Arme steigen wie von Geisterhand auf - Wie funktioniert es?

Kennt ihr diesen Trick? Ihr stellt euch in einen Türrahmen. Achtet darauf, dass ihr eure Beine soweit spreizt, dass beide Fußsohlen links und rechts an den Türrahmen anliegen. Die Arme legt ihr jetzt auch leicht angewinkelt nach unten an den Türrahmen und drückt leicht gegen den Türrahmen. In dieser Stellung verharrt ihr nun circa eine Minute. Wenn ihr dann aus dem Türrahmen geht, werden eure Arme wie von Geisterhand nach oben steigen, ihr werdet keinen Einfluss darauf haben.

Mich hat dieser Trick schon immer fasziniert. Aber so richtig erklären konnte ich mir noch nie was in der Zeit im Türrahmen mit den Muskeln und Gelenken passiert, sodass die Arme beim Weichen vom Türrahmen automatisch nach oben gleiten. Ich denke es hat irgendetwas mit der Anspannung zu tun, denn man drückt ja gegen den Türrahmen. Aber was genau passiert, weiß ich nicht. Ich war in Physik sowieso nicht gerade gut und weiß nur, dass wir etwas mit Kräften durch genommen haben. Jedoch kamen wir auf diesen Trick nie zu sprechen. Und vor allem: Warum passiert nichts mit den Füßen. Sie drücken ja auch gegen den Türrahmen, jedoch bemerkt man hier keine Veränderung, nachdem man aus dem Türrahmen geht.

Wer von euch kennt den Trick? Wie funktioniert dieser? Was steckt dahinter? Wieso steigen die Arme wie gesteuert nach oben und man hat keinen Einfluss darauf? Wieso kann man diesen Vorgang nicht stoppen, selbst wenn man wollte? Ich finde man ist in diesem Moment wie gelähmt und kann nur erstaunt auf seine nach oben steigenden Arme starren. Wem geht es genauso? Wie ist das Ganze physikalisch zu erklären?

Physikalisch ist das ganze überhaupt nicht erklären sondern nur biologisch oder im aller höchsten Falle auch biophysisch, aber da ist die Erklärung dann vielleicht sogar schon eher von chemikalischer Natur. Du solltest doch auch wissen, dass Muskelbewegungen biologisch erklärt werden und nicht physikalisch! Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass ihr diesen "Trick", der ja kein Trick ist sondern ein Phänomen, nicht im Physik-Unterricht durchgenommen habt.

Es ist übrigens total egal, wie man die Füße stellt und ob man mit ihnen ebenfalls gegen den Türrahmen drückt oder nicht. Das ganze klappt auch dann noch, wenn du deine Füße ganz dicht aneinander unter deine Körpermitte stellst. Warum deine Füße, wenn du mit ihnen fest gegen den Türrahmen drückst, nicht auseinander gehen wenn du einen Schritt aus dem Türrahmen heraus machst ist ganz klar: auf deinen Füßen lastet dein Körpergewicht, welches es ihnen auf normalen Untergründen nicht erlaubt, seitlich weg zu rutschen. Auf Glatteis könnte es allerdings in sehr schwachem Maße funktionieren. Außerdem ist der Richtungsvektor der zum Druck deiner Füße gehört abwärts gerichtet und von einem sehr flachen Winkel. Was das bedeutet solltest du aus dem Physikunterricht der siebten Klasse wissen, denn das ist nun extra für dich eine physikalische Erklärung, die biologische Erklärung für diesen Fall wäre ein wenig unschöner.

Die Erklärung für die scheinbar schwebenden Arme lernt man in der Neurobiologie, denn in der Unterstufe wird der Muskel nur sehr oberflächlich erklärt. Du wirst zwar vielleicht wissen, dass eine Muskelfaser aus Aktin und Myosinfilamenten besteht, aber das erklärt das Problem noch nicht. Wichtig ist: Über ein Signal der nerven werden Calciumionen ausgeschüttet und eben diese Calciumionen sorgen dafür, dass sich der Muskel kontrahiert.

Wenn du nun eine Weile stark gegen den Türrahmen drückst wird immer mehr Spannung aufgebaut. Zum zweiten sendet dein Gehirn aber auch ständig die Signale, um noch mehr Calcium aus zu schütten! Es kommt zu einer so genannten Dauerdepolarisation der Nervenzellen, welche allerdings nur temporär ist. Gehst du nun aus dem Türrahmen heraus, so zieht die Spannung in deinen Muskeln die Arme langsam hoch und hält sie oben und lässt sie auch noch weiter steigen, so lange Calciumionen nachströmen. Geht die Dauerdepo0larisation wieder zurück, erreicht weniger Calcium in ionisierter Form deine Muskeln und deine Arme sinken wieder langsam ab.

Du siehst: Physikalisch kann man das nicht erklären sondern nur biologisch! Aber irgendwie fand ich dieses Phänomen immer spannender, als ich noch nicht wusste wie es funktionierte.

Ich kenne diesen Trick und wir haben ihn damals in Biologie kenne gelernt, als es darum ging, dass die Muskeln angespannt und entspannt werden können. Soweit ich mich erinnern kann, hängt dieses Phänomen damit zusammen, dass man, wenn man die Muskeln der Arme, die eine Zeit lang unter Spannung standen, nicht sofort entspannen kann und dass diese restliche Spannung in den Muskeln dann bewirkt, dass die Arme trotzdem nach oben gehen. Je nach der Stärke der vorherigen Anspannung hält diese Wirkung länger oder kürzer an.

Meine Vorredner haben beide auf ihre Weise Recht. Wenn Hufeisen sagt, dass man die Arme nicht sofort entspannen kann, dann stimmt das und aus Ankys Erklärung folgt auch die Begründung dafür. Es ist tatsächlich so, dass wir für eine Anspannung der Muskeln, also für eine Muskelkontraktion, Calcium in zweifach positiv geladener Form benötigen, also Calciumionen. Diese lassen es zu, dass sich in den Muskelfasern Die Myosinköpfchen mit den Aktinfilamenten verbinden. Dadurch ziehen sich die Fasern enger zusammen und die Muskeln kontrahieren, sie spannen sich also an.

Wenn man die Arme nun eine Zeit lang doll gegen den Türrahmen drückt, dann wird sehr viel Calcium frei gesetzt und wenn man mit dem Drücken nachlässt, kann man (ganz nach der Beschreibung von Hufeisen) wegen dem ganzen Calcium in den Muskelfasern die Muskeln nicht mehr sofort entspannen und weil sich die Muskeln noch weiter kontrahieren gehen die Arme hoch und scheinen ganz leicht zu schweben, ohne etwas dagegen machen zu können. Es ist also wirklich ein biologisches Phänomen und hat gar nichts mit Physik zu tun.