Friedliche Küstenwölfe in Kanada sahen noch keinen Menschen

Gestern sah ich im Fernsehen eine Dokumentation auf Phoenix über Küstenwölfe im kanadischen Westen, etwa 1.000 Kilometer von Vancouver entfernt. Die Wölfe leben hier in British Columbia, in undurchdringlichen Küstenregenwäldern. Noch nie hatten sie einen Menschen gesehen. Die Gebirgsketten hier sind mit Schnee und Eis bedeckt und die Gletscher haben Fjorde geschliffen und tiefe Täler hinterlassen. In dieser einzigartigen Naturlandschaft, die nur schwer zugänglich ist, leben etwa 2.000 Wölfe in dichten Regenwäldern. Drei Jahre lang suchte eine junge, österreichische Wissenschaftlerin nach den Wölfen. Sie fand lediglich die Spuren der Tiere, bekam sie aber nicht zu Gesicht.

Bei ihrer Forschungsarbeit entdeckte sie Erstaunliches. Im Herbst ziehen die Lachse zu ihren Laichgründen die Flüsse herauf. Hier lassen sich nicht nur die Bären wegen der Fische an die Ufer locken, sondern auch die Wölfe kommen aus den Küstenregenwäldern, um Lachs zu fangen und zu verspeisen. Verwunderlich dabei ist, dass sie nicht den ganzen Fisch fressen, sondern nur die Köpfe. So liegen die restlichen Fischkadaver für Aasfresser bereit. Ein weiteres Rätsel gaben die Wölfe auf, weil sie schwimmend große Distanzen von 10 Kilometern und mehr überwinden. Die Forscherin will mehr über die Wölfe und ihr Verbreitungsgebiet erfahren und ihr ursprüngliches Sozialverhalten. Die Suche ist schwer auf dem nassen, unwegsamen Gelände.

Als sie schon aufgeben will, entdeckt sie fernab auf einer Insel ein Rudel Wölfe. Die Wölfe hatten noch keine Begegnung mit einem Menschen. Was sie dann macht, könnte für sie sehr gefährlich werden. Sie legt sich auf einer Wolldecke auf die nasse Wiese und kuschelt sich etwas zusammen. Dann wartet sie ab. Die Wölfe teilen sich und bilden in einiger Entfernung einen Kreis um sie. Dann kommen ein paar jüngere Wölfe näher, bleiben aber in kurzer Entfernung stehen. Nun schleicht sich das Alphapaar an und beschnuppert sie. Die Forscherin setzt sich auf. Es passiert nichts. Die Wölfe haben sie in ihren Familienclan aufgenommen. Sie kannten den Menschen nicht und waren neugierig, aber kein bisschen aggressiv. Ich fand es sehr schön, wie sie ausgelassen auf der Wiese spielten, ohne Scheu und Angst vor dem Menschen.

Ich hätte mich nicht alleine auf die Wiese getraut mit Wölfen, ihr etwa? Seit einiger Zeit sind ja auch hier wieder Wölfe angesiedelt worden, die leider den Menschen kennen. Was würdet ihr machen, wenn ihr im Wald einem Wolf gegenüber stehen würdet? Könnt ihr euch überhaupt vorstellen, mit einem Wolf Freundschaft zu schließen? Die Wölfe im Film sahen alle so friedlich aus, wie große, gut erzogene Hunde. Hat jemand eine Ahnung, warum die Wölfe nur die Köpfe der Lachse fressen?

Ich hätte zu viel Angst und Respekt vor diesen Tieren, um mich ihnen zu nähern. Außerdem finde ich auch, dass man wild lebende Tiere auch in Frieden leben lassen sollte und ihnen nicht nach stellen sollte und ich halte es auch nicht für wichtig, jedes Tier zu erforschen oder damit Kontakt auf zu nehmen.

Allerdings finde ich das Verhalten dieser Tiere auf jeden Fall sehr interessant! Warum diese Tiere nicht den gesamten Lachs auffressen, sondern nur den Kopf eines Fisches, das ist mir ein völliges Rätsel. Vielleicht schmecken die Köpfe einfach am aller besten und weil es ein großes Angebot an Nahrungsmitteln, also in diesem Falle an Lachsen gibt, können die Wölfe es sich erlauben, nur die besonders schmackhafte Teile zu fressen. Das kennt man ja auch von vielen Feinschmeckern, die auch nur erlesene Stücke einer Fleischsorte essen und den Rest, der nicht so hochwertig, lecker oder gesund ist den anderen überlassen. Das finde ich auch ein interessantes Forschungsgebiet, aber des Rätsels Lösung wird wahrscheinlich der Menschheit keinen großen Nutzen bieten und deswegen sehe ich es als fraglich an, ob man dieses Phänomen auch wirklich weiter erforschen sollte.