Foren-Rollenspiele - Zeitverschwendung oder großer Spaß?
Durch einen anderen Thread hier im Forum habe ich mir die Frage gestellt, ob es hier jemanden oder mehrere Leute gibt, die schon Erfahrungen mit Onlinerollenspielen in Foren gesammelt haben. Das Spektrum reicht dabei von Themen oder Geschichten im Fantasy-Bereich bis hin zum Krimi, Thriller. Natürlich wird auch um die Themen Sexualität und Politik oder Weltgeschehen kein Halt gemacht.
Vielleicht zur besseren Erklärung des Ganzen eine kurze Zusammenfassung, bzw. Anleitung, wie so ein Forenrollenspiel überhaupt funktioniert - am Beispiel eines Fantasyforenrollenspiels:
Man überlegt sich zuerst den Namen seines Charakters und dann die Eigenschaften und das Aussehen, die ihn persönlich ausmachen. Anschließend überlegt man sich eine Vorgeschichte, um sich besser auf das aktuelle Geschehen einstellen zu können. Es wird ganz genau festgelegt, in welchem groben Rahmen die Handlung spielt, damit es zwischen den einzelnen Spielern nicht zu Missverständnissen kommen kann und jeder gleich weiß, woran er beim jeweils anderen ist.
Mit Einträgen und Posts in verschiedenen Threads - ganz wie hier im Talkteria-Forum - wird dann die Handlung zum Laufen gebracht. Dabei gehen die verschiedenen Charaktere aufeinander ein, erleben die Handlung sozusagen zusammen. Abgesprochen wird sich dabei entweder über Email oder Echtzeit-Messenger wie beispielsweise ICQ.
Hat von euch schon jemand Erfahrung mit solchen Forenrollenspielen gesammelt? Oder denkt ihr eher, dass das reine Zeitverschwendung ist und am Ende nichts Brauchbares dabei heraus kommt? Oder klingt es gar nicht uninteressant in euren Ohren und ihr denkt, dass man so auch Seiten von sich ausleben kann, wie man es sonst - im realen Leben - nie tun würde?
Ich habe in meiner Jugend mich in zwei Foren beteiligt, die beide im Grunde ein einziges Rollenspiel gewesen sind. In dem einen Forum hat man einen Wolf gespielt, in dem anderen hatte man die Rolle eines wild lebenden Pferdes inne. Das wurde nicht nur des Interesse halbers so gewählt, sondern auch, weil beides eben Herden- beziehungsweise Rudeltiere sind und dann kann man eben gut diese Gemeinschaft durch die Forenmitglieder realisieren.
Ich hatte in diesen Foren immer sehr viel Spaß und ich habe auch einiges an Zeit darin verbracht. Es war so, dass man am Anfang wenn man sich angemeldet hat eine Rollenbeschreibung entweder auswählen konnte, an die man sich dann aber auch halten musste, oder dass man eben selber eine ausführliche Rollenbeschreibung geschrieben hat, in der man natürlich auch den eigenen Charakter sehr stark definieren musste, damit jeder weiß, womit er oder sie es zu tun hat.
Im Forum konnte man sich dann in verschiedenen Arealen bewegen und schreiben, was man gerade macht. man konnte Gespräche führen und auch für andere Mitglieder mit schreiben, denn nicht jeder ist den ganzen Tag online, aber der Charakter muss ja auch einen ganzen Tag erleben! So hatte mein Charakter irgendwann einen Verehrer, für den ich dann auch immer mit geschrieben hatte und umgekehrt. So war es eben geregelt und bevor man selber wieder etwas geschrieben hatte musste man erst einmal nachlesen, was man denn schon über die anderen Forenmitglieder alles erlebt hatte. das war aufwändig, aus damaliger Sicht hat es sich für mich aber gelohnt, denn ich mochte diese Foren immer sehr gerne.
Heute würde ich mich nicht mehr in einem solchen Forum anmelden, denn ich halte es mittlerweile doch für Zeitverschwendung, jedenfalls wenn man sich dort hinein steigert und Stunden damit verbringt, seine Rolle zu spielen. ich denke, dass man sich dann besser eine echte Rollenspielgruppe suchen kann oder eine selber gründen sollte, die sich regelmäßig trifft und in der man sich auch dann richtig kostümieren kann und mit gleichgesinnten seine Freizeit verbringen kann. Das finde ich persönlich einfach schöner, als alleine vor einem Computer zu sitzen und nur über das Internet den Kontakt zu haben.
Als ich noch einige Jährchen jünger war, habe ich auch ganz gerne solcherlei Foren-Rollenspiele gespielt. Das Erste basierte damals auf Harry Potter und spielte somit in einer fiktionalen Welt, allerdings machte es mir als großer Fan der Bücher immer sehr viel Spaß, als Hexe eine Schule zu besuchen und mit meinen Freunden aus dem Rollenspiel die ersten Zaubersprüche, diverse Abenteuer und die erste Liebe zu erleben. Das zweite Rollenspiel orientierte sich dann schon eher an einem realen Leben und stellte ein typisches Internatsleben mit viel Spaß und einigen Verfehlungen dar. Besonders reizvoll war für mich damals, dass ich dort auf einem Account mehrere Rollen übernehmen konnte, also das Rollenspiel aus der Sicht einer Lehrerin und zwei Schülerinnen erlebte. So konnte ich je nach Lust und Laune in einen bestimmten Charakter schlüpfen oder das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven beschreiben.
Ich denke allerdings nicht, dass man mich heute noch einmal dafür begeistern könnte, vor allem, weil es doch sehr zeitaufwendig war. Gerade bei dem Rollenspiel im Internat wurde Wert auf qualitativ hochwertige Beiträge gelegt und jeder Charakter sollte mindestens einmal täglich, wenn nicht gar öfter, beschrieben werden. So tippte ich eigentlich täglich mindestens zehn Seiten für dieses Rollenspiel, um dessen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich denke, heute wäre mir die Zeit dazu einfach viel zu schade, auch wenn ich mich erinnere, dass wir immer eine kleine Community waren und die Gemeinschaft auch recht schön zusammengewachsen ist. So habe ich mich mit einigen Spielern auch weit über das Rollenspiel hinaus unterhalten.
Allerdings denke ich nicht, dass es komplette Zeitverschwendung war; natürlich, es war nie die sinnvollste Beschäftigung, aber um vieles anspruchsvoller und besser, als nachmittags vor dem Fernseher zu sitzen und sich berieseln zu lassen. Ich würde durchaus behaupten, dass das viele Schreiben vor einigen Jahren dazu beigetragen hat, meine Ausdrucksfähigkeit und Rechtschreibung deutlich zu verbessern. Wenn man mehrere Stunden am Tag schöne, ausformulierte und durchdachte Fließtexte schreibt, dann sind die Resultate im Deutschunterricht klar zu erkennen. Außerdem glaube ich schon, dass man auch auf der menschlichen Ebene einiges lernen kann, zumindest dann, wenn man sich ein Rollenspiel mit Anspruch gesucht hat. Man lernt, sich mit verschiedenen Personen auseinanderzusetzen, überlegt sich, wie sie handeln könnten, und entwickelt ein gewisses Einfühlungsvermögen. Ich jedenfalls möchte meine Zeit als aktives Mitglied in diesen Rollenspielen nicht missen.
Wie soll man pauschal bewerten können, ob ein Hobby sinnvoll oder sinnlos ist? Letztendlich ist es doch einfach eine Frage des eigenen Geschmacks. Fakt ist wohl, dass man bei vielen Hobbies nicht unbedingt etwas Sinnvolles als Resultat produziert. Aber dennoch machen sie einem Spaß, helfen beim Zeitvertreib und bauen Stress ab. Das ist doch gut, also würde ich da nicht von verschwendeter Zeit sprechen! Und dieses, was ich eben schrieb, würde ich auf alle möglichen Hobbies beziehen, beispielsweise eben auch auf Forenrollenspiele, bei denen ich auch keinen großen Unterschied zu anderen Rollenspielen oder meinetwegen auch anderen Online-Spielen, die man mit anderen Menschen, die anderswo an einem PC sitzen, spielt. Es ist ein Hobby und macht Spaß, wenn man es mag. Das reicht doch vollkommen aus.
Würde ich jetzt noch etwas Spezifisches zum Rollenspielen schreiben wollen, könnte ich vielleicht noch anführen, dass diese Freizeitbeschäftigung wohl noch einmal mehr die Fähigkeit, seine Fantasie zu verwenden, fördern dürfte. Wie hier schon jemand schrieb: Man hockt nicht nur einfach da und lässt sich beschallen, wie beispielsweise vom Fernseher. Stattdessen tut man selbst Dinge, denkt nach, nutzt seine Vorstellungskraft. Das finde ich in der heutigen Gesellschaft gar nicht mal schlecht.
Außerdem fällt mir ein, dass man in Rollenspielen möglicherweise auch soziales Verhalten ausprobieren und einüben kann. Vielleicht kann man so testen, wie eine bestimmte Verhaltensweise auf Mitmenschen wirkt. Das könnte vielleicht gerade bei schüchternen Menschen, die sonst Schwierigkeiten haben, auf andere Leute zuzugehen, hilfreich sein. Außerdem kann man sich im Rollenspiel wohl auch abgucken, wie andere Menschen mit bestimmten Situationen umgehen und welches Verhalten wann angemessen ist. So sinnlos und ohne Lerneffekt erscheint das Rollenspielen doch plötzlich gar nicht mehr, wenn man dies bedenkt, oder?
Nichts im Leben ist objektiv sinnvoll. Aber man kann in allem einen Sinn sehen. Wenn es Spaß macht, warum nicht? Andere gehen angeln, obwohl man den Fisch auch kaufen könnte, manche spielen Fußball, obwohl die Verletzungsgefahr groß ist, und wieder andere stricken schöne Pullover, obwohl es ein gefütterter Kartoffelsack doch auch tun würde.
Ein persönlicher Vorteil solcher Rollenspiele besteht in der Einübung sozialer Kompetenzen. Selbst wenn man als Fantasiewesen auftritt, muss man sich in eine Gemeinschaft einpassen, eine Fähigkeit, die im realen Leben auch gebraucht wird. Mit reinem Egoismus kommt man in solchen Spielen nicht weiter. Oft spielt man mit anderen in Clans zusammen und lernt sich auch im realen Leben kennen, zumindest über ICQ.
Ich bin schon mal, wenn auch nur durch Zufall, auf ein solches Forum gestoßen. Es gibt auch in bestimmten MMORPGs extra eingerichtete Instanzen, in denen so etwas unterstützt wird oder die nur dafür ausgelegt sind. So an sich ist es ja eine nette Idee, aber so ganz mein Fall ist es nicht. Da spiele ich lieber ein richtiges Rollenspiel, auch wenn es ein wenig in die gleiche Richtung geht, aber bei reinem Text hat man nun mal kein Gameplay, was mir fehlen würde. Wenn ich eine Geschichte lesen möchte kaufe ich mir lieber ein Buch.
Als Zeitverschwendung würde ich es definitiv nicht einstufen, da es wesentlich sinnlosere Sachen gibt, die man machen kann. Hier spielt die Frage des Geschmackes eine starke Rolle. Meiner ist es im Moment nicht so, aber es kann sich ja später mal ändern, das weiß man ja nie.
Ich habe auch schon meine Erfahrungen mit Foren-Rollenspielen gemacht. Bei mir hat es im Jahr 2007 angefangen, es ist also noch gar nicht so lange her. Ich war hauptsächlich nur in einem Forum angemeldet, zwischendurch gab es noch ein paar andere, aber in diesen war ich nie so lange und so oft aktiv wie in dem einen Forum, dessen Name ich jetzt aber nicht unbedingt nennen möchte, weil es teilweise doch ganz schön peinlich ist, was ich dort alles geschrieben habe. Am Anfang umfassten meine Beiträge nur maximal fünf Zeilen und somit wurde die Geschichte sehr schnell voran getrieben. Nach einigen Monaten wurden die Beiträge dann immer länger und es hat sich immer mehr in die Länge gezogen, bis man mal eine Szene komplett durchgespielt hat.
Irgendwann ist mir dann der Reiz an den Rollenspielen vergangen. Die anderen Mitglieder des Forums waren nicht mehr so aktiv und dadurch, dass die Beiträge so lang wurden, kam man nicht voran, selbst wenn man mal für einen Abend lang gleichzeitig online war. Ich wurde dann auch älter und fand es irgendwie ein wenig kindisch, was ich da tat. 2007 war ich ja noch in der Pubertät und da war es einfach ein toller Zeitvertreib. Wir haben damals um diese Zeit erst Internet eingerichtet bekommen und dadurch hing ich sowieso ständig vor dem Computer ab. Außerdem kam dann noch dazu, dass ich zu der Zeit großen Teenie-Liebeskummer hatte und das Rollenspiel war die perfekte Ablenkung.
Es ist aber erschreckend, wie viel Zeit dadurch tatsächlich drauf geht. Ein Beitrag dauerte je nach Länge zehn bis zwanzig Minuten und wenn man mal mehrere Beiträge nacheinander schreibt, dann vergehen locker mal einige Stunden, denn man muss ja auch immer auf die Antwort des Partners warten. Ich würde mich deswegen heute nicht mehr in einem Rollenspiel-Forum anmelden
Ich selbst spiele keine Onlinerollenspiele, aber ich weiß, dass mein Partner sich vor diesen gern mal entspannt. Ob es sinnvoll ist, sei mal dahin gestellt, aber alles hat seine Vor- und Nachteile. Es ist letztendlich ein Hobby und ob nun jemand passiv gern Fußball schaut oder ob es sich dabei um ein Onlinerollenspiel handelt, macht an sich ja keinen Unterschied. Ich möchte dabei auch keinen Unterschied zwischen sinnlos und sinnvoll. Sicherlich macht es einen Unterschied, ob man sich aktiv bewegt oder vor dem Computer sitzt, aber dennoch - als sinnlos mag ich das Onlinerollenspiel gar nicht einschätzen.
Ich selbst habe diese Onlinerollenspiele gar nicht ausprobiert, weil ich diese Ausdauer dafür gar nicht hätte und mir das zu langwierig ist. Ich mag lieber Spiele, die absehbar sind und nicht unendlich, wie es bei Onlinerollenspielen nun einmal der Fall ist. Dass man aber dabei in andere Welten schlüpft, ist schon ein Anreiz und insofern kann ich es schon verstehen, wenn man davon angesprochen wird. Solange sich das Spielen auch in Grenzen hält, ist es ein absolut legitimes Hobby und steht beispielsweise dem Fernsehen in nichts nach.
Vor Jahren habe ich sowas mal in zwei verschiedenen Foren mitgemacht. Dabei wurde sich aber nicht per Mail oder Messenger abgesprochen, sondern es gab einen extra Besprechungsthread. Bei einem Forum hatte ich das ganze über mehrere Monate mitgemacht, bis ich aus Zeitgründen ausgestiegen bin. Es hat mir schon Spaß gemacht, ich bin aber auch jemand, dem sowas recht schnell langweilig wird. In diesem Forum lief das ganze aber recht angenehm ab, damit meine ich, dass pro Tag nicht zu viel gepostet wurde, sodass jeder gut mitkam.
Im zweiten Forum, in dem ich bei einem Rollenspiel mitgemacht habe, sah das etwas anders aus. Dort saß die Mehrheit der Spieler anscheinend den ganzen Tag vorm PC und so kamen schon mal an die 10 Seiten am Tag zusammen. Mir war das schnell zu blöd, da ich weder Lust hatte, das alles durchzulesen, noch mit meinen eigenen Beiträgen hinterherkam.
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