Wie viel Zeit muss ein Lehrer für eine Lektüre geben?

vom 17.02.2012, 17:45 Uhr

Wir müssen jedes Semester mindestens 4 Lektüren lesen: Eine oder zwei in Deutsch, 2 in Englisch, 1 in Latein, wobei diese natürlich nicht in lateinischer Sprache verfasst war, sondern eher zur Kulturkunde gedacht war. Zwar stört mich das prinzipiell, da ich lieber Bücher lesen würde, die mir auch gefallen, allerdings bleibt mir ja nichts anderes übrig.

Kürzlich war ich allerdings sehr verärgert über ein Fach. Wir musste in Latein als Lektüre "Die letzte Welt" von Christoph Ransmayr lesen. An sich ist das Buch auch sehr interessant, weshalb ich mich aufs Lesen ein bisschen freute. Allerdings hatte ich nicht besonders viel Zeit, sodass ich nicht freiwillig zu lesen begann. Einmal gab uns unser Lehrer dann die Aufgabe, die ersten beiden Kapitel innerhalb von 5 Tagen zu lesen, also keine besonders schwierige Aufgabe. Wir besprachen diese zwei Kapitel dann, und uns wurde dann nichts weiter aufgegeben. Nach ca. 3 Wochen wollte unser Lehrer das Buch dann plötzlich besprechen. Er regte sich sehr auf, als er erfuhr, dass es niemand gelesen hatte. Allerdings hatte er nicht gesagt, dass wir es lesen müssen, und man kann sich ja denken, dass Schüler eine Lektüre nicht freiwillig lesen. Schließlich sagte er dann, dass wir die Lektüre nun innerhalb von zwei Tagen lesen müssten. Da ich bereits an der Kippe zur schlechteren Note stand, wollte ich auf keinen Fall riskieren, dadurch eine negative Mitarbeitsnote zu ernten. Er hatte nämlich ausdrücklich gesagt, dass er jeden, der es nicht liest, ein dickes Minus eintragen würde. Blöderweise hatten wir am darauffolgenden Tag auch noch Mathematik Schularbeit. Ich war insofern begünstigt, als dass ich für Mathematik nicht lernen muss, deshalb hatten viele aus meiner Klasse noch extremeren Stress. Ich hatte an diesen beiden Tagen je bis 17:00 Schule und las dann ununterbrochen jeden Tag bis 3 Uhr morgens. Ich war schließlich am Freitag Nachmittag fix und fertig.

Darf ein Lehrer so etwas überhaupt? Als wir ihn noch fragten, ob er uns nicht wenigstens noch das Wochenende Zeit geben könne, meinte er, dass er das sicher nicht tun würde. Diese zwei Tage waren mit Sicherheit die zwei stressigsten Tage meines Lebens, auch wegen der Mathematik Schularbeit. Schließlich schaffte ich die Lektüre dann doch noch, ich wurde am letzten Tag um halb vier morgens fertig und durfte dann noch 150 Minuten schlafen, bevor es wieder in die Schule ging.

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hier verstehe ich nicht genau, was du als Antwort auf die Frage erwartest, ob ein Lehrer dies dürfe. Es wird mit Sicherheit keine Möglichkeit geben, wegen unangemessen viel Hausaufgaben strafrechtlich gegen den Lehrer vorzugehen. Und obwohl da das BGB da eher wenig dazu schreibt, wird auch der Blick zum Europäischen Gerichtshof oder gar zu UN-Menschenrechtsgremien wenig bringen. Allein der Lehrer ist in der Lage, hier in Abhängigkeit der Schulklasse abzuschätzen, wie viel er an Aufgaben sinnvoll verteilen kann. Schließlich liegt es nicht in seinem Interesse, unlösbare Aufgaben zu geben!

In dem speziellen Fall ist es doch so, dass die ganze Klasse durchaus Zeit gehabt hätte, das Buch durchzuarbeiten. Offenbar gab es hinsichtlich der Dringlichkeit ein Kommunikationsproblem, was sicher ärgerlich ist. Aber wenn sich nun die Schüler beschweren, welche geplant hatten, diese zwei Tage ausschließlich für das Lernen auf die Mathearbeit verwenden zu wollen, dann sind das eher die Schüler, die mit zu viel Freiheit nicht umgehen können. Die Mathearbeit war ja lange vorher bekannt, und im Idealfall muss man 1-2 Tage vorher eben nicht mehr intensiv lernen. Was da noch nicht begriffen wurde, dürfte auch unter Druck nicht geklärt werden.

Dann sollte bedacht werden, dass es sich auch noch nicht mal wirklich um eine Mammutaufgabe handelt. Denn bei dem Buch handelt es sich um ein Taschenbuch von vielleicht 250 Seiten die dann auch noch leicht zu lesen geschrieben wurden. Da müssen noch mal zwei Kapitel abgezogen werden, die sowieso schon gelesen wurden. Dann bleiben ca. 100 Seiten pro Tag, was wirklich machbar ist.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also solch eine Situation wie du sie hier beschreibst, hatte ich während meiner Schulzeit auch öfters. Also entschuldige, aber ihr hattet das Buch lange Zeit im Voraus und die Zeit hätte durchaus gereicht, um es zu lesen. Nur weil der Lehrer nicht explizit sagt, dass ihr es lesen sollt, bedeutet es nicht, dass man das Buch als Schüler nicht lesen darf. Es ist sogar immer besser, wenn man das Buch im Voraus liest, weil dann solche Situationen nicht wirklich auftreten können und man nicht unnötig unter Druck gerät.

Bei uns war es so, dass wir ein Buch bekommen haben und die Klassenarbeit fand ungefähr zwei Wochen später statt. Die ersten Kapitel haben wir gemeinsam in der Klasse durchgearbeitet, aber dann mussten wir das Buch selbstständig durcharbeiten, allein weil in der Klassenarbeit oftmal Fragen zu dem Buch vorgekommen sind. Ich denke, dass der Lehrer euch durchaus dazu anhalten darf, das Buch in zwei Tagen durchzuarbeiten, besonders wenn er merkt, dass wirklich keine Sau es gelesen hat. Sorry, aber meiner Meinung nach seid ihr selbst schuld. In der Schulzeit bekommt man nicht alles vorgekaut.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12588 » Talkpoints: 11,30 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Also wenn man sich eine Lektüre kaufen soll, kann man auch davon ausgehen, dass man diese zeitnah lesen soll. Normalerweise sagen die Lehrer das ja auch schon beim Kauf, dass man diese dann bis dann und dann gelesen haben soll. Vielleicht habt ihr das einfach schon wieder vergessen oder gar nicht mitbekommen? Aber auch wenn nichts gesagt wird, dann würde ich davon ausgehen, dass es die Schüler innerhalb von über 4 Wochen schafft so ein Buch zu lesen.

Ich bin nun ein wenig zu faul um nachzuschauen, wie viele Seiten das Buch hat. Aber wir mussten in der Schule innerhalb von einer Woche ein Buch lesen, welches 450 Seiten hatte und dazu kommen natürlich noch die anderen Sachen, die man so zu tun hat. Da ich aber ein relativ fixer Leser bin, war das für mich nicht so das Problem.

Du kannst dich aber schon mal an den Stress gewöhnen, wenn du studieren willst. Mein Dozent hatte letztens einen ziemlich Tobsuchtsanfall, als wir ihm gesagt haben, dass wir das 450 Seiten Buch noch nicht gelesen haben, was wir seit ein paar Tagen hatten, weil wir eine Zwischenprüfung geschrieben haben und wir noch genug andere Fächer haben, für die man auch genug machen muss.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Nun ja, in einem solchen Fall muss ich wohl oder übel sagen, dass du bzw. deine Klasse ja wohl selbst Schuld daran ist, wenn ihr euch nicht mit dem Material, dass euch zur Verfügung gestellt wird/das ihr euch besorgen müsst, arbeitet. Natürlich kann es weder im Interesse der Schüler, noch im Interesse eures Lehrers sein, wenn dieser euch Unmengen von Hausaufgaben aufs Auge drückt. Ich denke mal, dass ihr in den drei Wochen, in denen ihr nichts weiter zur Lektüre gesagt bekommen habt, auch nicht sonderlich viel mehr Hausaufgaben auf bekommen habt, als sonst, oder? Hier ist es dann doch wohl auch selbstverständlich, dass man sich "freiwillig" eine halbe Stunde am Tag an den Tisch setzt und die Lektüre zur Hand nimmt.

Wer dies nicht macht - Und das habt ihr ja anscheinend alle, der muss dann eben in den sauren Apfel beißen. Euer Lehrer wird sicherlich eine Teilschuld daran haben, wenn er euch wirklich nicht aufgeklärt hat, bis wann ihr die Lektüre lesen solltet, aber da ihr sie gemeinsam angefangen habt zu lesen, ist der Rest für Schüler in eurem Alter doch sicherlich selbstverständlich, oder? Uns wurde schon in der fünften Klasse eingebläut, dass es ohne ein bisschen Eigeninitiative nicht sehr einfach werden wird, weder in der Schule, noch im Leben. Euer Lehrer steht im Gegensatz zu euch auch unter Zeitdruck und er hat seinen Schulstoff mit euch durchzugehen, der ihm vorgeschrieben wurde, um euch auf die nächsten Klausuren vorzubereiten. Wenn ihr also nicht in der Lage seid, euch rechtzeitig vorzubereiten, dann bleibt ihm doch gar nichts anderes übrig, als euch die ganze Lektüre in ein Paar Tagen aufs Auge zu drücken, er kann ja schlecht nochmal drei Wochen dafür aufwenden, oder?

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Zunächst muss ich dir ganz ehrlich sagen, dass ich denke, dass ihr genügend Zeit für die Lektüre des Buches hattet. Zumal du ja selbst gesagt hast, dass es ein interessantes Buch sei, welches sich zu lesen lohnt. Daher hättest du schon von allein motiviert sein sollen, das Buch förmlich zu verschlingen. Eine Ausrede, dass der Lehrer keine ausdrückliche Forderung gestellt hat, das Buch nach den ersten beiden Kapiteln weiter zu lesen, kann ich wirklich nicht anerkennen. Ich denke doch, dass der Lehrer euch am Anfang mitgeteilt hat, dass ihr das Buch lesen sollt. Mehr als drei Wochen sind dafür dann auch eine ausreichende Zeit.

Dass ihr den Rest des Buches dann innerhalb von zwei Tagen lesen musstet, ist zwar für euch ziemlich ärgerlich, aber das hättet ihr vermeiden können. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass euer Lehrer bestimmt mit sich reden lassen hätte, wenn ihr ihm höflich und schuldbewusst erklärt hättet, dass es sich bei der versäumten Lektüre um ein Missverständnis gehandelt hätte, ihr aber gewillt seid, dieses Säumnis schnellstmöglich wieder gut zu machen. Ein Hinweis auf anstehende Klassenarbeiten hätte dann auch noch sich positiv auswirken können.

Allerdings Mitleid darfst du von mir nicht erwarten. So ist das nun mal im richtigen Leben auch. Wenn du eine Arbeit nicht fristgerecht erfüllst, musst du die Konsequenzen tragen. Auch das ist etwas, was du in der Schule lernen kannst. Und ich kann dich beruhigen. Das wird nicht das letzte Mal in deinem Leben sein, dass du extremen Stress ausgesetzt wirst. Und später wird es manchmal noch viel stressiger. Immerhin hast du noch ein paar Stunden Schlaf bekommen. Das Glück hat auch nicht jeder.

Ich weiß gar nicht, wie oft in meinem Leben ich schon ganze Nächte durcharbeiten musste, um irgendwelche Prüfungen vorzubereiten. Dafür stand mir manchmal noch weniger Zeit zur Verfügung als dir für die Lektüre. Da musste wohl jeder von uns in seinem Leben schon mal durch. Vielleicht habt ihr aber daraus auch ein wenig gelernt, dass man manchmal Aufgaben auch ohne explizite wiederholte Aufforderung von allein durchführen muss. Dann hätte der Lehrer wenigstens einen guten Unterrichtserfolg zu verzeichnen gehabt.

» bigfoot11de » Beiträge: 575 » Talkpoints: 3,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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