Millenium - Wieso braucht Lizbeth einen Vormund

Ich bin ein großer Fan von der Millenium Trilogie. Gestern war in im Kino in der Neuverfilmung mit Daniel Craig. Dort wird genau wie bei den älteren Filmen gesagt, dass Lizbeth einen Vormund braucht. Sie ist in dem Film so ungefähr Mitte 20 und verdient sogar ihr eigenes Geld. Trotzdem benötigt sie jemanden, bei dem sie immer ihr Geld abholen muss, falls sie etwas benötigt. Irgendwann wird zwar gesagt, dass sie als Zwölfjährige für unzurechnungsfähig erklärt wurde, weil sie versuchte ihren Vater an zu brennen. Allerdings kann man doch wegen so etwas nicht sein Leben lang als unzurechnungsfähig gelten oder?

Ich meine sie hatte in ihrer Kindheit vielleicht Probleme. Aber zu der Zeit, in der der Film spielt, bekommt sie ihr Leben ja auch ohne einen solchen Vormund auf die Reihe. Wieso ist das so, dass sie diesen trotzdem benötigt? Der Film spielt in Norwegen oder Schweden. Ist das vielleicht nur dort so, dass man sein Leben lang von einem Vormund abhängig sein kann oder ist so etwas ebenfalls in Deutschland, Österreich oder der Schweiz möglich?

In dem Buch war es glaube ich so beschrieben, dass sie von Psychologen Begutachtet wurde und eine dauerhafte Erkrankung ihrer Psyche festgestellt wurde. Soweit ich weiß ist es in Deutschland so, dass in regelmäßigen Abständen durch das Gericht Gutachten angefordert werden, um festzustellen, ob nach wie vor ein Betreuungsbedarf gegeben ist. Wenn ich das Buch noch richtig in Erinnerung habe, dann war es bei Lisbeth ja wohl sogar so, dass eine dauerhafte Unterbringung in einer Psychiatrie im Raum stand und das es ihr deshalb ganz recht war, nur einen Betreuer gehabt zu haben, welchen sie ja sehr schnell dazu gebracht hatte, dass er ihr nichts tut sondern nur seine positiven Berichte abschickt.

Bei dieser Erpressung sagte sie ja dann auch, dass sie von dem Betreuer erwarte, dass er in seinen Bericht in einigen Jahren mit reinschreiben sollte, dass er keinen weiteren Betreuungsbedarf mehr sieht und dem Gericht dazu rät, die Betreuungsverfügung aufzuheben.

Ich finde die Bücher der Trilogie übrigens auch klasse muss aber auch sagen, dass der Film, der vor einigen Wochen im ZDF lief aus meiner Sicht der Dinge sehr schlecht war und nicht annähernd die Qualität des Buches erreichte.

Vorweg, die Filme und Bücher sind Fiktion. Klar wird sich Stieg Larsson auch an den Gepflogenheiten seines Landes orientiert haben. Halt aber an denen seines Landes. Das Vorgehen in Deutschland ist mit Sicherheit ein anders, genauso wie es in Amerika wieder anders laufen wird.

Ich habe die Bücher gelesen, habe die Filme dazu angesehen. Zumindest die "alten" Verfilmungen. Zu der Neuverfilmung bin ich noch nicht gekommen. Fakt ist aber, dass in den Filmen nicht alles aus den Büchern übernommen wurde. Was bei dem Umfang der Bücher auch nachvollziehbar wird. Wie sich Lisbeths Schicksal entwickelt hat, wird an sich auch erst wirklich umfassend bewusst, wenn man alle drei Teile gesehen hat. Da klärt sich auch ein wenig auf, warum Lisbeth mit weit über 20 Jahren immer noch einen Vormund hat. Wobei das in den Bücher noch mal deutlicher rüber kommt.

Lisbeth hat in ihrer Kindheit ihren Vater angezündet. Da ihr Vater Spion einer anderen Regierung war, Schweden selbst damals im Umbruch war, versuchte man die Sache zu vertuschen. Eben auch damit die Identität ihres Vaters nicht bekannt wird. Man steckte sie in die Psychiatrie. Misshandelte sie und so weiter. Dort versuchte sie immer wieder Hilfe zu bekommen und gab irgendwann auf. Man erklärte sie für unzurechnungsfähig- das beste Mittel jemand aus der Gesellschaft raus zu bekommen. Da beide Erziehungsberechtige nun nicht mehr für das Kind sorgen konnten, musste ein Vormund her.

Holger Palmgrem wird ihr Vormund. Wie von vielen anderen Kindern/ Menschen auch. Erst sieht er es nur als Job. Dann erkennt er, welche Potential hinter Lisbeth steht. Er kann sich mit ihren Eigenarten arrangieren und lässt ihr dafür ihre Freiheiten. An sich hätte er schon lange die Vormundschaft neu prüfen lassen können. Das macht er aber nicht, weil er eben auch den Kontakt zu Lisbeth nicht verlieren mag. Als er aber selbst plötzlich schwer erkrankt, übernimmt jemand anderes die Vormundschaft.

Der neue Vormund hing aber in der Geschichte mit ihrem Vater mit drin und hatte Interesse daran, dass weiterhin nichts an die Öffentlichkeit kommt. Noch dazu ist er wohl generell eher daran interessiert, seine Machtposition auszuspielen und denkt er hat in Lisbeth ein williges Opfer.

Ganz generell, wäre das in Deutschland passiert, wäre auch hier mit 12 Jahren ein Vormund bestellt worden. Denn Lisbeths Mutter konnte das Kind nicht mehr versorgen und soweit ich weiß, war ihr Vater auch nicht als Vater eingetragen. Somit war kein leiblicher, volljähriger Erwachsener mehr da. Das wird einer der Gründe gewesen sein, dass ein Vormund bestimmt worden wäre.

Allerdings wird hier bei Erwachsenen Menschen, die halt einen Vormund haben, das an sich jedes Jahr geprüft. Hier ist das wohl auch eher ein gesetzlicher Betreuer. Wenn der nicht gerade ein Angehöriger ist, muss da an sich jährlich neu beantragt werden, so weit ich das weiß.

In dem Fall von Lisbeth war es aber wohl so, dass man sie mehr oder weniger vergessen hat. Ihr Betreuer Palmgren sich da auch nicht ins Zeug legte. Allerdings eher aus eigennützigen Gründen und nicht um seine Machtposition auszuspielen. Wobei man das nun ein wenig gespalten sehen kann. Lisbeths Leben lief ja für sie recht gut. Palmgren machte ihr keine Vorwürfe, unterstützte sie aber. Wäre Palmgren nicht erkrankt, wäre das Ganze auch nie aufgeflogen.

Die ganzen Details werden aber, wie gesagt, eher im Buch bewusst. Beziehungsweise im zweiten Teil spielt dann ja auch Palmgren wieder eine Rolle und er erklärt dort auch, warum er so gehandelt hat. Was er allerdings mittlerweile bereut.