"Aussieben" durch Klausuren an Universitäten
Ich bin derzeit ein Student im schönen Bayern. Auch mein Unistandort ist sehr schön. Ich studiere in einem kleinen gemütlichen Städtchen mit großer Brauereidichte. Nur habe ich bisher keine guten Erfahrungen bezüglich der Uni selbst. Ich kann lernen und lernen, aber schneide gerade mal mittelmäßig bis ausreichend ab. Dies liegt zum einen daran, dass Professoren zum Teil falsche Informationen bezüglich des Klausurenstoffes abgeben und zum anderen daran, dass die verlangten Stoffmassen einfach nicht zu handhaben sind. Ich bin derzeit im dritten Semester und habe das Gefühl, dass es dieses Semester noch schlimmer kommen wird, da in Bayern ein doppelter Abiturjahrgang unter den Erstsemestern zu finden ist.
Auch zu erwähnen ist vielleicht, dass die Uni restlos überfüllt ist, was wohl auch daran liegt, dass kein NC auf meinem Studienfach ( Betriebswirtschaftslehre ) liegt. Dementsprechend quellen die Räume über und man muss um einen freien Sitzplatz in den Vorlesungen, Übungen, Tutorien etc. bangen. Meiner Einschätzung nach hat sich die Uni mit der Studentenzahl maßlos übernommen und versucht nun leider durch Klausuren "auszusieben". Was meint ihr dazu? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ich habe ein Fach studiert, auf dem es einen NC gab. Ob es nun daran lag, dass somit die Zahl der Studenten schon vorher aus gesiebt wurde und nur ein Teil zum Studium zugelassen wurde – aber von überfüllten Räumen etc. kann ich eigentlich nicht berichten.
Mir haben aber Studenten aus NC-freien Fächern berichtet, dass es bei ihnen tatsächlich solche Klausuren in den ersten beiden Studiensemestern gibt, die besonders schwer sind, um eben die Zahl der Studenten zu vermindern und so später keine überfüllten Seminare usw. zu haben.
Eigentlich wäre es aber doch besser, wenn die Uni einen NC festlegen würde und je nach Zahl der Studienbewerber diesen mehr oder weniger streng „schraubt“. Somit hätten diejenigen, die eine Ablehnung erhalten, zumindest die Chance, sich noch auf ein anderes Fach zu bewerben. Wer jedoch durch eine Aussieb-Prüfung fällt, hat ja vielleicht schon ein oder zwei Semester umsonst studiert, was für ihn ja verlorene Zeit ist.
Solche Aussiebmodule sind in der Regel in jedem Studiengang Gang und Gebe. Wir an der Uni haben so etwas in den Naturwissenschaften, in der Mathematik, in Sport, BWL und Germanistik ganz sicher, beim Rest der angebotenen Studiengängen kann ich das so jetzt gar nicht richtig sagen. In der Mathematik gibt es gleich zwei dieser Klausuren, die eine in einem grundständigen Modul und die zweite in einem Aufbaumodul, bei der habe ich auch nicht sehr gut abgeschnitten. In der Biologie siebt man die Studenten mit Chemieklausuren aus und mit Mathematik, das sind die Biologiemodule mit den höchsten Durchfallqouten über 50%.
Es ist natürlich für einen Studenten immer sehr ärgerlich, viel zu lernen und dann eine richtig schwere Klausur vorgesetzt zu bekommen, bei der man nur einigermaßen gut abschneiden kann oder sogar durchfällt. Aber ich finde das nicht schlimm. Es ist immer möglich zu bestehen und die Universitäten wollen sich ja auch einen bestimmten Ruf hinsichtlich ihrer Absolventen aufbauen und vor allem auch aufrecht erhalten. Ansonsten kommen die Vorurteile, wie der, dass die Universitäten im Osten ja wohl jeden aufnehmen und dort auch jeder einen Abschluss mit einer guten Note schafft. Das Vorurteil, dass die Universitäten im Osten zu wenige und zu niedrige Anforderungen stellen hält sich hart und das berücksichtigen auch künftige Arbeitgeber, indem sie bevorzugt Studenten dieser Universitäten eben nicht bevorzugen. Deswegen sollte auch ruhig ein wenig ausgesiebt werden. Das macht das Studium zwar schwerer, aber man lernt mehr und ist für Arbeitgeber attraktiver.
Ich studiere derzeit auch an einer Universität aber im nicht ganz so schönen Berlin . Ich bin auch einer der von dir angesprochenen Erstsemester die dieses Jahr ihr Studium begonnen haben. Das Gefühl, dass an der Universität ausgesiebt wird hatte ich auch bereits. Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen, jedoch haben wir viele Vorlesungen auch mit Studenten aus anderen Studiengängen zusammen. Zu Beginn des Semesters waren die Vorlesungssäle extrem voll. Man bemerkte direkt, dass der Stoff am Anfang in einem sehr schnellen Tempo durchgenommen wurde.
Erst als sich der Saal langsam leerte wurde das Tempo in dem der Leerstoff vermittelt wurde etwas angenehmer. Man muss aber auch ganz ehrlich sagen, dass viele Universitäten nur so dermaßen überfüllt sind, da einige der Meinung sind, dass die Unis ihre Kapazitäten nicht auslasten würden und sich deswegen noch einen Studienplatz einklagen. Zum Glück hat sich der Andrang mittlerweile gelegt, was die Klausuren betrifft würde ich sagen, dass das Niveau an Universitäten ohnehin ziemlich hoch ist. Schließlich wollen diese sich auch von den normalen Hochschulen abgrenzen.
Wenn ich meine Klausuren mit Altklausuren vergleiche kann ich dabei keinen großen Schwierigkeitsunterschied feststellen, meiner Meinung nach wird der Schwierigkeitsgrad nicht extra hochgeschraubt um Studenten durchfallen zu lassen. Allgemein soll studieren ja in München noch um einiges schwerer sein von daher würde es mich nicht wundern wenn es dort noch schwerer ist gute bis sehr gute Ergebnisse zu erzielen.
Bei uns war es am Anfang auch so. Es war aber auch so, im Fach Mathematik, dass viele Studierende nach wenigen Wochen bereits das Handtuch warfen. Ich finde es allerdings auch wirklich blöd, dass die Unis sich da nicht organisieren können. Bei uns ist es teilweise so, dass die Hörsäle einfach falsch belegt sind. Die großen Hörsäle sind halbleer, die kleineren sind überfüllt. Eigentlich sollte es ja kein Problem sein, sich die Studierendenzahlen anzuschauen, also wie viele eingeschrieben sind, und dann noch die Raumbelegung bei solchen Fällen zu ändern.
Aussiebeklausuren sind nichts ungewöhnliches. Offiziell ist da natürlich nichts dran, aber leider wird in den ersten beiden Semestern, vorallem in Fächern ohne NC, durch 1-2 sehr schwere Klausuren versucht die Kurse um 60-80% zu schrumpfen.
Die absolute Höhe war aber als ein Student gehört hatte, wie zwei Dozenten sich unterhielten wie schwer sie die Klausur dieses Semester ansetzen und ob sie wieder eine so hohe Durchfallrate wie letztes Semester anpeilen sollten oder den Pegel etwas absetzen.
Habe Biochemie studiert und dort gab es auch auf jeden Fall solche Klausuren die dazu gedient haben die Leute auszusieben. Ich finde das allerdings nicht so sonderlich tragisch, die meisten haben das auch vorher gewusst und sich auch dementsprechend vorbereitet. Wer es beim ersten mal nicht geschafft hat muss eben den 2. Versuch machen oder einsehen, dass er vielleicht doch nicht für dieses Studium geeignet ist. In den oberen Semestern war die Durchfallquote jedenfalls meistens niedriger, ob das an leichteren Klausuren liegt oder daran, dass nur noch die guten Studenten "überlebt" haben sei mal dahingestellt.
Das die Unis teilweise einfach maßlos zu viele Studenten zulassen kann ich aber auch nicht wirklich verstehen, vor allem da es mittlerweile ja auch nur noch in wenigen Bundesländern Studiengebühren gibt die dadurch eingetrieben werden könnten
Ich finde das allerdings nicht so sonderlich tragisch, die meisten haben das auch vorher gewusst und sich auch dementsprechend vorbereitet. Wer es beim ersten mal nicht geschafft hat muss eben den 2. Versuch machen oder einsehen, dass er vielleicht doch nicht für dieses Studium geeignet ist.
Ich finde es aber besser, wenn man so was durch einen Numerus Clausus gestaltet, sodass diejenigen, die zu schlecht sind, gar nicht erst für das Fach zugelassen werden. Denn wer schon ein oder zwei Semester, vielleicht sogar länger, eingeschrieben ist und dann durch so eine Klausur aus gesiebt wird, der muss nochmal ganz von vorne anfangen und hat mehrere Semester umsonst studiert. Es wäre aus meiner Sich sinnvoller, gleich zu Beginn dich Fachwahl zu prägen – eben durch einen NC.
Bei uns ist das auch so. Ich studiere zwar mit NC Einschränkung, so dass es bei meinem "Hauptfach" nicht ganz so überfüllt ist, allerdings habe ich eben auch einige Vorlesungen mit Leuten, die eben ein Fach belegen, welches keinen NC hat und dementsprechend ist es dann auch sehr überfüllt. In diesen Kursen gibt es dann 4x so viele Studenten wie eigentlich erwartet und eingeplant und besonders in einem Kurs wurde dann ordentlich aus gesiebt und wenn man diesen nicht schafft, muss man eben auch dann das Studienfach wechseln, weil man sonst nicht weiter kommt. Da war es dann auch so, dass die Klausur einerseits sehr schwer war, andererseits dann auch noch anstatt der normalerweise benötigten 50%, die man eigentlich zum Bestehen braucht, auf einmal 75% brauchte. Dazu kam dann eben auch noch, dass teilweise richtig fiese Sachen abgefragt wurden, mit denen keiner gerechnet hat. Deswegen sind da auch sehr viele durchgefallen (sowohl beim ersten, als auch beim zweiten Versuch) und da wurde ordentlich aus gesiebt.
Das mit der Stoffmenge kann ich allerdings nicht bestätigen. Wir haben zwar extrem viel zu lernen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass es mehr ist, als die Leute, die eben normal so studieren, zu mindestens eben nicht in den einzelnen Kursen. Bei mir und anderen "Mitleidenden" ist es eher so unglaublich viel, da man, wenn man richtig wählt, zwischen 6-8 Klausuren am Ende des Semesters schreibt, was dann eben schon sehr viel ist und daher muss man dann wahnsinnig viel lernen und hat trotzdem meistens nicht genug Zeit, um den ganzen Stoff zu schaffen.
Ich studiere ein Fach, das bundesweit mit einem NC belegt ist. Dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass auch bei uns mithilfe der Klausuren ausgesiebt wird. Durch Gespräche mit Freunden und Bekannten, die andere Fächer studieren, die ohne Numerus Clausus auskommen, weiß ich auch, dass wir noch relativ gut dastehen. Während bei uns die Durchfallquoten im ersten Studienabschnitt bei den schwereren Klausuren maximal bei 60 bis 70 Prozent liegen, ist es in anderen Fächern so, dass noch stärker gesiebt wird und im ersten Anlauf oft 85 bis 90 Prozent der Studenten durchfallen. Normalerweise, also bei den allermeisten Klausuren, haben wir ein ausgewogenes 50/50-Verhältnis. Ungefähr die Hälfte besteht pro Klausur, die andere Hälfte fällt durch.
Natürlich ist das Niveau an der Universität etwas höher als in der Schule und man muss auch bereit sein, sich Wissen selbst anzueignen. Damit haben schon viele ein Problem. Bei uns ist es so, dass gerade in den ersten Semestern besonders gesiebt wird. Die Durchfallquoten in den höheren Semestern sind im Schnitt niedriger, unter anderem weil dorthin nur diejenigen gelangen, die beim Aussieben übrig geblieben sind. Es ist auch so, dass an meiner Uni für den zweiten Studienabschnitt theoretisch nicht genug Studienplätze bereitstehen und man theoretisch sein Studium an der Partner-Fakultät fortsetzen muss. In der Realität gibt es da aber kein Problem, weil genug Studienplätze bereitstehen, da genug Leute abbrechen. Es gibt immer wieder welche, die nicht nur aufgrund anderer Vorlieben abbrechen, sondern aufgrund von (mehrfach) nicht bestandenen Prüfungen oder der Befürchtung, dass der Arbeitsaufwand für das gesamte Studium zu hoch sein könnte.
Ich halte den Numerus Clausus für kein probates Mittel, um dem (oft notwendigen) Aussieben zu begegnen. Wesentlich geeigneter wären Eignungstests. Ich hatte zum Beispiel Mathematik und Englisch im Abitur als Leistungskurse. Nun studiere ich ein Fach, das in den ersten Semestern vor allem Kenntnisse in Biologie, Chemie und Physik verlangt. Anatomische Kenntnisse wurden in der Schule ohnehin kaum vermittelt, daher fällt das hier mal raus. Mein Abiturschnitt sagt daher überhaupt nichts darüber aus, wie geeignet ich für mein Studienfach tatsächlich bin. Würde man weiter an der NC-Schraube drehen, würden Leute, die vielleicht einen Einser-Schnitt mit Leistungskursen in Kunst und Pädagogik haben, grundsätzlich geeigneter dastehen als diejenigen, die vielleicht Mathematik und Biologie hatten und dabei eine gute zwei erreicht haben. Würde man nun ein naturwissenschaftliches Fach mit einem NC belegen, hätte der Kunst- und Pädagogik-Schüler aus meinem Beispiel eine bessere Chance auf den Studienplatz als derjenige, der schon zu Schulzeiten mehr Interesse an diesem Fach gezeigt hatte. Das wäre doch absolut unsinnig. Da wäre ein Eignungstest wohl eindeutig die bessere Wahl.
Übrigens denke ich auch nicht, dass die Stoffmenge überhaupt nicht bewältigt werden kann. Natürlich ist es viel und wir hatten auch gerade in den ersten Semestern vier Tage bis 17, beziehungsweise 18 Uhr Uni. Später gab es dann mal ein Praktikum, das einmal pro Woche bis 20 Uhr dauerte - und anfangen mussten wir da immer morgens um acht. Trotz allem gibt es genug Leute, die das bewältigen können. Ich hatte damit auch teilweise Probleme, vor allem durch meinen übertriebenen Perfektionismus, durch den ich sehr viel Zeit mit der Erstellung von Unterlagen verbraucht habe. Gerade der Wunsch, es absolut perfekt zu machen, hat mich auch erstmal denken lassen, die Stoffmenge wäre nur schwer zu bewältigen. Aber irgendwie geht es. Vielleicht lernst du auch nicht so effektiv, wie es sein könnte.
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