Nicht-Schwimmer im schulischen Schwimmunterricht - Qual?

vom 28.01.2012, 00:25 Uhr

Sport ist für viele Schüler eine Qual, unabhängig davon, ob Grundschüler oder in der Erwachsenenbildung und sowohl beim Fußball, als auch beim Tanzen und Schwimmen gibt es Schüler, denen das einfach nicht liegt. Trotzdem ist es für viele die einzige Möglichkeit sich überhaupt einmal zu bewegen. Und niemand kommt auf die Welt und kann tanzen, springen, schwimmen, Kugeln stoßen und andere Sportarten.

Unabhängig vom Sportunterricht finde ich die Bewertungen in der Schule oft nicht fair. Dabei gibt es für mich auch nicht den einen Schuldigen. In der Erwachsenenbildung habe ich mich für eine Schule ohne Sportunterricht entschieden, während meiner Ausbildung war ich im Sportunterricht die Außenseiterin, weil ich mich von klein auf, von manchen sportlichen Betätigungen fern gehalten haben. Schwimmen war dort mal ein Thema, wo ich sofort "hier" gerufen habe, aber der Großteil war dagegen.

Viele konnten vermutlich auch nicht oder wenig schwimmen. Ich habe es als Vierjährige gelernt und schon in der Grundschule war das alles für mich langweilig. Andere machten ihr Seepferdchen, ich trainierte für mein Gold-Abzeichen, was im Lernschwimmbad aber nicht möglich war. Schwimmflügel gab es aber nie, weder in der DLRG wo ich schwimmen lernte, noch später im Schulunterricht. Schwimmflügel sind meiner Meinung nach auch keine Möglichkeit schwimmen zu lernen, ebenso wenig lernt man auf einem Dreirad das Fahrradfahren. Viele Lehrer scheinen wenig qualifiziert daran zu sein mit unterschiedlichen Schwimm-Leveln umzugehen.

Ein positiveres Beispiel sah ich nun schon einige Male im Schwimmbad. Dabei gibt es sowohl vernünftiges Training für die geübten Schwimmer, als auch danach Anleitung für die anderen im Nichtschwimmerbecken. Idealerweise gibt es mindestens zwei Aufsichtspersonen, so dass sich einer intensiv und angemessen um die Nichtschwimmer kümmern kann! Bei sehr jungen Kindern und/oder vielen Nichtschwimmern auch mehrere, alles andere finde ich verantwortungslos und risikoreich. Es geht dabei ja längst nicht nur darum, zu vermeiden, dass eines der Kinder ertrinkt, sondern durch fehlende oder falsche Anleitung, entstehen unter Umständen Phobien, unter denen manch einer ein Leben lang leidet!

Doch letztendlich ist irgendwann jeder selbst dafür verantwortlich für sich und seine Handlungen. Als Kind ist man dabei sicherlich abhängig von seinen Erziehungsberechtigten. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn Eltern sich darum kümmern, dass ihr Kind schwimmen lernt. Doch als Erwachsener ist "ich kann doch nichts dafür" eine schlechte Ausrede. Man selbst entscheidet sich, es nicht zu lernen! Und den besten Lehrer kann man nicht dafür verantwortlich machen, wenn man sich in seine Ängste reinfallen lässt und sich darauf ausruht.

Ich hatte in meiner Jugend eine Freundin, die hat heimlich schwimmen gelernt, weil ihre Eltern es ihr verbieten wollten. Es war ihre Entscheidung und ihr Wille, sie selbst suchte sich Unterstützung (Freunde, die sie deckten, wenn sie trotz Verbot ins Schwimmbad ging und Leute, die ihre zeigten, wie man Arme und Beine bewegen muss) und steckte immer wieder ihren Kopf unter Wasser, auch wenn es anfangs unangenehm war.

Als ich mit knappen vier Jahren erste Mal ins Schwimmbad musste (abgesehen vom Babyschwimmen) übte ich mich erst einmal darin das ganze Schwimmbad, inkl. der Nachbarschaft zusammen zu schreien. Eltern und Schwimmtrainer waren kurz davor, es doch bleiben zu lassen und ich selbst erinnere mich noch schwach daran, wie schrecklich ich das damals fand. Das fing damit an, dass ich erste Mal so viele andere nackte Kinder um mich herum hatte, was ich irgendwie unangenehm fand. Weiter ging es beim ersten Mal in der Dusche, wo eigentlich keine Eltern mit durften. Ich kannte von zu Hause nur Baden und weigerte mich zu duschen. Vermutlich war es eine Mischung aus Angst und Trotz. Ich weiß noch, was vor allem meine Mutter (mein Vater hätte vermutlich direkt abgebrochen) mir alles versprochen hatte, nur damit ich irgendwie nass werde und dann in der Schwimmhalle zumindest zwei Stufen ins Wasser gegangen bin. Ich bin heute froh, dass man nicht nachgegeben hat und mir klar machte, dass egal, wie laut ich schreie und um mich schlage, dies kein Weg ist, mich nicht zum Schwimmen zu schicken.

Benutzeravatar

» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich bin heute froh, dass man nicht nachgegeben hat und mir klar machte, dass egal, wie laut ich schreie und um mich schlage, dies kein Weg ist, mich nicht zum Schwimmen zu schicken.


Also ich hätte das schon ziemlich fies gefunden, wenn meine Eltern mich gegen meinen Willen dazu gezwungen hätten, Schwimmen zu lernen. Erst recht, wenn man als Kind dann noch weint und schreit. So wahnsinnig wichtig ist Schwimmen ja nun nicht, dass man es auf Biegen und Brechen unbedingt lernen müsste.

Doch letztendlich ist irgendwann jeder selbst dafür verantwortlich für sich und seine Handlungen. Als Kind ist man dabei sicherlich abhängig von seinen Erziehungsberechtigten. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn Eltern sich darum kümmern, dass ihr Kind schwimmen lernt. Doch als Erwachsener ist "ich kann doch nichts dafür" eine schlechte Ausrede. Man selbst entscheidet sich, es nicht zu lernen! Und den besten Lehrer kann man nicht dafür verantwortlich machen, wenn man sich in seine Ängste reinfallen lässt und sich darauf ausruht.


Das mag schon irgendwie stimmen – sicherlich hätte ich auch privat Schwimmunterricht nehmen können oder es später lernen können, aber ich frage mich heute auch, ob es das denn wert gewesen wäre?

Denn Schwimmen zu lernen, ist ja auch ein gewisser Aufwand. Da meine Eltern auch nur rudimentär schwimmen können, hätte ich also einen bezahlten Schwimmkurs nehmen müssen. Da hätte man mich jedes Mal hinfahren und wieder abholen müssen und es hätte auch viel Freizeit gekostet – viel Investition also für etwas, das mir im späteren Leben gar nichts bringt, denn mir waren Schwimmbäder etc. schon immer unangenehm und ich habe in keinster Weise den Drang danach, jemals wieder ein Schwimmbad etc. zu betreten.

E ist ja ein großer Unterschied, ob man in einem Lernfach etwas nicht versteht und das einfach daheim nachholen kann, sich nochmal was durchliest, nicht verstandene Rechenaufgaben nochmal probiert usw. oder ob man ein „Defizit“, das auch nur für ein Schuljahr Relevanz besitzt, nur mit sehr hohem Aufwand ausgleichen kann.

Hätte mir ein privater Kurs für den Unterricht in der Schule etwas genutzt? Sicherlich nicht, denn selbst wenn ich Schwimmen gelernt hätte, dann wäre vielleicht im zweiten Halbjahr fürs Schwimmen statt einer „6“ als Teilnote eine „4“ dabei herausgekommen, aber verrechnet mit den anderen Sportnoten (welche dann die Endnote bildet) hätte das keinen großen Unterschied gemacht.

Leider war es für mich eben sehr unangenehm, diesen „Schwimmunterricht“ über mich ergehen lassen zu müssen. Vielleicht hatte ich auch eine Art „Wasserphobie“ (zumindest was so große Wasseransammlungen betrifft). Es ist ja auch nicht wahnsinnig angenehm, halbnackt zusammen mit anderen wenig Bekleideten (und da zeigen sich einem ja mitunter unschöne Anblicke) in der Chlor-Brühe herumzuplanschen. Immer wieder bekommt man Wasser in die Nase oder Augen. Wenn man raus geht ist alles nass und kalt, man riecht nach Chlor; eh die Haare wieder trocken sind hat es auch bis zur übernächsten Unterrichtsstunde gedauert. Nein, das musste ich nicht haben. Aber ich habe damals leider nicht weit genug gedacht, um mir ein Attest zu holen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich gehe davon aus, dass es schon tausende Personen das Leben gerettet hätte, wenn sie schwimmen könnten. Insofern halte ich es durchaus für wichtig, schwimmen zu können. Das Problem ist leider oft, dass Eltern die etwas selbst nicht können oder gar Ängste oder Phobien haben, diese auf ihre Kinder übertragen. Und wie viele Kinder sind schon mal irgendwo im Wasser in Not geraten, bzw. brauchten Hilfe- dafür muss man nicht einmal Urlaub am Meer machen!

Natürlich kann man auch als Nichtschwimmer durchs Leben kommen. Ich habe so einen Fall selbst in meiner Familie. Meine Großmutter hat auch bis heute Angst ein Schwimmbad auch nur zu betreten. Sie war vor Jahren mal in einer Klinik, wo es Wassergymnastik oder so was ähnliches gab. Obwohl es nur um Bewegungen im Wasser ging und dies im flachen Wasser hatte sie Panik! Selbst ihre Badewanne füllte sie wohl nie komplett.

Was den Zwang bei meinem Kurs anbelangt, so denke ich, dass es bei allem, was Kinder lernen Momente gibt, wo sie aufgeben möchte. Jede Beschäftigung hat unangenehme Seiten, die man am liebsten vermeiden möchte. Ich glaube bei mir ging es auch weniger um das Schwimmen-lernen an sich, sondern um das Davor. Das erste unangenehme waren für mich die vielen anderen nackten Kinder! Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dort das erste Mal bewusst so viele fremde Kinder nackt gesehen habe und es schrecklich fand. Hätten meine Eltern schon dort abbrechen sollen, hätte dies das Problem nur verschoben. Das andere Thema waren die Duschen und auch dabei denke ich, dass ein Kind lernen muss zu duschen. Ich war ein bockiges Kind und habe gerade bei meinem Vater oft erlebt, dass ich nur laut genug schreien musste, um meinen Willen durchzusetzen. Und da denke ich schon, dass es wichtig ist, Grenzen zu setzen. Noch bevor ich in die Schule kam, war ich erstmals auf einer Kinderfreizeit, spätestens dort hätte ich duschen müssen, denn es gab nur Duschen und ich denke nicht, dass man mir dort eine Badewanne herangeschafft hätte.

Schwimmen an sich habe ich dann doch recht schnell gelernt. Kurse gibt es für ganz kleines Geld überall. Die Fahrkosten haben damals den Jahresbeitrag für die DLRG weit überschritten. Der Jahresbeitrag für Kinder dürfte bis heute in fast allen Ortsgruppen weniger als 50€ betragen. Manche Kinder kommen selbst mit dem Fahrrad zum Training ab einem gewissen Alter, bei weiteren Entfernungen bieten sich Fahrgemeinschaften an. Auch Erwachsenenkurse sind durchaus erschwinglich! Es mag populär geworden sein, überall zu argumentieren, dass man es sich nicht leisten können, beim Schwimmen zieht dieses Argument nicht!

Ich habe bereits mehrmals erfahren müssen, dass es Bekannten peinlich war, zuzugeben, dass sie nicht Schwimmen nicht. Wenn die abstraktesten Ausreden erfunden werden, anstatt zu sagen, dass man nicht mit Schwimmen möchte/aufs Tretboot steigt/an den See fährt usw. fühle ich mich manchmal wirklich verarscht! Und dabei habe ich durchaus Verständnis dafür, wenn jemand nicht schwimmen kann oder eine Wasserphobie hat.

Benutzeravatar

» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^