Sinnvolle Gegenstände aus dem Werkunterricht?

Ich hatte in den ersten beiden Jahren auf dem Gymnasium Werken und Textiles Gestalten abwechselnd. Viele der Dinge, die wir da hergestellt haben waren auch eher von zweifelhafter Schönheit und Nützlichkeit, aber ich besitze sogar heute noch zwei Dinge aus dieser Zeit.

Das eine ist eine Vorrichtung, mit der man Holz im 45 Grad Winkel absägen kann. An sich ist das so ziemlich das Unsinnigste, was man mit Kindern bauen kann, von Murmelbahnen aus Papier vielleicht mal abgesehen, aber meine Eltern haben ein großes Haus und deshalb ist das Teil dann eben nicht in die Tonne geflogen sondern erst mal in einem der Abstellräume gelandet. Und als ich vor ein paar Jahren ein Schränkchen für eine Freundin restauriert haben und es mit einer Zierleiste versehen wollte, ist mir dieses Teil aus dem Werkunterricht wieder eingefallen und ich habe mich auf die Suche gegeben. Ich habe es dann auch tatsächlich gefunden, zwischen einem solargetriebenen Radfahrer, der nie funktioniert hat, und einem Küchenrollenhalter aus Holz, der mir zum Verschenken zu hässlich war.

Mein anderes Teil ist ein Elefant aus Ton. Damals sollten wir eigentlich etwas an der Scheibe töpfern aber ich war dann einmal krank und es gab nicht genug Scheiben und letztendlich wurde mir dann gesagt, dass ich einfach ein Tier machen soll. Das fand ich erst mal gar nicht so toll, weil töpfern an der Scheibe nach mehr Spaß aussah, aber ich war in Kunst schon immer sehr gut und habe deshalb einen schönen Elefanten zustand bekommen, während die Vasen und Schüsseln meiner Mitschüler zum größten Teil schon nach Anfängerarbeiten aussahen. Als ich später selber mal an der Scheibe gearbeitet habe ging es mir auch nicht anders.

Im Textilen Gestalten haben wir als erste richtige Arbeit einen Rucksack aus alten Jeans genäht. Die Ergebnisse waren durchweg ansehnlich und vielen haben die Rucksäcke dann auch als Schultaschen benutzt. Die waren ja auch sehr praktisch mit den ganzen Taschen. Ich habe meinen Rucksack auch häufig benutzt und später nach der selben Vorlage auch einen für meine Schwester genäht. Aber vor allem habe ich in diesem Unterricht eben gelernt, wie man mit der Nähmaschine umgeht und davon profitiere ich noch heute.

Generell denke ich, dass es aber wirklich nicht einfach ist Dinge zu finden, die nützlich sind, bei denen die Schüler etwas lernen und die sie gleichzeitig mit ihren beschränkten Fähigkeiten und der beschränkten Zeit ordentlich herstellen können. An dem Jeansrucksack haben wir zum Beispiel wirklich fast ein ganzes Halbjahr lang gearbeitet. Manche hatten am Ende dann noch Zeit und konnten noch ein Mäppchen oder einen Turnbeutel aus Jeans nähen, aber es gab eben auch ein paar Mitschüler, die kaum fertig wurden mit dem einen Teil.

Wir haben an der Grundschule Handarbeitsunterricht gehabt und da haben wir Grundtechniken gelernt. Sticken, Stricken und Häkeln. Wir haben ein Nadelkissen bestickt. Das habe ich sogar noch, obwohl das 30 Jahre her ist. Wir haben einen Teddybär gestrickt und ich habe keine Ahnung wo der gelandet ist. Und gehäkelt haben wir ein Täschchen. Ich vermute die Sachen werden mal in der Erbmasse meiner Eltern eventuell auftauchen.

In der Realschule mussten wir zwei Fächern auswählen. Zur Wahl standen: Technisches Zeichnen, Handarbeit oder Werken. Ich hatte Handarbeit und Werken gemacht. Im Handarbeitsunterricht haben wir einiges gemacht. Wobei wir diverse Nähtechniken gelernt haben. Auch weitere Stickstiche. Wir haben damals eine Tischdecke bestickt, ein Bild gestickt, eine Pullover gstrickt und gelernt wie man Socken stopft. Die Tischdecke hat meine Mutter bekommen und die müsste auch noch da sein. Das Bild ist auch noch irgendwo. Den Pullover habe ich damals verschenkt und ich vermute der ist mittlerweile auch entsorgt.

Im Werkunterricht haben wir auch einiges gemacht. Einen Setzkasten. Den habe ich letztes Jahr meinem Vater vermacht, bevor er weg geflogen wäre. Ein Tablett, welches meine Mutter aus Angst nie benutzt hat. Ein Regal, welches noch irgendwo sein müsste. Eine Kiste mit Dominosteinen, die ich noch habe. Die Kiste ist toll, wie das Regal auch. Einen Tisch, der lange bei meinen Eltern stand, dann aber irgendwann entsorgt wurde. Das sind zumindest die Sachen an die ich mich spontan erinnere.

Für die letzten Realschuljahre konnte man entweder Französischunterricht machen oder musste sich zwei Fächern aussuchen. Zur Wahl standen: Textiles Gestalten, Werken, Technisches Zeichnen und Hauswirtschaft. Aus dem Werkunterricht wurden wir Mädchen damals gleich vom Lehrer raus geekelt. Technisches Zeichnen hatte ich bisher nicht gemacht. Blieb Textiles Gestalten und Hauswirtschaft übrig.

Im Textilen Gestalten haben wir dann den Umgang mit der Nähmaschine gelernt. Dabei sind ein Hemd und eine Hose entstanden. Ich habe beides glaube nie getragen. Außerdem haben wir einen oder zwei Pullover gstrickt. Den einen Pullover habe ich sogar noch. Und eine Mütze und Handschuhe durften wir auch stricken. Außerdem einen Fisch stricken und einen Hund häkeln. Da habe ich das meiste einfach verschenkt.

Wir haben in der Grundschule im Werkunterricht eigentlich nur sinnvolle Dinge gebaut. So haben wir zum Beispiel ein Vogelhaus gebaut, das noch viele Jahre bei uns im Garten hing und auch bewohnt war. Wenn ich mich recht entsinne war unser erstes Werkstück damals ein Holzauto, das noch heute in meiner Vitrine steht, weil es einfach für mich etwas Nostalgisches hat. Im Laufe des Werkunterrichts haben wir auch einen Bohrführerschein gemacht. Natürlich nichts Großes, aber für so kleine Schüler war es schon ein großes Highlight an die große Standbohrmaschine zu dürfen.

Ich persönlich baue und bastel noch heute sehr gerne, wobei ich mich eher auf große Sachen beschränke. So habe ich zum Beispiel vor einigen Jahren aus normalen Regalbrettern eine Dielen-Schrankkombination mit Truhe gebaut. Irgendwie liebe ich diese Arbeiten, die mich von dem theoretischen Lernen ablenken.