Türen haben es in sich, sie lassen uns vergesslich werden

Bestimmt ist es euch auch schon passiert, dass ihr etwas aus einem anderen Raum holen wolltet. Dann steht man in dem Raum, sieht sich suchend um und fragt sich, was es war, das man holen wollte. Seit ewigen Zeiten sind es Menschen gewohnt, von einem in den anderen Raum zu gehen. Fast alle diese Räume haben Türen. Geht man hindurch, hat das einen Gedankenwechsel zur Folge. Das, was wir gerade in dem anderen Raum wollten, wurde verdrängt.

Das stellten Wissenschaftler im Bundesstaat Indiana, Universität Notre Dame, fest. Sie fanden eine Erklärung für das Phänomen. Das Gehirn erhält den Impuls, durch das Durchqueren der Tür das eben Gewollte zu vergessen. Die Tür erscheint als Grenze. Sie trennt Erinnerungen und Denkvorgänge. Gerade eben noch präsente Gedanken verschwinden, werden gelöscht wie beim Computer.

Die Forscher wählten 60 Teilnehmer für eine Studie aus. Diese sollten sechs farbige Dinge in eine Kiste einsortieren. Ein Teil der Teilnehmer sollte die Kiste auf einen Tisch im gleichen Raum stellen und der andere Teil auf einen Tisch im Nachbarraum, den eine Tür abtrennte. Nach einer Weile wurden die Probanden gebeten, sich an die eingepackten Objekte zu erinnern. Diejenigen, die die Tür durchquert hatten, konnten sich wesentlich schlechter an die Dinge erinnern als die, die Sachen im selben Raum abgestellt hatten. Aus dieser verstärkten Vergesslichkeit zogen die Wissenschaftler den Schluss, dass das Gedächtnis einen Schlussstrich zieht unter das, was uns in dem Raum bewegt hat, den wir verlassen. Ein Auslöser dafür ist die Tür.

Das heißt also, wir sind nicht dumm. Und wir brauchen keine Angst zu haben, das wir an Gedächtnisschwund leiden. Der Psychologieprofessor ist davon überzeugt, dass ein gelegentliches Auftreten von Erinnerungslücken ganz normal ist und keineswegs mit Dummheit zu tun hat. Wer also seinen seinen Schlüssel nicht wiederfindet, muss nicht zwangsläufig notorisch vergesslich sein. Solche oder ähnliche Situationen kennen wir alle und machen uns oft Gedanken um unser Gedächtnis. Aber wer wusste schon, dass der Gang durch die Tür daran Schuld sein kann. Ich finde das Experiment sehr interessant und faszinierend. Was haltet ihr davon? Findet ihr die Tür als Schlussstrich für ein Erinnerungsvermögen ideal? Theoretisch müsste es möglich sein, schlechte Erinnerungen auf diese Weise löschen zu können, was meint ihr?

Das erklärt natürlich einiges, ich kenne es auch, dass ich manchmal von einem Raum in den anderen gehe und dann allerdings oft auch schon auf dem Flur vergesse, was ich eigentlich wollte. Und dabei habe ich gar keine Tür geöffnet! Bei uns stehen nämlich außer der Haustür immer alle Türen offen. Weißt du, ob es eine Relevanz hat, ob man eine Tür selber öffnet oder durch eine bereits geöffnete Tür hindurch geht?

Ich denke aber nicht, dass man auf diese Art und Weise eine schlechte Erinnerung auslöschen könnte. Man kann sich ja auch oft wieder an das Gewollte erinnern, wenn man eine Zeit lang in einem Raum steht oder wenn man wieder in den Raum zurück geht, von welchem aus man los gelaufen ist. Und außerdem werden negative Erfahrungen auch im Gehirn anders abgespeichert als positive oder neutrale Erfahrungen. und das, was man in der Regel beim Durchqueren einer Tür vergisst, ist meistens eine relativ neutrale Erinnerung, die oft auch für das Individuum nicht von besonderer Relevanz ist. man vergisst ja auch nicht alle Dinge, wenn man durch eine Tür geht. Ansonsten hätten wir richtige Probleme in unserem Leben, denn schließlich gehen wir ständig durch irgendwelche Türen und dann müssten wir ja theoretisch gar nichts mehr wissen, was wir in einem anderen Raum erlebt haben oder gar in einer ganz anderen Umgebung wie einem anderen Haus oder einer offenen Strasse.

@olisykes91, es spielt keine Rolle, ob du die Tür selbst öffnest oder nur über die Türschwelle gehst. In dem Moment, wo du über die Türschwelle gehst, wird der Gedächtnisverlust ausgelöst. Die Tür oder die Türschwelle ist das Signal für einen Schlussstrich. Du kannst dieses Phänomen auch bei virtuellen Türen beobachten. Die Tür ist für das Gehirn eine Ereignisgrenze. Das Gehirn speichert die einzelnen Episoden getrennt in verschiedene Ordner.