Karnevalsumzug - wahllos Bonbons einsammeln?

In meinen Kindheitstagen gab es an sich nur diese komischen Bonbons, die man zwar fleißig sammelte und stolz nach Hause getragen hat, die aber im Endeffekt kein Mensch gegessen hat. So kam es mir zumindest vor. Wobei ein paar sind immer gegessen wurden, was mit dem Rest passierte, weiß ich gar nicht mehr. Ich vermute unsere Eltern haben sie irgendwann entsorgt.

Erst in späteren Jahren, da war ich dann aber auch schon im Teenageralter oder gar schon im Erwachsenenalter, wurden auch mal andere Sachen von den Karnevalswagen runter geworfen, wie halt Chips und ähnliches. Wobei man immer bessere Chancen hatte, wenn man jemand kannte, der auf dem Wagen mit fuhr und einem dann gezielt die Sachen zu geschmissen hat.

An meinem früheren Wohnort war der Karnevalszug mehrere Kilometer lang. Der ging quasi quer durch die Innenstadt. Unter anderem halt auch am Rathaus vorbei. Ich vermute heute, das dort mehr "bessere" Sachen von den Umzugswagen geschmissen wurden. Es dort allerdings auch mehr so war, wenn man wen kannte, waren die Chancen wesentlich besser.

Mittlerweile verzichte ich dankend auf die Umzüge. Eben weil ich die Bonbons nicht wirklich so toll finde. Als Kind war es sicherlich toll, dann Abends mit den Geschwistern zusammen zu sitzen und zu wetteifern, wer die tollsten Sachen in der Tüte hatte. Ansonsten kenne ich es aus dem Bekanntenkreis auch oft so, dass die Süßigkeiten auch von Ladeninhabern gesammelt werden, die dann in den Bonbongläsern für die Kinder landen.

Ich habe mir auch den Umzug in meinem Stadtteil angesehen und nur das aufgesammelt, was ich oder andere Familienmitglieder und Freunde auch essen, denn ich sehe keinen Sinn darin, etwas mitzunehmen und es dann später wegzuschmeißen, also hebe ich wirklich nur die Süßigkeiten auf, die ich selber mag oder die ich dann später an meine Verwandten und Freunde verteile, die den Umzug nicht gesehen haben.

Also als meine Schwester (15) klein war, so sieben Jahre alt, hat sie an Fasching immer alles aufgehoben, was ihr in die Finger kam. Bonbons, Schokotaler, ... und zu Hause hat sie aber meist mehr als die Hälfte weggeschmissen und nur behalten, was sie wirklich mochte.

Ich find es in Ordnung und auch normal, wenn man während des Umzuges Süßigkeiten einsammeln, die einem vor die Füße fallen oder die man findet. Aber wenn man danach noch mal die Strecke abläuft und dann irgendwelche, wahrscheinlich schon nassen und dreckigen Süßigkeiten, die da noch liegen, aufhebt, dann finde ich das schon bedenklich. Schließlich sind das keine besonderen Süßigkeiten und man kann sie schon für ein paar Cent kaufen. Außerdem ist das, meiner Meinung nach, auch viel zu viel Aufwand für ein paar billige Bonbons.

Als ich das letzte Mal auf einem Umzug war, das ist schon zwei Jahre her, da habe ich auch nur die Sachen aufgehoben, die direkt in meine Richtung geflogen sind und vor mir gelandet sind. Ansonsten habe ich auch nur die besseren Sachen aufgehoben. Sachen, die ich nicht so mag und selbst nicht essen würde, habe ich dann bei kleinen Kindern in die Sammeltüten geschmissen und die haben sich gefreut.

Ich selber kann mit Fastnachtsumzügen leider überhaupt nichts anfangen. Nicht nur da ich nicht wirklich der Fan von Süßigkeiten bin, sondern weil es mir auch im Allgemeinen nicht wirklich Spaß macht, in der Kälte, die ja meistens um diese Jahreszeit hier herrscht, an der Straße zu stehen und einige geschmückte Wagen anzuschauen und darauf zu warten, dass einem Süßigkeiten zugeworfen werden.

Als Kind war das natürlich ganz anders, da war Fastnacht neben Weihnachten einer der Highlights des Jahres. Man hat sich immer schon Wochen vorher auf diesen Tag gefreut und war dann mit mehreren Plastiktüten gewappnet, um so viele Süßigkeiten wie möglich einzusammeln. Dabei spielte es auch keine Rolle ob man diese mochte oder nicht, je mehr man gesammelt hat umso besser, die Ausbeute wurde dann zu Hause erst ein Mal untersucht, man wollte immer mehr als seine Freunde haben. Es gab auch immer einige Süßigkeiten, die waren besonders beliebt, wie zum Beispiel Chipstüten, die wollte immer jeder fangen.

Im Allgemeinen finde ich es jedoch komisch, als Erwachsener noch so viel sammeln zu wollen wie man kann, obwohl man davon eh nichts isst. Ich weiß, dieses Argument ist langsam alt, aber in Afrika würde man sich über so was freuen und hier wird gesammelt um es anschließend zu entsorgen, oder was auch immer dein Bekannter damit gemacht hat, da du ja sagtest, dass er davon eh nichts isst. Im Allgemeinen gehen Erwachsene meiner Meinung eher auf Umzüge, um sich mit den Nachbarn und Bekannten zu treffen und mit denen etwas zu plaudern und etwas Spaß zu haben.

Bei uns zu Hause im Ort gab es auch immer einen Karnevalszug zu Rosenmontag. Es war ein Ereignis, dass wir nie verpasst haben, genau wegen der Bonbons. Es war unser Ehrgeiz, möglichst viel einzusammeln, egal was. Früher gab es wirklich nur Kamellen, später auch Schokoriegel und Chipstüten, noch später leider auch irgendwelche Werbezettel. Es hat immer Spaß gemacht und war ein Highlight des Jahres.

Warum auch nicht? Es entspricht einem Urbedürfnis der Menschen als Jäger und Sammler, möglichst viel einzusammeln und ich sehe nichts Schlechtes darin. Wir hatten Plastiktüten dabei und rannten auch neben den Wagen her, wenn einer besonders viel abwarf. Das war für uns Kinder der Sinn des Umzuges, die Wagen selber waren uns egal, wir haben eh mit dem, was darauf stand, nichts anfangen können. Und Plaudereien am Rande des Umzugs haben uns auch nicht interessiert. Am Schluss haben wir Geschwister aber immer die Beute unter uns aufgeteilt, weil die Kleinen ja noch nicht so viel auffangen konnten.