Ist es Luxus, arbeiten zu dürfen, was einem Spaß macht?

vom 22.02.2012, 09:39 Uhr

Gerade eben habe ich auf Servus TV eine Reportage gesehen. In dieser Reportage ging es um das Land Vietnam und um eine vietnamesische Familie. Eine Reporterin wurde von dieser sehr gastfreundlichen Familie eingeladen, mit zu essen und eine Nacht zu bleiben. Während dieser Zeit unterhielt sich die Reporterin unter anderem auch mit der Frau der Familie, die eine sehr schlechtbezahlte und anstrengende Arbeit hat, kurz gesagt eine Drecksarbeit. Im Laufe der Unterhaltung fragte die Reporterin dann, ob sie es vermisst, keine Arbeit zu haben, die ihr ein bisschen mehr Spaß machen würde. Die Frau sagte dann, dass es sinnlos wäre, darüber nachzudenken weil eine Arbeit, die gleichzeitig Spaß macht, ein Luxus sei.

Diese Aussage machte mich sehr nachdenklich. Uns wird ja immer wieder gesagt, wir sollten uns eine Arbeit suchen, die uns auch gefällt, da wir sonst unzufrieden und unglücklich sein würden. Tatsächlich ist es ja wirklich so, dass man froh sein kann, wenn man diese 40 Stunden pro Woche wenigstens mit einer Tätigkeit verbringen kann, die einem zumindest ein bisschen Spaß macht. Für uns ist es ja selbstverständlich, zu machen, was uns Spaß macht. Ist einer an Technik interessiert, so kann er beispielsweise problemlos an eine HTL gehen und/oder zum Beispiel Maschinenbau studieren. Will ein Mädchen Architektin werden, so kann sie das auch. Denkt ihr, dass man hier von Luxus sprechen kann? Könntet ihr euch vorstellen, jeden Tag einer Arbeit nachgehen zu müssen, die ihr hasst?

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge



eine Arbeit zu haben, die einem auch noch Spaß macht, ist definitiv Luxus und wenn man in einer solchen Position ist, sollte man dies auch wertschätzen. Ich selbst habe das Glück, meinen Traumberuf ausüben zu dürfen und obwohl auc ich mich gelegentlich über meinen Job ärgere (was ganz normal ist ist), weiß ich, dass es nicht selbstverständlich ist, einen Job zu haben, den man im Großen und Ganzen liebt.

Denn bei der Berufswahl stehen einem auch in Deutschland viele Hindernisse im weg: Hat man eine ausreichende Qualifikation, um den Beruf ausüben zu können? Ist der erreichte Abschluß ausreichend, um die entsprechende Ausbildung zu machen? Werden genügend Arbeitsstellen und Ausbildungsplätze in dem angestrebten Bereich angeboten? Sind die eigenen Fähigkeiten dementsprechend?

Heutzutage ist es ohenhin nicht so einfach, einen guten Arbeitsplatz zu finden. Und bevor man arbeitslos bleibt, nimmt man meist auch lieber einfach das, was angeboten wird, bevor man allzuhohe Ansprüche stellt - was ja auch nicht unbedingt verkehrt ist. Denn ich denke, ein Job ist immernoch besser als kein Job. Dann aber auch noch einen Job zu bekommen, den man liebt oder der einem Spaß macht, ist eben doch Luxus.

» skeygeta » Beiträge: 52 » Talkpoints: 0,53 »


Das genannte Beispiel ist ja auch unsere Situation nicht so richtig übertragbar. Die Menschen, die in Entwicklungsländern leben, haben sicherlich mit viel schlimmeren Arbeitsbedingungen zu kämpfen, als wir uns das vorstellen können. Für diejenigen ist ein guter Job also etwas, dass sie nicht krank macht oder total erschöpft. Aber wir würden an einen Traumberuf ja ganz andere und vor allem viel höhere Anforderungen stellen.

Häufig stören uns an unsere Arbeit ja scheinbare Kleinigkeiten. Da ist etwa die Bezahlung nicht so, wie wir es uns wünschen würden oder man versteht sich mit dem ein oder anderen Kollegen nicht. Manchmal sind es auch Tätigkeitsinhalte, etwa das man immer wieder das Gleiche machen muss oder andererseits ständig Neues auf einen einströmt und somit Stress entsteht. Und selbst wenn man halbwegs zufrieden ist, reicht es schon, jemanden zu treffen, der noch bessere Bedingungen hat und schon ist man neidisch und wieder unzufrieden.

Aber auch eine spannende Tätigkeit zu finden, ist nicht einfach. Wer sich z.B. für Technik interessiert, kann ja durchaus eine technische Fachrichtung wählen, aber ob er dann auch genau in dem spezifischen Teilbereich eine Arbeit findet, für den er sich interessiert? Ob er auch in der Region diese Arbeit findet, in der er lebt? Oder ob er nicht unter der Vielzahl anderer Bewerber ausgesiebt wird? Das ist auch bei uns nicht sicher!

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Einen Job zu haben der einem auch Spaß macht ist schon eher Luxus. Ich kenne einige Leute, bei denen das so ist und hatte sowas selbst auch mal - und habe es jetzt nicht mehr, weil ich den Arbeitgeber gewechselt habe und damit zwar nicht den Beruf, aber schon das Tätigkeitsfeld. Das macht mir ehrlich gesagt auch schon ziemlich zu schaffen - wahrscheinlich vor allem deshalb, weil ich vorher wirklich Spaß hatte. Als Konsequenz habe ich mittlerweile hier gekündigt und versuche nun, woanders diesen Spaß an der Arbeit wieder zu gewinnen.

Zum Spaß an der Arbeit gehört eigentlich ja auch ein bisschen mehr als nur die reine Berufswahl, auch wenn sie den entscheidenden Teil ausmacht. Umgebungseinflüsse wie Kollegen, Belastung und Stress machen auch etwas aus, genau wie Arbeitszeiten oder Abwechslung innerhalb der Tätigkeit ihren Teil dazu beitragen. Eine Freundin von mir zum Beispiel findet ihren eigentlichen Beruf ziemlich langweilig, aber Spaß an der Arbeit hat sie trotzdem weil die äußeren Umstände alle gut passen. Deshalb würde sie auch keinen Jobwechsel in Betracht ziehen, wie sie selber sagt. Und genau das ist meiner Meinung nach schon ziemlicher Luxus.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich weiß nicht, ob man einen Job unbedingt als Luxus sehen kann. Dabei kommt es sicherlich auch viel darauf an, ob es der Traumberuf ist und wie das Arbeitsklima ist. Ich selber habe meinen Traumberuf, aber sehe ihn dennoch nicht als Luxus an. Ich dachte damals zwar immer, dass ich glücklich bin, aber es stinkt mir gewaltig. Ich gehe arbeiten, damit man mir Steuern abzieht und diese wiederum nach z.B Griechenland sendet fürs Nichts tun! Ich bin ehrlich gesagt nur noch genervt, dass ich arbeiten gehe und viele es einfach nicht tun und auch gar nicht müssen, weil wir ein netter Sozialstaat sind, die alle "faulen" unterstützt.

Ansonsten kann man natürlich nicht von einem Arbeitsverhältnis in Vietnam oder Asien allgemein ausgehen. Diese Menschen sind oftmals sehr dankbar für Arbeit und gehen auch gerne zur Arbeit. Die Arbeit hängt da oben nicht auf Bäumen und ist sehr rar, sodass die Menschen sehr dankbar für diesen in ihren Augen Luxus sind. Hier in Deutschland, wo noch immer viele Mängeln wir hätten, keine Arbeitsplätze sind wir in meinen Augen viel zu verwöhnt!

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ob man einen Beruf oder Arbeitsplatz als Luxus auslegt liegt immer im Auge des Betrachters! Es liegt natürlich auch an der gesellschaftlichen Struktur, ob ein Beruf etwas erfreuliches oder ein Mittel zum Zweck ist.

Für viele Menschen auf der Welt genießt sogar diese vietnamesische Frau einen Luxus, da sie einen Arbeitsplatz hat. Auch wenn es ein "Drecksjob" ist, verdient sie immerhin ein bisschen Geld damit, wovon viele Menschen nur träumen. Für sie ist es wiederum Luxus wenn jemand einen Beruf hat der ihm noch dazu Spaß macht, anstatt nur zu arbeiten um Geld zu verdienen. In unserer Gesellschaft ist es erwünscht, einen Beruf zu ergreifen der einem Spaß macht, da unserer Ansicht nach ein motivierter und glücklicher Arbeiter nicht nur ein besserer Angestellter ist, sondern da wir ein soziales System haben, in dem das Wohl der Menschen einen hohen Stellenwert einnimmt.

Dass die asiatische Gesellschaft vor allem wenn es um die Beschäftigung von Arbeitern geht deutlich weniger sozial orientiert ist ist kein Geheimnis. Da die meisten Menschen nicht bis kaum qualifiziert sind haben sie keine große Auswahl, häufig bleiben nur Jobs in der Agrarwirtschaft oder in Fabriken. Auch dass es kaum Versicherungen seitens des Arbeitgebers gibt zeigt, dass das Wohlergehen der Arbeiter einen deutlich niedrigeren Stellenwert hat als bei uns.

Insofern ist es dort wohl tatsächlich ein Luxus einen Beruf zu haben der einem gefällt, da man schon froh sein muss überhaupt einen einigermaßen gut bezahlten Job zu haben. Für uns ist es jedoch selbstverständlich sich nach einem interessanten Beruf umzusehen, da wir in einem anderen System leben.

» sYmo » Beiträge: 80 » Talkpoints: 1,81 »


Man kann die Arbeitsverhältnisse in Vietnam und hier überhaupt nicht vergleichen. Dort sind die Menschen einfach nur froh, überhaupt eine Arbeit zu haben, damit sie überleben können. Egal wie schrecklich und unterbezahlt dort die Tätigkeiten sind, helfen sie vielen Menschen, überhaupt zu überleben.

Hier hingegen ist man ja sozial abgesichert, so das man sich nicht jeder Arbeit hingeben muss. Hier hat man das Privileg, vorausgesetzt man hat die Qualifikationen, einen Beruf mit seinen Interessen auszuüben.

Ich selbst habe im Moment das Glück, meinen Traumberuf ausüben zu dürfen. Es gab zwar auch Jahre wo ich eine anderer Arbeit nach gegangen bin, aber ich brauchte nie einer Arbeit nachgehen, die ich gehasst hätte. Da es in Deutschland sehr viele Jobangebote gibt, kann man eigentlich meistens eine Arbeit finden, auch wenn mit einigen Abstrichen, die einem gefällt.

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» Wennie4 » Beiträge: 1754 » Talkpoints: 6,72 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich besitze diesen Luxus das zu arbeiten, was mir auch Spaß macht. Mein Freund allerdings auch und auch sein ältester Sohn arbeitet in seinem Traumberuf. In Deutschland also durchaus machbar, dass man einen Job macht, der einem wirklich Freude macht. Und ich kenne noch mehr Leute, welche dieses Glück haben.

Allerdings kann man eben auch Deutschland nicht mit Vietnam vergleichen. Wobei es eigentlich in der Natur des Menschen liegt, immer wieder und in allen Lebenslagen Vergleiche zu ziehen. Wobei ich auch die Meinung vertrete, dass man nur wirklich glücklich sein kann, wenn man eben auch seine Arbeit mit Freude macht.

Das beste Beispiel war da immer mein Vater. Über mehrere Umwege war dann Fahrdienstleiter bei der Deutschen Reichsbahn geworden. Selbst im größten Stress hatte er Spaß an der Arbeit und ging eben auch gerne zur Arbeit. Nach der Wende hat sich dann Vieles bei der Bahn geändert und das nicht nur zum Vorteil des gesamten Unternehmens und damit der einzelnen Jobs. Die Freude am Job ging bei meinem Vater verloren.

Wenn man allerdings froh sein kann überhaupt einen Job zu bekommen, der macht eben auch Drecksarbeit, auch wenn es nicht der Traumjob ist. Und da die Verhältnisse in Vietnam eben nicht mit denen bei uns vergleichbar sind, ist diese Frau sicherlich froh, das sie überhaupt ein wenig Geld verdient und stellt dann keine Ansprüche mehr an ihren Job.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Schwierig zu beantworten. Ich bin der Meinung, dass das eben zum großen Teil auch an einem selber hängt. Wenn ich erst einmal den entsprechenden Abschluss habe und den auch noch entsprechend gut, dann stehen mir schon wesentlich mehr Türen offen. Absolviere ich dann auch noch die Ausbildung oder das Studium entsprechen, dann komme ich der Sache, einen Beruf auszuüben der mich erfüllt und mir Spaß macht, sicherlich schon näher. Außerdem muss man sich auch ein bisschen auf sich selber verlassen, was die Berufswahl angeht.

Viele entscheiden sich da ja schon mal falsch und ziehen das dann durch und üben eben jahrelang einen Beruf aus, der eigentlich der falsche ist. Und dann gibt es sicherlich noch Menschen, die sich bewusst für einen Beruf entscheiden, der viel Geld bringt aber wenig Spaß. Ich bin also der Meinung, dass das vielleicht weniger was mit Luxus und viel mehr mit einem selbst zu tun hat. Problematisch ist vielleicht, dass man an den entscheidenden Punkten noch nicht die nötige Reife besitzt und sich dann eben falsch entscheidet.

Und ich bin auch der Meinung, dass man Vietnam nicht mit Deutschland vergleichen kann. Wenn ich richtig informiert bin, dann hat man da schon mal das erste Problem, dass die schulische Ausbildung sich unterscheidet und auch gar nicht jeder finanziell in der Lage ist, ewig die Schule zu besuchen. Da ist man manches mal schon gezwungen, dass man lieber schnell Geld verdient und die Familie unterstützt, als das man da jahrelang studieren kann. Da hat dann nicht jeder die Möglichkeit, selber zu entscheiden, was er aus seinem Leben macht. Und ich gehe davon aus, dass man da schon froh sein kann, wenn man Arbeit hat. Mit der entsprechenden Bildung und dem entsprechenden Abschluss hat man in Deutschland da auch bessere Karten.

Klar, wenn man natürlich einen mittelprächtigen Abschluss hat, dann wird man natürlich Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt bekommen und muss dann einen Job annehmen, den man zum einen nie machen wollte und zum anderen vielleicht auch nicht gelernt hat. Aber da heißt es von vorn herein,dass man eben einen guten Abschluss machen muss, um sich von der Masse abzuheben. Manchen ist das einfach nicht klar.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich denke schon dass es schon einen gewissen Luxus bedeutet wenn man wirklich dass beruflich Arbeiten kann was einem Spaß bereitet und wo auch die privaten Interessen liegen. Leider klappt dieses nur bei den wenigsten Leuten die ihr Hobby dann zum Beruf machen und auch davon leben können. Meistens lernt oder studiert man erst einmal etwas ohne genau zu wissen was einen später wirklich erwartet und wie der berufliche Alltag einmal aussehen wird. Wenn dann die Ernüchterung kommt dann ist es sehr schwer noch einmal etwas Neues zu lernen, man muss ja schließlich auch einmal damit anfangen etwas Geld zu verdienen. Aus diesen Überlegungen heraus war es das dann leider viel zu oft und man hängt dort fest.

Bei den Leuten die ich so kenne und die wirklich Spaß an ihrer beruflichen Arbeit haben handelt es sich meistens um Menschen die schon die meiste Zeit ihres Arbeitslebens hinter sich gebracht haben. Sie haben ausnahmslos jahrelang vorher in anderen Branchen gearbeitet bis sie festgestellt haben dass es doch nicht alles sein kann um dann noch einmal etwas völlig anderes anzufangen. Gut, der finanzielle Hintergrund war dann auch auf Grund der jahrelangen Einkommen völlig anders als bei jungen Menschen die sich erst einmal finden müssen. Sicherlich gibt es auch genug Jobs die auch junge Leute ausreichend faszinieren können. Wenn ich da so an meinen Sohn denke dann wäre ein Job nach seinem Studium bei einer Spielesoftware-Firma das größte und ich denke dass sich damit sein Lebenstraum erfüllen könnte.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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