Ein zweites Kind ja oder nein?

Mit dem Geld sehe ich das relativ entspannt. Viele Gegenstände für den Babybedarf habt ihr ohnehin schon erworben, so dass viele Ausgaben schon weg fallen, weil man manches eben weiter nutzen kann. Ich finde es auch unproblematisch, Kinder in den ersten Lebensjahren bis zur Pubertät ein gemeinsames Kinderzimmer bewohnen zu lassen. Für die Kinder ist es sogar schön, wenn sie nachts nicht alleine im Zimmer sind und ein Geschwister da ist. Natürlich muss man bei der Erziehung entsprechend auf einen guten Familiengeist achten, damit die Kinder sich auch vertragen. Die gegenwärtigen finanziellen Mittel sind ja auch nicht zwangsläufig bis zum Ende eures Lebens das erreichbare Maximum. Wenn ihr noch einen besseren Job findet, dann könnte sich die finanzielle Situation ja in den nächsten Jahren noch verbessern.

Auch von der Zeit sehe ich da nicht so ein großes Problem. Dein Kind ist noch nicht mal ein Jahr alt. Das erste Jahr ist bei Kindern immer das pflegeintensivste, das weiß ich als Mehrfachmama. Nach dem ersten Lebensjahr sind Kinder deutlich einfacher in der Pflege. Wenn das zweite Kind dann seinen ersten Geburtstag gefeiert hat, seid ihr aus dem gröbsten Stress heraus. Zwei Kinder entspannen sogar in gewissem Maße die Situation. Ein Einzelkind will immer von den Eltern dauerbetreut werden. Geschwisterkinder spielen auch mal miteinander und entlasten so die Eltern zeitweise von der Pflicht ständig das Kind unterhalten zu müssen. Auf jeden Fall würde ich das Kind nicht sofort bekommen wollen. Ein Altersunterschied von etwa zwei Jahren ist so eng, dass die Kinder noch gut miteinander spielen und gemeinsame Interessen haben und du als Mutter dich von der ersten Schwangerschaft schon so weit erholt hast, dass du eine zweite gut verkraften würdest.

Zu der Frage mit dem Gehör sehe ich das etwas anders als meine Vorschreiber. Ich finde es etwas hart zu sagen, dass es persönlicher Egoismus ist, ein möglicherweise taubes Kind zu bekommen. Wenn bei euch das Risiko besteht, dass das Kind möglicherweise schwerstbehindert wäre, und nie ein eigenständiges Leben führen könnte, dann würde ich auch den Vorschreibern zustimmen. Bei Menschen, die von Geburt an gehörlos sind, würde ich das differenzierter sehen. Wenn ein Mensch im laufe seines Lebens einen seiner Sinne verliert und zum Beispiel durch einen Unfall plötzlich erblindet oder ertaubt, dann ist das sicher ein herber Schicksalsschlag. Wenn man aber da hinein wächst und von Anfang an die Gebärdensprache als Muttersprache lernt, dann kann das schon ganz anders sein. Ich würde mich an eurer Stelle mal an Gehörlose Jugendliche oder Erwachsene wenden und mir von denen mit Hilfe eines Gebärdendolmetschers ihre Einstellung zum Leben erzählen lassen und denen einfach mal von eurem Dilemma berichten. Wenn die euch dann erzählen, dass sie das Leben trotzdem genießen und gerne auf der Welt sind, würde ich das durchaus ernst nehmen. Schließlich sind solche Leute Experten für diese Art zu leben und können das besser als wir beurteilen. Was ich schon von manchen Taubstummen gehört habe, die durch eine Operation ihr Gehör wieder erlangen hätten können ist, dass einige diese Operation verweigerten, da sie die Gebärdensprache als eine eigenständige und vollwertige Sprache sehen und deshalb keinen Anlass sehen, hören zu wollen. Das mag für uns hörende gewöhnungsbedürftig klingen, ist aber eben eine auch zu respektierende Einstellung.

Ganz abgesehen davon würde ich mit meinem erstgeborenen Kind an eurer Stelle mal einen Spezialisten aufsuchen, ob man nicht schon in jungen Jahren mit einer Operation zum Beispiel durch eine Gehörprothese das Gehör wieder herstellen kann. Je früher man das macht ist das sicher um so besser. Abgesehen davon, dass das dem ersten Kind zu gute kommt, wäre das für euch sicher auch gut zu wissen, dass man gegebenenfalls einem zweiten Kind auch helfen könnte.

Aus der Sicht des Kindes würde ich immer dazu tendieren, über ein zweites Kind nachzudenken. Für Kinder ist es immer sehr vorteilhaft, wenn eben noch ein Geschwisterchen da ist, ,mit dem man das eine oder andere Problem bereden kann, ohne gleich zu den Eltern zu laufen. Ein Einzelkind würde ich nur im aller nötigsten Notfall aufwachsen lassen.

Aber auf der anderen Seite muss man auch überlegen, ob man sich ein zweites Kind auch leisten kann oder ob die Wohnung dazu überhaupt groß genug ist. Nicht jeder kann sich ein Haus leisten, wo man wirklich Platz genug hat. Aber für alles gibt es meist eine Lösung und am Anfang können sich die beiden Kinder auch gerne mal ein Zimmer teilen. Wenn sie aber 10 Jahre alt sind, würde ich doch dazu tendieren, dass beide Kinder ihr eigenes Reich haben, aber bis dahin ist es ja noch weit und es kann noch sehr viel passieren.

Ich finde es auch nicht gut, einen Rat zu erteilen, denn das muss jeder selbst entscheiden. Für uns kam ein zweites Kind auf jeden Fall in Frage. Wir waren uns da einig. Schließlich ist es schön, wenn man jemanden hat, mit dem man spielen und teilen kann. Da wir beide Geschwister haben, war uns das wichtig. Das muss aber nicht jeder so sehen.

Wichtig ist, dass Ihr Euch einig seid. Das sollte man als Mutter nicht allen entscheiden. Natürlich spielt die finanzielle Situation eine Rolle. Man sollte schon wissen, ob man genügend Geld hat, denn Kinder brauchen so einiges. Das könnt Ihr aber sicher am besten beurteilen, denn es kommt ganz darauf an, welche Kosten man hat. Insofern kann das Geld reichen oder auch nicht.

Warum ist denn das Gehör Eures Kindes nicht ganz in Ordnung? Ich würde da eher mit den Ärzten sprechen und diese fragen, wie hoch das Risiko bei einem zweiten Kind wäre. Aber auch hier muss das jeder selbst entscheiden. Der eine kommt gut damit klar und der andere nicht. Ich kenne ein Mädchen, was kein Innenohr hat. Sie hat sehr schnell ein Hörgerät bekommen und kommt damit gut klar. Natürlich ist es bei größeren Menschenmengen schwierig, weil sie dann nichts mehr versteht, aber sie ist lebensfroh und ihre Eltern sind glücklich sie zu haben. Aber auch hier muss das jeder selbst entscheiden.

Ich denke, dass dir diese Entscheidung niemand abnehmen kann, du und dein Mann solltest alleine entscheiden, ob ihr ein zweites Kind haben könnt und es euch erlauben könnt oder eben nicht. Du musst selbst wissen, ob du das zeitlich und finanziell hinbekommst. Was zunächst den finanziellen Aspekt angeht, ich finde man sollte sich Kinder wirklich nur dann erlauben, wenn man sicher sein kann, dass das Geld reicht. Es gibt genug Menschen, die das ignorieren und ungeachtet dessen Kinder bekommen, natürlich wirkt sich dass dann alles extrem auf die Kinder aus, die dann teilweise nicht die Freizeit haben, die sie sich wünschen würden, man muss jeden Penny umdrehen und wenn es um Klassenfahrten oder größere Anschaffungen geht, muss man sich wegen Geld an die Schulen wenden und so weiter. So ein Leben ist nun mal sicherlich nichts feines und man kann das vermeiden, wenn man vorher einfach mal darauf schaut, ob man sich die Kinder überhaupt leisten kann. Was nun eure Finanzen angeht, so müsst ihr das selbst entscheiden, es gibt sicherlich Familien die damit über die Runden kommen, aber viel ist das jetzt nicht unbedingt, man sollte es sich auf jeden Fall gut einteilen.

Das einzige was mir an deiner Situation momentan Sorgen bereitet, wäre die Wohnung, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie man mit vier Personen in einer drei Zimmer Wohnung leben kann. Das kommt natürlich darauf an, woran man gewöhnt ist und ob einem das so ohne weiteres ausreicht, aber ich muss ja beispielsweise sagen, dass meine Studienwohnung in die ich nächsten Monat ziehe ebenfalls knapp 100qm hat und auch eine drei Zimmer Wohnung ist. Wir werden zu zweit mit einer Freundin einziehen, also ist es schon ein Unterschied ob man mit zwei Personen in einer solchen Wohnung lebt oder zu viert und das auch noch mit einem Hund. Mir wäre das ehrlich gesagt viel zu eng, aber ich bin zu Hause auch an ein 6-Zimmer Haus gewöhnt, also ist das ein bisschen was anderes. Mit drei Zimmern ist das aber wirklich eine sehr knappe Angelegenheit, man hat dann ein Wohnzimmer, man hat ein Schlafzimmer für beide Elternteile und ein Zimmer für die kleinen.

Das geht vielleicht noch in Ordnung, wenn es Babys sind, aber sehr bald ist das nichts mehr und zu viert würde ich mir in einer solchen Wohnung durchaus ein bisschen unterdrückt fühlen. Was das Problem mit der Schwerhörigkeit angeht, so würde ich da ehrlich gesagt vorsichtig sein. Wenn man mich fragt, ist es unverantwortlich von einer Mutter, wie auch von einem Vater, Kinder in die Welt zu setzen, wenn fest steht oder es zumindest eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür gibt, dass das Kind Behinderungen haben wird, wie eben Schwerhörigkeit. Natürlich kann man das mit Hörgeräten ausgleichen, aber muss sowas sein? Wenn ich wüsste, dass mein Kind schwerhörige geboren werden würde, dann würde ich es nicht bekommen wollen. Ich würde das an deiner Stelle auf jeden Fall mal beim Arzt abklären lassen und klar stellen, ob es an dir lag oder nicht. Möglicherweise waren auch Medikamente Schuld oder ihr konntet da gar nichts für, wie auch immer, auf jeden Fall bedarf es einer Abklärung, wenn man sich für weitere Kinder entscheiden möchte.

Unser Sohn ist nun schon zwei Jahre alt und wir würden alles tun, damit er noch ein Geschwisterchen bekommen würde. Als Einzelkind ist es nicht schön aufzuwachsen und wenn ein Geschwisterchen da ist, kann man beide auch mal alleine lassen, ohne dass sie etwas Dummes anstellen.

Vom finanziellen und auch dem Platzbedarf dürfte es keinerlei Probleme geben - zumal der Jüngere dann die Kleidung des Älteren tragen kann.

Mich würde in erster Linie interessieren, wie es zu der einseitigen Schwerhörigkeit deines Sohnes kam. Denn es ist ja nicht ausschließlich so, dass ein Geschwisterkind noch schlimmer betroffen sein muss. Es besteht auch die Möglichkeit, dass man es komplett ausschließen kann. Aber dazu müsstest du dich mit dem Arzt deines Vertrauens unterhalten.

Was die Wohnung und das Geld angeht., so sollte das ausreichend sein. Vor allem, wenn das zweite Kind auch ein Junge werden sollte, können sich die beiden Kinder lange ein Zimmer teilen. Ansonsten habt ihr ja keinen Zeitdruck wegen einer größeren Wohnung und könnt das in Ruhe angehen. Wir suchen schon fast ein Jahr nach einer größeren Wohnung und wissen dabei auch, das uns die Zeit nicht im Nacken sitzt.

Ich denke nicht, dass dir einer in einem Forum sagen kann, ob du das machen sollst oder nicht, da du die Entscheidung treffen musst und nicht wir.

2 Kinder kosten natürlich regelmäßig bestimmtes Geld und es wird nicht weniger, wenn sie in die Schule kommen und dann in der Pubertät sind. Du hast schon ein schwerhöriges Kind, das wird in Zukunft sicher einiges an Aufmerksamkeit fordern, da es schwieriger ist, im Leben klarzukommen. Ein weiteres Kind würde sich dann vielleicht ignoriert vorkommen, wenn in das schwerhörige Kind so viel Zeit investiert wird.

Finanziell kann man immer irgendwie über die Runden kommen, aber die Frage ist ob man da auch bereit ist bei sich selber zu verzichten, wenn es drauf ankommt. Immerhin muss man finanziell immer für ein Kind sorgen, wenn es in Not ist.

Mein Cousin ist auch einseitig schwerhörig. Er hat viel Aufmerksamkeit gebraucht und seine Eltern, die vorher auch noch ein Geschwisterchen wollten, haben sich gegen ein zweites Kind entschieden. Man muss sich mit so einem Kind schon etwas mehr Mühe geben, weil er die Welt anders kennenlernt und verstehen lernt. Das richtige Sprechen kann länger dauern und auch das Zusammenspiel mit anderen Kindern, könnte sich schwieriger gestalten.

Ich würde an deiner Stelle kein 2. Kind machen, da viele Gründe dagegen sprechen und andere ja in den ersten Jahren die Arbeit haben, wenn du arbeiten gehst. Das kann man ja auch nicht unbedingt von allen verlangen, oder? Rede einfach mit deinem Mann noch mal darüber und entscheidet zusammen.

Ich halte sowohl eure derzeitige Wohnsituation als auch eure finanzielle Situation für vollkommen ausreichend, für mich jedenfalls wären beide Faktoren kein Grund, den Wunsch nach einem zweiten Kind zu begraben.

Übrigens war ich auch immer der Meinung, dass meine Kinder beide von Anfang an ein eigenes Zimmer haben müssen. In der Praxis sieht das inzwischen anders aus. Zunächst hat jedes der Kinder im ersten Lebensjahr komplett bei uns im Schlafzimmer genächtigt und zum anderen hat sich mein Sohn inzwischen (mit nunmehr 5 Jahren) dazu entschlossen, quasi bei seiner zwei Jahre älteren Schwester einzuziehen. Beide können und wollen seit Monaten nicht mehr getrennt voneinander einschlafen und verbringen den Großteil des Tages gemeinsam in einem Zimmer. Im Prinzip ist also dieses eine Zimmer im Alltag quasi komplett überflüssig bei uns, inzwischen wird es von beiden nur noch dann genutzt, wenn im Kinderzimmer der Tochter kein weiterer Platz für Spielzeug ist. Ist ja auch erstmal einfacher als aufzuräumen.

Vermutlich wird er später irgendwann wieder in sein Zimmer zurückwollen, aber das ein eigenes Zimmer wirklich und unbedingt schon für kleinere Kinder notwendig ist glaube ich inzwischen nicht mehr. Es ist ganz nett, wenn man über mehrere Kinderzimmer verfügt, aber als unbedingtes "Muss" würde ich es nun wirklich nicht bezeichnen. Eher noch als Luxus auf den viele Kinder noch immer verzichten müssen. Ob es diesen Kindern deshalb schlechter geht wage ich einfach mal zu bezweifeln.