Kreatives Arbeiten: Schreibtisch chaotisch oder sauber?

Ich kenne dein Problem zu gut. Ich selbst arbeite zwar nicht in einem kreativen Beruf, weil ich noch zur Schule gehe, aber ich bin sehr gerne kreativ und ein totaler Chaot. In meinem Zimmer liegt alles in der Gegend rum und meine Wände sind voll von Zetteln, Bildern und Zeichnungen.

Meiner Mutter gefällt das gar nicht, weil sie, genau wie deine Mutter, der Meinung ist, dass man Ordnung braucht, um klar denken zu können. Das mag für sie zustimmen, aber ich kann selbst stumpfe Schulaufgaben besser erledigen, wenn um mich herum Chaos herrscht, indem ich auch alles wiederfinde, besser, als wenn mein Zimmer aufgeräumt ist.

Damit ich keinen Stress mit meinen Eltern bekomme, ist mein Schreibtisch und mein Fußboden meistens so weit aufgeräumt, dass nicht alles durcheinander liegt. Doch sobald ich anfange, zu arbeiten (für die Schule oder für sonst irgendetwas), sieht es innerhalb kürzester Zeit wieder aus als hätte eine Bombe eingeschlagen.

Ich brauche also >kreatives Chaos< um mich herum, um denken zu können, sehe aber ein, dass ein gewisses Maß an Grundordnung von Nöten ist, damit auch mal Andere zu Besuch kommen können oder man eben keinen Stress mit den Eltern haben möchte.

Es liegt immer am Betrachter, aber ist ein ordentlicher Schreibtisch nicht auch ein kleines Chaos für sich? Die "clean desk policy" lässt sich doch bestimmt durch das kreative plazieren von Vasen, USB-Verteiler im Darth-Vader Stil und anderen Gimmicks austricksen. Ich selbst bin ein an Prokrastination und Chaos leidender Mensch, aber ich fühle mich immer ein bisschen Stolz wenn ich es endlich geschafft habe, für etwas Platz auf meinem Schreibtisch zu sorgen.

Kurze Antwort: Nein. Auf dem Schreibtischen im Betrieb befindet sich NICHTS außer Monitor, Tastatur, Maus und Telefon. Vasen? Persönlicher Kram? Absolute Fehlanzeige! Und nein, direkten Kundenkontakt haben wir gar nicht, ab und zu läuft aber mal jemand von den Geschäftsführern oder so mit einem Kunden durchs Haus, nur um die Räumlichkeiten mal zu zeigen. Und ja, ich finde das auch total albern.

Ich meinte mit Chaos übrigens auch keineswegs "Dreck", altes dreckiges Geschirr darf bei mir weiß Gott auch nicht rumstehen, das kann ich nicht leiden, und auch sonst ist mein Chaos schon in einem gewissen Maß sortiert, Beispielsweise mit Stifteboxen und Zettelhaltern und auch diesen Ablage-Körben für Papiere. Es ist also nicht das totale Chaos, denn irgendwo muss ich natürlich auch noch mein Schreibpapier hinlegen bzw. am PC auch Maus und Tastatur vernünftig benutzen können. Es ging eher um die Flächen "drumherum". Aber es ist einfach viel sozusagen "unnötiges" Zeug da, eben wie gesagt Kritzeleien und Notizen, Postkarten, Fotos, Visitenkarten, Kleinkram, alles mögliche eben.

Wer meinen Schreibtisch zum ersten Mal sieht, wundert sich erst einmal, wie ein Mensch dort arbeiten kann. Oberflächlich sieht er aufgeräumt aus, aber wer genauer hinsieht, findet ein immenses Chaos. Aber mir darf auch niemand in dieses Chaos hineinpfuschen. Ein Kollege hat dies einmal versucht, die Moral von der Geschichte war, dass es ein riesiges Geschrei gegeben hat und wichtige Unterlagen erst sehr spät erneut aufgetaucht sind. Ich weiß, wo etwas liegt und da sollte niemand hineinpfuschen.

Aber das war bei mir immer so. Egal wie schlimm mein Schreibtisch aussah, ich wusste immer haargenau wo etwas gelegen hat. Ein beherzter Griff in einen Papierstapel oder eine Schublade und ich hatte das Gesuchte schon in der Hand. Schließlich habe ich es auch dort hin gelegt, und ich weiß wahrscheinlich eh am besten, wo sich irgendwas befindet. Nur bei Arbeiten, wo ich mich massiv konzentrieren muss, muss eine gewisse Ordnung existieren.

Ich bin anscheinend überhaupt nicht der Typ für das Sitzen an einem Schreibtisch, und wenn ich wirklich an meinem Schreibtisch sitze, dann wohl eher, um dort sitzend an meinem Notebook zu arbeiten oder um meine Rechnungen abzulegen oder auf sonstige Weise Ordnung in meine Papiere zu bringen. Grundsätzlich sitze ich eigentlich nur dann an meinem Schreibtisch, wenn ich eine möglichst große, ebene Unterlage benötige. Witzige Texte oder sonst irgendwelche kreativen Wortspielereien fallen mir allerdings an einem Schreibtisch ehrlich gesagt nie ein, und ich muss außerdem feststellen, dass ein Schreibtisch für mich immer in einem konkreten Zusammenhang mit dem Arbeiten steht. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass ich schon als Kind immer nur dann an meinem Schreibtisch Platz genommen habe, wenn ich mich mit meinen Hausaufgaben herumschlagen musste.

Kreatives zu leisten, egal, ob nun in Form von längeren Texten, die ich schreiben will oder eben solchen kürzeren Dingen wie irgendwelchen Sprüchen oder lustigen Kurztexten für Karten, ist für mich aber wiederum keine solche Arbeit, die ich als Arbeit bezeichnen würde. Längere Texte schreibe ich ohnehin an meinem Notebook und damit sitze ich am liebsten bequem auf meinem Bett, wo ich es deutlich komfortabler finde als an meinem Schreibtisch. Außerdem fallen mir solche Dinge eigentlich auch nur dann ein, wenn ich mich darauf nicht ganz gezielt konzentriere. Ideen kommen mir also meistens in Situationen, in denen ich weder an irgendeinem Tisch sitze noch mich damit konkret gedanklich befasse, mir etwas einfallen zu lassen, sondern nicht selten irgendwann unterwegs, wo ich diese Ideen dann auf meinem Smartphone festhalte, um mich später daran erinnern zu können.

Ansonsten kann ich allerdings sagen, dass es mir grundlegend besser gefällt, wenn ich meinen Schreibtisch frei von unnötigem Krempel halten kann, was mir allerdings nicht gerade sonderlich häufig gelingen mag. Ich muss also öfter mal wieder einen Kahlschlag machen und entfernen, was eigentlich nichts auf meinem Schreibtisch zu suchen hat. Wenn ich meinen Schreibtisch in erster Linie als ebene Unterlage für irgendwelche Geschenkeinpackorgien sehe, dann ist es allerdings auch wirklich nötig, dass ich eine möglichst große Fläche zur Verfügung habe, die ich in solchen Momenten äußerst ungern durch irgendwelchen Firlefanz eingeschränkt sehe.

Ich habe auch so einen Geschäftsführer, der gern es auch gern super aufgeräumt mag und der am liebsten auch nur Maus, Tastatur, Monitor und Telefon auf den Schreibtischen sähe. Er hat sich dann auch einmal erlaubt alles (ihn) störende von meinem Schreibtisch in den Rollcontainer zu tun. Das waren dann so Dingen wie Schreibtischunterlagen, deren oberes Blatt ich immer am Freitag entferne, eine Zettelbox ein Glas in dem ich Büroklammern von der Ablage tue, damit die Kollegen diese noch einmal nutzen können sowie ein Tischkalender. Dann waren da noch zwei Produktmuster und das Muster eines Werbemittels, alles Dinge, die schon bearbeitet hatte, aber auf deren Abschluss ich wartete. Und dann waren da noch drei Kataloge als Inspiration ür den nächsten Katalog. Da sind wir dann aneinander geraten, weil ich eben diese Dinge häufig benötige und daher eben griffbereit platziert habe. Ich sehe das noch nicht als Chaos. Und als wirklich privat sehe ich dann nur eine Tasse mit einem von einem Portrait-Fotografen gemachten Foto meiner Kinder.

Wenn ich nun wirklich immer einen aufgeräumten Schreibtisch haben sollte, dann würde es sicher auch funktionieren. Nur funktioniere ich besser, wenn ich an wichtige Dinge auch visuell auf meinem Schreibtisch erinnert werde. Zu viel Chaos wäre mir da auch schnell über, da ich die Dinge, die ich häufiger benötige auf den ersten Griff in der Hand halten möchte. Daher herrscht bei mir auch immer eine gewisse Grundordnung.

Im Laufe eines Arbeitstages sieht es da schon deutlich chaotischer aus. Allerdings räume ich das Chaos immer noch Erledigung einer Aufgabe, spätestens aber, wenn ich für mindestens 30 Minuten meinen Schreibtisch verlasse alles zusammen, so dass mein Arbeitsplatz problemlos von einem anderen Kollegen genutzt werden könnte.

Ich bin nicht allzu kreativ, aber ich hasse es, wenn mein Zimmer nicht aufgeräumt ist. Ich kann mich einfach nicht auf das Wichtige konzentrieren, wenn um mich höchste Entropie herrscht. Besonders beim Erledigen von Hausübungen muss ich vorher immer aufräumen. Das Problem ist eben, dass ich mich dazu erst aufraffen muss. Ich zeichne auch recht gerne, besonders gerne konstruiere ich Bauwerke, und dabei brauche ich auch immer viel Platz und Ordnung.

Bei mir ist es eine Mischung aus beidem. So brauche ich immer etwas Chaos auf dem Schreibtisch. Wenn nicht mehrere Stifte, Papier und auch irgendwelchen anderen Sachen nicht sofort griffbereit liegen, mag ich das gar nicht. Außerdem gefällt es mir, wenn ich nicht immer alles gleich wegräumen muss, sondern durchaus auch etwas liegen lassen kann, so lange wie ich es brauche. Außerdem ist es auch so, dass ein gewisses Chaos absolut unvermeidbar ist. Auch wenn ich aufräume, sammelt sich innerhalb kürzester Zeit sofort wieder etwas an. Dagegen kann ich gar nichts tun. Ich bin nämlich absolut kein Typ dafür, der ständig alles gleich wegräumt. Stattdessen stelle ich durchaus auch gerne etwas auf dem Schreibtisch ab.

Habe ich jedoch irgendwann zu viel Chaos auf meinem Schreibtisch, dann verliere ich den Überblick. Irgendwann wird es mir einfach zu viel und ich nehme mir daher immer wieder etwa eine halbe Stunde Zeit, um den kompletten Schreibtisch aufzuräumen. Nach nur etwa einem Tag sieht der Schreibtisch jedoch wieder gleich aus wie vorher.

Ich komme sehe gut mit meiner Methode zurecht. Wenn ich zu wenig auf meinem Schreibtisch liegen habe, kann ich nicht kreativ sein und wenn ich zu viel liegen habe, dann bin ich genervt von der ganzen Unordnung, da ich dann auch nichts finde, was ich suche.