Wütend über Arzt, der die Wahrheit ausspricht?

vom 26.01.2012, 12:42 Uhr

Letztens war ich bei einem Bekannten, der auch einen weiteren Bekannten zu Besuch hatte, den ich vorher nicht kannte. Irgendwann erzählte dieser, dass er vor kurzem beim Augenarzt gewesen ist, da er häufig Kopfschmerzen bekommt, wenn er viel Zeit vor dem Computer oder der Spielkonsole verbringt. Der Arzt sagte ihm daraufhin, dass er an den Augen nichts finden könne und dass er vielleicht nicht so viel Zeit vor dem Rechner verbringen solle. Dazu folgte wohl der Hinweis, dass sich ein bisschen mehr Bewegung und weniger Zeit vor dem Computer sicher auch positiv auf sein Gewicht und seine allgemeine Fitness auswirken würde. Dazu muss ich sagen, dass dieser Mann wirklich deutliches Übergewicht und dazu noch Diabetes hat - und er ist auch noch jung, Mitte zwanzig.

Dieser Bekannte meines Bekannten hat sich den halben Abend furchtbar darüber aufgeregt, dass der Arzt auf sein Gewicht angespielt hat. Er fühlte sich regelrecht verletzt, obwohl er selbst zugeben musste, dass der Arzt diesen Hinweis recht neutral und alles andere als unfreundlich gegeben hat. Er meinte dann auch, dass er eine schwere Kindheit hatte (bei dem Argument verabschiede ich mich meistens schon gedanklich, das muss ich auch ehrlich zugeben) und durch seine psychischen Probleme auch nicht so einfach abnehmen kann, beziehungsweise dies einfach nicht schafft. Ich habe ihn dann gefragt, ob er dies auch dem Arzt gesagt hat, zum Beispiel zu einem früheren Zeitpunkt. Dies verneinte er mit dem Hinweis, dass ein Augenarzt diese Information auch nicht brauchen würde. Grundsätzlich habe ich ihm da auch Recht gegeben, allerdings habe ich nicht verstanden, wieso er den Arzt als unsensibel (seine Wortwahl) bezeichnet hat, wenn dieser doch gar nicht wissen konnte, welche Probleme der Patient sonst noch hat und einfach einen sinnvollen Hinweis geben wollte. Ich denke auch, dass ein Arzt in solchen Dingen ruhig ehrlich sein sollte.

Der junge Mann war der Meinung, dass der Augenarzt ausschließlich seine Augen zu untersuchen hätte und sich um den Rest nicht zu kümmern hätte. Wie seht ihr das? Würdet ihr euch angegriffen fühlen, ein paar Kilo zu viel vorausgesetzt, wenn euch ein Arzt auf Übergewicht ansprechen würde? In dem konkreten Fall war es ja sogar so, dass die Idee, dass dieser junge Mann, etwas mehr rausgehen und sich bewegen sollte, gar nicht so falsch war. Zum einen ist da dieses sehr deutliche Übergewicht, zum anderen ist es aber scheinbar auch so, dass er wirklich stundenlang auf den Bildschirm starrt. Da würde ich auch Kopfschmerzen bekommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass seine Beschwerden verschwinden würden, wenn er seinen PC- und Konsolen-Konsum reduzieren würde. Zudem konnte der Arzt nicht wissen, welche Probleme bei dem Patienten noch vorliegen, abgesehen davon sollte es aber trotzdem möglich sein, die offensichtlichen Probleme (Übergewicht und Augenbeschwerden) anzusprechen, ohne dass der Patient direkt sauer reagiert. Manchmal denke ich, dass viele einfach nur einen Arzt suchen, der mit dem Strom läuft und unangenehme Wahrheiten verschweigt, weil die Leute sich dann nicht mit ihren Problemen auseinandersetzen müssen.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



So wie du es auch schon angesprochen hast, würde ich eine Aussage wie die, dass man eine "schwere Kindheit" hatte, auf gar keinen Fall als Freibrief ansehen. Fakt ist nunmal, dass ein Arzt verpflichtet ist, Defizite anzusprechen, egal was nun seine Spezialisierung ist.

So ein Patient sollte eigentlich dankbar sein, dass ihm gewisse Dinge klar gemacht werden, auch wenn das unangenehm sein kann. Wenn der Arzt so etwas verschweigen würde, und es passiert dem Patienten genau deshalb etwas, würde der Arzt aber eine Klage nach der anderen abbekommen.

Meiner Meinung nach sollte der Bekannte deines Bekannten sich nicht beschweren, sondern die Aussage des Arztes zumindest mal hinnehmen. Im Optimalfall sollte er vielleicht sogar anfangen etwas zu tun, doch bei deiner Schilderung halte ich das eher für unrealistisch.

» LPFan » Beiträge: 304 » Talkpoints: -0,23 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich bin der Ansicht, dass der Augenarzt sogar richtig reagiert hat. Wenn ein Patient zu ihm kommt, mit dem Hinweis das seine Augen eben Probleme machen und dies augenscheinlich von den falschen Lebensumständen des Patienten herrührt, dann ist es vom Arzt korrekt mögliche Verbesserungsvorschläge abzubringen. Ich finde das nicht unverschämt oder ähnliches, ich merke daran nur, dass der Arzt seinen Patienten ganzheitlich betrachtet und sein Augenmerk nicht nur auf die Sehfähigkeit richtet.

Hinsichtlich der Problematik des Patienten finde ich den Vorschlag des Arztes auch gar nicht so weit hergeholt. Dass es zu Kopfschmerzen kommt, wenn Menschen stundenlang vor dem PC oder der Konsole sitzen ist logisch, daher würden sich die Beschwerden möglicherweise legen, wenn der Bekannte dem Rat des Arztes nachkommen würde. Das dieser auch einen Vorteil für das Übergewicht in einer Veränderung der Lebensumstände sieht finde ich legitim und es zu äußern ebenso.

Viele Menschen neigen dazu die Wahrheit zu verdrängen, sie haben Übergewicht, wollen es aber nicht wahr haben. Ob eine schwere Kindheit dafür ein Argument ist sei mal dahin gestellt, aber das konnte der Arzt ja ohnehin nicht wissen. Ich finde nicht, dass der ein Arzt ausschließlich Hinweise zu seinem Fach geben sollte, wenn es passt sind auch andere Ratschläge und Tipps möglich. Ich habe so etwas selbst schon mal erlebt, ich hatte in meiner Jugend ziemlich viele Pickel. Meine Gynäkologin hat mir damals empfohlen die Pille zu nehmen, sie meinte zu mir, dass sie nicht nur zur Verhütung einer Schwangerschaft dient, sondern auch hilfreich gegen meine Pickel sein könnte. Ich war nicht beleidigt, sondern heilfroh, denn dank dieses Tipps sind meine Hautprobleme verschwunden.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Gerade mit Diabetes ist nicht zu spaßen, da kann Bewegung durchaus etwas Gutes dazu tun, aber dass Diabetes und Augen auch ein Thema ist, was zusammengehört, wird dieser Bekannte Deines Bekannten auch wissen. Und natürlich würde mehr Bewegung grundsätzlich gut tun, das will ich als Person mit den gleichen Voraussetzungen auch nicht abstreiten. Aber ich fände es schon befremdlich, wenn mein Augenarzt mir sagen würde, dass die Kopfschmerzen indirekt mit dem Übergewicht zusammenhängen. Ähnlich wäre es, wenn mir meine Hausärztin sagen würde, das Übergewicht ist Schuld an einer Erkältung und daher kann ich den jungen Mann schon ein wenig verstehen, dass er sich so aufgeregt hat.

Allerdings habe ich hier auch den Eindruck, dass der Mann Angst hat, abnehmen zu müssen und dadurch eventuell zu versagen, was ihn dann wiederum mehr Frust mit einbringen kann. Es ist schon so, dass ich so etwas durchaus verstehen kann, weil ich mich in einer ähnlichen Situation befinde und gern abnehmen möchte, es aber nicht immer schaffe, mich an gewisse Spielregeln zu halten, wobei ich derzeit auch allgemein eher schlecht drauf bin und es mir dann noch schwerer fällt, so etwas durchzuziehen.

Nun ja, wie dem auch sei, ist es nachgewiesen, dass die Kopfschmerzen in der Tat durch das ständige Computer spielen und solchen Dingen herkommt, kann ich den Augenarzt schon verstehen, dass er eher abrät, sich weiterhin so oft und viel damit zu beschäftigen. Schwieriger wäre es aber, wenn die geschilderte Person am Computer arbeitet und so sein Geld verdient, oder? Hätte der Augenarzt dann auch so reagiert und gesagt, er solle sich mehr bewegen? Für mich käme es einfach darauf an, wie was gesagt werden würde und in welcher Relation es steht. Gehe ich zum Augenarzt und sage, ich habe Kopfschmerzen, obwohl sich mein Computerkonsum beispielsweise in Grenzen halten würde, und er sagen würde, es käme auch von den drei bis vier Stunden am Computer sitzen und ich solle mehr tun, käme ich mir auch nicht ernst genommen vor. Würde es aber der Fall sein, dass die Kopfschmerzen von einem achtstündigem Computerspielmarathon herrühren, käme ich wohl selbst auf die Idee, da den Konsum herunterzuschrauben.

Eine schwere Kindheit ist aber für mich nun auch kein Grund, den Arsch nicht hochzukriegen und etwas daran zu ändern, wenn man sich sehr unwohl fühlt. Ich wüsste nun auch nicht, was dies mit einem Konsum an Computerspielen und dergleichen zu tun hätte. Und selbst, wenn es der Fall wäre, so sollte man vielleicht mal die Ursachen näher betrachten und andere Dinge in Angriff nehmen, als den ganzen Tag sich mit Computer und Co abzulenken.

Die meisten Menschen wissen schon, dass sie übergewichtig sind, aber ich kann auch verstehen, dass man es leid ist, nur darauf reduziert zu werden. So etwas kommt eben auch des öfteren vor, und wenn der Mann nun bereits mehrfach bei Ärzten gewesen ist und sich jedes Mal die gleiche Leier anhören durfte, wundert mich sowieso nichts mehr. Natürlich kann ich nachvollziehen, dass man sich selbst dadurch ertappt fühlt und man es im Grunde weiß, was man tun sollte oder so. Das will ich nicht abstreiten, aber ich kann mich wirklich sehr gut in die Position des Bekannten hineinversetzen und ihn absolut verstehen, weshalb er sich so aufgeregt hat. Mir sind solche Erlebnisse jedoch eher nicht untergekommen oder ich habe sie verdrängt, ich weiß nur von einem Arzt nach meinem Umzug, der schon Recht hatte, es aber wirklich relativ unsensibel vorgetragen hatte, dass ich was ändern muss. Nur hat er da bei jedem Arztbesuch darauf herumgehackt, konnte mir aber wiederum nun keine richtige Hilfestellung bieten, sodass ich dann den Arzt gewechselt hatte. Inzwischen habe ich mein Ärzteteam gefunden, mit dem ich auch sehr zufrieden bin und wo man mich kennt, mich auch als Patient hinter dem Gewicht sieht und eben nicht mehr alles auf das Gewicht schiebt. Selbst mein Diabetes hat mit dem Gewicht nichts zu tun, da ich nicht den Typ II-Diabetes mein Eigen nennen darf.

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Meiner Meinung nach hat der Arzt absolut richtig gehandelt indem er ihn in neutraler und sachlicher Weise auf sein Übergewicht angesprochen hat. Ein Augenarzt hat Humanmedizin studiert und hinterher eine Spezialisierung zum Augenarzt gemacht. Daher kennt er sich nicht nur mit den Augen aus, sondern auch mit allen anderen Körperfunktionen. Er kann genauso beurteilen, dass das Übergewicht des Patienten gefährlich sein kann wie ein "normaler Arzt" ohne Spezialisierung. Ein Arzt ist meiner Meinung nach auch dazu da, den Patienten auf die drohenden Gefahren, die es bei Übergewicht eben gibt, hinzuweisen. Wenn er dies in einem sachlichen und nicht unfreundlichen Ton macht, finde ich das gut. Normalerweise weiß ein stark Übergewichtiger auch, dass er übergewichtig ist und sollte sich dann nicht verletzt fühlen, da der Arzt ihn nicht verletzen will, sondern ihm helfen, die Lebensumstände zu verbessern und noch folgende Probleme vorzubeugen.

» Max1250 » Beiträge: 827 » Talkpoints: 27,57 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Es ist natürlich schwierig, wenn der Bekannte so sensibel darauf reagiert, wenn er von einem Arzt auf sein Gewicht angesprochen wird. Aber der Augenarzt hat es ja nur gut gemeint und ist ja nicht ausfallend oder beleidigend geworden. Anscheinend musste der Bekannte ja auch selbst einsehen, dass der Augenarzt Recht hatte. Natürlich ist der Augenarzt hauptsächlich für die Augen des Patienten zuständig, aber wenn ihm noch andere Körperlich oder Gesundheitliche Defizite auffallen, ist es doch nur gut wenn er diese anspricht. Ich denke, dass der Bekannte einfach darüber gekränkt war, dass jemand offen die Wahrheit ausgesprochen hat und er sich deswegen durch seine schlimme Kindheit irgendwo rechtfertigen wollte.

Ich habe selbst schon einen Fall erlebt, bei dem ein Facharzt, sich in einen ganz andere Bereich eingemischt hat. Ich war damals auf Grund starker Probleme und Schmerzen bei ihm. Jedoch hat er sich mit dem Fachgebiet gerade mal 5 Minuten beschäftigt und mich ansonsten ausgefragt und wegen des anderen Bereiches nieder gemacht. Es ging da auch um etwas psychisches und dieser Arzt war weit davon entfernt, sich damit auszukennen. Ich bin am Ende wortlos aus der Praxis gegangen und war total am Boden zerstört. Dieser Arzt war wirklich nicht freundlich und hat sich meiner Ansicht nach, in Dinge eingemischt, die ihn nichts angehen. Ich habe dann einen anderen Facharzt auf diesem Gebiet gefunden, der sich wirklich mit meinem Problem beschäftigt hat. So etwas habe ich vorher bei einem Arzt auch noch nicht erlebt und mir wurde damals sogar nahe gelegt, dass ich mich an die Krankenkasse wenden sollte, um Beschwerde gegen diesen Arzt einzulegen. Ich habe das allerdings nicht gemacht, da ich keinen weiteren Ärger haben wollte.

Aber im Fall deines Bekannten war es doch nur eine Anmerkung am Rande vom Augenarzt. Außerdem macht immer der Ton die Musik und der Arzt scheint es ja sachlich rüber gebracht zu haben. Ich denke, dass sich der Bekannte daher eher vor den Kopf gestoßen fühlte und eigentlich weiß, dass der Arzt recht hatte und er etwas für seine Figur tun müsste.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich finde, dass ein Arzt die Aufgabe hat, seine Patienten auf alle Missstände hinzuweisen. Auch wenn ich beim Augenarzt bin finde ich es gut, wenn er mir sagt, dass ich falsch sitze und damit meinen Kniegelenken schade. Nur so als Beispiel. Ich fühle mich auch nie kritisiert, wenn mich ein Arzt darauf anspricht, dass ich irgendetwas falsch mache. Ganz im Gegenteil, denn es ist ja so, dass ein Arzt es oft als seine Berufung sieht, anderen Menschen zu helfen und dass er nicht ohne Ahnung einfach etwas sagt um mich damit persönlich anzugreifen. Ein Arzt sollte dafür sorgen, dass er möglichst gesunde Patienten hat, egal ob die Krankheit mit seinem Fachgebiet zu tun hat oder nicht, denn wenn nicht, dann kann er sie dennoch darauf ansprechen und gegebenenfalls an einen Spezialisten überweisen.

Ich muss sagen, dass ich nur selten zum Arzt gehe und wenn dann eigentlich nur zum Augenarzt oder in die Notaufnahme. Wenn dann ein Arzt bei der Nachkontrolle darauf anspricht, dass ich mit meinen Gelenken besser mit dem Reiten aufhören sollte oder dass ich zu wenig wiegen würde, dann finde ich das ganz gut und auch richtig von ihm, denn er soll sich ja auch um meine Gesundheit kümmern und das zeigt mir, dass ich ihm nicht ganz egal bin und für ihn nicht nur eine Nummer bin mit einem bestimmten Problem, welches es zu beheben gilt. Ich höre trotzdem nicht auf meinen Arzt, aber diese Entscheidung bleibt mir ja selber überlassen. Ich fühle mich dadurch aber nicht beleidigt oder kritisiert oder würde mich darüber aufregen, dass der Arzt Dinge angesprochen hat, welche ihn eigentlich gar nichts angehen. Wo käme ich denn da hin?

Ich finde deshalb, dass sich dieser bekannte deiner Bekannten zu sehr aufregt. Vermutlich macht er das ganz einfach, weil er insgeheim selber weiß, dass sein Arzt recht hat, es aber einfach nicht hören und nicht einsehen will. Dann würde ich vielleicht sogar ähnlich reagieren. Trotzdem finde ich, dass er lieber auf den Rat seines Arztes hören sollte oder sich zumindest Gedanken machen sollte über diese Bemerkung. Denn ein Arzt sagt so etwas ja nicht einfach ganz ohne Grund.

Benutzeravatar

» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich sehe das sehr geteilt. Zum einen habe ich schon oft gehört, dass Menschen mit Übergewicht das Problem zu haben scheinen, dass sie in gewisser Hinsicht nicht ernst genug genommen werden. Sie haben Augenprobleme, dass Übergewicht ist Schuld. Sie haben Gelenkbeschwerden, dass Übergewicht ist Schuld. Sie haben Magenprobleme und natürlich ist das Übergewicht Schuld. Wie kann es auch anders sein. Fakt ist aber auch, dass das eine große Rolle spielt und tatsächlich kann Übergewicht an fast allem Schuld sein. Für sich selbst und seine Gesundheit sollte man deswegen schleunigst was dagegen unternehmen.

Mal ehrlich: den Tipp hätte dieser Mann vermutlich von fast allen Augenärzten bekommen. Wenn ich den ganzen Tag vorm Rechner sitze, dann bekomme ich auch Augenprobleme. Folglich sollte man die Zeit etwas reduzieren und dann hat man das Problem auch weniger. Keine Ahnung, weshalb er sich da aufregt. Und sicherlich hat das Übergewicht unter Umständen auch damit zu tun. Die meisten adipösen Menschen bewegen sich zu wenig und deswegen sitzen sie den ganzen Tag daheim vorm Rechner. Da ist es kein Wunder, wenn sie dann Kopfschmerzen oder noch ganz andere Probleme bekommen.

Warum nimmt derjenige denn das nicht einfach so hin? Vielleicht fühlt er sich auch etwas unter Druck gesetzt weil ihm jetzt mal endlich klar wird, was er seinem Körper mit den ganzen zusätzlichen und überflüßigen Kilos antut und das es eben immer weiter gesundheitlichen Schaden anrichten kann, wenn er in seinen Gewohnheiten nicht möglichst schnell etwas ändert. Vielleicht fühlt er sich auch nur persönlich angegriffen. Wer wird denn bitte schon gerne darauf hin gewiesen, dass er zu dick ist und zwar so sehr zu dick, dass es eben zum Beispiel Augenprobleme verursacht.

Ich denke insgesamt also nicht, dass dieser Arzt deswegen ein schlechter Arzt sein muss. Er hat ihn einen gut gemeinten Rat gegeben und man kann nicht erwarten, dass bloß die Augen untersucht werden und dazu dann nichts gesagt wird. Und was hat er schon davon, wenn nichts gefunden wird? Befriedigend ist ein solcher Befund doch auch nicht wirklich. Vielleicht sollte er, anstatt herum zu meckern, einfach mal wirklich desöfteren an die frische Luft gehen oder ein bisschen Sport machen.

Benutzeravatar

» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Da laut Arzt an den Augen nichts gefunden werden konnte, was die Kopfschmerzen verursacht, hat der Arzt nach seinem Ermessen einfach einen Ratschlag gegeben, wie man den Kopfschmerzen noch beikommen kann. Denn je nach Art der Computernutzung können es Verspannungen sein oder eben einfach, das die Augen nach einiger Zeit überlastet sind. Daher ist der Ratschlag mit mehr Bewegung und weniger Computer schon richtig.

Das dann ein Arzt auch die Bemerkung mit dranhängt, das mehr Bewegung auch dem Gewicht gut tun würde, ist soweit erst mal nicht schlimm, sondern im Normalfall eine richtige Aussage. Wobei der Arzt dabei auch sicherlich an die Diabetes dachte, der Bewegung auch nichts schadet.

Alle anderen Befindlichkeiten des Patienten wusste der Arzt nicht und muss auch nicht damit rechnen, das jeder Patient bei ihm auch psychische Probleme hat. Wobei, sobald da eine Medikamenteneinnahme nötig ist, der Arzt darüber hätte unterrichtet werden müssen. Aber nun dem Arzt unsensibles Verhalten zu unterstellen ist einfach nur übertrieben.

Wobei ich die Erfahrungen machen durfte, das Menschen mit psychischen Problemen gerne behaupten, das man normal mit ihnen umgehen soll und wenn man es tut, dann verstecken sie sich wieder hinter ihrer Erkrankung. So ein Typ Mensch scheint auch der junge Mann zu sein. Denn wenn er übervorsichtige Behandlung vom Arzt wünscht, dann hätte er ihn vorher über seine Probleme aufklären sollen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich sehe das ähnlich wie winny2311 und finde auch, dass der Arzt an sich sicherlich richtig gehandelt hat und auch, dass es Aufgabe eines Arztes ist, Menschen auf Missstände aufmerksam zu machen, die sie gesundheitlich mehr oder weniger offensichtlich vorliegend haben. Dass hier zum Einen mit dem vielen Sitzen vor dem Bildschirm eine Erklärung für die Augenproblematik gefunden wurde und andererseits auch das eventuell fachgebietsfremde oder wenigstens nicht zwingend unmittelbar relevante Übergewicht angesprochen wurde, finde ich in Ordnung, aber ich kann dennoch die mangelnde Begeisterung dieses jungen Mannes nachvollziehen, weil ich ebenfalls weiß, wie es ist, wenn man auf einen ganz bestimmten offensichtlichen Missstand immer wieder und ständig angesprochen wird – vor allem eben auch von Menschen, die das so rein gar nichts angeht.

Als jemand, der ebenfalls recht offensichtliche „Beschwerden“ hat, die für mich eigentlich keine Beschwerden im eigentlichen Sinn sind, aber eben für viele meiner – wortwörtlich zu verstehenden Betrachter – wohl doch, kenne ich es leider auch, dass es in so ziemlich jedem Bereich Menschen gibt, die meinen, ihre ungefragte Meinung jederzeit anbringen zu können. Jede dieser Aussagen, die ja nicht zuletzt auch in der Geschichte, die Du hier erzählst, auf einen offensichtlichen Makel zurückgeht, greift allerdings wirklich an und verletzt auch. Und im Endeffekt zählt nicht mehr die Frage, wer einem jetzt was genau sagt und ob das Hand und Fuß haben könnte, weil es sich ausnahmsweise einmal nicht um eine Hausfrau handelt, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun hat, als sich zu fragen, welche Probleme man wohl mit seinem Aussehen haben könnte, auf die sie einen dann hinweisen kann, sondern eben um einen Fachmann, der sich mit diesen Belangen auskennt.

Für den Patienten, der nicht selten auch ein Opfer ist, weil er eben aufgrund seiner äußeren Auffälligkeiten ständigen Anfeindungen und irgendwelchen „tollen Ratschlägen“ aller möglichen Leute ausgesetzt ist, ist es dann tatsächlich ein Spießrutenlauf, sich im Alltag in der Öffentlichkeit zu bewegen und wirklich gute Ratschläge, die auch entsprechende Begründung haben, werden ebenfalls als Angriff empfunden, weil der Patient eben zu häufig mit Angriffen auf eben dieses Problem, das hier angesprochen wird, konfrontiert wird und irgendwann vermutlich auch wirklich überreagiert. Möglicherweise hat der Arzt hier zu wenig Feingefühl beim Ansprechen der Problematik an den Tag gelegt, auch, wenn er dennoch als nicht unfreundlich empfunden wurde. Im Endeffekt weißt Du nicht, wie Aussagen, die sich um einen aus Sicht des jungen Mannes empfindlichen Punkt drehen, von ihm angenommen werden. Dass er damit aber nicht rational umgehen kann, weil er oft genug emotional unter dieser Übergewichtsproblematik gelitten haben dürfte, liegt einigermaßen auf der Hand, finde ich.

Benutzeravatar

» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^