Wer lange lebt muss lange arbeiten?
Es ist ja nicht erst seit ein paar Tagen im Gespräch, dass das Renteneintrittsalter in verschiedenen EU-Staaten immer weiter nach oben gehandelt wird - mit diesem "Problem" sind wir also nicht nur in Deutschland konfrontiert.
In Schweden forderte nun beispielsweise der Ministerpräsident, dass die Menschen dort erst mit 75 einen Anspruch auf Rente haben sollten - mit der einfachen Begründung: Wer länger lebt muss auch länger arbeiten. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie beispielsweise mein Großvater im Alter von 75 Jahren noch auf dem Bau hätte arbeiten sollen. Das ist schlicht und ergreifend wahnwitzig.
Was haltet ihr nun aber von dieser Aussage im Allgemeinen? Stimmt es, dass die Leute, die in der heutigen Zeit immer älter werden dürfen, dafür auch länger arbeiten sollten? Oder sollten die Menschen gerade jetzt ihr Alter mit viel Freiheit genießen dürfen?
Wenn man diesem Gedanken mal nachgeht, ist es ja tatsächlich so, dass jemand, der 100 Jahre alt wird, viel länger eine Rente bezieht und somit auch mehr Geld bekommt als jemand, der schon mit 70 Jahren stirbt. Na und, dann ist das halt so. Man weiß ja vorher nicht, wie alt man wird. Mal davon abgesehen, dass ich diese Idee, wahnwitzig finde. Es gibt Leute, die sind mit 60 schon nicht mehr in der Lage, zu arbeiten, andere arbeiten hingegen noch mit 80 Jahren. Gerade bei körperlichen Arbeiten ist dies aber in der Regel einfach nicht möglich und wer so etwas verlangt, der hat irgendwas noch nicht verstanden.
Ich finde dies auch sehr bedenklich, denn es gibt meiner Meinung nach, einfach Berufe, in denen man mit über 65 nicht mehr sicher Arbeiten kann. Dazu gehört zum einfach die Arbeit auf dem Bau. Jemand der auf dem Bau arbeitet, ist extremen Belastungen ausgesetzt, und Fehler können für denjenigen und viele andere sehr gefährlich werden. Ich bin einfach der Meinung, dass man jemandem in einem solchen Alter manche Berufe nicht mehr zumuten kann. Genauso zum Beispiel bei Chirurgen, viele Menschen über 65 zittern bereits, und haben Schwierigkeiten beim stehen, wie soll so jemand den noch Operieren, ohne seinem Patienten extreme Gefahren auszusetzen. ich sag ja nicht, dass dies immer so ist, aber bei denen wo dies so ist, diese haben dann ein großes Problem, weil sie ja dann früher aufhören müssen, und dadurch Renten Abzüge bekommen. Das geht vielleicht noch bei einem Job wie Arzt, wo man noch relativ viel verdient, aber für jemanden der auf dem Bau arbeitet, und dadurch eher wenig Verdient hat, ist dies wirklich Problematisch.
Und natürlich leben die Leute heute länger als vor 100 Jahren, aber es ist ja auch nicht so, als würden heutzutage alle Leute 100 Jahre werden, es sterben immer noch mehr als genug bevor sie 70 werden. Wenn man sich dann mal überlegt, dass diese Leute ihr Rentenalter nie erreichen würden, obwohl sie nach jetzigen Regelungen schon lange in Rente wären ist dies schon wirklich traurig. Schließlich hat man ja die ganze Zeit eingezahlt, um irgendwann in Ruhe alt werden zu können, aber wenn man bis 75 Arbeiten muss, ist dies ja nicht mehr möglich. Ich weiß durchaus, dass das Renten Alter aus Geld Not immer wieder angehoben wird, aber ich finde man muss eine andere Regelung finden, also eine andere Lösung, den ich finde später als mit 68 Jahren ist nicht möglich. Ich möchte nicht wissen, wie lange ich irgendwann mal arbeiten muss, wenn jetzt schon über ein Alter von 75 Jahren diskutiert wird.
Es wird sich nicht umgehen lassen, das Rentenalter anzuheben. Aber bis 75 Jahre zu arbeiten, das ist entscheidend zu lange. Auch wenn die Menschen immer älter werden, mit 75 Jahren gehen doch schon viele mit Stöcken – weil es nicht mehr geht – oder mit einem Rollator. Wenn sie Pech haben, sind sie auch schon ans Bett gebunden oder können sich kaum aufrecht halten. So etwas kann nur jemand fordern, der als Ministerpräsident einer anderen Besoldungsart unterliegt und schon viel früher in Rente gehen kann. Was würde dieser Mensch sagen, wenn er bis 75 Jahre im Straßenbau tätig sein müsste – was er nicht schaffen würde – oder eine andere schwere Tätigkeit ausführen würde.
Nebenbei bemerkt, wer will jemanden einstellen oder behalten, der 75 Jahre alt ist. In dem Alter kann er – falls er gesund ist und auch geistig keine Ausfälle zeigt – sicherlich seine bisherige Arbeit im Büro, Bank usw. machen. Aber bei wem, in welcher Firma? Beamte wären sicherlich auch in der Lage, bis zu diesem Alter zu arbeiten, aber will der Staat oder die Stadt sie dann noch haben? Diese Alterserhöhung auf 75 Jahre kann einfach nicht ernst gemeint sein.
Die Menschen sollen schon in der Lage sein, ab dem Rentenalter ihre neu gewonnene Freizeit genießen zu dürfen. Aber das Rentenalter darf auch nicht irreal auf 75 Jahre angehoben werden. Das ist Irrsinn und nicht durchführbar.
Ich finde die Idee unmöglich, das die Leute dann bis zu einem Alter bis 75 Jahren arbeiten sollen. Die Politiker sollten mal überlegen, das die meisten alten Leute gar nicht mehr dazu in der Lage sind zu arbeiten, und dann wohl sehr viele Menschen aus gesundheitlichen Gründen aufhören müssen. Und was passiert dann? Dann muss der Staat doch auch für diese Leute aufkommen. Hier wäre es das Sozialamt oder das Arbeitsamt. Und ich kann mir vorstellen das es so etwas ähnliches auch in anderen europäischen Ländern gibt. Also ist es in meinen Augen alles nur eine Verschieberei der Tatsachen. Vorteile wird wohl kaum ein Land haben, die Menschen so lange arbeiten zu lassen.
Mir kommt es auch so vor, als ob die Politiker einfach nur mal wieder ein Thema brauchen, damit es so aussieht als ob sie wichtiges zu tun hätten, oder um den einfachen Bürger von irgend einem anderen Thema abzulenken. Dieses kennen wir ja auch nur zu gut in Deutschland.
So etwas lässt sich ja leider nie verwirklichen. Keiner weiß, ob jemand mit100 Jahren noch in der Lage ist, schwere Arbeit zu verrichten. Viele Erreichen aber noch nicht einmal die 70 Jahre. Daher ist die goldene Mitte eher am Sinnvollsten und die Rente ab 67 Jahren gerade noch akzeptabel.
Vom Arbeiten bis 75 halte ich fast genauso wenig wie von unserem Rentensystem allgemein. Tatsächlich sind heute sicher die meisten Leute weder körperlich noch seelisch den Belastungen im Arbeitsleben gewachsen. Immer mehr bereits jüngere Menschen halten den Anforderungen und dem damit verbundenen Stress nicht stand und leiden dann am Burnout-Syndrom, was es vor Jahren noch gar nicht gab. Auch werden ältere Mitarbeiter meist viel kritischer von jüngeren Kollegen beobachtet , die manchmal nur darauf lauern, dass der Andere einen Fehler macht.
Aber es gibt auch noch andere Aspekte, die in meinen Augen gegen die Rente mit 75 sprechen. Es gibt in den wenigsten Ländern genügend Arbeitsplätze für alle Mitbürger. Der Vorschlag der späten Rente ist in meinen Augen nur der Versuch Rentenzahlungen zu sparen, ohne dass man das unpopuläre Wort Rentenkürzung benutzen muss.
Wenn er es so verlangt, dann sollte er auch mal darüber nachdenken, dass er selber auch bis er 75 Jahre alt ist arbeiten muss. Das wird ihm sicher auch nicht gefallen. Wenn ich darüber nachdenke, das meine Großeltern mit 75 noch arbeiten sollen, dann könnte ich heulen. Das ist doch totaler Schwachsinn. Daran würden doch alle Menschen kaputtgehen, so viel Stress kann man doch gar nicht aushalten. Dann würden die Menschen nicht mehr solange leben & müssten nicht mehr solange arbeiten. Dann wird es wieder gesenkt & dann hat man das Gleiche, wie jetzt. Super, das bringt es natürlich.
Bei solchen Diskussionen finde ich immer interessant, wer das empfiehlt. Die "Pensions-Experten", die sich dann zu Wort melden, sind meistens Leute, die am Schreibtisch sitzen, und von dort arbeiten. Solche "Experten" würde ich gerne mal mit 70 in einem Krankenhaus arbeiten sehen. Sei es als Chirurg, der einen Nachtdienst machen muss, oder eine Schwester, die einen beleibten Patienten von A nach B hieven müssen.
Diese Überlegungen, dass man das Pensionsantrittsalter in die Höhe treiben soll, sind Realitätsfremd. Gut die, die im Büro sitzen, können vielleicht bis 70 arbeiten, aber der Großteil wird dazu nicht mehr fähig sein. Man bedenke, dass Menschen vielleicht älter werden, aber nicht unbedingt fitter.
Wer länger lebt, muss natürlich auch länger arbeiten, wer soll denn die Rente bezahlen? Selbstverständlich kann ein 75jähriger nicht mehr auf dem Bau arbeiten, die Arbeit müsste dann angepasst werden, z. B. Pförtner oder Büroarbeiten, das Arbeitstempo und die Arbeitszeit müsste natürlich angepasst werden. Viele Ältere wollen ja auch gerne länger arbeiten, um sich noch nützlich für die Gesellschaft zu fühlen.
Es gibt nicht viele Arbeiten, die ein 70jähriger nicht grundsätzlich ausüben könnte. Politiker und Aufsichtsräte arbeiten doch auch bis in die siebziger Jahre. Bei unserem Rewe an der Kasse sitzt eine Dame, die bestimmt schon im Rentenalter ist. Die ist ein bisschen langsamer, dafür aber sehr freundlich und gelassen. Man sollte natürlich auch familiäre Arbeit wie Aufpassen auf die Enkelkinder als Arbeit anerkennen.
Die Jüngeren sollten entlastet werden, damit sie eine Familie gründen können. Ich bin selber schon älter und würde nicht einsehen, dass ich 30 Jahre lang Kreuzfahrten mache und meine Söhne müssten für wenig Netto arbeiten, um mir das zu finanzieren und hätten nicht das Geld, um ihre eigene Familie zu versorgen, bzw. erst zu gründen. Solange der Mensch kann, sollte er arbeiten, damit die, die es nicht mehr können (solche gibt es auch, das ist aber nicht die Mehrheit der Siebzigjährigen), gut versorgt sind.
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