Kritikpunkte - weshalb werden sie als Meckern empfunden?

vom 08.02.2012, 16:49 Uhr

Schwer ist es ja schon, wenn man Kritik üben muss. Insbesondere das Formulieren ist eine recht unangenehme Sache, immerhin möchte man ja nur sachlich kritisieren und nicht nur meckern. Das dient ja auch nicht der Sache. Aber dennoch wird Kritik durchaus persönlich genommen und zieht leider auch hin und wieder unangenehme Konsequenzen mit sich. Selbst, wenn man weiß, dass es bestimmte Konsequenzen gibt, sollte man dann dennoch Kritik äußern?

Wie verhaltet Ihr Euch, wenn eine in Euren Augen sachlich formulierte Kritik mit meckern gleich gesetzt wird? Weshalb wird so etwas überhaupt gleich als Meckern empfunden? Sollte Kritik nicht auch dazu dienen, auch mal das eigene Verhalten zu überdenken und weshalb der Gegenüber etwas so negativ empfindet, dass dies angesprochen werden muss?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich habe es auch schon oft erlebt, dass Leute das höfliche Kritisieren als Meckern aufnehmen. Das ist aber normal, denn wenn man sich zum Beispiel mit einem Bild sehr viel Mühe gegeben hat, dann verletzt es einen natürlich schon ein bisschen, wenn es dann einer anderen Person nicht gefällt und sie es dann kritisiert.

Ich denke, dass es einem immer schwer fällt nicht verletzt zu sein, wenn etwas von einem kritisiert wird. Schließlich hat man oft mehrere Stunden mit einer bestimmten Arbeit zugebracht und gehofft, dass sie anderen Leuten gefällt. Jedoch ist es auch ein gutes Zeichen, wenn man sich die Kritik zu Herzen nimmt, weil es zeigt, dass man sich verbessern will.

» Hufeisen » Beiträge: 6057 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich schätze es kommt immer auf die Person an, die diese Kritik zugesprochen bekommt, denn es gibt nun mal einfach Menschen, die damit nicht umgehen können und es auch vermutlich niemals werden. Mir persönlich fällt das ja immer sehr in der Schule auf. Wenn jemand irgendwas vorliest und es dann darum geht sich darüber zu äußern, wird fast nur Lob ausgesprochen, egal wie schlecht das Gelesene ans ich eigentlich war. Die Schüler, die sich melden wollen, finden da eigentlich immer noch eine Kleinigkeit, die es gut zu finden gilt und loben dann alles mögliche, sei es auch nur einfach die Art, wie es vorgetragen wurde oder die Länge des Textes. Nur einige wenige Schüler haben den Mut, wirklich etwas zu kritisieren und diese Schüler kommen auch mit den Rückschlägen gut zurecht, die andere weniger gut verkraften. Denn es gibt immer wieder Schüler, die sich dann über derartige Kritiken lustig machen und mit ''dann mach du es doch besser'' oder ''so schlimm war das jetzt aber echt nicht'' kontern.

In der Oberstufe mag das eine wenig beachtete Seltenheit sein, aber dennoch halten mögliche Kommentare viele Schüler davon ab, wirklich zu kritisieren, so dass es meistens bei jede Menge Lob und leeren Floskeln bleibt, die dem Schüler an sich natürlich nicht weiter helfen. Natürlich kommt es auch sehr auf die Formulierung an, weil Kritik, wenn ungeschickt geäußert, durchaus schon mal wie meckern wirken kann, besonders wenn man nicht ins Detail geht sondern lediglich darüber redet, dass dieses oder jenes nicht so toll war, ohne direkt zu begründen, was man denn hätte besser machen können. Das hilft wohl keinem wirklich weiter. Letztendlich denke ich aber, dass das eher selten der Fall ist, meistens liegt es einfach daran, dass der zu Kritisierende es nicht gut wegstecken kann und nie gelernt hat, damit umzugehen, so dass er es zwangsläufig schlecht reden muss um dich in schlechtem Licht dastehen zu lassen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wirklich angebrachte und keine haltlose Kritik, die nicht nur aus Vermutungen bestehen ist in meinen Augen eine Kritik, die man auch annehmen sollte. Aber wenn man eine Kritik schriftlich formuliert ist das immer so eine Sache. Denn Emotionen kann man in einen schriftlichen Bericht nicht reingeben und deswegen ist es auch schwer, da Sachlichkeit rauszulesen.

Wenn Kritik unangebracht ist, aus Vermutungen besteht und so gestellt sind, dass man den Eindruck hat, dass es Meckern ist, dann empfinde ich es persönlich auch als Negativ. Wenn man dann eine sachliche Gegenkritik gibt, ist es auch oft so, dass das Gegenüber es als "Meckern" empfindet und dann auf einmal gar nicht mehr so wichtig ist, dass man über sein eigenes Verhalten nachdenkt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Kritisieren können nach meiner Erfahrung nur wenige Personen wirklich gut. Ich habe aber das Vergnügen gehabt, dass ich eben dem ein oder anderen begegnet bin, der wirklich auf eine angenehme Art und Weise kritisiert. In erster Linie muss man sich wohl selber klar machen, dass einem konstruktive Kritik immer etwas bringt. Man lernt eben aus den Fehler die man macht. Bei manchen Fehler ist es klar, dass es sich um Fehler handelt und bei anderen nicht und da ist es im Grunde vorteilhaft, wenn es jemanden gibt, der einen darauf hinweist.

Problematisch ist es eben, wenn jemand Kritik wirklich so herüber bringt, das man hinterher das Gefühl hat, komplett alles falsch gemacht zu haben. Ich denke, dass die meisten auch das schon erlebt haben. Und nicht konstruktive Kritik ist auch nicht sonderlich hilfreich. Ich kann damit zumindest immer herzlich wenig anfangen. Wenn man Kritik übt, sollte man auch immer erwähnen, was schon gut gemacht wurde und jemanden dazu ermutigen, weiter zu machen. Nebenher kann man dann sagen, was man noch verbessern kann. So hat man etwas davon und die Kritik wird weniger als meckern aufgefasst. Als ich das letzte Mal von einer Person kritisiert wurde, die "schön" kritisiert, da habe ich wirklich eine ganze Menge mitnehmen können und hab das auch absolut nicht als persönlichen Angriff empfunden und so sollte es meiner Meinung nach auch sein.

Und als ich das letzte Mal schlecht kritisiert wurde, da war ich hinterher nicht nur so von mir selber enttäuscht, dass ich am liebsten alles hinwerfen wollte und nach Hause gehen wollte, sondern ich hatte auch Wut auf die Person. Die hat das so unsachlich rüber gebracht, dass ich ihr am liebsten die Meinung sagen wollte. Aber man sieht sich ja immer zwei Mal im Leben und so habe ich meinen Ärger dann herunter geschluckt. Es ist zum Glück auch nicht meine Art unüberlegt auszurasten.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich persönlich reagiere eigentlich relativ gelassen darauf, wenn meine ernsthaft und sachlich vorgetragene Kritik nicht gleich beim ersten Mal entsprechend aufgenommen wird. So wie man selbst von seiner eigenen Meinung und Ansicht überzeugt ist, ist es eben oftmals auch der Gegenüber oder Streitpartner. Die Vergangenheit hat mich gelehrt, lieber einen langen Atem zu beweisen, als gleich aufzugeben oder stattdessen aggressiv zu werden und/oder mich im Ton zu vergreifen. Wenn der Gegenüber dann auch wirklich etwas zu sagen hat und mit seiner Abwehr der Kritik nicht nur versucht, seine Unwissenheit zu verbergen - oder etwas anderes - dann sollte die Hartnäckigkeit früher oder später auch Früchte tragen und die Annahme der Kritik oder irgendwelcher Verbesserungsvorschläge als Ergebnis haben.

Es ist natürlich eine wirklich mühsame und nervenaufreibende Sache, wenn die eigene Kritik einfach nicht verstanden werden will - egal wie freundlich oder sachlich man sie vorgetragen hat. Es gibt auf beiden Seiten immer genügend Sturköpfe, die sich partout nicht vom Gegenteil ihrer eigenen Meinung - und sei diese noch so falsch - überzeugen lassen wollen. Damit muss man leben können.

Was man aber in keinem Fall machen darf, ist das Üben von Kritik immer mit Meckern oder dergleichen gleichzusetzen. Das ist es nämlich nicht und führt die freie Meinungsäußerung total ad absurdum, da einem damit ja eigentlich nur gesagt wird, dass man ohnehin ständig etwas auszusetzen hat und nie aufhören wird, zu meckern. Das Problem ist nur, dass das Meckern für die einen das sachliche Üben von Kritik für die anderen ist. Und ich bin der festen Überzeugung, dass man damit auch nicht aufhören sollte. Kritik führt, wenn sie angenommen wird, letztendlich zu Verbesserungen - und Verbesserungen sind für den Fortbestand von etwas dringend notwendig.

Kritik zu verbieten ist nie der richtige Weg und trägt letztendlich nur dazu bei, dass immer mehr Kritik geäußert wird oder diese einfach unter der Oberfläche weiter vor sich hinschwelt, bis sie letztendlich aus einem heraus explodiert - und dann ist es meistens schon zu spät, noch etwas dagegen unternehmen zu können. Mit dem Ergebnis müssen dann beide Seiten leben, ob sie wollen oder nicht.

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» Paul Smith » Beiträge: 416 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke das hat einfach etwas mit erlernter oder eben nicht erlernter Gesprächskultur an sich zu tun. Viele Leute können nicht zwischen einer sachlichen und einer persönlichen Ebene unterscheiden und deshalb wird in eine Kritik,, die sich nur auf die Sache bezieht, auch gleich irgendwas persönliches hinein interpretiert. Wahrscheinlich ist das auch ein Problem unserer Zeit, denn wie viele Familien gibt es, die sich wirklich noch lange und intensiv miteinander unterhalten? Bei vielen läuft doch selbst beim gemeinsamen Essen die Glotze.

Das gleiche Problem hat man bei Diskussionen. Es gibt Leute, die eine Diskussion mit Streit gleichsetzen, aber es hat doch mit Streit überhaupt nichts zu tun, wenn man sich über ein Thema leidenschaftlich austauscht. So lange man seinen Gesprächspartner respektiert und sachlich bleibt kann man auch völlig anderer Meinung sein und zieht eine Diskussion dann trotzdem nicht auf eine persönliche Ebene, auf der es zum Streit kommen würde.

Ich habe zum Glück nicht mit so vielen Leuten zu tun, die solche Probleme in der Kommunikation haben, aber wenn es mal vorkommt, dass jemand eine Kritik in den falschen Hals bekommt versuche ich das schon zu klären, wenn es mir wichtig ist. Die meisten verstehen es dann irgendwann schon, warum eine Kritik angebracht ist und dass "deine Arbeit war schlecht" kein Synonym für "du bist schlecht" ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich denke auch, dass viele Leute Kritik einfach viel zu persönlich sehen. Das ist dann eben eine klassische Fehlinterpretation, wo der eine mehr wert auf eine Ebene legt, die vom anderen gar nicht so gemeint war. Aber da muss man dann eben eine Metakommunikation einleiten, um das Missverständnis zu klären. Dazu müssen aber dann erst einmal beide bereit sein, sonst bleibt das natürlich zwischen einem stehen und endet in einem bösen (und unnötigen) Streit.

Gestern habe ich das beispielsweise wieder mit meiner Mutter erlebt. Wir haben gegessen und Remoulade zum Brot gehabt und da habe ich eben einfach angemerkt, dass ich die andere Remoulade besser finde, die wir eben sonst immer kaufen. Sie war dann gleich wieder wütend, weil ich ja immer nur meckern würde und das ist dann auch in einem halben Streit geendet, allerdings habe ich dann nicht mehr geantwortet, da mir das zu dumm war. So etwas passiert aber wirklich oft, da meine Mutter ziemlich empfindlich ist und viele Dinge einfach zu persönlich nimmt. Das ist dann schon etwas ätzend, vor allem da sie dann auch nicht mehr darüber reden will und es so schwer ist, sich da auszusprechen.

Ich bin aber im Gegensatz zu ihr immer froh, wenn mir jemand konstruktive Kritik gibt. Allerdings sollte man eben wirklich immer darauf achten, dass so etwas gut verpackt wird, denn es ist eben wirklich etwas, was ein persönliches Fehlverhalten aufzeigt und da ist es meiner Meinung nach auch selbstverständlich, wenn man da etwas empfindlich ist, auch wenn es manche Menschen damit wirklich übertreiben können. Aber das ist eben auch etwas, was man erlernen muss. Eine Freundin von mir wurde immer nur gelobt und in Watte gepackt und wenn man sie dann mal kritisiert, dann ist direkt sehr beleidigt und kann damit gar nicht umgehen. Daher ist das wohl eine Sache der "Übung".

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Naja konstruktive Kritik ist es meistens nicht was man von Außen bekommt. Die meisten Menschen kritisieren einen, ohne das es sie etwas angeht. Denn Personen die es wirklich etwas angeht, können Kritik leider nie neutral rüberbringen, da es sie selbst betrifft.

Wenn eine Frau sich bei Ihrem Mann beschwert, dass er zu oft Bier trinken würde, dann tut sie das, weil sie das stört. Sie bringt Emotionen mit rein und das wirkt sich sowohl auf die Körpersprache, die Stimmlage als auch die Formulierung aus. Und schon ist konstruktive Kritik ein persönlicher Angriff ('Wenn du so weiter machst, dann wirst du noch Alkoholiker'). Einen solchen Angriff kann man nicht als konstruktive Kritik annehmen. Hier gilt: Bitte bitte neutraler formulieren. Frauen beschweren sich ohnehin sehr viel, aber wenn das auch noch in einem aggressivem Ton passiert, dann wird die Kritik nie ernst genommen!

Dann gibt es natürlich die Möglichkeit, dass Jemand sich sehr gestresst fühlt, etwas Richtig zu machen (meistens Frauen). Weist man diese Person dann auf einen Fehler hin oder schlägt eine Änderung vor, wird dies automatisch auch als Angriff gewertet. Hier gilt: Große Vorsicht oder auf die Reaktion pfeifen und langsam an Kritik gewöhnen, beziehungweise Kritik in Humor verpacken, dann fällt es schwerer, wütend zu werden.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


TuDios hat geschrieben:Wenn eine Frau sich bei Ihrem Mann beschwert, dass er zu oft Bier trinken würde, dann tut sie das, weil sie das stört. Sie bringt Emotionen mit rein und das wirkt sich sowohl auf die Körpersprache, die Stimmlage als auch die Formulierung aus. Und schon ist konstruktive Kritik ein persönlicher Angriff ('Wenn du so weiter machst, dann wirst du noch Alkoholiker'). Einen solchen Angriff kann man nicht als konstruktive Kritik annehmen. Hier gilt: Bitte bitte neutraler formulieren. Frauen beschweren sich ohnehin sehr viel, aber wenn das auch noch in einem aggressivem Ton passiert, dann wird die Kritik nie ernst genommen!

Dein Beitrag ist aber auch alles andere als neutral formuliert. Du gehst zunächst einmal von einer unzulässigen Verallgemeinerung aus - "Frauen beschweren sich ohnehin sehr viel" - und triffst mit deinen Vorurteilen dann auf die aktuelle Situation - deine Frau sagt dir, dass du zu viel Bier trinkst. Du interpretierst das dann als persönlichen Angriff, denn wenn so eine Bemerkung von einer Frau kommt, kann sie ja anscheinend nur so interpretiert werden. In Wirklichkeit ist die Aussage, dass sie dich auf dem Weg zum Alkoholiker sieht, aber doch nur das, was du zwischen den Zeilen ließt. Vielleicht meint sie aber etwas ganz anderes. Zum Beispiel, dass Mineralwasser billiger wäre und die Haushaltskasse schonen würde. Das ist aber wiederum eine völlig neutrale Aussage, die zumindest bei den meisten Marken den Tatsachen entspricht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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