Was ist von Jobangeboten als Maskottchenträger zu halten?
Ich suche einen Ferienjob für den Sommer und ich habe deswegen die Stellenanzeigen auch ein wenig studiert um mir eventuell Ideen zu suchen, was ich machen könnte. Ein Stellenangebot war irgendwie komisch. Dort stand, dass man ein "Maskottchenträger" sucht. Weiterhin stand da nicht viel bei außer einer Telefonnummer, die wohl aus unserem Ort ist. Jedenfalls ist die Vorwahl die gleiche wie wir sie haben.
Was ist ein Maskottchenträger und was kann man von diesem Jobangebot halten? Denkt ihr, dass es etwas seröses ist? Kennt ihr Maskottchenträger und habt diesen Job vielleicht sogar schon mal selber ausgeübt?
Was soll daran komisch sein, abgesehen davon, dass man in dem Job dann komisch aussieht? Ich habe so etwas schon mehrfach gemacht, sowohl als regulären Job im Freizeitpark, als auch bei einzelnen Einsätzen. Ob es bei dem genannten Stellenangebot darum geht, regelmäßig zum Beispiel vor einem Geschäft als Handy, Currywurst, Tageszeitung oder Clown herumzustehen oder es sich um einen einzelnen Einsatz für eine bestimmte Veranstaltung handelt, kannst du nur herausfinden, wenn du dort anrufst.
Es gibt Maskottchen, die nur für einen sehr begrenzten Zeitraum irgendwo aktiv sind, wie zum Beispiel in manchen Fernsehshows. Bei anderen Aktionen geht es darum als lebende Werbefigur das Interesse von Kunden zu erwecken. Dann steht man zum Beispiel für eine Fotoaktion im Supermarkt, vor Geschäften, in Diskotheken oder an anderen Orten, wo viele Leute unterwegs sind.
Einzelne Einsätze, die ich früher ausgeführt habe, waren Aufträge auf selbstständiger Basis. Dabei habe ich dem Unternehmen eine Rechnung geschrieben. Bezeichnungen dafür gibt es viele: Figurendarsteller, Walking-Act, manchmal auch Animateur. Einmal kontaktierte ich ein Unternehmen, wobei ich mir auch nicht sicher war, ob man von einem Walking-Act nicht mehr erwartete. Es gibt nämlich auch Einsätze, bei denen Choreografien oder ähnliches erwartete werden. Es stellte sich schnell heraus, dass es "nur" darum ging, bei einer großen Veranstaltung während des Einlasses, den Pausen und beim Verlassen der Menge kleine Give-aways zu verteilen. Zuvor habe ich für einen Stundenlohn von weit weniger als 10€ im Freizeitpark im Kostüm gearbeitet, wusste jedoch, dass es professionelle Walking-Acts gibt, die für mehrere hundert Euro am Tag arbeiten. Bei der Frage nach dem gewünschten Verdienst, wollte ich auch nicht allzu hoch greifen, jedoch sind die Stundensätze von Selbstständigen allgemein höher und zudem hatte ich Fahrkosten. Von dem, was man bereit war zu zahlen, war ich dann richtig begeistert, vor allem, da ich insgesamt höchstens eine Stunde im Kostüm verbrachte. Der Auftraggeber meinte gleich, dass er natürlich bereit ist, dies anständig zu zahlen, jedoch von manchen Forderungen, die teilweise mehrere hundert Euro hoch waren, geschockt war.
Was dich erwartet, ist stark vom Einsatzort, vom Kostüm und dem Publikum abhängig. In einer Fernsehshow muss man anders agieren, als wenn man als Currywurst verkleidet Flyer verteilt. Was alle Kostüme gemeinsam haben, ist dass es meist ziemlich warm ist (wenn man nicht gerade im Winter draußen steht oder auf der Eisbahn arbeitet), auch wenn zum Beispiel Disney-Kostüme angeblich sogar eine Art Lüftungssystem haben sollen. Im Freizeitpark gab es regelmäßige Erholungszeiten, allerdings waren dies auch sehr dicke Kostüme, in denen kaum ein Luftaustausch stattfand. Auch war immer ein "Aufpasser" dabei zur Sicherheit. Gerade dort wo man mit vielen fremden Menschen konfrontiert wird und in seiner Sicht- und Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt ist, ist dies wichtig.
Unter einem Maskottchenträger brauchst du dir eigentlich nichts schlimmes vorstellen. Oft handelt es sich um Jobs, wo man als Handy verkleidet in der Fußgängerzone steht, oder auch als Eis für eine Eisdiele oder ähnliches. Manche Geschäfte feiern Jubiläen und suchen dann Leute, die dafür in einem Kostüm Werbung tragen. Wenn es eine Festnetznummer aus deinem Ort ist, hört sich das Ganze schon seriöser an. Ich würde es dann auf einen Versuch ankommen lassen. Du kannst dich doch schließlich ganz unverbindlich erkundigen, um was für einen Job es sich handelt.
Du solltest aber nicht vergessen, das dich dann auch Leute sehen können, die du kennst. Und im Sommer ist es meistens doch ziemlich heiß, und da könnte es doch schon anstrengend sein, in so einem Kostüm herum zu stehen oder zu laufen. Es kommt natürlich auch auf die Bezahlung an, und da solltest du dir überlegen, ob du das für dieses Geld machen möchtest, oder ob sich eine andere Arbeit mehr lohnt.
Wenn du für die Ausübung dieses Nebenjobs bezahlt wirst und dabei nicht als Penispuppe oder dergleichen auf einem Schulball herumlaufen musst - zur allgemeinen Erheiterung aller Anwesenden - würde ich schon sagen, dass es sich dabei um ein seriöses Jobangebot handelt. Ob dem letztendlich wirklich so ist, kann ja in einem klärenden Telefongespräch erörtert werden. Nutze die Chance zum Telefonat einfach, wenn ohnehin schon eine Telefonnummer dabei steht. Dann kann eventuell gleich mit deinen letzten, noch verbliebenen Zweifeln ausgeräumt werden - oder diese bestätigen, je nachdem.
Für ein Maskottchen gibt es eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten. Gleichzeitig sollte auch erwähnt werden, dass ein Maskottchenträger gar nicht unbedingt in einem Kostüm verkleidet sein muss. Wir hatten an unserer Universität auch einen Maskottchenträger, der sich allerdings nicht in ein übergroßes Kostüm hineinzwängen und stundenlang dort drinnen schwitzen musste. Stattdessen war er dafür zuständig, das Universitätsmaskottchen - einen Wellensittich - in seinem Käfig bei Veranstaltungen zu halten, bzw. zu tragen. Es kann hier also wirklich von einem Maskottchenträger gesprochen werden.
Ohne zu wissen, was dein Jobangebot genau für ein Einsatzgebiet beinhalten wird, kann es gut möglich sein, dass du bei Fußballspielen oder anderen sportlichen Veranstaltungen in ein solches, bereits erwähntes, Kostüm schlüpfen und dann dort während dem Spiel und in den Spielpausen für die allgemeine Erheiterung und Unterhaltung sorgen musst. Das kann sicherlich ein ganz lustiger Job sein, wird im Sommer aber wahnsinnig heiß in diesem schlecht durchlüfteten Kostüm - das kann ich dir schon sagen. Als Fernsehmaskottchen wirst du mit Sicherheit noch nicht gleich eingesetzt werden, da sich die Fernsehsender kaum einen Fremden holen werden, der keine Ahnung davon hat, wie man sich in einem Fernsehstudio zu verhalten hat und dergleichen.
Am wahrscheinlichsten ist also, dass du bei Sportveranstaltungen, Kulturvereinen oder anderen dörflichen Aktivitäten eine Verwendung als Kostümträgermaskottchen findest. Vielleicht kannst du ja auch mal darüber nachdenken, ob dir in der Vergangenheit bei einem Fest oder einer Veranstaltung in deiner Gegend mal so ein Maskottchen aufgefallen ist. Dann stehen die Chancen möglicherweise gar nicht schlecht, dass das dein zukünftiges Einsatzgebiet sein könnte, entscheidest du dich für diesen Nebenjob.
Ich selbst habe mal bei einer Landesgartenschau als Kostümträger gearbeitet. Für das Tragen eines Vogelkostüms habe ich damals 10,50€ pro Stunde bekommen, gerne schildere ich dir hier einen Tagesablauf und lasse dabei meine Erfahrungen mit einfließen.
Die Arbeitszeit hat bei mir am Tag acht Stunden gedauert, wobei die Netto-Arbeitszeit aufgrund der Pausen nur vier Stunden betragen hat. Los ging es um 10 Uhr früh mit dem Erreichen des Geländes. Mit Mitarbeiterausweis habe ich dann Einlass in ein speziell für Mitarbeiter vorgesehenes Zelt bekommen, bei jedem Maskottchen-Job wird es eine Umkleide- und Rückzugsmöglichkeit geben. An diesem Ort haben sich ich und meine drei Kollegen (ein weiterer Kostümträger und zwei Begleiter) umgezogen.
Die Begleiter sind dafür da, den Kostümträger unterwegs zu unterstützen. Da dieser als Fantasiefigur nicht sprechen sollte und auch ansonsten recht schlecht im Kostüm agieren und reagieren kann, übernimmt der Begleiter die Aufgabe mit Besuchern zu reden und ihnen zu helfen. Als Maskottchen war die Hauptaufgabe, Kindern zu winken, sie zu umarmen und ein bisschen Unterhaltung zu liefern. Nach je einer halben Stunde war immer eine Pause vorgesehen, da es im Kostüm, vor allem im Sommer richtig warm werden kann. Auch hier sorgte meine Begleiterin dafür, dass ich von den Kindern loskomme und mich ins Zelt zurückziehen konnte.
Nun zum Kostüm: Allein das Anziehen ist schon gar nicht so einfach gewesen, bereits da habe ich immer die Hilfe meiner Begleiterin gebraucht. Los ging es in Unterwäsche - wie gesagt es wird sehr heiß, selbst bei normalem Wetter. Je nach Maskottchen ist der Aufbau des Kostüm unterschiedlich, sollte sich jedoch meistens nicht grundlegend unterscheiden. Als erstes habe ich mir eine Art Kissen, ähnlich wie ein Rucksack, nur auf der Vorderseite des Körpers, umgeschnallt. Dieses verstärkte unter dem Kostüm die Proportionen, der Vogel hatte also einen dicken, runden Bauch. Allein dieses Schaumstoffkissen direkt an der Haut trägt natürlich schon zur Hitzeentwicklung bei. Darüber kam dann, wie man es vielleicht von Fasching kennt, eine Art Ganzkörperanzug, in diesem Falle das Federkleid, welcher bis zu Hals, Arm- und Fußgelenken ging. Über die normalen Schuhe wurden dann große Plüschfüsse gezogen, für die Hände gab es Handschuhe im Kostümdesign. Letzter Schritt der Verwandlung ist der große Kopf, welchen man über seinen eigenen zieht. Dieser lag auf den Schultern auf.
Da mein Kostüm wie gesagt ein Vogel war, befand sich das Guckloch im langen Schnabel. Ich konnte einigermaßen gut herausschauen, mich konnte dagegen keiner sehen, da der Einblick leicht schräg war. Nun also fertig kostümiert ging es erstmal an den Eingang um die ersten Besucher bei Geländeöffnung zu begrüßen. Die restliche Zeit schlenderte ich meistens mit meiner Begleiterin eingehakt herum, sie verteile Flyer und ich unterhielt die Besucher. War Zeit zur Pause gingen wir in das Zelt, ich nahm den Kopf für eine Viertelstunde ab, wir unterhielten uns und zogen dann abgekühlt wieder los.
Man kann also trotz Kostüm Leute kennen lernen und Kontakte schließen. Nach einiger Zeit verstanden wir uns so gut, dass wir dies auch unterwegs zeigten, die Kinder fanden es lustig wenn sie ihren Kopf in meinen Schnabel steckte oder auf meinen "dicken" Bauch eintrommelte.
Ob ich den Job empfehlen kann? Von mir dazu ein ja, wobei es immer auf die jeweilige Person selbst sowie auf den Ort und die Art des Maskottchens ankommt. Bei mir hat alles gepasst, die Zeit im Kostüm ist eine tolle Erfahrung gewesen und ich habe mit meinem Naturell Leute zu unterhalten auch noch Geld verdient.
Kann mir vielleicht jemand Agenturen oder Gelegenheiten nennen, die auf der Suche nach Maskottchenträgern sind? Würde das gerne wieder einmal machen. Sonst noch jemand hier, der das schon mal gemacht hat? Andere Erfahrungen würden mich freuen!
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