Warum reichen die Inflationsmechanismen nicht aus?

vom 09.02.2012, 19:18 Uhr

Wenn sie sehr groß wird, kann die Inflation zu verheerenden Zerstörungen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systeme führen. Deshalb gibt es auch Mechanismen, die die Inflation regeln. Ist zu viel Geld im Umlauf, so steigt die Nachfrage an, weil mehr Geld besessen wird. Dieser Preisanstieg wird noch verstärkt, wenn es nicht genügend Dienstleistungen und Waren gibt. Dann mehr Geld für weniger Gegenleistungen vorhanden, was dazu führt, dass Konsumenten mehr bieten und die Preise ansteigen.

Damit das nicht geschieht, gibt es die Europäische Zentralbank, kurz EZB. Diese soll dafür sorgen, dass nicht zu viel und nicht zu wenig Geld im Umlauf ist. Sie soll die Menge des Geldvolumens so steuern, das wirtschaftliche Ziele erfüllt werden können. Die EZB steuert die Geldmenge hauptsächlich über Zinsen. Sind die Zinsen niedrig,
so wird das Geld eher ausgegeben, was zu Inflation, also Geldentwertung führt. Sind die Zinsen hingegen hoch,
so wird gespart, und die Inflation wird eingedämmt.

Eigentlich ist das ein logischer Mechanismus, der recht einfach und nicht besonders kompliziert zu sein scheint. Warum haben trotzdem viele Länder mit hoher Inflation zu kämpfen?

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das liegt daran, dass die Inflation nicht immer als größtes Risiko gesehen wird. Bei uns wird zum Beispiel auch bald die Inflation ansteigen. Die Staatsschuldenkrise hat die EZB veranlasst, die Zinsen auf ein Dauerniedrigniveau zu senken. Gleichzeitig wird gegen das Gesetz zum Verbot der Staatenfinanzierung durch die Zentralbank verstoßen, indem über mehrere Ecken Geld von der Zentralbank an PIGS - Staaten verliehen wird, damit Niedrigzinssätze bei den Staatsanleihen generiert werden können.

Kurz: Bei schweren wirtschaftlichen Problemen nimmt keine Regierung, nicht einmal unsere die immer viel wert auf Währungsstabilität gelegt hat, Rücksicht auf den Mechanismus der Geldentwertung. In den USA ist es nicht anders. Ein Zinssatz von 0 % ist ja wohl ein Witz.

Vor Allem: Die Staatsschuldenkrise ist noch lange nicht vorbei. Irgendwann braucht Europa einen Reset damit es weiter gehen kann. Oder wie soll Deutschland sich um die Rente drücken wenn der Generationsvertrag nicht mehr funktioniert? Wie sollen wir jemals unsere Staatsschulden abbezahlen? Nur mit Hyperflation!

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


mendacium. hat geschrieben:[...] Ist zu viel Geld im Umlauf, so steigt die Nachfrage an, weil mehr Geld besessen wird.

Bei akuter Angst vor Inflation stelle dir dann kurz die Frage, an welcher Stelle im System wer zu viel Geld hält? Du? Dein Nachbar? Wie viel Prozent der Deutschen? Hat es in den letzten Jahren etwa exorbitante Lohnerhöhungen gegeben? Oder ist das Gegenteil der Fall? Und frage dich, welche Rolle spielt das Sparen? Siehst du irgendwelche Anzeichen für eine zunehmende Nachfrage?

mendacium. hat geschrieben:[...]Dieser Preisanstieg wird noch verstärkt, wenn es nicht genügend Dienstleistungen und Waren gibt.

Soweit richtig. Siehst du akut irgendwelche Engpässe? Haben wir gerade boomende Märkte, boomende Wirtschaften, so dass irgendwessen Bedürfnisse nicht befriedigt werden können? Haben wir unterausgelastete Kapazitäten? Ist der Arbeitsmarkt leergefegt?

mendacium. hat geschrieben:[...] Die EZB steuert die Geldmenge hauptsächlich über Zinsen. Sind die Zinsen niedrig, so wird das Geld eher ausgegeben, was zu Inflation, also Geldentwertung führt. Sind die Zinsen hingegen hoch,
so wird gespart, und die Inflation wird eingedämmt.

Gibst du eigentlich Geld aus, nur weil es günstig zu bekommen ist? Gibt ein Unternehmen Geld aus, weil das Geld billig ist? Haben Konsumenten und Unternehmen nicht noch ganz andere Gründe, wenn sie Konsum- oder Investitionsentscheidungen treffen? Bei der Sache mit der Geldmenge handelt es sich nicht um eine Gesetzmäßigkeit, eher um eine theoretische Annahme.

mendacium. hat geschrieben:[...]Eigentlich ist das ein logischer Mechanismus, der recht einfach und nicht besonders kompliziert zu sein scheint. Warum haben trotzdem viele Länder mit hoher Inflation zu kämpfen?

Weil die Theorie dahinter eben nur eine Theorie ist. Zudem eine besonders kritikwürdige Theorie. Alles andere würde ehrlich gesagt hier zu weit führen. Dafür gibt es spezielle Foren.

@ TuDios: Bitte - "Hyperflation" - hast du gleich mal vor Aufregung ein paar Buchstaben weggekürzt. Halt mal den Ball still. Wir haben in Europa ein ganz anderes Problem als das der Inflation. Von Hyperinflation müssen wir gar nicht erst reden. Europa ist gerade dabei eine wirtschaftliche Vollbremsung hinzulegen, schau dir bitte die entsprechenden Zahlen an. Das heißt, in nächster Zeit wird Europa immer weniger deutsche Güter nachfragen. Und das, wo Europa unser Hauptexportgebiet ist und man auf den Binnenkonsum in Deutschland ja seit 10 Jahren ohnehin schei*t. Entsprechend zeigen auch diese Daten schwer nach Süden. Wenn irgendwelchen unsäglichen Schuldenbremsen dann weitere Ausgaben verhindern, dann "Gute Nacht". Inflation wird das letzte unserer Probleme sein, gehe mal lieber schwer von dem Gegenteil aus.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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