Ausbeutung von Menschen in sozialen Berufen - muss das sein?
Ausbeutung von Menschen, die in Sozialen Berufen arbeiten-was haltet ihr davon? Ich bin selbst im sozialen Bereich tätig und habe viele Jahre mit behinderten Menschen gearbeitet. Ich finde es schlimm wie mit Mitarbeitern in sozialen Berufen umgegangen wird. In diesem Arbeitsbereich wird leider sehr viel gemobbt und die Leute werden schlecht bezahlt.
Oft müssen aufgrund von schlechter personeller Besetzung Mitarbeiter viel von ihrer Freizeit opfern und schlechte Arbeitsbedingungen aushalten. Nicht selten kommt es zu körperlichen und psychischen Auswirkungen, die zu Burn-out oder in ganz extremen Fällen auch zu Selbstmord geführt haben. Habt ihr das auch schon erlebt oder habt ihr Ideen wie das verbessert werden könnte?
Was ich bestätigen kann ist, dass es wohl wesentlich mehr Burn-Out Fälle gibt, als in anderen Bereichen. Und das liegt sicherlich zum großen Teil am schlechten Personalschlüssel. Zum anderen kommt mitunter auch die emotionale Belastung dazu, die man in sozialen Berufen einfach haben kann. Verbessern kann man das in erster Linie, in dem man den Personalschlüssel hoch setzt. Aber das ist dann ja wieder zu teuer. Ich kann wirklich gar nicht nachvollziehen, wie man das begründet, denn gerade wenn man mit Menschen zu tun hat sollte man auch genug Zeit für diese haben. Das geht aber nicht, oder nicht richtig, wenn man einen unschönen Personalschlüssel hat.
Und wenn man sich die Frage stellt, woher das Burn-Out -also ausgebrannt sein - wohl kommt: es liegt auf der Hand, dass sich auch das reduzieren lassen würden, wenn man mehr Personal hätte und dann auch mehr Zeit für das Zwischenmenschliche. Man hat doch ein ganz schlechtes Gefühl, wenn das auf der Strecke bleibt und dann muss man erst einmal in der Lage sein, dass alles auf Arbeit zu lassen und nicht mit nach Hause zu nehmen.
Aber was meinst du denn mit Mobbing und wie kommst du denn darauf, dass das hauptsächlich in den sozialen Berufen ein größeres Problem darstellt als in anderen? Ich denke, dass man das "Phänomen" beinahe überall hat. Es kommt eben einfach immer auf das Team an, was man hat und das spielt auch eine ganz große Rolle dafür, ob man sich wohl fühlt oder eben nicht. Das hat man aber denke ich in jeden Berufsgruppen.
Ich habe auch drei Jahre in einem Altenheim gearbeitet und finde es auch unglaublich wie wenig Geld man für diese anstrengende und aufopferungsvolle Arbeit bekommt. Da bekommen irgendwelche Leute die den ganzen Tag nur im Büro hocken und nicht viel Verantwortung übernehmen müssen 2000 Euro netto und die Menschen, die wirklich sinnvolle Arbeit machen und immer voll da sein müssen weil sie die Verantwortung für andere Menschen haben, bekommen grad mal 1100 Euro netto. Da läuft auf jeden Fall etwas verkehrt.
Mobbing im sozialen Tätigkeitsfeld kenne ich insofern, dass es oft garnicht Wert geschätzt wird was man für eine Arbeit leistet. Und die besagten Büroangestellten kriegen mehr Anerkennung als die, die sich Tag für Tag für Menschen einsetzen.
Ich hoffe dass irgendwann einmal allen bewusst wird, wie anstrengend aber auch wie unglaublich wichtig soziale Arbeit eigentlich ist und diese dann auch dementsprechend entlohnt wird.
Meiner Meinung nach sollte man in sozialen Berufen viel besser bezahlt werden und auch anerkennt werden welche Arbeit man leistet. Ich mache zur Zeit eine Ausbildung zur Erzieherin und merke auch hier, dass viele Angestellte sehr überfordert sind und sich dann auch noch Vorwürfe von Mitarbeitern oder Eltern denen etwas nicht passt anhören müssen. Dafür, dass sie den ganzen Tag die Verantwortung für soviele Kinder übernehmen ist der Lohn wirklich gering. Trotzdem denke ich den richtigen Berufsweg gewählt zu haben, da man soviel schöne Seiten zurückbekommt.
Da ich mein Studium komplett selbst finanzieren muss, stecke ich in einem Teufelskreis. Ich studiere im sozialen Bereich, und da wäre es ja das Beste, wenn ich diesen Bereich gleich nutzen kann um damit mein Studium zu finanzieren. Das müsste ja keine Expertenarbeit sein, sondern etwas ganz lapidares würde auch ausreichen. Ich werde jedoch in der sozialen Branche nicht eingestellt, da mir Berufserfahrung fehlt. Da wäre dann das Erste: wie soll ich Berufserfahrung bekommen, wenn immer schon welche vor rausgesetzt wird. Meistens wird mir dann ein unbezahltes Praktikum über mehrere Monate angeboten, was ich dann dankend ablehnen muss. Denn wenn ich 40 Stunden die Woche unbezahlt arbeite, ist das echt eine Frechheit. Was denken die denn, wovon man dann leben soll? Ich finanziere mein Studium schon allein durch meinen Job, arbeite ich nun unbezahlt, bleibt mir kein Cent zum Überleben, oder es würde mein Pensum mit 40 Stunden Uni, 40 Stunden Vollzeitjob und 40 Stunden Praktikum, auf eine 120 Stunden Woche hochdrücken. Demzufolge, muss ich dann doch wieder lapidare Bürojobs machen, und sehe wohl vorerst keine Möglichkeit je im sozialen Bereich Fuß zu fassen, da ich leider nicht um Vermögen verfüge, um umsonst arbeiten zu können.
Ich frage mich überhaupt, wie Menschen solche Bedingungen annehmen können. Würden diese Gesellschaften niemanden finden, der umsonst arbeitet, würden sie auch dafür bezahlen. Dies würde bezahlte Jobs schaffen und diesen schlechten Bedingungen entgegenwirken. Ebenso mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern. Oftmals wird unqualifiziertes Personal genutzt um Kosten einzusparen. Das sehe ich nicht nur von der Arbeitsplatz-Verschwendung aus problematisch, sondern suggeriert auch, dass jeder diese Arbeit übernehmen kann, der Wert dieser Arbeit sinkt also, und wird auch weniger bezahlt. Weiterhin wird die Qualifikation herunter gesetzt, Ich finde es in manchen Bereichen auch problematisch ehrenamtliche Mitarbeiter einzusetzen, die höchstens einmal eine Schulung mitgemacht haben, in wirklichen Problemsituationen, haben sie einfach nicht das Hintergrundwissen wie mit einer fachspezifischen Ausbildung. Das mag in manchen Bereichen, wie Besuchsdienst für einsame ältere Menschen, noch funktionieren, aber spätestens wo es stark in den medizinischen, psychologischen und sozialpädagogischen Bereich hineingeht, ist doch fundiertes Fachwissen unerlässlich.
Ich kann Euch allen nur zustimmen. Ich höre im Bekanntenkreis das gleiche und erlebe es als Mutter (Erzieher, Lehrer). Viele meinen, ein großer Schritt ist in der Altenpflege bestimmt schon mit dem Mindestlohn geschafft. Ich finde das erbärmlich.
Ich kann nur sagen, solange die Mitarbeiter sich das gefallen lassen, wird es auch so weitergehen: schlechte Bezahlung, zu wenig Zeit, schreckliche Arbeitszeiten etc. Wehrt Euch! Lasst Euch das nicht gefallen! Ihr habt eine laute Stimme, denn ihr seid viele!
Und was die "Abnehmer" angeht: Billigmentalität in diesen Bereichen ist ein Armutszeugnis. So wie wir lernen müssen, als Verbraucher wieder in den Markt einzugreifen, müssen wir auch im sozialen Bereich lernen, dass unser Handeln bestimmt, wie die Arbeitsbedingungen aussehen. Ich meine also, nicht den billigsten Pflegedienst nehmen, wenn es nicht sein muss. Sondern den, der am besten gefällt (wenn man es bezahlen kann). Umdenken!
Ich gebe dir recht, dass es Mobbing fast überall gibt. Es gibt aber Studien darüber, dass im sozialen Bereich besonders viel gemobbt wird. Und ich habe das immer wieder erlebt. Sei es aus eigener Erfahrung oder auch aus Berichten von Freunden oder Verwanden. Warum das gerade im sozialen Bereich so ausgepräg ist , weiss ich nicht. Vielleicht gerade, weil es hier besonders um die Belange der Menschen geht, die betreut werden müssen.
Gut, wenn man natürlich Personalmangel hat, dann ist man eh schon unzufrieden und wenn man unzufrieden ist, dann ist man sicherlich eher bereit, schlechte Dinge über Menschen zu sagen. Man regt sich dann sicherlich auch gerne darüber auf, wieso manche Menschen dann bevorzugt werden. Und das kommt ja leider immer wieder vor, sodass die dann eben nicht am Wochenende arbeiten müssen oder so etwas in der Richtung. Ich finde, dass man im sozialen Bereich auch unglaublich viel Verantwortung hat. Sei es im medizinisch-sozialen Bereich oder im pädagogischen.
Da kann man sich jetzt wirklich darüber streiten, wieso da manche Bankangestellten wesentlich mehr verdienen. Und die machen sich dabei durch das ständige Bücken und Heben noch nicht einmal den Rücken kaputt. Das ist im sozialen Bereich meiner Meinung nach auch ein Problem: der Verschleiß. Wer schafft es denn bitte im Altenheim oder teilweise auch als Erzieherin oder Krankenschwester wirklich noch bis zur Rente, wenn man mittlerweile heutzutage für 2 arbeiten muss?
Aber ich muss ganz ehrlich sagen: wenn man sich dafür entscheidet, dann weiß man im Grunde doch was auf einen zu kommt. Man kennt die Situation mit dem Personalmangel und man weiß auch, was man so an Geld bekommen wird. Und was man noch weiß ist eben, was für eine Arbeit man da tun muss und das man eben Verantwortung hat und dergleichen. Aber man hat sich, denke ich, bewusst dafür entschieden und das ist der springende Punkt. Anfangs ist man vielleicht immer noch euphorischer. Aber wenn man geschaffen dafür ist, dann kommt man besser mit der Situation klar.
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