Notengebung in Ästhetikfächern sinnvoll?

vom 27.01.2012, 21:08 Uhr

Ich denke, jeder von euch kennt die Pflichtfächer, die er mindestens einmal in seiner Schullaufbahn durchlaufen hat: Musik, Kunst und eventuell auch Darstellendes Spiel.

Ich finde die Benotung in all diesen Fächern jedoch zweifelhaft. Der eine hat eben Talent - und kann demzufolge gut zeichnen, singen, tanzen oder schauspielern. Diesen Schülern macht das Fach natürlich auch Spaß, sie verbessern ihre Fähigkeiten, sammeln außerdem gute Noten und Sympathiepunkte bei den Lehrern. Außerdem gibt es in jedem Fach Begabte und Unbegabte. Und in jedem anderen Fach werden Noten gegeben, dabei wird auch nicht darauf geachtet, ob jemandem das Fach liegt oder nicht. Warum also nicht auch den Schülern eine Chance geben, denen die Begabung liegt?

Auf der anderen Seite sind diese Fächer schwer bewertbar. Wer definiert, was Kunst ist? Wer beurteilt, ob jemand gut schauspielern kann? Und was ist mit den Schülern, die in keinem dieser Fächer gut sind? Diese fahren dann permanent schlechte Noten ein - für etwas völlig willkürliches.

Was denkt ihr darüber? Sollten diese Fächer benotet werden oder ist dies unnötig?

» Mauchen » Beiträge: 222 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke, dass im Fokus dieser Notengebung weniger das tatsächliche Talent eine Rolle spielt sondern vielmehr das Engagement, das Bemühen. Natürlich muss ein gewisses "Können" gezeigt werden. Ich denke kaum, dass ein absolut künstlerisches Talent verlangt wird. Der Lehrer stellt eine Aufgabe, die von allen bewältigt werden kann, und dabei wird es den einen oder anderen geben, der es besser kann, weil er das Talent hat.

Du hast Recht. Solche Fächer sind nicht so eindeutig bewertbar wie bspw. Mathematik, wo es ein richtig und ein falsch gibt. Was aber der- oder diejenige zeigen sollte, ist zumindest die Bemühung, wenn es dem Schüler schwer fällt. Wenn ein Schüler sofort sagt, dass er einfach kein Talent dazu hat, würde ich es als Lehrerin nicht durchgehen lassen. Er kann die Aufgabe auf seine Art und Weise meistern. Es gibt hierbei keine eindeutige Norm. Aber wenn von Anfang an keine Motivation vorhanden ist, keinerlei Leistungsbereitschaft, würde ich das als negativ bewerten und die entsprechende Note geben. Ich weiß nicht, inwieweit die Kategorien "bestanden" und "nicht bestanden" sinnvoll wären. Diejenigen, die sich mehr Mühe geben, als andere, würden sich vielleicht diskriminiert fühlen. Hier kann man gleich diese grundsätzliche Leistungshaltung sehen, die ich ebenfalls ein wenig kritisch sehen würde. Der Wettbewerb, die Haltung "Ich will der Beste sein" müsste in diesen Fächern, soweit man die Kategorien "bestanden" und "nicht bestanden" einführen würde, von Seiten der Schüler gedrosselt werden. In der Grundschule ist es noch machbar, jedoch wird es in den höheren Stufen schwieriger, da die Leistungsorientierung hier ansteigt. Was meint ihr? Was für einen Kompromiss könnte man hier schließen? Oder ist das jetzt garnicht so drastisch, wie ich es mir vorstelle?

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» esprit*87 » Beiträge: 456 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich sehe das eigentlich total anders als du. Ich hatte in der Schule Musik und Kunst. Bei Kunst war es so, dass hier nicht nur die Bilder bewertet wurden. Wir haben auch die einzelnen Epochen besprochen und Tests darüber geschrieben. So gesehen hatten also Schüler die künstlerisch weniger begabt waren sehr gute Chancen, ebenfalls mit Bestnoten weg zu kommen, wenn sie sich mündlich beteiligten und lernten. In der Oberstufe wurden dann Klausuren geschrieben und hier ging es auch nicht darum, sich da irgendwas zusammen zu basteln, sondern den erlernten Stoff wieder zu geben. Das hat also mit Begabung eigentlich wenig zu tun, sondern vielmehr mit Fleiß.

In den Unterstufen ist es wohl schon so, dass hier die einzelnen Bilder bewertet werden, aber die meisten Lehrer schauen oder sollten zumindest, auf die Technik. Das heißt also, dass jemand der weniger gut malen kann, sich aber dennoch anstrengt und versucht die Technik die gerade besprochen wird anzuwenden, genauso gut benotet wird, wie jemand der besser malen kann. So gesehen also vergleichbar mit einer gewöhnlichen Klausur: nur weil ich eine schönere Handschrift habe, bekomme ich noch lange keine bessere Note.

Bei Musik aber ist das doch komplett was anderes! Hier kann man rein gar nicht mehr sagen, dass es sich um Begabung handelt! Bei uns wird zwischen Musik und Vokalpraxis unterschieden! Das heißt also, dass Schüler die singen können, eben Vokalpraxis wählen können und hier punkten. Leute die das nicht können, wählen es eben nicht und gut ist! Wo ist das Problem? So ist das zumindest hier in NRW, ich weiß nicht, wie das in den anderen Bundesländern ist!

Und das Fach Musik an sich hat mit singen absolut nichts zu tun, wenn man mal von Grundschulklassen absieht! Wir analysieren in Musik einzelner Komponisten, sehen uns die Harmonik, die Struktur, kompositorische Mittel und Umsetzung und so weiter an, vergleichen mit anderen Komponisten, mit anderen Epochen. Zu Beginn in der zehnten oder neunten Klasse kam bei uns auch das Thema Interpretation an die Reihe, es werden unterschiedliche Hörtypen differenziert, man unterscheidet später zwischen Kunst- und Trivialmusik und vieles mehr. Das hat mit Begabung auch wieder wenig zu tun! Klar können einige in Sachen Harmonik und Höranalyse vielleicht einiges mehr, als ungeübte Hörer, aber letztendlich ist das alles durch Fleiß wieder leicht auszukompensieren. Keiner singt hier vor und wird dafür benotet, das ist doch Unfug!

Dieses Arbeiten kommt auch erst in der Oberstufe dran und hier hat man auch die Möglichkeit Kunst zu wählen, wenn man es nicht kann oder für Leute die beides nicht können: Literatur. So ist das zumindest bei uns in NRW. Und wenn man die Wahl zwischen Musik, Vokalpraxis, Kunst und Literatur hat, wird wohl schon für jeden was dabei sein, abgesehen davon kann man das auch in der zwölf wieder abwählen und es kommt nicht groß in die Bewertung. Ich wüsste also nicht, wo hier groß das Problem liegt, von den Schülern wird hier keine großartige künstlerische Tätigkeit abverlangt und kein Lehrer wird nach dem Kriterium das ist hässlich und das ist hübsch bewerten.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Unserer Kunstlehrer definiert was Kunst ist. Für ihn ist es wie in Mathematik oder bei einem Diktat, es gibt richtig und falsch. Die mündliche Note fließt fast gar nicht in die Benotung ein und dementsprechend bin ich in Kunst, zumindest in den Augen des Lehrers eine Niete.

Ich bin auch deiner Meinung dass es einfach Leute mit Talent gibt. Es gibt in meinem Kurs Kinder die einfach auf jedes Bild eine 1 haben , weil sie einfach malen können. Die können einfach alles besser: besser Menschen, Gesichter , Gebäude oder besser im expressionistischen oder surrealistischen Stil malen. Ich finde zwar auch, dass diese Kinder eine 1 verdient haben, aber andere die sich bemühen, es aber einfach nicht so gut können, weil sie in ihrer Freizeit nicht malen sondern lieber im Schwimmbad sind, kann man doch nicht einfach eine schlecht Note hin klatschen nur weil die Nasen auf dem Bild nicht perfekt sind.

Ich denke es ist schwer solche Fächer wie Kunst oder Darstellendes Spiel zu bewerten. Bei uns auf der Schule gibt es auch einen Kunstlehrer, der der Meinung ist, dass alles Kunst ist und es nur auf den Betrachter ankomme. Bei ihm im Kurs hat kein Schüler schlechter als eine 2. Das ist vielleicht ein bisschen sehr gut bewertet, in meinen Augen aber die bessere Lösung als den Kinder Vieren und Fünfen ins Zeugnis zu klatschen. Da nimmt man ihnen doch die komplette Motivation, denn wer hat schon Spaß daran in ein Fach zu gehen in dem er sowieso ein schlechte Note bekommt.

Das Schulsystem sollte sich einfach mal eine faire Regelung einfallen lassen, denn so kann es nicht weiter gehen. Die Lehrer sollten auf alle Fälle die Bemühungen der Kinder mit in die Note einbeziehen, sonst ist die Bewertung einfach nur unfair.

» MangoFighter » Beiträge: 118 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde es nicht sinnvoll, in den praktischen Fächern wie der Kunst, der Musik und dem Sport Noten zu vrteilen. Es ist natürlich schon legitim, wnn man theoretischen Unterricht erteilt und dann auch auf Basis des theoretischen Wissens eine Note vergibt, so wie es in den meisten anderen Fächern ja ebenfalls der Fall ist. Aber gerade im Sportunterricht wren ja Noten nach Könnn vergeben und da hat eben jeder Schüler ganz andere körperliche Vorbedingungen. Alleine deswegen finde ich es schon sinnlos, den Schüler nach seiner oder ihrer Leistung zu bewerten. Wenn, dann sollte man ihn oder sie nach seiner oder Leistungssteigerung zu beurteilen. In der Musik finde ich es aber am schlimmsten, denn viele Lehrer machen die Endnote letztlich vom Gesang ihrer Schüler abhängig. Und das finde ich total daneben, denn es gibt eben gute und schlechte sowie motiviert und unmotivierte Sänger. und singen zu lernen ist schwierig, wenn man nicht regelmäßig Gesangunterricht erhält Zwei Stunden in der Woche und dann auch noch in der Großßgruppe einer Schuklasse ist dabei wohl wenig hilfreich.

Ich bin in diesen Fächern auch nicht immer gut bwertet worden, eben mit der begründung, dass ich in der Praxis nicht gut genug sei und da haben mir dann auch meine´thoretischen kenntnisse nichts mehr gnutzt. und dann wurde man auch noch oft miteinander verglichen, was total unfair ist, denn einige Schüler habn professionellen unterricht in Kunst oder Musik. Außerdem hat unser Musiklehrer sich immer notiert, wr ein Instrument spielen kann und wer nicht und jeder, der eines spielen konnte, hat eine halbe Note besser bekommen, also die glatte Note statt dem Minus, ein plus gab es im Musikunterricht bei uns nicht. Das ist absolut nicht objektiv und ich finde es ganz einfach nicht in Ordnung!

» Anky » Beiträge: 579 » Talkpoints: 4,27 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich sehe das eigentlich total anders als du. Ich hatte in der Schule Musik und Kunst. Bei Kunst war es so, dass hier nicht nur die Bilder bewertet wurden. Wir haben auch die einzelnen Epochen besprochen und Tests darüber geschrieben. So gesehen hatten also Schüler die künstlerisch weniger begabt waren sehr gute Chancen, ebenfalls mit Bestnoten weg zu kommen, wenn sie sich mündlich beteiligten und lernten. In der Oberstufe wurden dann Klausuren geschrieben und hier ging es auch nicht darum, sich da irgendwas zusammen zu basteln, sondern den erlernten Stoff wieder zu geben. Das hat also mit Begabung eigentlich wenig zu tun, sondern vielmehr mit Fleiß.


Bei mir war es hingegen ganz anders – selbst auf dem Gymnasium und da auch in der Oberstufe haben wir fast nur Bilder gemalt. Zuvor wurde zwar die Theorie zu einzelnen Epochen besprochen und gelehrt, aber nicht abgefragt. Vielmehr sollte dann z.B. eine bestimmte künstlerische Technik praktisch beim malen angewendet werden (z.B. der Impressionismus).

Da ich relativ gut malen konnte, bekam ich also ohne großartige Anstrengung fast immer eine 1.

Bei Musik aber ist das doch komplett was anderes! Hier kann man rein gar nicht mehr sagen, dass es sich um Begabung handelt! Bei uns wird zwischen Musik und Vokalpraxis unterschieden! Das heißt also, dass Schüler die singen können, eben Vokalpraxis wählen können und hier punkten. Leute die das nicht können, wählen es eben nicht und gut ist! Wo ist das Problem? So ist das zumindest hier in NRW, ich weiß nicht, wie das in den anderen Bundesländern ist!


Was ist wenn unter Vokalpraxis zu verstehen? Ich kenne das gar nicht? Wir mussten im Musikunterricht öfters z.B. bestimmte Notenfolgen wiedererkennen (also etwas wurde vorgespielt und wir mussten die Noten dazu aufschreiben). Das habe ich gehasst, denn ich habe kein so feinsinniges Gehör, dass ich solche Komponenten auseinander halten könnte, für mich klingt eine Geige wie eine Flöte und ich höre auch den Unterschied zwischen nahe beieinander liegenden Tönen nicht.

Daher wurde ich im Musikunterricht bei solchen Aufgaben immer sehr schlecht benotet. Mit viel Mühe hatte ich dann als Endjahresnote in der 10. Klasse noch eine 3 geschafft und das Fach dann in der Oberstufe abgewählt. Ich muss sagen, dass ich mich da schon etwas benachteiligt gefühlt habe, denn ich kann ja nichts dafür, dass ich diese Tonunterschiede nicht höre und wenn ich mir ein Stück zum 20. Mal angehört hatte, hab ich den Unterschied trotzdem nicht gehört, also konnte ich immer nur raten. Da hab ich mich dann aber auch gefragt, welchen Sinn dieses Fach überhaupt hat.

In Sport war ich auch nicht besonders gut. Es gab einzelne Sportarten, die mir lagen und in denen ich auch gute Noten erhielt. Aber ich kann z.B. nicht schwimmen und anstatt mich dann von der Benotung im Schwimmunterricht zu befreien, bekam ich für den Schwimmteil immer eine 6 eingetragen, die mit den anderen Sportnoten verrechnet wurde. Das fand ich auch sehr unfair, weil man ja nicht voraussetzen kann, dass jeder Schüler schwimmen können muss.

Deutsch hingegen lag mir, es fiel mir leicht, lange Texte zu schreiben und viele wohlklingende Fachbegriffe einzubauen, was der Deutsch-Lehrerin gefiel, so dass ich auch meistens eine 1 bekam. Letztendlich ist es aber bei allen Fächern so: manchen fallen mathematische Zusammenhänge leichter, manche können besser auswendig lernen usw. D.h. in jedem Fach haben es manche Kinder leicht und andere schwer und somit ist alles von Vorbedingungen abhängig und damit irgendwie unfair. Aber weil es so eine Vielzahl an Fächern gibt, gleicht sich das ja wieder aus.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 28.01.2012, 00:04, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Das Problem liegt meiner Meinung nach viel tiefer und könnte als Problem des kompletten Schulsystems gesehen werden. Dazu muss man sich nur einmal die Heterogenität einer durchschnittlichen Schulklasse ansehen, denn sie besteht aus 30 Schülern mit unterschiedlichen Begabungen, aber eben auch Schwächen. Wenn man so an die Sache herangeht, könnte jedes Schulfach ein Stück weit ungerecht sein: der eine mag keinen tiefen Zugang zur deutschen Sprache haben und versteht deshalb viele, literarische Werke überhaupt nicht, der Nächste versteht die Mathematik ab einer gewissen Schwierigkeit nicht mehr richtig, wieder ein Anderer hat kein räumliches Vorstellungsvermögen und ist in Geographie benachteiligt. Schlichtweg: Jeder Schüler bräuchte eine andere Förderung, die auf der Durchschnittsschule gar nicht immer möglich sein kann. Entweder, ich stelle mich hin und bezeichne das ganze Schulsystem als ungerecht, sicherlich auch mit einer gewissen Berechtigung, oder ich erkenne an, dass jeder seine Schwächen und Stärken hat und sich das schon irgendwie wieder ausgleicht. Wie er das sehen will, ist die Entscheidung des Einzelnen.

Natürlich erkenne ich an, dass es Fächer gibt, in denen das Talent nun einmal wirklich vorhanden sein muss, Musik würde ich da, zumindest in der Oberstufe, weitgehend ausklammern wollen, denn es verhält sich in der Tat auch bei uns so, wie Chrispin es geschildert hat. Es werden Werke von verschiedenen Komponisten analysiert, Kompositionstheorien besprochen, oder allgemein Musiktheorie behandelt. Gesungen wird überhaupt nicht mehr und wer weder singen kann, noch ein Instrument spielt, hat genauso gute Chancen, wie jeder Andere, vorausgesetzt natürlich, er kann Noten lesen, was aber schon in der Unterstufe erlernt wird. Natürlich kann es von Vorteil sein, wenn man hören kann, welche Instrumente gespielt werden, aber das sehe ich als reine Übungssache und würde es damit vergleichen, dass man ja in Mathematik auch üben muss, um ein tieferes Verständnis und Sicherheit im Umgang mit Zahlen zu bekommen. Jedenfalls bekommen bei uns regelmäßig Schüler gute Noten in Musik, die keinerlei Instrument spielen und eher unmusikalisch sind, auch wenn ich natürlich nicht abstreiten will, dass die Musikalischen unter uns es etwas leichter haben dürften.

Was Kunst und Sport anbelangt, ist die so genannte Ungerechtigkeit allerdings deutlich mehr zu erkennen. Die Kunst- und Sporttheorie wird zwar grundsätzlich behandelt und dann auch in einer Klausur abgefragt, allerdings zählt dieser Test in Sport wohl nur ein Viertel der Gesamtnote, während er in Kunst immer noch zu zwei Dritteln aus einer praktischen Arbeit besteht. Hier erkenne ich schon an, dass es gewisse Talentfreiheit gibt, die eine Note negativ beeinflussen kann. Andererseits sollte man aber auch bedenken, dass Kunst in der Oberstufe nicht mehr gewählt werden muss, wenn man dafür Musik gewählt hat. Der Sportunterricht muss zwar von allen belegt werden, wenn die Noten aber schlecht sind, müssen sie nicht einmal mehr in die Abitur-Gesamtnote einfließen, weil man Sport komplett ausklammern kann. Eine übermäßige Ungerechtigkeit sehe ich also nicht, außer natürlich, wir sprechen von derjenigen, die das ganze Schulsystem und die wenige Einzelförderung betrifft.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Zitronengras hat geschrieben:Was ist wenn unter Vokalpraxis zu verstehen? Ich kenne das gar nicht?


Na singen! Die Schüler die das bei uns wählen haben nicht selten privaten Gesangsunterricht oder einfach so Spaß am Singen. Der Unterricht besteht dann lediglich darin, den Chor zu besuchen, die Noten werden für das Vorsingen der einzelnen Kursmitglieder vergeben. An Theater- und Musicalaufführungen der Schule, nehmen diese Personen dann auch bevorzugt teil. Nach der 12 Klasse kann man Vokalpraxis nach Bedarf abwählen.

Zitronengras hat geschrieben:Wir mussten im Musikunterricht öfters z.B. bestimmte Notenfolgen wiedererkennen (also etwas wurde vorgespielt und wir mussten die Noten dazu aufschreiben). Das habe ich gehasst, denn ich habe kein so feinsinniges Gehör, dass ich solche Komponenten auseinander halten könnte, für mich klingt eine Geige wie eine Flöte und ich höre auch den Unterschied zwischen nahe beieinander liegenden Tönen nicht.


Das wiederum haben wir in der Unterstufe gemacht, also etwa 5 bis 9 Klasse, je nach Lehrer ab und an. Bestimmte Notenfolgen waren es selten, schließlich erkennt sowas nicht mal ein langjähriger Musiker ohne Bezugston, wenn er kein absolutes Gehör besitzt. Nicht selten aber durften wir den einen oder anderen Akkord bestimmen oder Rhythmen notieren, was den meisten eigentlich nicht sonderlich schwer fiel. In NRW steht das aber nicht einmal in der Obligatorik, darüber hatte ich mich später extra noch informiert.

Es sind vielleicht eher Dinge, die die Lehrer zusätzlich anwenden, um vielleicht das Gehör der Schüler zu schulen und so weiter. Natürlich ist das ein absoluter Fehlversuchen, wenn die Schüler selbst sich nicht dafür interessieren und auch kein Instrument spielen. Die einzelnen Instrumente auseinander halten zu können wurde bei uns aber vorausgesetzt und in der Oberstufe bekommt man in den Klausuren schließlich auch irgendwann die einzelnen Werke auf CD und darf sie ohne Noten analysieren.

Ich weiß nun nicht, ob der Lehrplan bei euch früher im einzelnen wirklich so aussah oder das eher Freiheiten des Lehrers waren, aber notieren von einzelnen Melodiefolgen ist schon etwas, was eigentlich weniger in den schulischen Musikunterricht gehört. Klar kann man das in der Oberstufe mal nach belieben machen, aber ansonsten ist das Unsinn, wenn man dreißig Schüler ohne musikalisches Gehör da sitzen hat, sowas wird bei Aufnahmeprüfungen der Musikhochschulen verlangt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich bin eher jemand, der nicht mit dem Talent des malens, bastelns und singens gesegnet ist und hatte zumindest in den beiden ersteren Fächern meine Gesamte Schullaufbahn hindurch Probleme. Zum einen, weil mir das ganze wirklich absolut keinen Spaß machte und zum einen, weil durch das fehlende Talent natürlich auch die Ergebnisse dementsprechend aussahen. Die Noten die darauf verteilt wurden waren dann auch meist nur Ausreichend bzw. mit viel Glück auch mal befriedigend aber den Notendurchschnitt hat das schon ein wenig nach unter gedrückt.

In Musik war da sein wenig anders, weil es natürlich schon auch auf das Singen etc. drauf ankam aber wir eine sehr faire Lehrerin hatten, die uns dann auch die Möglichkeit gab fehlendes Talent mit einem Referat über Mozart oder sonst irgend jemanden auszugleichen und so hatte ich in Musik immer eine 2 auch wenn ich keinen Ton gerade singen konnte. Ich finde solche Fächer sollten nicht benotet werden. Man kann die Teilnahme ja verpflichtend machen aber die Noten darauf sind weder gerecht noch real. Es hängt ja auch viel vom Geschmack des zu beurteilenden Lehrers ab.

» andysun78 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,46 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kann mich Anemone weitestgehend anschließen. Auch Schreiben im Deutschunterricht ist eine Form von Kunst bzw. Ästhetik: Entweder mir liegt es, mich auszudrücken und abwechslungsreich und spannend zu schreiben, oder eben nicht. In Deutsch streitet aber vermutlich keiner ab das solche Fähigkeiten durchaus auch vom eher untalentierten Schüler erlernbar sind weil Rechtschreibung, Grammatik aber auch rhetorische Figuren, Metaphern usw. im theoretischen Teil des Unterrichts vermittelt werden. Im Deutschunterricht verlangt der Lehrplan dies auch strikter, denn Deutsch ist immer hin ein Hauptfach. Kunst und Musik dagegen sind nur Nebenfächer, die Lehrpläne werden häufig nicht mit solcher Sorgfalt durchdacht oder nicht so eng befolgt, somit fehlt es den Schülern dort leichter am theoretischen Wissen, das sie für die praktischen Aufgaben anwenden könnten.

Deshalb halte ich es auch für ziemlich kurzsichtig einfach zu behaupten, Musik und Kunst seien einfach nur willkürlich und unfair aufgrund der unterschiedlichen Gegebenheiten der Schüler. Natürlich kann ich nicht leugnen, dass es auch Lehrer gibt, die es als reines Ästhetik-Fach behandeln und nur ein Mindestmaß an Theorieunterricht geben. Auch mag die Quote solcher Lehrkräfte in Nebenfächern wohl deutlich höher liegen als in Hauptfächern. Das ist sicherlich ziemlich blöd für die Schüler, das kann ich absolut nachvollziehen denn ich hatte auch mal solche Lehrer und fand das natürlich entsprechend blöd, da ich auch nicht über die Maßen talentiert bin. Jedoch finde ich nicht, das man deshalb die Unterrichtsfächer als solche so diskreditieren kann.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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