Hallo und Tschüss unangebracht?
Ich habe meinen Hauptmailaccount bei T-online. Als ich mich gestern Abend eingeloggt habe, weckte ein Artikel mein Interesse und so habe ich ihn mir durchgelesen. In dem Bericht ging es darum, dass eine Rektorin in Passau das "Hallo" und "Tschüss" an ihrer Schule verboten hat. Stattdessen sollen die Schüler ein ordentliches "Grüß Gott" und "Auf Wiedersehen" benutzen. Nach dem Bericht habe ich mir auch einige Kommentare durchgelesen und war doch etwas erstaunt, wie viele das "Hallo" ablehnen und sogar als respektlos ansehen.
Heute habe ich mal in der Firma darauf geachtet und wirklich keiner hat etwas anderes benutzt. Ausgenommen am frühen Morgen. Da wünscht man sich eben einen "Guten Morgen" aber nachmittags und abends nutzen Angestellte sowie Lieferanten ein lockeres "Hallo". Sowie untereinander als auch Vorgesetzten gegenüber. Da gab es nie irgendwelche Probleme oder Beschwerden.
Wie gesagt habe ich mir auch die Kommentare durchgelesen. Vor allem die User, die meinten, dass es respektlos wäre einem älteren Menschen ein unverschämtes Hallo an den Kopf zu werfen, haben mich erstaunt. Mir war das bisher wirklich nicht bewusst und ich hatte auch nie das Gefühl, dass ältere Menschen diesen Gruß als respektlos empfunden haben. Es kam immer ein netter Gruß zurück. Wobei ich da zugeben muss, dass mir schon aufgefallen ist, dass der Gruß genauso erwidert wird. Wünsche ich einen guten Tag, kommt dies auch so zurück. Ich habe es auch nie als etwas negatives empfunden, wenn mich Teenager hier mit einem "Hallo" oder auch nur "Hi" gegrüßt haben. Im Gegenteil, man kann doch froh sein, dass die Jugend überhaupt noch grüßt.
Meint ihr es liegt daran wo man aufgewachsen ist? Ich lebe in NRW und hier kenne ich wirklich niemanden, der ein "Grüß Gott" benutzen würde. Und da ich nichts mit der Kirche am Hut habe, würde mir das eher übel aufstoßen. Selbst wenn ich in Bayern leben würde, würde ich diesen Gruß nicht benutzen. Hier benutzt der Großteil wirklich ein einfaches Hallo und auch wenn es nicht so schön klingt, passt man sich eben an. Die abgekürzten Formen "Tag" und "n´Abend" gehen auch noch durch. Aber beides höre ich, wenn ich nicht selber zuerst so grüße, so gut wie nie.
Seht ihr ein "Hallo" und "Tschüss" auch als eine Unart an? Oder benutzt ihr es ganz normal ohne euch großartig Gedanken darüber zu machen? Was benutzt ihr sonst in der Freizeit? Oder macht es keinen Unterschied ob im Ort oder in der Firma? Dass man in gewissen Kreisen und zu bestimmten Termin nicht mit einem Hallo in den Raum kommen kann, ist mir natürlich bewusst. Aber sonst sehe ich da kein Problem. Dass ein "Hallo" nicht so schön (nicht unangebracht!) ist, sehe ich oft auch so aber das Tschüss habe ich selber nie als zu locker gesehen.
Ich finde nicht, dass "Hallo" und "Tschüß" eine Unart sind. Für mich sind das ganz normale Wörter und ich würde eher "Grüß Gott" als komisch ansehen. Würde mir morgens jemand "Grüß Gott" wünschen, dann würde ich wohl ziemlich verdattert aus der Wäsche gucken oder antworten "So hoch will ich gar nicht" oder auch "Den gibt's nicht". Für mich ist "Hallo" auch nicht unflätiger als ein "Guten Morgen", sondern es ist für mich beides gleichgestellt. Ich finde daran nichts unverschämt, auch wenn ich finde, dass "Hallo" eher das umgangssprachlichere Gegenstück zu "Guten Morgen" ist.
Bei "Tschüß" finde ich auch nicht, dass es unverschämt ist, aber es ist eben auch eher das umgangsprachlichere Wort im Gegensatz zu "Auf Wiedersehen". Wobei ja "Auf Wiedersehen" meiner Meinung nach auch sehr hochgestochen und förmlich wirkt. Es kommt sicherlich auf die Situation an, in der man den Ausdruck benutzt. In der Freizeit fände ich "Auf Wiedersehen" unangebracht. Ich selber achte da aber ehrlich gesagt nie darauf, wann ich was benutze und benutze selber eigentlich nur "Hallo" und "Tschüß".
Ich glaube, dass es darauf ankommt, wo man aufgewachsen ist. Ich komme aus Österreich und ich bin eigentlich auch damit aufgewachsen, dass man nur dann "Hallo" und "Tschüss" sagt, wenn man mit jemanden duzt. Ich sehe diese Begrüßungsformeln nun nicht als unhöflich oder entwertend an, aber es ist für mich eben auch eine sehr persönliche Anrede oder Verabschiedung.
Ich kann mich noch gut erinnern, als ich einmal in einem Büro gearbeitet habe und da hatte ich auch telefonischen Kontakt mit Deutschen. In einigen Regionen in Deutschland ist es ja durchaus auch üblich auch am Telefon mit "Hallo" abzuheben oder am Schluss eben "Tschüß" zu sagen. Ich habe es nicht als unhöflich empfunden, aber es war eben insofern gewöhnungsbedürftig für mich, als dass ich eben die Kombination mit diesen Begrüßungsformeln und dem förmlichen "Sie" nicht kannte.
So war es zumindest noch vor einigen Jahren. Inzwischen habe ich mich eigentlich schon gut daran gewöhnt und ich muss sagen, dass ich inzwischen teilweise sogar als Begrüßung selber das "Hallo" verwende, zumindest am Telefon, allerdings auch nur bei Personen mit denen ich prinzipiell zwar per "Sie" bin, aber zu denen ich doch ein wenig mehr "Bezug" habe. Ich denke da zum Beispiel an meine Hausärztin. Mit ihr bin ich per "Sie", aber irgendwie ist sie vom Typ her so herzlich und nett, dass ich beim Eintreten oft auch nur "Hallo" sage. Tschüß würde ich zu ihr aber übrigens nie sagen!
Mir würde es auch nie einfallen, in ein Geschäft zu gehen und mit "Hallo" zu grüßen, schon gar nicht, wenn ich da an eine Bank oder so denke. Ist es da in manchen Regionen in Deutschland eigentlich auch so, dass man selbst in einer Bank "Hallo" und "Tschüß" sagt? Und zu meinen Vorgesetzten oder dergleichen würde ich die lockeren Grußformeln auch nicht sagen, schon gar nicht zu Beginn. Für mich kommt es also wirklich nur dann in Frage, wenn es so ein Mittelding zwischen "Du" und "Sie" ist - zumindest eben beim "Hallo". Tschüß sage ich nur zu jenen Leuten, die ich auch duze.
Weder "Hallo" noch "Tschüss" sind für mich Worte, die etwas negatives in mir auslösen. Es kommt zwar auf den Ton an, aber allein die Verwendung dieser beiden Worte sind bei mir jetzt wahrlich nicht negativ behaftet und ich habe gestern, als ich diese Diskussion in der Tageszeitung gesehen habe, ebenfalls nur den Kopf schütteln können. Aber das ist wieder mal etwas, was so typisch für ein nach wie vor recht konservatives Bundesland ist, wobei ich hier nun lang nicht alle Bayern über einen Kamm scheren müsste, jedoch passt das "Verbot" doch wiederum zu den typischen Vorurteilen.
Für mich jedenfalls sind "Hallo" und "Tschüss" ganz normale Grußformeln, ein "Hi" mag ich grundsätzlich nicht, aber wie Sonty schon schrieb, heutzutage ein Grußwort zu erhalten, ist nicht zwangsläufig der Idealfall. Dass man sich so darüber aufregt, kann ich gar nicht nachvollziehen und schon gar nicht, ein Verbot einzuführen. Was bringt es? Im Alltag werden die Schüler weiterhin diese Worte benutzen und erst Recht, wenn sie mit Gott nichts zu tun haben, denn ein "Grüß Gott" fände ich jetzt persönlich etwas merkwürdiger. Die Aussage dieses Grußworts erschließt sich mir ja nicht so wirklich und ich grüße ja nun nicht Gott, sondern eben die Person, der ich einen "Guten Tag" wünsche oder eben einfach nur "Hallo" sagen möchte und genauso will ich bei einer Verabschiedung nicht immer "Auf Wiedersehen" sagen müssen, ein "Tschüss" ist da einfach unverbindlicher und für mich weder unhöflich noch anmaßend.
Ich versuche schon eher bei öffentlichen Dingen ein "Guten Tag" oder so zu benutzen, aber es gelingt mir nicht immer, und eine Verabschiedung endet bei mir ebenfalls selten mit "Auf Wiedersehen", sondern eher mit einem nett gemeintem "Tschüss". Mir rutscht auch schon ein "Hallo" heraus, aber ich denke, heute ist es eben ein ganz normales Wort und nichts, was unbedingt eine unangemessene Nähe aufzeigt, wobei es wie gesagt auch darauf ankommt, in welchem Ton man es sagt.
Ich denke, dass in den letzten Jahren bei den Worten "Hallo" und "Tschüss" eine ziemliche Veränderung stattgefunden hat. Ich habe es auch noch so gelernt, dass diese Grußworte nur bei Menschen angewendet werden sollten, die ich gut kenne und mit denen ich mich duze. Deswegen haben früher wohl auch meistens die jüngeren Leute diese Wörter benutzt.
Aber mittlerweile ist es da etwas lockerer geworden, bei meiner Arbeitsstelle grüßen mich auch schon mal ältere Menschen mit "Hallo", was mich eigentlich auch freut, denn es macht einen Gesprächseinstieg irgendwie leichter als so ein förmlicher Gruß. Dass die Direktorin von "Grüß Gott" sprach, liegt meiner Meinung nach nur daran, dass es eben um eine Schule in Passau geht, wo dieser Gruß eben ganz gebräuchlich ist.
Ich denke dass sich sowas auch wirklich nur in Bayern durchsetzen ließe und hat nun mal auch Gründe. Wir haben heute in der Schule über dieses Thema gesprochen, weil wir auch etwas überrascht waren, wie man denn sowas durchsetzen könnte und sind letztendlich zu folgendem Schluss gekommen, nämlich dass es schlicht und einfach an der Mentalität und nicht zuletzt der Überalterung in Bayern liegt, dass sich sowas hat durchsetzen können. In Bayern ist man ja auch meist noch etwas mehr an der Kirche orientiert und der Rückgang ist dort nicht so stark wie in den sonstigen Ländern Deutschlands. In NRW sind die Kirchen meist leer und durch diese mangelnde christliche Orientierung kommt hier auch kaum jemand auf die Idee ''Grüß Gott'' zu sagen.
Von einigen wenigen älteren Menschen habe ich das schon mal gehört, ich finde es aber schlicht und einfach unangebracht. Selbst wenn es nur eine leichte Floskel ist, die keine tieferen Hintergründe beabsichtigt, würde ich mir Gedanken darum machen, wie das denn so ankommt. Wird ein Atheist diesen Gruß in den falschen Hals bekommen und als unhöflich ansehen? Werden Mitglieder anderer Religionen mir antworten oder sich durch diese Formulierung beleidigt fühlen? Grüß Gott ist für mich einfach kein Gruß, dem man mal so eben jedem zuwerfen könnte! Ganz im Gegenteil zu einem einfachen Hallo, an dem meiner Meinung nach nichts falsch zu verstehen ist. Es ist eine einfache Begrüßungsformel, nicht unhöflich, nicht zu formell, einfach neutral und für jeden zu gebrauchen.
Dennoch achte ich schon auch darauf, wie die bestimmte Menschen begrüße. Wenn es sich nun um Vorgesetzte handelt, oder ältere Bekannte, die ich nur selten sehe und persönlich nicht sehr gut kenne, begrüße ich dann doch lieber mit einem ''Guten Tag'' und verabschiede mich mit ''Auf Wiedersehen'', anstatt von einem Ciao oder Tschüss. Ich verwende hier bewusst etwas formellere Floskeln um nicht zu ''locker'' zu wirken, weil Hallo und Tschüss in gewisser Weise ja dann doch etwas lockerer sind und ich mich etwas distanzieren möchte. Letztendlich kommt das auf die Situation an, aber niemals würde ich ein Hallo als unverschämt oder unhöflich ansehen.
Ich kann mich ebenfalls nur denen anschließen, die nichts Anstößiges daran finden, "Hallo" und "Tschüss" im täglichen Gebrauch zu nutzen - so mache ich es selbst auch seit ich mich erinnern kann. Das obligatorische "Guten Morgen" und "Guten Abend" zu den entsprechenden Tageszeiten kommt mir zwar auch jeden Tag über die Lippen - jedoch in den Zeiten dazwischen nur ein "Hallo" und "Tschüss".
Ich habe diesen Artikel über die Schule in Bayern selbst gelesen und war danach nicht nur verwundert, sondern richtiggehend verärgert. Wenn das Benutzen dieser beiden Worte eine Unfreundlichkeit gehobenen Ausmaßes darstellt, da frage ich mich doch, was demnächst noch alles an dieser Schule dazu kommt. Darf man bald nicht mehr "Gesundheit" sagen, wenn jemand niesen musste? Oder ist es eine Unhöflichkeit, jemandem die Türe aufzuhalten? Das kann ich wirklich nicht nachvollziehen.
Es ist zudem bedenklich, dass den Schülern - offensichtlich unabhängig davon, welcher Religionsgemeinschaft oder dergleichen sie angehören - etwas so offen aussagekräftiges und in eine religiöse Richtung deutendes wie "Grüß Gott" auf die Zunge gelegt, nein gezwungen, wird. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass sich der muslimische Schüler mitsamt seinen Eltern freut, nun jeden Morgen "Grüß Gott" mit einer Bedeutung sagen zu müssen, die seinem eigenen Glauben nicht entspricht. Das ist sogar in höchstem Maße diskriminierend und ich sehe darin einen eklatanten Eingriff in die Persönlichkeitsrechte dieser Schüler.
Wäre ich an dieser Schule und müsste mich an diese hirnrissigen Regeln halten - ich würde wohl aus Protest dagegen niemanden mehr grüßen. Besser kein Wort über die Lippen bringen und dem Gegenüber stattdessen freundlich zunicken, als etwas zu sagen, dass man so nicht meint und das man auch nicht in vollem Umfang unterstützen kann.
Ich kenne auch einen älteren Mann, der es immer nicht mochte, wenn man "Tschüss" sagte. Das hieß dann für ihn auch eher "Auf Wiedersehen". Ich denke, dass er auf Grund seines Alters eben mit diesen modernen Gruß - und Abschiedsformen nicht viel anfangen konnte.
Ich denke auch, dass es in Bayern vielleicht klappt, dass man sich dort wirklich nicht mehr mit " Hallo" und "Tschüss" grüßt und verabschiedet, aber bei uns hier würde das sicherlich nicht funktionieren. Ich fände es schon komisch, wenn ich Mittags irgendwohin käme und dort mit "Mahlzeit" grüßen würde. Ich finde das klingt blöder als ein einfaches " Hallo". Die Hauptsache ist doch auch, dass man höflich grüßt und sich ebenso höflich verabschiedet.
Gehen wir mal einen Schritt weiter: Ich bin Atheist, und wenn mich jemand zwingen wollte grüß Gott zu sagen anstelle von hallo oder guten Tag wäre ich beleidigt. Sprache ist etwas sehr lebendiges, und so vielfältig wie die Menschen die sie gebrauchen; anderen vorzuschreiben was sie zu sagen haben und was nicht (im Rahmen des normalen Sprachgebrauchs) ist unerhört, und mit religiösen Hintergründen als Antrieb finde ich es gefährlich. Sprache ist Teil täglich gelebte Kultur, ich kann nicht verstehen wie eine Schulleiterin (??) derartiges von sich geben kann. "Salam alaikum"
Ich finde "Hallo" und "Tschüss" nicht unangebracht. Denn das sagt man eigentlich in ganz Deutschland und warum sollte man in Bayern nicht sagen? Immerhin sind es ganz normale deutsche Vokabeln. Aber ich finde es nicht gut, dass den Schülern so was verboten wird, weil es eben auch ganz normale deutsche Wörter sind. Pädagogisch sinnvoll ist es ganz und gar nicht.
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