Griechenlandurlaub - Unwohlsein wegen Deutschenfeindlichkeit
Wir haben schon Mitte letzten Jahres einen Griechenlandurlaub mit der ganzen Familie für die kommenden Osterferien geplant. Der Urlaub wurde von langer Hand gebucht und wir haben uns in einem Bungalow auf der Insel Ägina eingemietet. Nun haben wir natürlich seitdem es in Griechenland die großen finanziellen Probleme gibt, immer aufmerksam verfolgt, was im Fernsehen oder in den Zeitungen so über das Land berichtet wurde. Wir haben vor Weihnachten auch mit der Reiseagentur, über die wir den Urlaub gebucht haben, Rücksprache gehalten, ob unser Bungalow überhaupt noch zur Verfügung steht, oder aus irgendeinem Grund in Verbindung mit der Wirtschaftskrise gar nicht mehr zu vermieten ist.
Der Sachbearbeiter konnte uns diese Sorge zwar sehr schnell nehmen und versicherte uns, dass der Bungalow auch noch dort stehen wird, wenn wir ankommen würde. Also ein Punkt weniger, um den wir uns Sorgen machen mussten. Allerdings haben wir jetzt vor wenigen Tagen erst im Fernsehen gesehen, wie in Athen und an anderen Orten in Griechenland Deutschlandflaggen verbrannt wurden - und das hat uns doch sehr schockiert, weil wir das davor eigentlich hauptsächlich von irgendwelchen Krisengebieten im arabischen Raum kannten.
Wir wissen nun nicht recht, ob wir den Urlaub antreten sollten. Wollen wir ihn absagen, müssten wir das nun relativ bald tun, um nicht auf den kompletten Kosten sitzen zu bleiben - also auch finanziell ist es eine Überlegung, die möglichst bald zu Ende gebracht werden sollte. Wir haben leider nicht die Möglichkeit, dort Einheimische zu fragen, weil wir selbst noch nie auf dieser Insel waren und auch niemanden kennen, der dort wohnt oder dort Bekannte hat. Auf eine erneute Nachfrage bei der Reiseagentur haben wir nur weitere, beruhigende Worte erhalten. Ist ja auch irgendwo klar, dass die Agenturen versuchen, ihre Kunden bei der Stange zu halten. Wir wissen deshalb nicht, ob wir da mit der Beratung über dieses Problem so gut aufgehoben sind.
Wir wollen nun auf jeden Fall nicht im Urlaub ankommen, für den wir gutes Geld bezahlt haben, und feststellen, dass wir als Deutsche dort alles andere als willkommen sind. Ein Gefühl der Ablehnung oder Unerwünschtheit wollen wir in einem Urlaub nicht haben, für den wir einige Monate gearbeitet haben. Was denkt ihr nun also? Meint ihr, wir können ruhigen Gewissens dorthin gehen? Oder müssen wir uns tatsächlich Sorgen machen, dass wir dort nicht mit offenen Armen empfangen werden? Wie schätzt ihr ein, was sich in Griechenland gerade entwickelt und dass wir Deutschen für die Einheimischen dort scheinbar die Alleinschuld dafür tragen, dass es ihnen jetzt so schlecht geht?
Ich glaube, dass man beruhigt den Urlaub antreten kann. Erstmal ist meine Cousine vor ein paar Jahren mit ihrem griechischen Mann, als Deutsche, nach Griechenland ausgewandert und sie wird nicht angefeindet. Sie lebt mit der Familie auch auf einer Urlaubsinsel und auf den Inseln ist diese angebliche Feindlichkeit auch nicht zu spüren. Die Griechen sind ja froh, wenn Urlauber Geld in die Kassen bringen. Das einzige, was sein wird ist, dass so ein Griechenlandurlaub nicht mehr so günstig sein wird, wie vor einiger Zeit noch. Es ist alles teuer geworden und du bist sogar gut beraten, wenn du als Urlauber deine eigenen Zigaretten mit bringst, weil diese sehr teuer geworden sind.
Fahrt ihr im eigenen Auto, solltest du dich auf geballte Spritpreise gefasst machen. Da ist Deutschland wirklich billig im Sprit, wenn man von den Preisen auf den griechischen Inseln hört. Ein Mietwagen ist dort auch mittlerweile sehr teuer. Auch Lebensmittel sind sehr teuer geworden und auch wenn man die Preise der Lebensmittel hört, die die Griechen mittlerweile verlangen, dann fühlt man sich hier in Deutschland wie im Paradies.
Ich finde, die Griechen sollten nicht so feindlich gegenüber uns Deutschen sein, immerhin haben wir so viel Geld in dieses Land gesteckt. Meiner Meinung nach, sollte man Griechenland aus der EU entlassen und vor allem keine weiteren Geldpakete mehr schicken. Nichts stinkt mehr wie Undankbarkeit!
2011 war ich im November geschäftlich mal in Griechenland, weil der Schwager meiner Chefin dort ein Geschäft aufmachen möchte und meine Chefin daher um Hilfe gebeten hatte. Somit schickte sie mich. Dies war wahrhaftig die schrecklichste Woche meiner Arbeitszeit 2011!
Sobald man mal in ein Restaurant ging und ein deutsches Wort sagte, wurde man von allen bespitzelt mit tierisch fiesen Blicken. Ausdrücke usw. flogen nur so durch die Luft. (Dabei bin ich nicht mal Deutsche, ich lebe nur dort). Wenn mein "Ersatzchef" nicht dabei gewesen wäre, hätte ich das nicht mal mitbekommen, wie sehr ich und eine Kollegin beschimpft wurden. Ich will gar nicht wissen, was los wäre, wenn wir ganz alleine gewesen wären, also ohne männliche Begleitung. Immerhin war die aggressive Stimmung stark zu spüren.
Des Weiteren verstehe ich auch nicht, wieso so viele Griechen noch immer nach Deutschland einwandern, wenn sie eigentlich so ein schlechtes Bild von uns haben. Nur weil sie es nicht einsehen, ihr "Luxusleben" etwas zurückstellen und zu sparen.
Man kann es den Griechen nicht verdenken. Erst das Verhalten unserer Kanzlerin hat doch die ganze Seuche ins Rollen gebracht. Vorher gab es dort nichts weiter, als eine beherrschbare Budgetkrise. Alles was danach passiert ist, bis hin zur Idee eines "Sparkommissars", ist einfach nur peinlich und katastrophal. Griechenland ein deutsches Protektorat? Und das vor dem historischen Hintergrund. Ehrlich gesagt, ich schäme mich für die deutsche Politik.
Den Griechen steht nun das Wasser bis zum Hals und jetzt will man, dass das "undankbare Pack" lernt, die Luft anzuhalten. Es geht nicht darum, Griechenland aus der EU zu entlassen lieber Naviia, das sehen die Verträge nicht vor. Die Griechen können den Schritt nur selber gehen und es wäre sicher die derzeit vernünftigste Lösung für das Land und für Europa. Es geht auch nicht um "dankbar" oder "undankbar". Kein Grieche hat etwas von irgendwelchen Rettungspaketen, kein Mensch sieht einen Euro davon. Wofür soll der gemeine Grieche dankbar sein? Dass man ihm die Arbeit wegnimmt, dass die Löhne einbrechen, dass er den Arzt nicht mehr bezahlen kann. Natürlich wandern da viele aus, aus einem Land ohne Hoffnung und das ist ja auch genau das, was das Wesen der EU ausmacht, auch wenn ich das für krank halte.
Ich muss ehrlich sagen, für mich wäre 2012 Urlaub in Griechenland tabu. Ebenfalls in Nordafrika. Wobei man sagen muss, dass die sicher das Geld gebrauchen können. Solange ihr die Knete also nicht in einen großen deutschen Reiseanbieter und "All Inclusive" steckt, fahrt hin, aber "be prepared".
So gerne wie ich mal nach Griechenland fahren würde, weil ich das Land noch nicht kennengelernt habe, aber zum jetzigen Zeitpunkt würde ich nicht einmal eine geschenkte Reise antreten. Was hat man davon, wenn man überall nur angefeindet wird. Das wird schon am Ankunftsflughafen anfangen und beim Transfer weitergehen. Wenn ihr euch selbst verpflegen wollt, müsst ihr einkaufen und werdet vielleicht geschmäht. Wollt ihr aber im Restaurant oder Hotel essen, spucken sie euch wohlmöglich noch in die Suppe, wenn sie so wütend sind. Ich könnte mich im Urlaub nicht solchen Anfeindungen aussetzen, dazu ist der Urlaub zu kostbar.
Als ich die besagten Bilder in den Nachrichten gesehen habe, habe ich mir auch gedacht, dass ich sobald wohl nicht wieder nach Athen gehen werde. Ich denke schon, dass die meisten Griechen einen deutschen Touristen nicht mit einem deutschen Politiker gleichsetzen und so reflektiert sind, dass sie dem Touristen nicht die Schuld für die aktuelle Situation geben. Das Land lebt ja zum großen Teil auch vom Tourismus und die Leuten wären ja schön blöd, wenn sie sich diese Einnahmequelle auch noch kaputt machen würden, indem sie Touristen schlecht behandeln. In der heutigen Zeit spricht sich so etwas ja sehr schnell herum und dann ist es eben nicht nur dieser eine Tourist, der nicht wieder kommt sondern auch sein gesamter Bekanntenkreis und seine Facebook "Freunde" und die Besucher von Seiten, auf denen man Urlaubsorte bewerten kann, werden ihren nächsten Urlaub dann lieber woanders verbringen.
Warum ich nun trotzdem sage, dass ich in absehbarer Zeit nicht mehr nach Athen fliegen würde, oder eben einen anderen Teil des Landes besuchen würde, liegt eher an der allgemeinen Stimmung. Ich würde mich in einem Land nicht wohl fühlen, in dem Zeitungen unsere Kanzlerin mit dummen Nazisprüchen beleidigen und in dem unsere Fahne verbrannt wird. Ich bin nicht mal ein Fan von Frau Merkel und halte von Nationalstolz auch nichts, aber das Gefühl, dass ich in Griechenland willkommen bin, kommt bei solchen Aktionen natürlich trotzdem nicht auf.
Außerdem streikt ständig irgendwo irgendwer. Da könnte es dann gut passieren, dass man keinen Bus zum Museum bekommt oder, dass man zwar einen Bus bekommt aber vor geschlossenen Türen steht. Und wenn es ganz blöd läuft sind am Abreisetag die Fluglotsen oder das Bodenpersonal oder die Feuerwehren oder sonst wer dran und man sitzt dann erst mal auf seinen gepackten Koffern und kommt nicht nach Hause. Wenn man reinen Strandurlaub geplant hat oder eine Pauschalreise gebucht hat, hat man sicher weniger Probleme, aber das ist halt gar nicht mein Fall.
Das Problem bei uns ist eben auch, dass wir keinen All-Inclusive-Anlagen-Urlaub gebucht haben, weil das eben auch nicht unser Fall ist. Das mochten wir noch nie und werden wir wohl auch nie mögen. Wir haben, wie schon im Einleitungspost beschrieben, einen Bungalow gemietet, der sich in einem kleinen Dorf auf der Insel Ägina befindet. Ich habe natürlich keine Ahnung, wie viele Touristen sich dort noch so herumtummeln werden, aber man kann es auf keinem Fall mit einem Hotel oder einer Ferienanlage vergleichen.
Die Agentur, über dir wir den Urlaub gebucht haben, meint auch auf nochmalige Nachfrage, dass wir da gar keine Bedenken haben müssen. Die haben wir aber schon und wir sind uns auch nicht sicher, ob die Agentur nicht vor allem ihre Interesse im Sinn hat. Es ist keine große Agentur und sie spezialisieren sich vor allem darauf, den Urlaubern eine Art Robinson Crusoe-Gefühl zu vermitteln mit solchen Bungalows, die eben fernab von den Hotels sind und in denen man sich auch selbstverpflegen muss.
Ich kann gut verstehen, dass du dir Sorgen machst. Ich habe auch heute noch gesagt, dass ich im Moment nicht nach Griechenland reisen möchte. Wie es natürlich mit Anfeindungen gegenüber den Deutschen in den verschiedenen Regionen aussieht, ist von außen sehr schwer zu beurteilen. Dass der Anbieter der Reise natürlich sagt, dass keine Gefahr besteht, ist ja auch klar, weil er natürlich etwas verdienen möchte.
Ein weiterer Grund, weshalb für mich Griechenland als Reiseziel momentan nicht in Frage kommt, sind die Streiks. Man weiß ja im Vorfeld nicht, ob in Griechenland während der Zeit des Urlaubs gerade gestreikt wird. Dann fahren die Fähren vielleicht nicht, die Fluglotsen streiken und einkaufen kann man vielleicht auch nicht. Das ist natürlich gerade dann, wenn man sich selber versorgt, ein ziemlicher Unsicherheitsfaktor.
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