Klassiker im Deutschunterricht
Heute habe ich mich mit meinen Freunden unterhalten, ob man überhaupt noch Klassiker im Deutschunterricht behandeln sollte (zum Beispiel Faust oder Romeo und Julia). Denn wir behandeln gerade die Judenbuche, welche sehr schwer zu verstehen ist. Der Text ist sehr unverständlich geschrieben, da dieses Buch schon mehrere Jahre besteht. Deshalb haben wir uns gefragt, ob es nicht besser wäre, wenn man nur Stücke behandelt, die höchstens 20 Jahre alt sind. Somit wären sie in einem einfacheren Schreibstil geschrieben und man könnte den Inhalt der Geschichte viel besser verstehen. Was sagt Ihr dazu?
Ich halte es eigentlich auch für eine gute Idee. Es kommt jetzt darauf an, was euer Lehrer mit dem Durchnehmen dieser Lektüre erreichen möchte. Geht es um die Thematik an sich? Da würden sich mit Sicherheit einige Alternativen finden, die, wie du sagst, weit aus jünger und der aktuellen Sprache angepasst sind. Geht es jedoch darum, die Interpretationsfähigkeit zu üben, zu analysieren, dann wäre eine solche "schwerere" Materie durchaus geeignet, weil man sich daran ein wenig die Zähne ausbeißen kann, und das macht dem Lehrer doch mit Sicherheit Spaß .
Insgesamt finde ich jedoch, dass die Auswahl der Lektüren insgesamt auch aktuelle Literatur berücksichtigen sollte, wie bspw. die Popliteratur. Das hört sich vielleicht zunächst einfach an, ist es jedoch nicht. Auch hier muss diskutiert, analysiert und interpretiert werden. Und weil es sich um aktuelle Bücher handelt, wäre wohl von eurer Seite auch mehr Motivation vorhanden. Literatur ist immer Spiegel der jeweiligen Zeit und die gegenwärtige Zeit sollte man nicht vernachlässigen. Vielleicht könntet ihr diese Aussage eurem Lehrer mal vor die Nase werfen .
Muss immer alles einfach sein? Nur weil man heutzutage die alten Werke nicht mehr so versteht, weil sie einen komplett anderen Stil aufweisen, sollte man sie nicht vergessen. Ich habe in der neunten Klasse zum Beispiel Der Untertan von Heinrich Mann gelesen und eine 8-seitige Abhandlung darüber geschrieben. Irgendwann kamen dann auch Klassiker im Deutschunterricht an die Reihe. Es war zwar zu Anfang kompliziert, aber man muss sich einfach ein wenig einlesen und schon versteht man auch die Werke der alten Meister.
Irgendwie gehören diese Bücher auch irgendwie zur Allgemeinbildung. Ich finde es zum Beispiel schockierend, wenn man Jugendliche irgendwann fragen würde, wer Goethe sei und dann als Antwort käme, dass das ja so ein voll krasser Hip Hopper wäre. Das fände ich schon irgendwie schade. Ich selbst habe keine deutsche Schule besucht und auch dort wurde die klassische Literatur behandelt und das aus gutem Grund. Auch die klassische Literatur ist Allgemeinwissen, auch wenn man sich irgendwie durchquälen muss.
Romeo und Julia gehört jetzt meiner Meinung nach nicht unbedingt in den Deutschunterricht. Der Herr Shakespeare war ja immerhin Engländer, also ist es kein deutscher Klassiker.
Und ja, natürlich sollte man die Klassiker weiterhin behandeln. Ich war nie ein großer Fan davon, dieses ganze Zeugs zu lesen, aber es ist doch irgendwo auch Allgemeinwissen. Dass z.B. Redewendungen wie "Des Pudels Kern" aus Faust stammen, das sollte man meiner Meinung nach wissen. Auch dass man in der Lage ist, sich mit einem veralteten Sprachstil auseinanderzusetzen, hat meiner Meinung nach was mit Bildung zu tun. Wie ihr Jugendlichen heutzutage teilweise redet, ist ja schlimm genug (das geht jetzt nicht gegen dich).
Ich musste im Laufe meiner Schulzeit einige alte Schinken lesen: Der Schimmelreiter, Die Judenbuche, Emilia Galotti, Kabale und Liebe, Effi Briest, Unterm Rad, Jugend ohne Gott und noch ein paar mehr. Manches war unendlich langweilig, aber bei dem einen oder anderen entdeckte man, nachdem man an den Sprachstil gewöhnt hatte, eine durchaus interessante Geschichte.
Unser Deutschlehrer sagte letztens, dass man neue Bücher selber zu Hause lesen kann und diese meistens auch nicht schwierig zu verstehen sind. Da muss ich ihm völlig Recht geben.
Es ist aber auch interessant, einmal etwas ältere Bücher zu lesen, um zu erfahren wie früher so geschrieben wurde. Auch wenn es den meisten nicht wirklich zusagt (mir auch nicht wirklich), ist ein Klassiker wie "Jugend ohne Gott" oder "Das Parfum" doch in gewisser Weise ein Muss. Und manchmal erweisen sich diese Bücher auch als gar nicht so schlecht, wie man am Anfang vielleicht glaubt. Nur weil sie alt sind, heißt das nicht gleich, dass das Buch dadurch schlecht oder sehr schwierig zu lesen ist.
Wenn man sich für ein etwas neueres Buch entscheidet, dann könnte man doch ein Buch nehmen, welches ein gewisses Maß an komplexer Thematik aufweist. Ich rede jetzt mit Sicherheit nicht von irgendwelchen Ramsch- oder Jugendromanen. Die aktuelle Literatur hat schon einiges zu bieten. Aber die Wahl von älteren Büchern ist immer auf die komplexere Sprache und Darstellung der Thematik an sich bezogen. Da müsste man die aktuelle Literatur ein wenige durchforsten um etwas brauchbares zu finden.
Ich finde es wichtig, dass man im Deutschunterricht die Deutschen Klassiker behandelt. Sie gehören zur Literaturgeschichte und darunter sind einige sehr gute Werke. Möglicherweise seid ihr noch zu jung um das wirklich nachvollziehen zu können, aber wenn ihr mal versteht um was es in den Werken geht, dann profitiert ihr auch davon.
Zumal ich auch der Meinung bin, dass es gerade gut ist wenn man etwas nicht gleich auf Anhieb versteht. Das bringt euch dazu, dass ihr euch mehr mit der Lektüre befasst und euch wirklich intensiv damit auseinander setzt. Das hat auch sehr viel mit Sprachverständnis zutun und es wird ja bei Klassikern auch viel interpretiert, was auch für euer Verständnis gut ist. Generell sollte man es sich auch nicht zu einfach machen, denn es ist wichtig, dass man auch mal kompliziertere Werke angeht.
Ich habe "Romeo und Julia" zwar gelesen, das aber aus freien Stücken getan, weil Shakespeare ja irgendwie zur Allgemeinbildung dazu gehört. In der Schule haben wir zwar Shakespeare in Englisch behandelt, aber nie ein Stück von ihm durchgenommen. Ich verstehe auch nicht, wie du darauf kommst, dass das Stück eines Briten in den Deutschunterricht gehört.
Die Judenbuche musste ich zum Glück nie lesen, allerdings damals eine Parallelklasse von mir, und die Schüler haben sich sehr darüber ausgelassen. Die waren alle nicht sonderlich begeistert, daher war ich froh, dass sich unser Lehrer nicht dafür entschieden hatte.
Wir haben in der Schule so manchen Klassiker gelesen, der mich nicht interessiert hat. "Hans und Heinz Kirch" (obligatorisch für uns aus dem hohen Norden), "Das Fräulein von Scuderi", "Ephigenie auf Tauris", "Nathan der Weise" (kotz!) und noch einige andere. Andererseits waren darunter auch Bücher, die mir trotz der ungewohnten Sprache sehr gut gefallen haben wie "Effi Briest" oder "Der Proceß". Auf diese Bücher wäre ich ohne meine Deutschlehrerin nie gekommen und ich bin froh, sie behandelt zu haben.
Wieso sollte man deiner Meinung nach denn nur neue Bücher lesen? Aus alten Erzählungen oder Stücken lernt man sehr viel über die damalige Epoche, die damaligen Ansichten und vor allem Probleme. Wenn man im Deutschunterricht die Klassik, Naturalismus, Sturm und Drang und Co. bespricht, ist es doch wesentlich anschaulicher, dazu eine passende Lektüre zu lesen. Einige Bücher gehören doch zur Allgemeinbildung dazu und ich finde sogar, dass man eher zu wenige Lektüren in der Schule liest. Wir haben beispielsweise nie "Professor Unrat" behandelt und auch "Faust" hat meine Lehrerin eben mal weggelassen. Gut, es nervt natürlich, monatelang ein Stück durchzukauen, das könnte man meiner Meinung nach auch ruhig lassen.
Wenn man nur noch zeitgenössische Literatur lesen würde in der Schule, wäre ich alles andere als begeistert. Das kann man doch auch zuhause machen oder bei der ein oder anderen Buchvorstellung etwas neueres vorstellen. Obwohl ich darin zustimme, dass das ein oder andere neue Buch zwischen Werken wie "Woyzeck" doch eine angenehme Abwechslung wäre. Andererseits erinnere ich mich wage daran, ganz ganz grausame Bücher in Deutsch behandelt zu haben wie "so lonely" und "Sansibar oder der letzte Grund". Ich fand beides so schlecht und stinklangweilig! Auch zeitgenössische Literatur kann schlecht sein und wenn ich an "Sansibar" denke, lese ich lieber ein Stück aus dem Naturalismus mit einem noch so unverständlichen Dialekt.
Wir haben viele Sachen in Deutsch gelesen, besonders in der Oberstufe waren es dann die Klassiker. Romeo & Julia haben wir aber eher passend in englisch gelesen und ich war davon persönlich sehr begeistert. Wir haben auch den Film dazu angeschaut und ich kenne eigentlich niemandem, dem es nicht gut gefallen hat.
In Deutsch haben wir in der Unterstufe bis auf "die Judenbuche" und "Damals war es Friedrich" eher modernere Sachen gelesen, zwei Bücher waren drei oder vier Jahre davor veröffentlicht wurden und das andere auch noch im selben Jahrzehnt. Um dann die deutschen Epochen zu vertiefen und die Unterschiede anzuschauen, haben wir dann in der Oberstufe allerhand "Klassiker" gelesen. Dazu "Don Carlos", "Dantons Tod", irgendwas mit "Törleß" und "Effi Briest". An sich fand ich das eigentlich in Ordnung, ich analysiere solche Sachen lieber und freue mich über jede Lektüre, die mir Sprachstörungen und hermetische Lyrik vom Hals gehalten hat. Und ich finde das auch sinnvoll, vor allem wenn es dann eben zu den verschiedenen Epochen in der Oberstufe kommt, denn an den Werken merkt man richtig, wie sich alles unterscheidet. Es ist aber natürlich auch irgendwie Beschäftigungstherapie, denn das ganze "theoretische" Zeug könnte man auch ohne Anwendung vermitteln, das wäre aber wahrscheinlich noch langweiliger.
Ja, wieso nehmen wir nicht gleich einige Bestseller mit rein, Harry Potter und die ganzen Edward und Bella Geschichtchen sollten in der Obligatorik stehen, wie würde dir das gefallen?
Nein, ganz ehrlich, ich sehe das komplett anders. Schule soll anspruchsvoll sein, du solltest hier was lernen. Und was bitte lernst du, wenn du dich nur mit Werken befasst, die du eh schon beim ersten lesen verstehst, weil sie derart simpel und leicht verständlich geschrieben sind, dass man sie nur runterlesen muss und das einzig interessante an der Sache vielleicht die Biographie des Autoren und etwas Hintergrundthematik ist? Davon hast du nichts, da kannst du auch gleich im Kindergarten bleiben.
Ich mache gerade mein Abitur und wir haben einige Lektüren gelesen. Die Auswahl fand ich prinzipiell nicht schlecht, an einigen Ecken vielleicht verbesserungsbedürftig, aber eigentlich in Ordnung. Wir haben uns von ''unten'' nach ''oben'' durchgelesen, wie unsere Deutschlehrerin immer so schön formuliert, das heißt, wir haben mit dem ältesten Werk angefangen und uns nach und nach in die Moderne gelesen. Das war an sich sehr gut und alle sind super mitgekommen.
Was ich damit aber sagen will: In der Obligatorik, zumindest bei uns in NRW, stehen nicht nur alte Schinken aus der Barockzeit, sondern auch moderne Sachen. Wir haben Werke aus verschiedenen Epochen bekommen und die einen sind nun mal schwerer zu lesen, als die anderen. Wenn man dann für die etwas älteren mehr Konzentration und einiges an Hintergrundwissen benötigt, dann ist das nun mal so, aber definitiv kein Grund solche Lektüren gleich abzusetzen, nur weil du sie zu schwer findest. Wenn alles so schön einfach bliebt, hat Schule keinen Sinn mehr.
Abgesehen davon heißt alt nicht gleich schwer zu lese. Ich kenne einige Werke von Autoren, die schon seit hundert und mehr Jahren nicht mehr leben, die relativ einfach zu lesen sind und dafür gibt es wieder Werke von moderneren Autoren, die schwerer zu verstehen sind. Da wirst du dann das gleiche Problem haben, auch wenn das Buch nicht älter als 20 Jahre sein wird. Was du also haben willst, sind einfache Bücher, deren Thematik keinerlei Konzentration oder Arbeit benötigt und das ist nicht der Sinn der Sache.
Und letztendlich muss man auch sagen, dass geniale Werke wie die von Goethe oder Shakespeare definitiv in den Schulstoff hineingehören und dass die Arbeit, die dort mit den Werken gemacht wird, eigentlich nur leichtes kratzen an der Oberfläche ist, denn großartig beschäftigen tut man sich damit dann doch nicht und das bisschen was dort in Sachen Stilanalyse und dergleichen gemacht wird, kann eigentlich jeder Schüler, selbst wenn der das Buch nicht auf Anhieb versteht.
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