Deutsche Bahn lässt "Concordia"-Opfer stehen.
Die meisten haben von euch werden sicherlich schon vom Schiffsunglück der " Costa Concordia" gehört. Nun habe ich in der Frankfurter Neuen Presse einen Bericht über die Heimreise der Passagiere gelesen. Es geht da um ein Ehepaar. Von Frankfurt aus wollte das Paar dann Richtung Heimat. Da die beiden aber kein Bargeld dabei hatten und dementsprechend keine Fahrkarten kaufen konnte wurde ihnen der Einstieg in den ICE verwehrt. Weiter steht hier,dass sie die "Deutsche Bahn" für die "Panne" entschuldigt hat. Die beiden hätten sich an die Bundespolizei und nicht an das Zugpersonal wenden sollen. Das Zugpersonal wäre für solche Situationen nicht ausgebildet.
In der Schule wurde in meinem Kollegenkreis über diesen Artikel geredet. Die meisten waren der Meinung, dass Zugpersonal falsch gehandelt und hätte die Unglücksopfer umsonst mitfahren lassen müssen. Meiner Meinung nach ist dies nicht der Fall, das Zugpersonal hat in meinen Augen absolut richtig gehandelt. Man stelle sich folgendes vor. Man ist Schaffner/Kontrolleur bei der deutschen Bahn und dann kommt ein Ehepaar oder sonst irgendeine Person daher und will einem weiß machen,dass sie gerade kein Geld dabei hätten, da sich auf dem Unglücksschiff waren, von dem die ganze Zeit in den Nachrichten die rede ist. Da würde ich mir als Zugbegleiter auch denken,da will mich jemand veräppeln. Meiner Meinung nach hätte sich die Schiffsgesellschaft, zu welcher die "Costa Concordia" gehört, um die Heimreise kümmern sollen. Von einer Panne kann hier nicht die Rede sein, da das Bahnpersonal völlig richtig und professionell gehandelt hat. Und das Ehepaar hätte vielleicht auch auf die Idee kommen können, dass das Zugpersonal für so einen Fall der falsche Ansprechpartner ist, schließlich haben die von der "Deutschen Bahn" auch ihre Anweisung und können nicht einfach so Leute umsonst mitfahren lassen.
Wie seht ihr das Ganze? Findet ihr das Zugpersonal hat falsch gehandelt oder schließt ihr euch meiner Meinung an? Würdet ihr als Zugpersonal so eine Erklärung gelten lasse und zwei Personen umsonst mitfahren lassen? Meiner Meinung nach hätte sich die deutsch Bahn auch nicht unbedingt entschuldigen müssen. Ich meine es ist zwar nicht schön wenn zwei Unglücksopfer am Bahnhof warten müssen, aber schließlich gibt es Regel und an die muss man sich halten, oder nicht ?
Ich habe auch von dem Vorfall gehört. Auf der einen Seite würde ich sagen, dass du schon insofern recht hat, dass das Personal der Deutschen Bahn, was am Bahnsteig vor Ort war, nicht die Befugnis hatte, die beiden einfach kostenlos in den Zug zu setzen. Bei einer Kontrolle im ICE hätte das Ehepaar ja dann auch noch keine Fahrkarte gehabt.
Aber die Angestellten der Deutschen Bahn, die von dem Ehepaar angesprochen wurden, hätten sich ja auch an die Bundespolizei wenden können. Es war absolut nicht richtig, das Ehepaar einfach da stehen zu lassen. Ich habe gelesen, dass die beiden ihren Sohn anrufen mussten, damit der sie vom Frankfurter Bahnhof abholte. Dann mussten sie also noch viel länger warten, bis sie endlich zuhause waren, obwohl sie schon vorher ewig nicht geschlafen hatten. Das geht so nicht, finde ich.
Ich stehe eigentlich ziemlich gespalten zu dieser Geschichte. Als ich davon las, kam erstmal der Gedanke "Das ist doch unverschämt, die können das Paar doch nicht einfach so stehen lassen". Aber wenn man darüber nachdenkt, merkt man, dass man sich erstmal in die Situation der Bahnangestellten versetzen muss.
Zwar war es sicherlich blöd für das Paar, dort stehen gelassen zu werden, aber man weiß nicht, was die Bahnangestellten gedacht haben. Ich bin sicher, dass sie das Paar durchgehen lassen wollten, aber daran dachten, dass es ein Regelverstoß wäre und möglicherweise ihren Job kosten könnte. Zwar würde die Bahn die Leute sicherlich durchlassen, vor allem um so einen Skandal zu vermeiden, aber hier waren ja nur die ANgestellten im Spiel, die eben auch ANgst haben könnten.
Ich sehe das genauso. Natürlich hat man zuerst einmal Mitleid mit den armen Leuten, wenn man das hört. Zuerst müssen sie so ein schreckliches Erlebnis verkraften und dann stehen sie auch noch am Bahnhof, sind wahrscheinlich völlig erschöpft und kommen nicht weiter, weil sie weder Geld noch Fahrkarte haben. Das ist schon hart.
Das Bahnpersonal hat aber schon richtig gehandelt. Ich kann mir gut vorstellen, dass die immer wieder die schönsten Ausreden hören, warum jemand unbedingt mit dem Zug mitgenommen werden muss, obwohl er keine Karte hat und auch keine kaufen kann. Woher sollen sie wissen, ob es sich bei diesem Paar tatsächlich um Opfer des Schiffsunglücks handelt oder ob es einfach nur Betrüger sind? Zudem werden die Angestellten der die Bahn sich gefragt haben, wieso das Paar nun von Frankfurt aus heim fahren möchte.
Und das ist genau die Frage, die ich mir auch stelle: wie sind die Beiden denn überhaupt von Italien bis nach Frankfurt gekommen? Per Anhalter? Oder wurde für diese Strecke für einen Transport gesorgt? Und wenn ja, warum dann nur bis Frankfurt und nicht ganz nach Hause? Und wenn Frankfurt auch bei der regulären Reise das Endziel gewesen war, hatte das Paar keine Möglichkeit, den Sohn oder wenn auch immer schon vorher zu informieren, dass sie in Frankfurt nicht weiter kommen werden und geholt werden müssen? Meiner Ansicht nach hätte die Reederei für die Rückreise der Opfer sorgen müssen und / oder die Leute rechtzeitig für die letzte Strecke mit Angehörigen etwas vereinbaren müssen. Das Bahnpersonal war hier jedenfalls nicht im Geringsten in der Pflicht.
Also ich bin ganz klar der Ansicht, dass sich die Reederei im Vorfeld über die Heimreisen der überlebenden Passagiere hätte informieren und diese auch hätte organisieren müssen. Nicht nur, dass die Passagiere eine wundervolle Kreuzfahrt gebucht hatten, die dann in den Augen vieler in einem Albtraum geendet ist, sie haben unter Umständen auch alle ihre Habseligkeiten und allem voran selbstverständlich die Brieftasche und den Ausweis verloren. Wenn jemand zu mir kommen würde und sagt "Entschuldigen sie bitte, Frau Anky, wir haben kein Geld und können uns nicht ausweisen aber wir kommen von der Costa Concordia und würden gerne nach hause fahren, dürfen wir mit dem Zug fahren?", dann würde ich doch auch denken, dass das wer weiß wer sein könnte und die jetzt nur versuchen, die Kosten für ihre Fahrkarte zu sparen und zwar auf Kosten anderer, die zudem auch noch Opfer eines Schiffbruches geworden sind. Ich hätte den beiden vermutlich keinen Glauben geschenkt und ich hätte sie wohl auch nicht mit in den Zug gelassen.
Die Bundespolizei hat da ja ganz andere Mittel und kann eher feststellen, ob es sich bei den Reisenden wirklich um Schiffbrüchige handelt, als ich als Zugpersonal. Deswegen hätte ich sie auch zur Bundespolizei geschickt, wenn ich die begründete Vermutung gehabt hätte, dass man mir die Wahrheit sagt. Überprüfen muss man so eine Geschichte auf jeden Fall, denn sonst kann ja jeder daher kommen und umsonst mit der Bahn fahren. Richtiges Mitleid habe ich in diesem Falle jetzt ehrlich gesagt nicht, aber schön ist es für die reisenden ganz sicher nicht gewesen.
Meiner Meinung nach hat das Zugpersonal der Deutschen Bahn vollkommen richtig gehandelt und hätte sich keinesfalls bei irgendjemandem entschuldigen brauchen. Selbstverständlich haben die beiden Überlebenden des Unglücks der Costa Concordia fürchterliche Minuten, wenn nicht sogar Stunden, durchgemacht. Dennoch steht die Deutsche Bahn in keinster Weise in Zusammenhang mit dem durch einen Fehler des Kapitäns Francesco Schettino gekenterten Kreuzfahrtschiff.
Viele Leute, und wie man sieht auch die Presse, sind wohl der Meinung, dass das überlebende Ehepaar kostenlos befördert werden hätte sollen. Das heisst, nur weil die beiden Leute von einem weltweit bekannt gewordenen Unglück in Italien betroffen sind, sollen sie kostenlos mit dem ICE nach Hause fahren dürfen. Ich persönlich frage mich in diesem Fall, wieso gerade die Deutsche Bahn zur Rechenschaft gezogen wird, die eben nicht jedem müden Ehepaar in Hausschuhen einen Bahnfahrschein schenkt.
Meiner Meinung nach hätte sich der Veranstalter der Kreuzfahrt direkt nach der Rettung der Reisenden um diese und ihre reibungslose Heimfahrt kümmern müssen, wozu auch die Bezahlung von Fahrscheinen für Taxi, Bus und Bahn gehört. Nur weil der Veranstalter seiner Arbeit nicht nachkommt, wird nun wieder die Deutsche Bahn an den Pranger gestellt. Das Zugpersonal hat alles richtig gemacht und sollte dafür keinesfalls bestraft werden.
In meinen Augen trifft die Deutsche Bahn keinerlei Schuld, wieso sollen ausgerechnet die dafür sorgen,dass das Ehepaar umsonst nach Hause kommt? Da könnte ja jeder kommen, wer garantiert dem Bahnangestellten denn, dass es sich wirklich um Menschen handelt, die gerade erst vom gekenterten Schiff gerettet wurden? Trittbrettfahrer gibt es immer wieder und es gibt mit Sicherheit auch genug dreiste Menschen, die ein solches Unglück dafür nutzen Profit zu schlagen.
Ich verstehe auch die Eheleute nicht, sie haben gegenüber einer Zeitung wohl gesagt, so schnell nicht mehr mit der Deutschen Bahn reisen zu wollen. Weshalb? Weil die Bahnangestellten nach Vorschrift gehandelt haben? Sie sollten wohl eher vermeiden noch einmal ein Schiff der Reederei zu nehmen, aus der die Costa Concordia stammte. Aber ich verstehe auch den Hype nicht, den die Zeitung jetzt gegen die Bahn anstiftet. Das ist Bild-Niveau, denn meiner Meinung nach weiß doch jeder klar denkende Mensch, dass nicht die Bahn dafür verantwortlich ist, wie die Opfer der Concordia nach Hause kommen.
Der Deutschen Bahn ist in diesem Falle kein Vorwurf zu machen, dass das Ehepaar nicht mitgenommen wurde. Trickdiebe hätten eine neue Masche erfunden haben können, um so umsonst mit der Bahn fahren zu können. Ein Vorwurf muss dem Reiseveranstalter gemacht werden, der dafür sorgen musste, dass sämtliche Fahrgäste Unterlagen bekamen und einen Geldbetrag, um heimreisen zu können. Dass den Menschen zu all dem Kummer, den sie durch den Untergang des Schiffes hatten, auch noch zugemutet wird, selbst für die Rückfahrt zu sorgen, ist der Gipfel der Frechheit der Reisegesellschaft. Das Ehepaar kann man nur bedauern, wie alle anderen Mitreisenden auch. Trotz allem werden sie froh sein, dass sie mit dem Leben davon gekommen sind.
Also ich finde auch, dass der Bahnbedienstete erst einmal richtig gehandelt hat, denn ich vermute mal, dass es täglich sehr viele Leute gibt, die sich mit welchen Ausreden auch immer versuchen eine kostenlose Zugfahrt zu erschleichen. Ob der Bahnbedienstete jetzt gleich die Zugfahrt hätte verweigern müssen, dass weiß ich nicht, da ich die Richtlinien der Bahn nicht kenne. Es hätte ja auch ausgereicht, wenn er die Namen der Betroffenen notiert hätte und diese den Fahrpreis eben später entrichtet hätten.
Meine Frage wäre eher, warum die Reisenden ohne Geld unterwegs waren. Es wäre ja wohl am Reiseveranstalter gewesen, die Betroffenen einer solchen Tragödie wenigstens mit Zugtickets und etwas Bargeld auszustatten, wenn diese schon alles verloren haben bei dem Schiffsunglück. Der Zugbegleiter der Bahn tut mir jetzt echt leid, denn er wird an den Pranger gestellt, weil er seine Arbeit gemacht hat. Sicher hätte er mit ein wenig Fingerspitzengefühl die Leute einfach mitfahren lassen können, aber was wäre, denn gewesen, wenn sich hinterher herausstellt, dass es sich lediglich um Schwarzfahrer handelte, die sich eine kostenlose Zugfahrt damit erschlichen haben? Dann würde man jetzt auch mit Fingern auf den Zugbegleiter zeigen und sich Fragen, wie dumm dieser ist, auf eine solche Geschichte reingefallen zu sein.
Ich hätte das Ehepaar auf keinen Fall mitfahren lassen. Sie können zwar nichts dafür, dass das Schiff untergegangen, aber die "Deutsche Bahn" auch nicht. Ich denke auch, dass das Personal alles richtig gemacht hat. Ich hätte auch so gehandelt, sonst könnte ja jeder daherkommen und behaupten er wäre eines der Opfer. So wie du schon geschrieben hast. Ich bin völlig deiner Meinung. Abgesehen davon ist ja nicht die Deutsche Bahn für das "Nachhausekommen" der Leute zuständig, sondern der Reiseveranstalter der Kreuzfahrt. Denn die Deutsche Bahn hat ja eigentlich nichts damit zu tun.
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