Kumpel kifft - trotzdem weiter befreundet sein?

vom 18.02.2012, 17:07 Uhr

Ein Freund war vor einigen Jahren drogensüchtig. Er hat damals nicht nur gekifft, sondern auch Tabletten geschluckt und war ziemlich abhängig davon. Wir hatten dann auch eine Weile keinen Kontakt, weil ich das nicht gut fand und er es immer weiter gemacht hat und auch nicht einmal auf die Idee gekommen ist, dass das irgendwie schlecht sein könnte.

Nun haben wir seit mehreren Monaten wieder Kontakt und das war auch alles in Ordnung. Wir haben uns gut verstanden (wir waren damals recht eng befreundet) und es war auch wieder auf dem Weg, dass es so wird wie früher. Natürlich sind wir auch auf das Thema zu sprechen gekommen und ich habe ihn danach gefragt, weil das für mich ein sehr wichtiger Punkt ist. Er hat mir dann auch versprochen, dass er so etwas nicht mehr macht.

Vor einigen Tagen hatte er einen Todesfall in der Familie. Den hat er zunächst mit Alkohol bekämpft und dann auch eben wieder mit Marihuana. Ich kann das absolut nicht verstehen, da er eben meiner Meinung nach immer in schlechten Situationen darauf zurück greift. Einerseits weiß ich natürlich, dass er versucht, die Dinge damit irgendwie zu verarbeiten. Andererseits ist es aber ja auch nicht so gut, wenn man sich damit zudröhnt.

Er selber sieht das als nicht schlimm an. Ich habe auch ehrlich gesagt überhaupt keine Lust, mich darüber weiter mit ihm zu unterhalten, weil er es sowieso nicht einsieht. Er kann meine Einstellung dazu nicht verstehen und für ihn ist es "ganz" normal. Ich gebe zu, dass ich das auch schon einmal ausprobiert habe. Aber dabei ist es eben auch geblieben und ich halte von solchen Drogen nichts. Genauso wenig wie von regelmäßigem Alkoholgenuss und Zigarettenkonsum, obwohl es mir natürlich bei einer Freundschaft nicht so wichtig ist, wenn jemand normale Zigaretten raucht, das ist ja auch "erlaubt".

Ich mache mir ziemliche Sorgen, dass er da wieder tiefer hinein rutscht. Einerseits würde ich ihm gerne helfen, andererseits möchte ich auch eigentlich keinen Kontakt mit jemandem, der in der Drogenszene hängt. Das ist einfach nicht meine Welt und auch wenn ich ihn eigentlich sehr gerne mag, so gefällt mir das ganz und gar nicht.

Was haltet ihr davon? Habt ihr vielleicht mal in einer ähnlichen Situation gehangen und wenn ja, wie habt ihr euch verhalten? Meint ihr es wäre zu übertrieben, deswegen die Freundschaft wieder zu pausieren? An sich würde ich ihm lieber helfen, aber da er das abblockt, ist das ziemlich schwierig. Habt ihr da vielleicht irgendwelche Lösungsmöglichkeiten, wie ich ihn unterstützen kann, damit er das wieder aufhört?

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Grade aufgrund des akuellen Sterbefalls wäre soziale Isolation für das Konsummuster wohl kontraindiziert. Ein Rückfall in alte Gewohnheiten ist natürlich immer möglich. Um das möglichst zu verhindern muss er sich mit seinen Problemen auseinandersetzen statt sich zu betäuben. Das beschleunigst du, indem du ihn unterstützt und auf die wahren Gründe aufmerksam machst und ihm hilfst darüber zu reden. Flucht ist natürlich einfacher.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Was dein Freund Statt des Alkohols und Marihuanas gebraucht hätte, wäre eine helfende Hand gewesen. Er brauchte jemanden, mit dem er reden konnte, der seinen Kummer mit ihm teilte, jemanden, der ihm einfach zuhörte. Jeder geht anders mit dem Tod eines Angehörigen um. Der eine weint sich die Augen aus dem Kopf, der andere frisst seinen Kummer in sich hinein, weil ihm jemand fehlt, der ihn tröstet. Jemand, der durch solch einen Schicksalsschlag wieder zur Droge greift, kann ich nicht verurteilen und auch nicht hängen lassen. Natürlich ist das für dich besonders schwer. Vielleicht war die Therapie noch nicht intensiv genug oder erst vor kurzem abgeschlossen. Ich kenne mich da auch nicht aus und weiß nicht, ob er in der Lage ist, sein Versprechen, in Zukunft die Finger von Drogen zu lassen, zu halten.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Also ich muss dir ganz ehrlich sagen, dass ich deine Reaktion verstehen kann, aber niemals teilen würde. Ich war selber drogensüchtig. Das Komische ist ganz klar bei mir, dass ich niemals geraucht habe, sondern immer nur getrunken habe und angefangen habe Kokain zu nehmen und dies in extremen Mengen, sodass bis heute meine Gesundheit bereits Probleme mit sich bringt.

Jemanden den Rücken zu kehren, weil er Marihuana raucht, ist nicht die beste Lösung, denn oftmals erkennt ein "Süchtiger" diese "Sucht oder auch Notlösung" nicht an. Vor allem wenn Probleme sind, wollen Leute diese schnell beheben, indem man sich in andere Möglichkeiten stürzt und das "Kiffen" macht den meisten Menschen jedenfalls sehr gute Laune. Das du als "Kumpel" das nicht einfach mit ansehen möchtest kann ich im Prinzip verstehen, aber wenn mich meine Leute hängen gelassen hätten, wäre ich heute nicht clean und würde wohl unter der Erde liegen, bei dem Konsumverhalten von mir! Du musst deinem Freund einen Halt geben ihm zeigen, dass es auch anders geht. Versuche ihn Mal davon zu überzeugen, dass er ein augenscheinliches Problem hat, mit der Selbstbeherrschung was das Thema Drogen angeht. Du kannst auch auf die Nase fallen, weil er dich für doof abstempelt, jedoch musst du es versuchen.

Ich habe es auch 3-4 Monate nicht wahr haben wollen, aber dann merkte ich es selber! Heute bin ich clean und auch ich habe weiterhin Freunde, die Kokain nehmen, Arbeiten gehen, Auto fahren usw. Diese setzen aber die Prioritäten anders, wie ich es getan habe. Keiner von denen fährt unter Drogen Auto, ebenso nicht unter Alkohol und auch keiner geht so arbeiten. Mag schwer vorstellbar sein, aber viele können es doch kontrollieren. Wenn jemand jedoch bereits durch private Probleme schwach ist, kann dies auch bei Marihuana bereits Auswirkungen haben und schlimmer werden!

» paddelfisch » Beiträge: 655 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



So ein Todesfall kann eben auch zurück schlagen. Offensichtlich war der Wille grundsätzlich erst einmal da und daran kann man anknüpfen. Auf der einen Seite kann ich verstehen ,dass du da Probleme mit hast und dich zurück ziehst, aber ich denke auch, dass dieser Freund jetzt die Unterstützung seiner Freunde braucht. Wenn sich alle zurück ziehen, dann kann er sich weiter in seine Sucht stürzen und schafft den Absprung weniger oder gar nicht. Sicherlich ist es für dich die einfachere Lösung den Kontakt abzubrechen, aber wenn er dir als Freund in irgendeiner Art und Weise was bedeutest, dann solltest du ihm eher helfen.

In erster Linie würde ich ihn nicht drängen. Du solltest erst einmal mit ihm über seine Probleme sprechen können. Und das setzt irgendwo auch voraus, dass du dich ein bisschen dafür interessierst. Ob das der Fall ist, musst du selber entscheiden. Später kann man ihm immer noch ins Gewissen reden, aber dazu muss man sich auch ein bisschen vertrauen und das Vertrauen kann man schlecht aufbauen, wenn da gleich einer kommt, der einem einen Vortrag über den Konsum von Marihuana hält.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich denke auch, dass er den Rückfall durch den Verlust innerhalb der Familie erlitten hat. Dadurch würde ich ihn nicht im Stich lassen und den Kontakt wieder abbrechen. Ich würde schauen, ob er es zulässt, dass ich für ihn da bin und er mit mir reden kann, wenn er jemanden braucht. Frage ihn doch mal, ob es nur ein Ausrutscher durch die traurigen Umstände war.

Vielleicht kannst ihn begleiten und dazu ermutigen, dass er sich professionelle Hilfe sucht. So, kommt er dann sicher auf Dauer von den Drogen weg und lernt eben, wie er anders mit schwierigen und traurigen Situationen umgehen kann. Vielleicht rutscht er nur noch mehr ab, wenn du dich nun wieder von ihm distanzierst. Rede mit ihm und schau, ob du ihn irgendwie unterstützen kannst. Ich denke, dass er gerade jetzt sicher einen Freund brauchen kann.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Wieso nicht? Solange dich diese Person nicht dazu bringt, auch mit dem Kiffen anzufangen, gibt es doch da keine Probleme. Außerdem muss jeder für sich selbst wissen, mit wem er befreundet sein will und wem nicht. Schließlich sortiert man ja die Leute auch nicht aus nach der Körperform für die Eignung einer Freundschaft.

» Falleo » Beiträge: 134 » Talkpoints: 0,37 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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