5er genau so schlecht wie das Vergessen?

vom 14.02.2012, 22:22 Uhr

Wir müssen im Deutschunterricht regelmäßig Problemarbeiten oder Interpretationen schreiben. Da unsere Klasse allgemein sehr demotiviert ist, bringen meistens nur etwa 50% der Schüler die Arbeiten zum vereinbarten Termin, den restlichen Schülern wird ein "Fehlzeichen" eingetragen, dass als 5er gewertet wird.

Zu den 50%, die die Deutschaufsätze so gut wie immer rechtzeitig bringen gehört unter anderem ein Mädchen mit Migrationshintergrund. Sie strengt sich immer sehr an und gibt sich mit dem Text Mühe. Leider hat sie, wenn niemand den Text vorher korrigiert, fast immer einige Fehler. Der Inhalt ist meistens Befriedigend, wegen der vielen Fehler wird ihre Arbeit dennoch oft negativ beurteilt. Was mich an der Sache stört, ist, dass ein solcher 5er genau so gewertet wird, wie eine vergessene Hausaufgabe. Meiner Meinung nach sollte da schon noch unterschieden werden. Immerhin ist es doch ein riesengroßer Unterschied, ob man gar nichts tut, oder ob man sich doch 2 Stunden hinsetzt und sich viel Mühe gibt, aber wegen zu vieler Fehler negativ beurteilt wird. Was haltet ihr davon? Wie handhaben das eure Lehrer?

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Eine nicht abgegebene Arbeit ist bei uns immer eine sechs gewesen, denn es war einfach KEINE Leistung, während eine fünf immerhin schon zeigt, dass man eine Leistung erbracht hat. Ich finde es ehrlich gesagt nicht so toll, wenn der Inhalt doch ganz in Ordnung ist und es an der Rechtschreibung scheitert, dann wäre es doch als Motivation auch besser, wenn man dann eben noch eine vier gibt. Ich würde wegen der Rechtschreibung zu mindestens keine zwei ganzen Noten hinuntergehen, vor allem wenn es sich dabei um einen Migranten haltet, der es doch sowieso sehr schwer hat.

Als kleiner Tipp für deine Klassenkameradin: Vielleicht kann sie diese Aufsätze in Word vorschreiben, da werden die Rechtschreibfehler größtenteils dann korrigiert und dann wird auch die Kommasetzung in vielen Fällen verbessert und somit sollte die Qualität der Aufsätze, was diese Punkte angeht, deutlich steigen.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Bei uns ist eine vergessene Hausaufgabe immer nach zu reichen gewesen. Wer seine Hausaufgaben nicht nachgereicht hat, der hat dann auch entsprechend wegen der Leistungsverweigerung die Note sechs erhalten und die wurde auch richtig mit gewertet. Einige Lehrer werten schlechte Noten in den Hausaufgaben ja nicht so stark wie eine schlechte Note in einer Klassenarbeit.

Ich bin aber auch der Meinung, dass man jemanden der seine Hausaufgaben angefertigt hat, aber sie nicht gut geworden sind aus welchem Grund auch immer nicht auf eine Stufe stellen darf mit jemanden, der seine Hausaufgaben überhaupt nicht gemacht hat. Das ist einfach unfair und total demotivierend. Außerdem denke ich dass man bei einem Schüler oder einer Schülerin mit Migrationshintergrund bis zu einem gewissen Grad Nachsicht walten sollte bezüglich Rechtschreibfehlern und Grammatik. Natürlich sind diese im Deutschunterricht sehr wichtig, aber ich finde, dass man es auch in diesem Fach nicht übertreiben sollte. In Mathe werden Rechtschreibfehler ja auch nicht mit bewertet und da liest man einiges unverständliches Zeug! In Deutsch sollten sie natürlich mit bewertet werden, aber man kann sich da als Lehrer ruhig die Mühe machen, einem Schüler der viele Fehler macht alles genau zu erklären, und sei es in schriftlicher Form, und diesem damit zu helfen, dann wird es demnächst auch besser werden.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Also ich stimme den Anderen insoweit zu, dass man jemanden, der seine Hausaufgaben macht, nicht auf die gleiche Stufe stellen sollte mit jemandem, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Aber ich denke jedoch auch, dass ein Migrationshintergrund kein Grund ist, jemanden anders zu bewerten. Die Fehler sind nun einmal vorhanden und der Lehrer sollte höchstens das Angebot der Nachhilfe machen oder in der Korrektur den korrekten Begriff eintragen.

Ich bin selbst keine Deutsche, hatte zwar in meiner Schulzeit Deutschunterricht, welcher aber qualitativ nicht sehr hoch anzusiedeln war. Trotzdem habe ich es geschafft ein gewisses Niveau zu erreichen, was aber zum Großteil aus Selbststudium und Zusatzunterricht stattfand. Ich wurde bisher einmal anders als Andere bewertet und mir ist aufgefallen, dass ich dann immer wieder die gleichen Fehler mache und das soll ja nunmal auch nicht sein. Daher denke ich eher, dass das Mädchen eine ausführliche korrigierte Hausaufgabe bekommen sollte und maximal eine Note höher eingestuft werden sollte, als die Anderen, die nichts gemacht haben, außer die Arbeit ist wirklich mehr wert.

Das Mädchen sollte dies jedoch als Motivation sehen, besser zu werden. Wenn ausführliche Kommentare in der Arbeit stehen, dann kann es sich diese durchlesen und die Arbeit vielleicht noch einmal in Reinform verfassen und dem Lehrer zum Korrekturlesen mitgeben. Ist diese Arbeit dann in Ordnung, dann sollte der Lehrer erst aufwerten. Das ist jetzt alles nicht als Gemeinheit gemeint, sondern sollte das Mädchen eher motivieren. Weil ich habe auch sehr viele Fehler geschrieben, aber es wurde mit der Zeit durch Lesen und viel Schreiben immer besser.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12588 » Talkpoints: 11,30 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Generell galt bei uns immer, und auch bei allen anderen Schulen die ich kenne: Wenn gar keine Leistung erbracht wurde (Leistungsverweigerung) wird das mit Note 6 bewertet. Die Note 5 wiederum kann man nur erreichen, wenn man erstmal überhaupt eine Leistung erbracht hat, diese aber einfach nicht "ausreichend" ist (das wäre ja sonst Note 4). Man kann auch trotz einer erbrachten Leistung noch eine Note 6 bekommen, wenn einfach alles, und zwar wirklich alles, falsch ist an der erbrachten Leistung.

Dass bei euch fehlende Leistung mit 5 benotet wird irritiert mich am meisten. Was müsste man bei euch denn tun, damit man eine 6 bekommt? Am Ende wird eine wirklich miserable Leistung noch mit 6 bewertet, und gar keine Leistung dagegen mit 5 - dann würden entsprechende Schüler logischerweise lieber gar nichts machen, als etwas sehr fehlerhaftes abzugeben. Das kann nicht das Ziel des Lehrers sein, und genau so würde ich an deiner Stelle bei dem Lehrer einfach mal "doof nachfragen".

Jemanden, "nur" weil er oder sie Migrationshintergrund hat, automatisch besser zu bewerten finde ich auch keine Lösung. Immerhin sind die Sprach- und Startschwierigkeiten für Kinder in der Schule schon extrem unterschiedlich. Die einen können auch Deutsch schon ganz gut, andere wiederum können sich kaum mit Händen und Füßen verständigen. Also einfach pauschal zu sagen "aufgrund deiner fremden Herkunft bekommst du eine bessere Note" wäre tatsächlich Diskriminierung, nämlich deshalb weil niemand sich ausgesucht hat, wo er herkommt. Wenn ihr zum Beispiel noch einen Legastheniker in der Klasse hättet, könnte der sich im Vergleich auf gut Deutsch ganz schön verarscht vorkommen, weil er sich vielleicht auch eine ganze Menge Mühe gäbe aber trotzdem keine ausreichende Leistung zu Stande brächte. Man könnte aber natürlich eindeutig Wege finden, die Mühe und den Fleiß dieser Schülerin zu belohnen. Die Idee, dass sie die fehlerhaften Hausaufgaben nochmal korrigiert und sie erneut abgibt, also eine Art von zusätzlicher Leistung, könnte durch ein leichtes Hochstufen der Note für die Hausaufgabe belohnt werden oder alternativ zum Beispiel zusätzliche Pluspunkte für besonderen Fleiß vergeben werden, sowas tat meine Deutschlehrerin in solchen Fällen.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Gerecht ist das sicherlich nicht. Ebenso wenig kann ich nachvollziehen, warum eine Leistungsverweigerung – und letztendlich ist es das, wenn man die Hausaufgaben oder anderweitige Arbeiten, die einem aufgetragen werden, aus welchem Grund auch immer nicht macht – nur mit einer fünf bewertet wird und nicht gleich mit einer sechs. Das mag ja vielleicht mal ganz nützlich sein, wenn man es wirklich vergessen hat und damit nicht gleich die schlechteste Note kassiert, die man überhaupt kassieren kann. Allein diese Tatsache finde ich schon relativ merkwürdig, auch wenn das natürlich immer in der Hand des zuständigen Lehrers liegt, wie er damit umgeht oder wie er dieses ungeschriebene Gesetz auslegt.

In dieser speziellen Situation erscheint es mir aber durchaus nicht angebracht zu sein, die Thematik so zu handhaben, weil auf diese Art und Weise offenkundig nicht auf bestimmte Leistungen eingegangen wird, die trotz widriger Umstände – wie beispielsweise einem Migrationshintergrund und den damit oftmals verbundenen Schwierigkeiten mit der fremden Sprache – erbracht werden. Wer sich Mühe gibt, sollte das auch positiv zu spüren und wertgeschätzt bekommen, ganz gleich, ob die Leistungen nun besonders gut sind oder einfach nur besser, als die vorangegangenen. Nun aber jemanden, der sich offenkundig sehr viel Mühe gibt und konstant an sich arbeitet, mit der gleichen Note zu strafen, die tatsächlich als Strafe für nicht erbrachte und/oder verweigerte Leistungen gedacht ist, ist schlicht und ergreifend eine Unverschämtheit und ganz besonders himmelschreiende Ungerechtigkeit.

Ich würde den Lehrer also auf jeden Fall darauf ansprechen und das im Klassenverbund klären. Wenn es sich dabei um eine Klasse handelt, in der Fairness noch etwas bedeutet, wird man diese Ungerechtigkeit auch vor dem Lehrer zur Sprache bringen. Das Risiko, dass die Note für nicht erbrachte oder verweigerte Leistungen dann von einer fünf auf eine sechs angehoben wird, sollte trotzdem eingegangen werden. Vielleicht dient das ja auch gleichzeitig als Motivation für jene, die die Hausaufgaben öfters mal nicht machen, sich durch die Vergabe einer fünf aber nicht wirklich unter Druck gesetzt fühlen, an diesem Verhalten etwas grundlegend zu ändern. Sollte sich der Lehrer aber nach einem Gespräch immer noch uneinsichtig zeigen, ist es dann an der Zeit, sowohl die Eltern als auch den Klassenlehrer oder den Vertrauenslehrer darüber zu informieren und letztendlich – sollte das alles keine Früchte tragen – damit zur Schulleitung zu gehen.

Ihr solltet euch aber darauf einstellen, dass sich das nicht von heute auf morgen verändern wird, denn Lehrer haben untereinander einen sehr starken Zusammenhalt und gehen dann in Notfällen erst einmal gegen die Schüler, als offenkundig gegen sich selbst vorzugehen. Dazu braucht ihr also ein dickes Fell. Wobei ich mir in dieser speziellen Situation auch durchaus vorstellen könnte, dass der Lehrer einsichtig ist. Jeder gute Lehrer würde erkennen, dass etwas falsch läuft, wenn die Schüler geschlossen als Klassenverbund Interesse an einer Änderung zeigen und auch zeigen, dass sie dazu bereit sind, notfalls schlechtere Noten zu bekommen – zumindest lieber das, als zu sehen, dass jemand aus ihrer Klasse ungerecht behandelt wird, was sich nicht gehört. Ich bin gespannt, ob ihr das in der Klasse hinbekommen werdet.

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» Paul Smith » Beiträge: 416 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Auch ich kenne es so, bei einer nicht erbrachten Leistung gibt es eine Sechs. Und gerade weil das bei euch ja öfters vorkommt, fände ich das an sich auch richtig. Scheinbar wird die Leistung ja öfters bewusst nicht erbracht. Was in manchen Schulen sicherlich auch schon als Arbeitsverweigerung gelten könnte.

Das Mädchen mit Migrationshintergund bekommt wahrscheinlich schon zu Recht die Fünf. Allerdings sieht der Lehrer ja auch, dass sie sich bemüht, was vielleicht an anderer Stelle sich positiv auswirken könnte. Da es sich scheinbar um Deutschhausaufgaben handelt, gäbe es dann nicht die Möglichkeit die Texte einfach in Word einzugeben und dann die Rechtschreibprüfung drüber laufen zu lassen? Das würde zumindest die Menge der Rechtschreibfehler minimieren. Das wird sich mit Sicherheit auch auf die Note auswirken.

Die Sache im Klassenverband ansprechen wird wenig bringen. Die Schüler die bisher halt nur eine Fünf für nicht gemacht Aufgaben bekamen werden mit Sicherheit froh sein, dass es halt nur eine Fünf ist. Die Hürde einer Sechs ist doch wesentlich höher. Deswegen werden diese Schüler sicherlich darauf beharren, dass die momentane Verfahrensweise so bleibt wie sie ist.

» XL » Beiträge: 680 » Talkpoints: -0,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Mit welcher Begründung ist es denn eine fünf und keine sechs? Das würde mich ja schon interessieren. Denn eine nicht vorhandene Leistung ist quasi keine und wird eigentlich mit einer sechs gewertet. Dann ist es auch schon wieder denen gegenüber fairer, die die Aufgabe nämlich machen und eine Leistung erbringen. Dann ist die Spanne ja auch etwas größer. Eine sechs bedeutet ungenügend und im Prinzip trifft es auf keine Leistung ja mehr oder weniger zu. Es wäre ja auch sinnlos noch eine Note einzuführen um extra die zu benoten und noch härter zu bestrafen, die sich eben keine Mühe geben.

Es ist natürlich schlecht, dass jemand bestraft wird, der sich wirklich Mühe gibt und wenn jemand einen Migrationshintergrund hat, dann kann er in erster Linie wenig dafür. Aber vielleicht muss man sich dann eben noch mehr hinsetzen und noch mehr machen. Das ist eben einfach die Bürde die man zu tragen hat, wenn man in einem anderen Land zur Schule gehen muss. Eine Freundin von mir ist nach Amerika gegangen und da sah es anfangs grammatikalisch in der Schule auch immer schlecht aus, obwohl sie sonst eine sehr gute Schülerin war. Und da hatte sie schon den Vorteil, dass sie Englisch in der Schule hatte. Das musste sie dann trotzdem alles weitestgehend aufholen.

Im Grunde müsste sich jemand ein Herz fassen und die Hausaufgaben mit ihr durchgehen und mir ihr zusammen korrigieren. Das jemand nur aufgrund der Rechtschreibung und des Ausdrucks schlechtere Noten bekommt ist nicht schön, aber man kann da kaum einen Unterschied machen, sonst schreien sie von allen Seiten, dass das Ungleichberechtigung ist. Blöd nur, dass sie in ihrer Sprache Ausdruck und Grammatik vielleicht super beherrscht. Vielleicht kannst du ihr aber mal helfen?

Und machen kannst du da wenig. Klar könntet ihr sagen, dass ihr ab sofort für eine vergessene Aufgabe mit einer sechs benotet werden wollt. Aber ich gehe davon aus,dass das für euch nicht in Frage kommt. Deswegen wäre es wohl sinnvoller, dem Mädchen zu helfen. Aber auch nur dann, wenn man selbst dazu in der Lage ist.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich habe jetzt nicht dabei gedacht, dass das Benotungssystem in Deutschland anders ist. In Österreich gibt es keine 6, sondern die 5 ist die schlechteste Note. Also wird eine vergessene Hausübung schon mit der schlechtesten Note beurteilt, nur um das klarzustellen. Dass bei euch teilweise überhaupt erbrachte Leistung bis auf wenige Ausnahmen gar nicht mit der schlechtesten Note bewertet wird, finde ich sehr gut.

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Eine nicht erbrachte Leistung muss immer eine Sechs, also ungenügend, sein, Eine Fünf bedeutet ja mangelhaft, das heißt, es muss etwas vorhanden sein, was Mängel aufweist. Deshalb kann ich das nicht so richtig glauben.

Man kann ja einen Aufsatz durchaus mit Fünf bewerten, wenn er zu viele Rechtschreibfehler hat, trotz der Mühen, die der Schüler sich macht. Wichtig ist das, was unter dem Aufsatz steht. Das kann die Note wieder relativieren und motivieren weiterzumachen. Hier sollten auch die positiven Aspekt herausgestellt werden.Ich würde das Mädchen zu dem Aufsatz mündlich befragen und eine Eins geben (natürlich nur bei entsprechender Leistung), damit der Durchschnitt der Noten die wirkliche Leistung widerspiegelt. Und das wäre ja auch realistisch: Rechtschreibung eine Fünf, aber Inhalt eine Eins. Aber eine bessere Note zu geben, weil ein Migrationshintergrund vorliegt, kann man nicht, außer wenn es eine besondere Schule oder besondere Klasse ist.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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