Kopieren Billigläden die Kollektionen großer Designer?
Ich verabscheue Läden wie H&M, C&A und Co. und meide diese daher seit Langem. Das heißt nicht, dass ich mit Designerkleidung eingedeckt bin, aber ich bevorzuge es, Kleidung zu tragen, die nicht jede Zweite hat. Ich bestelle deswegen hauptsächlich in Online Shops oder gehe im Urlaub in Läden einkaufen, die es in Deutschland (oder zumindest in meiner Heimatstadt) nicht gibt.
Eine Freundin von mir, die sehr modeinteressiert ist und auch regelmäßig Mdezeitschriften wie die "Elle" liest, hat sich neulich über Läden wie H&M beschwert. Sie meinte, es sei schon ein seltsamer Zufall, dass diese Läden wenige Monate nach den neuen Kollektionen von Gucci und Konsorten nahezu die gleiche Kleidung im Angebot hätten. Das sei bei nahezu allen Kleidungsstücken der Fall, von Pullis, Schals bis hin zu Kleidern. Sie erzählte mir, sie habe vor einer Weile ein Designerkleid in einer Boutique anprobiert, welches an ihr toll ausgesehen hätte. Kurz darauf habe sie ein fast identisches Modell bei H&M gesehen und anprobiert. Das habe aber an ihr billig und unförmig gewirkt.
Da ich weder Designerkleidung trage noch Kleidung von H&M und auch keine Ahnung habe, wie die derzeitigen Kollektionen aussehen, kann ich das überhaupt nicht einschätzen. Daher frage ich euch: Kopieren Billigläden die "großen" Marken und Designer? Wären das dann nicht Plagiate und könnte man dagegen klagen?
Es wird eher so sein, dass große Designer nicht nur noble Kleidung designen, sondern auch eine Billigkollektion auf den Markt "werfen". Somit sind sie dann schnell Marktführer. Wenn das Kleid aber als angebliche Kopie überhaupt nicht gut ausgesehen hat, war es auch keine Kopie. Eine Kopie wäre ein Abbild dieses Kleides und würde demnach auch annähernd so aussehen und würde nicht billig wirken. In dem Fall würde ich mal sagen, dass es Zufall war, dass das Kleid auf der Stange ähnlich aussah und getragen dann nicht gut wirkte.
Wenn es wirklich Plagiate wären, dann würden die Designer schon auf die Barrikaden gehen. Entweder ist es Zufall oder tatsächlich eine Billigkollektion des gleichen Designers, der eben nicht nur die High Society beliefert.
Ich sehe es öfters in den Schaufenster diverser Billigläden, dass manche Muster schon teuren Designermustern sehr ähnlich sehen. So gab es einen Vogelprint einmal bei H und M im Schaufenster zu bewundern, den es dort auf verschiedenen Bekleidungstücken in verschiedenen Farben zu sehen gab. Ich kannte beinahe exakt den gleichen Druck in weiß - blau von einem teuren Designer. Wer hier aber wen nachgemacht hat kann ich dabei nicht sagen. Es fällt aber schon auf, dass die Billigläden schon mit Designer-Mode mithalten wollen und auch entsprechend manchmal deren Designs nachahmen.
Mir ist es auch schon aufgefallen, dass einige Billigläden Stücke führen, die den Designerstücken extremst ähnlich sehen. Und nicht mal alle sehen unförmig aus oder sitzen schlecht. Zum Beispiel wollte ich mir eine Bench-Jacke kaufen und fand durch Zufall in einem günstigen Laden eine Jacke, die absolut gleich aussah, nur dass nicht Bench darauf gestanden hat. Ich kann mir von daher durchaus vorstellen, dass H&M und Konsorten sich schon an den ganz großen Designern orientieren und durchaus auch die Kleidung kopieren, allein weil sich die Kunden auch etwas an den Designern orientieren und sich bestimmt über Kleidungsstücke freuen, die haargenau so aussehen, aber einen erschwinglichen Preis aufweisen.
Ich gehe stark davon aus, dass man sich da schon inspirieren lässt, um es mal vorsichtig auszudrücken. Richtig Detailgetreu kann und darf man es ja nicht nachmachen und daran wird man sich auch weitestgehend halten, wenn man keine Klage einfahren will. Und ich gehe auch stark davon aus, dass es tatsächlich auch so herum ist. Sicherlich entwerfen Gucci, Prada und Co. auch schlichte Sachen und die kann dann auch die breite Masse tragen. Nur eben nicht bezahlen.
Vielleicht ist es aus diesem Grund auch gar nicht so schlecht, wenn man sich da ein bisschen preislich anpasst. Und ich finde nicht das es eine Frechheit ist. Unterscheiden tun sich die Klamotten immer noch voneinander und das meistens erheblich. Die meisten bringen auch irgendwo ihr Logo mit unter und da sieht dann ja gleich jeder, dass die Frau oder der Herr in der Lage ist, Markenklamotten zu kaufen. Und bedenken muss man auch, dass sie die Verarbeitung definitiv unterscheiden wird. Ich habe zumindest die Erfahrung gemacht, dass Markenklamotten in der Regel wesentlich länger halten als die Sachen von der Stange. Und da können sie sich doch noch so sehr ähnlich sein, wenn ich das eine nicht mal 3 mal waschen kann, ohne das es kaputt geht oder dann eine andere Größe hat, dann ist es mir doch schon lieber, wenn ich mir etwas kaufe, wovon ich länger etwas habe.
Es ist beim Design generell nicht einfach etwas schützen zu lassen und die Definitionen, was geklaut ist und was als inspiriert gilt gehen ja auch auseinander und oft kann man eh nur die Marke als solche schützen lassen oder Patente für neue Funktionen anmelden.
Bei Kleidung kommt natürlich erschwerend hinzu, dass die Grundform eines Designs eh nicht geschützt werden kann, weil sie sich aus der menschlichen Anatomie ergibt und auf die Erfindung derselben kann niemand Anspruch erheben. Eine Hose wird zum Beispiel immer zwei Beine haben und ein Pullover braucht zwei Arme und jeweils ein Loch für den Kopf und den Körper auf gegenüberliegenden Seiten. Außerdem dürfte es auch schwer sein für einen Designer nachzuweisen, dass er wirklich der erste ist, der mit einem bestimmten Design auf den Markt gekommen ist. Es ist doch völlig normal, dass man sich in der Vergangenheit umschaut und dann zum Beispiel Pullover entwirft, die es in der Form und Farbe sicher irgendwann in den 80ern auch schon mal gegeben hat.
Es ist aber nichts Neues, dass die Kollektionen von Designern kopiert werden. Und nein Diamante, diese Kleider werden nicht von den selben Designern entworfen. Ich habe selber jemanden gekannt, die in den 50ern in Düsseldorf als Modezeichnerin gearbeitet hat. Ihr Job bestand darin bei den Modeschauen zu sitzen und Skizzen von den vorgeführten Kleidungsstücken anzufertigen, die dann in einer günstigeren Variante für die Kaufhauskunden nachgebaut wurden. Heute gibt es ja von fast jeder Modeschau Bilder und teilweise sogar Videos im Livestream, da dürfte es wesentlich einfach sein sich von den neuen Kollektionen "inspirieren" zu lassen.
Und ja, eine billige Kopie kann sich durchaus in Sitz und Passform vom Original unterscheiden. Eine gute Methode um Kosten zu sparen ist neben der Verwendung von billigem Material nämlich die Vereinfachung des Schnittmusters. Das Kleidungsstück sieht dann schon mehr oder weniger identisch aus, aber es besteht aus weniger Einzelteilen, die beim Original einen guten Sitz garantieren. Wenn ich ein Oberteil zum Beispiel mit Wiener Nähten versehen besteht es vorne aus drei Teilen, einen ähnlichen Effekt bekomme ich auch mit je einem Brustabnäher hin, dann besteht das Oberteil vorne nur aus einem Teil und ist schneller fertig.
Aber es gibt ja auch die Möglichkeit, dass sich sowohl die Designer der teuren als auch der billigen Marken von den selben Quellen Inspirationen geholt haben. Ich denke das ist gar nicht so selten, da es ja auch Menschen gibt, die beruflich Trends auf der Straße aufspüren und diese Informationen weiter verkaufen.
Es ist ja so, dass es in jedem Quartal neue Trends in der Mode gibt und gewisse Dinge (Farben, Schnitte, Muster oder einfach Stilrichtungen oder Looks) die dann einfach "in" sind. Dass sowohl Gucci, Prada und Co. genauso wie H&M, New Yorker oder Pimkie da auf diesen Trend aufspringen und mitmachen ist doch mehr als logisch. Ganz genau so funktioniert schließlich die Modeindustrie!
Dass es dann bestimmte Kleider beim teuren Designer gibt, von denen zum Beispiel der Schnitt gerade der neue Trend ist, und dass H&M dann ein extrem ähnliches Kleid anbietet, weil es eben der selbe trendige Schnitt ist, und vielleicht noch die selbe Farbe (es war bestimmt schwarz, grau oder taupe/nude, wetten?) hat ist vollkommen nachvollziehbar und ich finde da überhaupt nichts verwerfliches dran. Dass das Kleid bei H&M billiger wirkte dürfte höchstwahrscheinlich am verwendeten Material gelegen haben, das sicherlich auch billiger war, und das es gegebenfalls unförmig wirkte dürfte daran liegen, dass teure Designer eher auf die schlanke Frau die als Ideal gilt schneidern während H&M eher so schneidert, dass es der breiten Maße der Bevölkerung besser passt, die nun mal nicht so absolute Traummaße hat. Wenn deine Freundin nun eher die als "Ideal" geltende Figur hat ist es doch auch kein Wunder, dass ihr das teure Kleid besser passte als das von der Massenware-Stange.
Das alles sofort als Plagiate zu bezichtigen und zu behaupten, dass Gucci oder Dolce & Gabana den aktuellen Trend als einzige "erfunden" hätten ist doch extrem kurz gedacht und spricht meiner Meinung nach für eine starke Marken-Geltungssucht. H&M und die anderen Billiganbieter beschäftigen nicht umsonst eine große Menge an Modedesignern, die ganz genau die selbe Arbeit machen wie die Designer in den großen bzw. bekannten Modehäusern. Zu glauben, dass Donatella Versace sich all ihre Kollektionen selbst ausdenkt, ist doch sehr naiv.
So Läden wie Vero Moda haben ja teilweise auch ihre eigenen Designer, aber diese sich keine großen extravaganten Kollektionen erlauben können, ist denke mal ich klar, alle orientieren sich da mehr oder weniger am ''Einheitsbrei'', wenn man so will. Ob Billigläden wie H&M oder C&A auch ihre eigenen Designer haben, weil ich nicht, großartig kreativ ist man diesbezüglich aber nicht.
Das betrifft allerdings meiner Ansicht nach auch alle anderen Geschäfte. Was es bei Esprit zu kaufen gibt, bekommt man auch bei s.Oliver, kann man sich bei Tom Tailer, Denim und Jack & Jones kaufen, an sich schaut doch jedes Jahr alles gleich aus, die gleichen Farben, die gleichen Schnitte, nur der Hersteller heißt anders. Bei Esprit und Co. kann man sich lediglich über eine bessere Qualität freuen, die Sachen sind besser verarbeitet, aber mehr Unterschiede gibt es da meines Erachtens nach nicht.
Ich bin mir sehr sicher, dass sich viele günstige Geschäfte an der Kleidung von bekannten Designern orientieren. Immerhin wird auf den großen und bekannten Laufstegen ja auch immer gezeigt, was gerade in Mode ist und daran orientieren sich eben auch alle Geschäfte, egal ob sie nun bekannte Markenkleidung führen oder nicht. Schließlich wollen die Gesche
Fete je auch genau das führen, was gerade angesagt ist, damit die Leute das auch kaufen und deshalb müssen sie sich auch an den Designern orientieren.
Mir ist es ebenfalls sehr oft aufgefallen, dass viele Geschäfte nahezu das Gleiche führen. Wenn etwas im Trend ist, dann nimmt eigentlich nahezu jedes Geschäft diesen Trend auch auf. Sind beispielsweise Hosen aus Leder gerade auf einem Laufsteg vorgeführt worden, dann kann man damit rechnen, dass nicht nur viele andere Designer, sondern such viele Geschäfte mit günstiger Kleidung diesen Trend kopieren.
Schlimm finde ich es nicht, dass günstige Läden die Sachen bekannter Designer kopieren. Immerhin kann sich somit nahezu jeder die neusten Trends leisten und man muss nicht unbedingt viel Geld dafür haben. Dabei kann man in bescheidenen Geschäften sich verschiebe Arten von Qualität bekommen und da kann man sich eben auch selbst aussuchen, ob man ein hochwertiges Teil zu einem hohem Preis haben möchte oder lieber ein günstiges Teil, welches von der Qualität her allerdings nicht ganz so gut ist.
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