den Bedürfnissen des Haustieres entgegen kommt, aber man kann sein Wohnzimmer nun einmal nicht zum Regenwald umgestalten oder Tiere immer in der Zahl halten, wie sie sich in der Natur in Gruppen zusammen finden würden.

Die meisten haben ja z.B. auch nur einen Hund und kein ganzes Rudel, obwohl Hunde doch eigentlich Rudeltiere sind. Und viele lassen die Katze auch nicht raus – eben weil man Mietzie nicht eines Tages von der Straße kratzen will. Auch das entspricht eigentlich nicht der Natur der Tiere, aber es ist eben ein Kompromiss, den man eingehen muss, wenn man es sich nicht zu schwer machen oder die Tiere auch nur schützen will.

Festgesetzt wird es prinzipiell von niemandem. Meistens sind es einfach Annahmen aus Erfahrungen die sich dann verbreiten. Gerade in Tierschutzorganisationen merkt man deutlich, dass es viele Abweichungen gibt. So war ich damals in einem Kaninchenverein der nie Tiere vermittelt hat die weniger als 4qm (reine Lauffläche) zur Verfügung hatten und dies wurde auch für die Pflegestelle unbedingt erforderlich. In einem anderen Verein den ich kenne, sind die Richtlinien wieder nicht so streng und sie vermitteln ein Paar auch in 3qm, wenn das Zuhause ansonsten passt.

Man hat mit der Zeit einfach heraus gefunden was den Tieren gut tut und konnte Haltungsfehler aufdecken. Gerade im Hinblick auf Kaninchen wurde einfach festgestellt, dass Tiere die zu eng gehalten werden krank werden und psychische Probleme davon tragen. Die Käfigkaninchen nagen an den Kindern, werden oft Übergewichtig und bekommen zahlreiche Probleme.

Leider sind die Gesetzte jedoch noch weit hinter. In Österreich kam erst vor ein paar Wochen beispielsweise ein neues Gesetz raus, dass Kaninchen für die Lebensmittelgewinnung nur noch in Buchten und Gehegen und nicht mehr im Käfig gehalten werden dürfen, da dies Tierquälerei sei. Viele Aspekte kann man sich durch logisches Denken schon beantworten. Ein Tier im Käfig zu halten ist einfach nicht Artgerecht und entspricht nicht den natürlichen Verhaltensweisen. Auch bei anderen Tieren kann man doch ganz klar durch logisches Denken schlussfolgern, dass es nicht Artgerecht ist. Ein Vogel im Käfig beispielsweise kann nie Artgerecht sein und dafür brauch es keine Studien.

Und wer für 2 Kaninchen 4qm Platz hat? Wir haben für 5 eigene Kaninchen 17qm zur Verfügung gestellt und für unsere beiden Pflegekaninchen 4qm. Ich finde man sollte sich vor der Anschaffung eines Tieres informieren und die Haltung Artgerecht schaffen. Wer den Platz nicht hat, sollte sich eben keine Kaninchen anschaffen. So zumindest meine Meinung. Und auch viele andere Menschen stellen ihren Kaninchen die gewünschte Platzmenge zur Verfügung. Die beiden Pflegetiere Judie und Diego werden so zum Beispiel Ende März bis zum Bodensee ziehen und ein 10qm Gehege zur Verfügung haben.