Geld für ein Bewerbungsgespräch annehmen?

vom 24.01.2012, 16:25 Uhr

Vergangene Woche hatte ich ein Vorstellungsgespräch in einer Familie gehabt. Man hatte sich über eine entsprechende Plattform und später dann am Telefon ausgetauscht und somit das Gespräch vereinbart. Wie das Gespräch lief, kann ich nie beurteilen, zumindest, wenn es nach den Chancen geht, die man hat, um dann die Stelle zu erhalten. Denn das Gespräch lief an sich ganz gut, wie ich finde. Aber das nur nebenbei.

Am Ende des Gespräches, man hatte sich schon verabschiedet, hieß es dann, ob die Familie mich für mein Erscheinen und den Aufenthalt von mehr als einer Stunde bezahlen sollte. Ich war ganz erstaunt und wüsste nicht, dass dies bei reinem Gespräch in Frage kommt. Bei Probearbeiten kenne ich es schon, dass man da teils etwas gezahlt bekommt, aber in dem Fall war es erst einmal nur ein gegenseitiges Kennenlernen, um die Fakten zu erfahren und zu sehen, ob es von der Chemie her passend sein könnte.

Jedenfalls habe ich es ausgeschlagen, dass ich für das Erscheinen und die knapp neunzig Minuten, in denen ich mich mit der Familie unterhalten habe, bezahlt werden sollte. Ich denke, das war schon richtig so, weil ich ja an sich nichts getan habe und zum Anderen wollte ich die Familie nicht ausnutzen. Von Unternehmen oder Firmen habe ich auch noch nie gehört, dass ein Erscheinen und Vorstellungsgespräch bezahlt wird, eventuell übernimmt man die Kosten für die Strecke, aber auch das ist eher selten nach meinen Erfahrungen geworden.

Wie hättet Ihr reagiert? Hättet Ihr das Geld ebenfalls abgelehnt oder hättet Ihr es angenommen? Warum hättet Ihr es abgelehnt oder angenommen? Seid Ihr vielleicht selbst schon in die Gelegenheit gekommen, dass man Euch für ein Vorstellungs- oder Bewerbungsgespräch bezahlt?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich hätte sicherlich genauso reagiert wie Du und die Bezahlung für dieses Gespräch, das dem reinen Kennenlernen dienlich sein sollte und nichts mit irgendeiner konkreten Arbeit zu tun hatte bzw. nicht mit einem Arbeitseinsatz verbunden war, ebenfalls ausgeschlagen. Ehrlich gesagt würde ich auch von Seiten dieser Familie nicht auf die Idee kommen, einen Bewerber dafür zu bezahlen, dass er für seine Bewerbung den Arbeitsort, den das Haus der Familie vermutlich dargestellt hat, besucht, um dort eben das Vorstellungsgespräch vorzunehmen. Auch in gewerblichen Betrieben ist das Bezahlen von Vorstellungsgesprächen ja durchaus nicht üblich. Der einzige Grund, den ich mir für dieses Angebot seitens der Familie vorstellen könnte, Dir und vermutlich noch einigen anderen Bewerbern dieses Angebot der Bezahlung für das Erscheinen zum Vorstellungsgespräch zu machen, wäre wohl, dass es sich hierbei um einen Test handeln sollte. Möglicherweise hat man dort negative Erfahrungen mit Menschen gemacht, die bei jeder Gelegenheit die Hand aufgehalten haben und wollte auf diese Weise bereits im Vorfeld ausfiltern, wer redlich ist und wer eben eher zu denen gehört, die sich wirklich alles bezahlen lassen und auch ganz klar jeweils nur Bezug auf das nehmen, was als Arbeitsinhalt vereinbart wurde.

Ich habe vor einiger Zeit auch mal ein Vorstellungsgespräch in einem Privathaushalt gemacht, das ich wirklich angenehm fand. Mir wurde damals ein sehr leckerer Kaffee angeboten und ich wurde wirklich nett und beinahe herzlich behandelt, aber mir wurde nicht angeboten, mir irgendetwas zu bezahlen, auch nicht meine Fahrtkosten zum Arbeitsort. Ich hätte auch nicht gewusst, weshalb man das hätte tun sollen, denn es ist wie gesagt wohl üblich, dass der Bewerber für diese Posten selbst aufkommt. Und wenn ich das nicht möchte, dann muss ich mir eben eine andere Möglichkeit übernehmen, die mir diese Kosten erspart. Auch die Zeit, die man während des Vorstellungsgesprächs verbringt, finde ich nicht entlohnenswert, denn sie ist immerhin für beide Seiten wichtig und insofern stehen sich Aufwand und Nutzen sicherlich auch in einheitlichen Verhältnis gegenüber.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich hätte genauso gehandelt wie du. Es wäre mir doch sehr eigenartig vorgekommen, wenn die das Vorstellungsgespräch bezahlt hätten. Das habe ich auch noch nie gehört, dass jemand die Zeit des Gespräches bezahlt, höchstens mal die Fahrtkosten.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich habe noch nie gehört, dass man für ein Vorstellungsgespräch bzw. die Zeit des Arbeitsausfalls bezahlt wird. Ich finde das durchaus sehr nett von der Familie und es ist sicherlich nicht selbstverständlich. Allerdings hätte ich an deiner Stelle auch dankend abgelehnt.

Die Zeit für so ein Gespräch nimmt man sich doch gerne, wenn man eben die Aussicht auf eine Stelle hat. Ich denke, dass es sicherlich auch einen guten Eindruck bei der Familie hinterlassen hat, dass du das Geld eben abgelehnt hast. Vielleicht sind deine Chancen ja so noch gestiegen, dass du die Anstellung bekommst.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Das kenne ich auch nicht, dass einem dafür Geld geboten wird, dass man zu einem Vorstellungsgespräch erscheint. Ich hatte auch schon einige Gespräche, die auch mehrere Stunden gedauert haben, da man zusätzlich noch einen Test machen musste. Das war natürlich viel Zeit, die ich da verbracht habe, aber ich habe dabei ja nicht gearbeitet. Ich habe also keine Leistung für den Betrieb erbracht, daher wüsste ich auch nicht, wieso ich dafür bezahlt werden sollte.

Ich hätte das Geld auch nicht angenommen. 90 Minuten, finde ich auch nicht so lang. Selbst wenn sie etwas gegeben hätten, dann wären es vielleicht 10 € sein, worauf ich auch gerne verzichten kann. Was ich nur kenne, ist auch, dass man eben die Fahrtkosten erstattet bekommt. Bisher habe ich es einmal in Anspruch genommen, da ich für Hin- und Rückfahrt etwa eine Stunde unterwegs war und etwa eine Strecke von 40 km gefahren bin. Das haben alle Bewerber bekommen, daher habe ich es auch nicht abgelehnt.

Bei einem anderen Gespräch, musste ich nur 4 km weit fahren, was also nicht sehr viel ist. In der Einladung zum Vorstellungsgespräch, wurde auch erwähnt, dass man die Fahrtkosten erstattet bekommt. Aber in meinem Fall, habe ich auch darauf verzichtet, da es nur etwa 2,50 € gewesen wären. Und man will ja nicht direkt einen so gierigen Eindruck hinterlassen, wenn man sich vorstellt.

Wenn es um Geld geht, dann ist es immer eine komische und schwierige Entscheidung, ob man es nun annimmt, oder nicht. Vielleicht wollte die Familie dich auch nur testen und schauen, wie du darauf reagierst. Ich finde, dass du dich richtig entschieden hast. Dafür bezahlt zu werden, nur weil man sich vorstellt, also für das reine Gespräch, finde ich unsinnig. Etwas anders sehe ich es eben bei den Fahrtkosten.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Vermutlich hast du das mit der "Bezahlung" falsch verstanden, oder aber die Familie hat sch falsch ausgedrückt. Die von der Familie vorgeschlagene Bezahlung war sicher nicht als Entlohnung für dein Erscheinen gedacht, sondern als Erstattung der dir entstandenen Kosten.

Denn so merkwürdig es sich auch anhören mag: Von Gesetzes wegen ist ein potentieller Arbeitgeber dazu verpflichtet, die für den Bewerber anfallenden Kosten (wie Fahrtkosten, Kosten für Hotelaufenthalt bei sehr langer Anreise etc.) zu übernehmen, wenn er jemanden zum Vorstellungsgespräch einlädt - es sei denn, er hat dies vorab ausgeschlossen oder zumindest eingegrenzt. Dies gilt allerdings nur dann, wenn der Arbeitgeber selbst zum Bewerbungsgepräch eingeladen hat, nicht aber wenn der Arbeitnehmer sich sozusagen "blind" vorstellt.

Deinen Schilderungen zufolge hat die Familie, bei der du dich persönlich vorgestellt hast, sich nur an die gesetzlichen Vorgaben gehalten. Es wäre also völlig in Ordnung gewesen, wenn du dir die Anfahrt oder andere Auslagen hättest erstatten lassen. Das hat nichts damit zu tun, dass man dich eventuell testen wollte, wie moin! vermutet hat.

» Doreen82 » Beiträge: 316 » Talkpoints: 7,93 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das kommt ganz darauf an, wie das denn bei so etwas abläuft und auch, wie viele Bewerbungsgespräche ich schon gehabt hätte. An sich finde ich es gut, wenn man dafür bezahlt wird. Denn viele Leute haben wirklich etliche Bewerbungsgespräche und so etwas und bekommen trotzdem immer Absagen. Das ist doch mit viel Arbeit verbunden und wenn man dafür etwas Geld bekommen würde, wäre das sicherlich nicht verkehrt.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



@Doreen, die Frau hat ausschließlich gesagt beziehungsweise eher mich gefragt, ob sie mich dafür zahlen soll, dass ich gekommen bin. Dass es rein um den Weg geht, den ich auf mich genommen habe, wurde nicht gesagt und in dem Fall hätte ich es wohl nicht anders gehandhabt. Scheinbar stehe ich nicht allein mit dieser Meinung dar, auch, wenn es im rechtlichen Sinne her anders geregelt wird. Allerdings höre ich an sich heute auch zum ersten Mal davon, wobei ich bei anderen Einladungen von offiziellen Stellen auch selten darüber in Kenntnis gesetzt wurde, dass eine Erstattung der Fahrtkosten überhaupt möglich wäre beziehungsweise es wurde gar nicht weiter erwähnt. Ich habe jedoch diese meist dann bei meiner zuständigen Agentur für Arbeit beantragt und erhalten, sofern ich eine Absage oder auch eine Zusage erhielt, sprich, es in irgendeiner Art und Weise nachweise konnte, dass ich dort ein Vorstellungsgespräch hatte.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich habe in letzter Zeit auch sehr viele Bewerbungs- und Vorstellungsgespräche gehabt und mir ist so etwas eigentlich noch nie passiert. Ich hätte mich in jedem Fall aber genauso verhalten, wie du es gemacht hast. Vielleicht hätte ich hier sogar ein bisschen den Verdacht geschöpft, ob dies ein Test oder ähnliches ist, um meine Einstellung zu überprüfen. Ich selbst wäre in diesem Moment wo man mir das Geld angeboten hätte glaube ich sehr verunsichert gewesen und hätte zu Beginn sicher gar nicht gewusst, was ich jetzt davon halten soll.

Ich kenne es zumal nicht einmal, dass man die Fahrtkosten oder ähnliches von Firmen für ein Vorstellungsgespräch erstattet bekommt - Aber dann soll man für das Gespräch bezahlt werden? Vielleicht hast du dich ja um einen sehr exklusiven Beruf beworben, aber normal ist das natürlich nicht. Ein Vorstellungsgespräch dient für mich in erster Linie dazu, dass ich mir ein Bild vom Unternehmen machen kann, bei dem ich mich beworben habe - Und vor allem, dass das Unternehmen sich ein Bild von mir machen kann. Aber warum man mich dafür schon bezahlen sollte, wüsste ich nicht. Ich habe dort in der Firma durch dieses Gespräch ja schließlich nichts geleistet?

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich habe davon noch nie gehört, dass man für ein Vorstellungsgespräch bereits Geld bekommt. Das dürfte auch nur sehr selten der Fall sein und in diesem bestimmten Fall ist es einfach ein Entgegenkommen der Familie, bei der du dich beworben hast. Ich hätte ein solches Angebot aber auch definitiv abgelehnt. Denn ich finde, dass es keinen guten Eindruck macht, wenn man für ein solches Gespräch Geld annimmt, weil es eben sehr unüblich ist. Natürlich ist das ein nettes Angebot, aber ich hätte auch dankend abgelehnt.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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