Ist man für den zweiten Berufsweg nie zu alt?
Ich habe neulich von meinem Nachbarn gehört, dass sein Bruder, der fast 60 Jahre alt ist nun hier in Paderborn studiert. Er will es noch einmal wissen und sitzt nun jeden Tag in den Vorlesungen und schreibt auch Klausuren. Er will, wie ich das mitbekommen habe, wohl BWL studieren. Da in diesem Jahr auch die Studienplätze sehr eng werden, weil ja auch zwei Jahrgänge aus den Gymnasien kommen, sieht es so aus, dass er wohl auch einem jungen Menschen einen Studienplatz wegnimmt. Er wird, wenn ich das richtig verstanden habe, auch das erste Semester wiederholen, weil er nicht so mitgekommen ist.
Mein Nachbar findet das klasse, dass sein Bruder in dem Alter noch einen zweiten Berufsweg einschlägt. Ich persönlich halte das für irrsinnig, weil er diesen Beruf wohl nie mehr ausüben wird. Er ist fertig, wenn er in Rente geht und eine Anstellung wird er wohl nie mehr bekommen. Außerdem nimmt er einem potentiellen Studenten den Platz weg.
Ich habe hier schon oft gehört, dass Studenten zwischen 30 und 60 Jahren die Unibank drücken. Was haltet ihr davon? Ist man für den zweiten Berufsweg nie zu alt oder sollte man doch irgendwann mal sagen, dass man mit dem zufrieden sein soll, was man gelernt hat? Ab wann denkt ihr, dass man nichts neues mehr lernen sollte? Oder sollte man bis ins Rentenalter studieren dürfen oder eine Ausbildung machen?
Es ist vielleicht zu erwähnen, dass der ältere Herr sich hier auch für ein sogenanntes Seniorenstudium entschieden hat, was dann keinem "regulären" Studenten einen Platz wegnehmen würde. Aber selbst wenn hier der Platz "weggenommen" wird, kann man dies höchstens dem System zuschieben und nicht der Person, welche auch im Alter das Studium aufnehmen will. Hier würde ich mir niemals erlauben, Menschen auf Grund ihres Alters von so was auszuschließen. Denn da stellt sich die Frage, ab welchem Alter man hier allein die Wirtschaftlichkeit betrachtet und kann dann dies gerne auch auf die medizinische Versorgung übertragen. Das hätte dann fatale Folgen und würde eigentlich den Mensch auf ein Wirtschaftsgut reduzieren.
Ich finde nicht, dass es einen Zeitpunkt gibt, ab dem man zu alt wäre. Richtig ist natürlich auf Grund der Endlichkeit des Seins, dass natürlich der "Return of Invest" nicht mehr erreicht werden kann. Das aber sollte nicht allein im Vordergrund stehen.
Dann ist es eigentlich erschreckend, wenn du hier dann auch schon 30ig Jährige hier in die Kategorie "zu alt" steckst. Zumal das propagierte System eines lebenslangen Lernen genau diese Entwicklung eben fördern sollte, dass auch Menschen aus dem Berufsleben zu einem späteren Zeitpunkt einfach die vereinfachte Möglichkeit bekommen, sich beruflich weiter zu entwickeln, sich weiter zu qualifizieren oder neu zu orientieren.
Auch für mich gibt es keinen Zeitpunkt im Leben, wo ich sagen würde, dass man zu alt für einen anderen Berufsweg ist. Leider lassen die arbeitstechnischen Möglichkeiten es oftmals nicht mehr anders zu als das sich Menschen umorientieren müssen. Dies mag für die Menschen anfänglich vielleicht schrecklich erscheinen, aber die Möglichkeit ist ja da um sie auch zu nutzen. Ich finde es nicht wirklich tragisch, wenn jemand als Beispiel mit 60 Jahren noch eine Umschulung machen würde.
Im Gegenteil ich finde es sogar gut, wenn diese Menschen noch etwas aus ihrem Leben machen wollen und sich nützlich machen möchten. Diesen Menschen sollte man auch die Chance dazugeben, denn sie haben es sich doch auch verdient!
Warum bitte soll man mit dem zufrieden sein, was man irgendwann mal gelernt hat? Manche Berufe sind so gut wie nicht mehr erlernbar, weil sie auslaufen. Durch die Technisierung sind neue Berufe entstanden. Wenn man also einen Arbeitsplatz finden will, muss man sich anpassen und das heißt auch: „lernen“. Viele Menschen studieren und schaffen sich nicht nur einen Beruf, sondern mehrere, warum nicht? Ich gebe dir insofern Recht, dass ein Studienbeginn mit 60 Jahren wirklich sehr spät ist. Aber warum sollten Dreißigjährige nicht ein Studium beginnen. Hast du das Gefühl, dass du mit dreißig Jahren zu alt für ein Studium warst? Ich finde nicht, dass das zu alt ist. Auch ein Studium mit fünfzig Jahren kann noch zehn oder mehr Jahre Arbeit bringen. Man soll das alles nicht so engstirnig sehen und den Leuten gönnen, dass sie sich ein zweites Standbein schaffen.
Einige Menschen die ich kenne, haben zwei oder sogar mehrere Berufe. Ich finde es gut, soviel Energie aufzubringen. Viele sind nebenberuflich auch an der Fernuni und studieren. Weil sie ja irgend wovon leben müssen, machen sie das nebenher. Ein Bekannter von mir begann auch mit Ende fünfzig ein zweites Studium der Architektur. Er arbeitet nun zusätzlich zu seiner Rente als selbstständiger Architekt und ist sehr zufrieden. Warum sollte man ihm das nicht gönnen? Es gibt kein Alter, ab dem man nicht mehr lernen sollte. Im Gegenteil, lernen kann ein Jungbrunnen für das Gehirn sein.
Zunächst einmal denke ich, dass man nie zu alt ist, um etwas Neues zu lernen. Im Gegenteil, ich finde es bewundernswert, wenn sich Menschen nicht mit dem zufrieden geben, was sie mal gelernt haben, sondern nach weiterem Wissen streben. Davor habe ich wirklich höchsten Respekt, während ich mit Leuten, die mit Mitte 20 oder 30 der Meinung sind, sie hätten für das gesamte Leben genug gelernt und sich jeglicher weiteren Bildung verschließen, recht wenig anfangen kann. Es ist wunderbar, wenn Menschen sich weiterbilden und sich geistigen Herausforderungen stellen. Menschen können auch im hohen Alter noch lernen und ich finde, dass man das durchaus ausnutzen sollte. Man kann ja gar nicht zu viel lernen, so dass es einem niemals schaden wird, wenn man studiert. Es wird einem immer zugute kommen und nicht nur den Wissenshunger befriedigen, sondern auch die persönliche Reife fördern, so wie alle tiefgreifenden neuen Erfahrungen.
Ich selbst habe auch schon Leute erlebt, die es als übertrieben ansehen, wenn jemand, der eine Ausbildung gemacht hat, anschließend noch studiert. Allerdings handelt es sich dabei oft nur um Neider, die selbst genau wissen, dass sie selbst nicht den Biss oder die intellektuellen Voraussetzungen hätten, um nach ihrer Ausbildung noch studieren zu gehen und es daher selbst lieber sein lassen. Das waren auch Leute, für die das Lernen nur ein notwendiges Übel darstellt und die in einem Beruf nur eine lästige Notwendigkeit sehen. Diese Leute können sich dann auch gar nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die einfach Spaß daran haben, neue Dinge zu lernen und sich auch im hohen Alter noch gerne mit Dingen beschäftigen, die sie bisher versäumt haben.
Natürlich wird jemand, der mit 60 Jahren noch ein Studium beginnt, keine große Karriere mehr machen. Es ist eigentlich wahrscheinlich, dass derjenige gar nicht mehr in einem Bereich arbeiten wird, in dem ihm das Studium zugute kommt. Dennoch ist es ja nicht nutzlos, weil derjenige selbst so viel hinzugewinnt. Der Mann, von dem hier die Rede ist, wird in erster Linie für sich studieren. Warum sollte er keinen Gebrauch machen von seinem Recht auf Bildung? Warum sollte ein älterer Mensch nicht mehr lernen dürfen, wenn ein Studienfach ihn sehr interessiert? Die Einstellung, dass man in einem bestimmten Alter nicht mehr lernen sollte, ist für mich auch nicht besonders intelligent.
Ich finde es auch blödsinnig, einem älteren Studenten zu unterstellen, dass er jüngeren Leuten die Studienplätze wegnimmt. Mit demselben Argument kann man auch diejenigen kritisieren, die nach dem Abitur nicht so recht wissen, was sie machen wollen und sich einfach für irgendetwas einschreiben, oder diejenigen, die sich für zwei Fächer einschreiben und nur eines davon zu Ende führen. Natürlich ist es blöd, wenn Vorlesungen überfüllt sind und es keine Plätze in Seminaren gibt. Ich selbst erlebe das nicht, weil es in meinem zulassungsbeschränkten Studium eher übersichtlich zugeht. Allerdings können die älteren Studenten dafür wohl am wenigsten.
Ich weiß nicht, was einen 60jährigen reizt, noch einmal die Schulbank zu drücken und zu studieren. Für den eigenen Berufswunsch dürfte es wohl zu spät sein und einen Job wird er dadurch bestimmt nicht finden, wenn er denn jemals seinen Abschluss macht. Auf der anderen Seite finde ich es bemerkenswert, dass er es in diesem Alter noch einmal versuchen möchte. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er dann noch leistungsmäßig mit den jüngeren mithalten kann, denn die Aufnahmebereitschaft ist in diesem Alter doch sehr stark beeinträchtigt.
Warum sollte denn dieser 60-Jährige einem jungen Schulabgänger überhaupt einen Platz wegnehmen? Zum einen kann es gut sein, dass er tatsächlich einen Studiengang speziell für ältere Studenten belegt und zum anderen ist es doch wohl, dass er schon mit dem Studium begonnen hat und das damit keinem potentiellen Erstsemester ein Studienplatz verloren geht. So etwas vorzuschieben halte ich für zu kurz gedacht.
Außerdem ist es für mich absolut nicht abwegig, dass man in etwas höherem Alter sich beruflich noch einmal neu orientiert. Das haben zwei Damen in meinem Bekanntenkreis (erfolgreich) getan und auch ich erwäge ab dem Sommer noch einmal eine Ausbildung zu machen, die mit meinem bisherigen beruflichen Werdegang so gar nichts zu tun hat. Und auch da habe ich schon einiges dazu gelernt, was in der ersten Ausbildung nicht gelehrt wurde, weil es nur Berührungspunkte mit dieser Ausbildung gibt. Zwar werde ich dann vielleicht nicht einmal mehr die Hälfte meines Berufslebens in dem neuen Beruf arbeiten, aber wer sagt, dass ich mit 67 schon in Rente gehe?
Ich denke daher auch, dass man immer dazu lernen sollte und das auch tun darf. Klar sollte die kostenlose Erstausbildung wirklich nur der Erstausbildung zustehen. Wer also noch eine weitere Ausbildung machen oder aber ein Studium absolvieren möchte, der sollte dann vielleicht auch für entstehende Kosten mit aufkommen, aber einem erwachsenen Menschen mit erfolgreich abgeschlossener Erstausbildung sollte grundsätzlich immer der Weg zu weiteren Ausbildungen offen stehen.
Ich denke doch, dass man nie auslernt und selbst wenn man schon ein höheres Alter erreicht hat, ist es eine gute Sache, wenn man sich noch dazu entschließt etwas neues zu lernen. Auch ein Studium finde ich gut, warum auch nicht? Es geht wohl nicht primär darum, den dadurch ermöglichten Beruf zu ergreifen, sondern eher um die Tatsache, dass man noch etwas tut, etwas für sich tut, etwas dazu lernt.
Ich denke somit nicht, dass man zu alt für einen weiteren Bildungsgang sein kann. Es ist immer gut, egal welches Alter man hat, wenn man es mit etwas sinnvollem füllt. Nur zu Hause sitzen kann ja schließlich jeder, damit hat man aber noch nichts erreicht. Und wer in seinem Leben noch etwas erreichen möchte, ist doch dafür nie zu alt. So kann man zurück blicken und von sich sagen, dass man sich nicht ausgeruht hat oder dass man etwas aus seinem Leben gemacht hat.
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