Kann man Ton auch vor dem ersten Brand bemalen?
Üblicherweise formt man den Ton ja zuerst. Danach wird er bei niedrigerer Temperatur gebrannt. Im Anschluss erhält er die Lasur und wird noch einmal gebrannt. So würde ich auch künftig Ton weiter verarbeiten wollen. Wenn man etwas zerspringt, kann man sich wenigstens die teure Lasur sparen.
Mich würde aber interessieren, ob man Lasur auch schon bei nassen Ton auftragen könnte. Zum Beispiel wenn man den Ton dreht und so gleich hier und da einen Farbtupfer oder einen Farbring auf das Werk malen würde. Man könnte dann nach dem ersten Brand noch durchsichtige Lasur auftragen. Doch würde die Lasur dann auf den Stellen mit vorhandener Lasur halten? Würde das überhaupt gehen? ich bin mir eben nicht sicher. Ich könnte es auch einfach ausprobieren, aber ich dachte, vielleicht weiß das jemand beziehungsweise hat das schon einmal probiert.
In der Keramikwerkstatt spricht man von einer Glasur und nicht von einer Lasur. Von Lasur spricht man in der Holzbearbeitung, wenn man eine wässrige farbige Lösung aufträgt, die schon Holz schützende Eigenschaften hat. Bei der Verzierung von Keramik gibt es zwei verschiedene Methoden der Verzierung. Eine kann man auf den rohen, also ungebrannten Ton auftragen, eine nicht. Aber alles der Reihe nach.
Die Glasur, also diese Substanzen die den Ton mit einer glänzenden und wasserdichten Schicht überziehen bestehen aus gemahlene Glas das gemeinsam mit Pigmenten (also Farbpulver) in Wasser so lange aufgerührt wird, bis ein trüber milchiger aber recht flüssiger Brei entsteht. Dieser Farbbrei haftet nur auf dem Ton wenn er gebrannt wurde. Der Grund dafür ist, dass dann der gebrannte Ton poröser ist als ungebrannter und deshalb saugfähig ist und mit dem Wasser diese flüssige Glasur auch ein Stück weit in die Poren zieht und das dann auf dem Ton bis zum Brand gut haftet. Im Ofen schmilzt dann das gemahlene Glas und gibt eine gleichmäßige Schicht. Ungebrannter Ton saugt nicht wirklich gut und schmiert eher, wenn man ihn von außen befeuchtet. Ich kann mir gut vorstellen, dass dabei zum Beispiel die Glausur, die zum Beispiel eigentlich gelb war sich in ein schmuddeliges senfbraun verwandelt, weil sich auf der Oberfläche beim Auftrag etwas Schlicker mit der Glasur vermengt. Da die Oberfläche von ungebranntem Ton nicht porös und saugfähig ist, wird bei senkrechten Wänden wohl auch schnell die Farbe abrutschen und auf den Schamottsteinen des Brennofens eine unangenehme Glaspfütze hinterlassen, die man dann mühsam mit einem Hammer entfernen muss, damit nicht die nächste Charge beim Brennen darin fest klebt. Auf einem Teller könnte man möglicherweise so ein Dekor anbringen, aber ob es vollkommen makellos und gleichmäßig wird, wage ich zu bezweifeln.
Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob die Brenntemperatur im Schrühbrand, dem ersten Brand überhaupt ausreicht, um das Glas zum Schmelzen zu bringen. Das nächste, was mir zu denken gibt ist, dass die Keramikrohlinge vor dem Schrühbrand mindestens zwei Wochen trocknen müssen, damit sie keinerlei Wasserblasen mehr enthalten. Wenn irgendwo nämlich noch Wasser im rohen Ton steckt, kann diese Stelle abplatzen und der Gegenstand ist zerstört. Wenn man den Ton also erst zwei Wochen trocknen lässt und dann schon glasiert muss man vermutlich noch mal zwei Wochen bis zum Brand warten. Schneller wird man dadurch auch nicht.
Es gibt aber eine Methode, den Rohling schon vor dem Brand mit Mustern zu verzieren. Diese nennt sich Engobe oder auch Engobemalerei. Am besten auf den lederhart getrockneten Ton oder auf den komplett getrockneten Ton malt man mit Schlicker aus anders farbigem Ton Muster. Man kann dies mit einem Pinsel machen oder den Schlicker wie Fingerfarben nutzen. Oder man taucht den Gegenstand in Schlicker ein und kratzt ein so genanntes Sgrafitto ein, so dass der darunter liegende andersfarbige Ton wieder zum Vorschein kommt. Wenn man vorsichtig kratzt, trägt man nur die Farbschicht ab, wenn man kräftig kratzt, kann man das Objekt noch mit Kratzern gestalten. Sgrafitto ist als Methode für feinere Dekors und künstlerische Gestaltung meiner Meinung nach besser geeignet. Man kennt diese Technik zum Beispiel von den antiken griechischen Vasen. Je nachdem welche Farbe der Rohling und welche Farbe die Engobe hat spielt man eben mit Kontrasten oder Farbschattierungen. Teilweise kann man auch Effekt-Engoben kaufen, denen spezielle Pigmente oder Metallteilchen zugesetzt wurden.
Die Keramik, die man mit Engobe verziert hat muss man dann auch durch trocknen lassen. Das Artefakt wird dann ganz normal im Schrühbrand gebrannt. Es ist dann aber noch nicht glasiert und deshalb auch nicht wasserdicht. Wenn es ein wasserdichter Gebrauchgegenstand werden soll, wir man im Normalfall noch das Produkt mit einer farblosen Klarglasur überziehen und im Glasurbrand brennen. Durch die Glanzschicht verändert sich aber ein wenig die Optik und der Farbton. Wenn es nur ein Dekoartikel ist, kann man den Glasurbrand auch weg lassen und die Oberfläche gegebenenfalls nach Geschmack mit Wachs behandeln oder zum Beispiel mit Schuhcreme patinieren.
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