Warum sind einmal bestehende Vorurteile schwer auszuräumen?

vom 20.02.2012, 13:45 Uhr

Wer kennt das nicht, dass es irgendwo immer irgendwelche Vorurteile gibt. Manche Personen haben es sehr schwer im Leben, weil die Vorurteile so schwerwiegend sind, dass man diese kaum irgendwie wieder ausräumen kann. Der Satz "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert" ist dann auch nicht immer passend. Denn es gibt wirklich auch Menschen, die können nichts dafür, dass es eben das Vorurteil da ist.

Es sind ja oft nicht die Vorurteile einer bestimmten Person gegenüber, sondern auch Randgruppen und Szenegruppen. Auch rassistische Vorurteile sind nicht selten. Aber warum ist es so schwer, dass man diese Vorurteile einfach ausräumen kann und den Leuten beweisen kann, dass es nicht richtig ist, was sie von einem denken? Kennt ihr es, dass einem Menschen gegenüber sehr viele Vorurteile bestehen und wenn man diesen Menschen näher kennenlernt, dass es überhaupt nicht so ist? Macht ihr euch ein eigenes Bild von einem Menschen oder einer Menschengruppe oder hört ihr auf Vorurteile?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wie das Wort Vorturteil bereits verrät, handelt es sich dabei um eine Meinung, die man hat, bevor ein Urteil gefällt wird. Leider ist es tatsächlich so, dass sich Vorurteile schwer beseitigen lassen. Vorurteile sind ja reflektierte Meinungen, also Meinungen von anderen Menschen die einfach so übernommen werden. Diese werden nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft, weshalb sich falsche Vorurteile so lange halten können.

Darüber hinaus glaube ich, dass es in der Natur des Menschen liegt, gerne zu ordnen und zu abstrahieren, um einen besseren Überblick zu behalten. Schemen merkt man sich leichter, als differnzierte Fälle, weshalb ähnliche Fälle zu einem Schema zusammengefasst werden. Deshalb werden beispielsweise alle Ausländer in das klischeehafte Ausländerschema eingefügt, und ihnen Attribute wie Kriminalität, Dummheit usw. angeheftet.

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ja, der Mensch baut sich Schemen auf, um die Komplexität zu reduzieren. Das Motto "Kennst du einen, kennst du alle" ist hier ein Beispiel. Ich glaube, dass hier viele Menschen sich nicht die Mühe machen wollen, die betreffenden Personen kennenzulernen, um vielleicht weiterhin in ihren Gedanken besser dazustehen, um ihr Podest nicht zu verlieren. Auf der anderen Seite haben mit Sicherheit viele Angst, selbst Erfahrungen in dieser Hinsicht zu machen, vor allem dann, wenn es sich um sehr negative Vorurteile handelt. Es fällt vielen schwer, tatsächlich zu glauben, dass die Welt nicht so homogen und vorhersehbar ist, wie sie denken.

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» esprit*87 » Beiträge: 456 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



An einen sogenannten Vorurteil sind ja in der Regel auch winzige Punkte wahr, d.h. zu entsprechen im eigentlichen Kern der Wahrheit. Greift man beispielsweise diese Punkte in einer Diskussion auf, wird der Wahrheitsgehalt der winzigen Punkte bekräftigt. Die Punkte werden vom Sinn gesehen auf einmal als größer betrachtet, allerdings vergisst man den gesamten anderen Teil des Vorurteils. Und genau jetzt entsteht das eigentliche Problem, denn der Teil mit dem Körnchen Wahrheit überlagert die anderen Aspekte des Vorurteils und diese hört dann niemand mehr. Im Endeffekt will sie dann auch keiner mehr hören.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das Problem an einem anhaltenden Vorurteil ist auf psychologischer Ebene zu suchen:

Wenn man eine Person vor sich hat, über die man ein Vorurteil hat, dann achtet man besonders auf diese Eigenschaft. Wenn man beispielsweise jemanden als aggressiv einstuft, dann fallen einem böse Blicke etc. eher auf. So ist es schwer ein Vorurteil loszuwerden.

Bei Vorurteilen, die sich auf eine Gruppe von Menschen bezieht, dann kommt ein anderer psychologischer Effekt zum tragen: fällt einem eine oder mehrere Personen auf, die das Vorurteil erfüllt, dann merkt man sich das und überträgt es auf die ganze Menschengruppe.

» ear788 » Beiträge: 6 » Talkpoints: 2,53 »


Ich glaube, dass jeder Mensch, egal wie offen er sich auch geben mag, ganz unterbewusst auch immer ein kleines wenig von Vorurteilen befangen ist. Das heißt aber ja nicht, dass man diese dann nicht sehr schnell auch schon bei der ersten Begegnung abbauen kann. Das Problem ist nur, dass ein Vorurteil schnell wieder aufgebaut wird wenn sich jemand negativ oder einem Vorurteil (denn diese müssen ja nicht immer negativ sein) entsprechend verhält. Dann heißt es zum Beispiel, wenn man jahrelang mit seinen Nachbarn russischer Herkunft ohne jegliche Probleme ausgekommen ist und dieser dann stark alkoholisiert nach hause kommt und vielleicht auch ein wenig lauter ist "Jaja, die Russen schon wieder." Dabei kann diese Situation natürlich auch bei jedem anderen Menschen auftreten und kann nicht nur einer bestimmten Gruppe von Menschen zugeschrieben werden!

Durch solche Vorfälle wie in diesem Beispiel können Vorurteile, die auf eine bestimmte Personengruppe passen, also quasi wiederbelebt werden. Sie werden den Leuten einfach wieder vor Augen geführt indem sie eine Situation verfolgen und das Gehirn dann von irgendwo aus den Tiefen das dazu gehörige Vorurteil heraus kramt. Deswegen ist es schwer, ein Vorurteil langfristig bei einer großen Bandbreite von Menschen abzubauen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Nicht alle Punkte, aus denen ein Vorurteil entsteht, sind immer Lügen und nicht wahr. Es ist oftmals so dass Vorurteile entstehen, weil ein paar Punkte dieses Vorurteils stimmen. Zum Beispiel sagen ja viele Leute, dass die Punker immer aggressiv sind. Manchmal gibt es eben ein paar Punks, die aggressiv sind, aber ich kenne sehr viele Punks, die das nicht sind und die vollkommen ausgeglichen sind. Das ist nur eins der vielen Beispiele.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke, dass es von vielen Dingen abhängt, wieso Vorurteile sich nur schwer aus der Welt räumen lassen. Wird einem beispielsweise schon als Kind eingetrichtert, dass schwarze Menschen böse sind und man niemals mit einem russischen Kind spielen darf, dann wird man möglicherweise eben auch als Jugendlicher so seine bedenken haben, wenn man es mit russischen und dunkelhäutigen Menschen zu tun bekommt, eben weil die Eltern einem von klein auf versichert haben, dass man sich mit diesen Leuten nicht abgeben soll. Daraus resultiert dann eben durchaus auch mal, dass Menschen gar nicht mehr bereit dazu sind, sich mit diesen Personen abzugeben, um ihre Meinung über sie möglicherweise zu ändern.

In anderen Fällen wiederum werden einem Vorurteile auch durch Medien eingetrichtert, hier geht es dann nach dem selben Prinzip zu, man wird dauernd damit konfrontiert, so dass man sich denkt, dass da doch irgendwas hinter stecken muss und das es einen bestimmten Grund dafür geben muss, wieso diese Vorurteile existieren. Ich selbst versuche mir zwar in den meisten Fällen ein eigenes Bild zu machen, aber ich denke, dass man vorbelastet ist und dann bestimmten Gruppen gegenüber von Anfang an etwas skeptischer gegenüber steht, als wenn man von diesen Vorurteilen nicht gehört hätte.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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