Vorgesetzte, die keine Meinung gelten lassen

vom 24.01.2012, 14:30 Uhr

Es gibt ja Vorgesetzte bei der Arbeit, die den "Chef" so richtig raushängen lassen und auch keine andere Meinung gelten lassen. Ein Widerspruch wird dann nicht akzeptiert von Chefsseite aus und entweder die Angestellten "kuschen" und machen dass, was der Chef will ohne Widerspruch oder man kann gehen. Sicher sollte man sich beim Chef auf gewisse Weise auch fügen. Aber wenn ein Chef etwas von einem verlangt, was garantiert nicht funktioniert, wie er sich es vorstellt oder was nicht ins Arbeitsfeld des Angestellten gehört, sollte man auch seine Meinung sagen können oder seht ihr das anders?

Könntet ihr unter einem Chef arbeiten, der absolut keine Meinung von anderen gelten lässt und nur befehlsmäßig durch den Betrieb läuft und keinen zu Wort kommen lässt? Wie würdet ihr euch verhalten? Würdet ihr "kuschen" und die Arbeit machen oder könntet ihr nicht in diesem Betrieb bleiben? Wie würdet ihr mit so einem Chef umgehen?

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Was hat es denn mit "Kuschen" zu tun, wenn man als weisungsgebundener, abhängig beschäftigter Angestellter eben konkrete Anweisungen seines direkten Vorgesetzten befolgt? Natürlich kann man darauf hinweisen, dass bestimmte Dinge u.U. nicht funktionieren. Aber wenn der Chef diese dennoch verlangt, dann hat man das zu tun! Will man ausschließlich für seine eigene Kreativität bezahlt werden, sucht man sich einen andere Job oder macht sich selbständig.

Was das "Arbeitsfeld" des Angestellten angeht, so ist das sicher immer recht schwierig, was die Abgrenzung angeht. Es mag in großen Konzernen noch funktionieren, weil es in der Regel sowohl genaue Tätigkeitsbeschreibungen sowie in der Regel einen Betriebsrat gibt, welcher auf solche Einhaltungen mit pochen kann. In einem kleinen Betrieb, in dem zudem eben der Angestellte auch "mehr Verantwortung" trägt und somit eben auch mit weiteren Aufgaben vertraut wird (weil es anders nicht vernünftig zu regeln ist), kann man sich nicht ohne weiteres herausziehen. Wobei natürlich auch zu berücksichtigen ist, ob hier ein angestellter Kaufmann für das Ausladen der Lastwagen hinzugezogen werden kann. Aber das der Kaufmann z.B. für Kollegen in anderen Abteilungen einspringt oder ähnliches ist sehr wohl zu verlangen.

Jeder muss natürlich selbst für sich wissen, wie weit man im Job "abschaltet" bzw. wie wichtig einem die Entfaltung dort ist. Wenn es tatsächlich ausschließlich um den Broterwerb geht und man sich weder mit der Tätigkeit noch dem Unternehmen identifizieren will, dann macht es einem sicher weniger aus, sich wirklich komplett zu "fügen" und Gedankenlos den Anweisungen folgen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Kannst du da mal ein bisschen konkreter werden? Um was für Jobs geht es? Was ist für dich eine "eigene Meinung" und was genau verstehst du unter "kuschen"? Wenn irgendetwas nicht so funktionieren würde, wie es verlangt ist, ist eine Bemerkung in diese Richtung übrigens auch keine "eigene Meinung", denn eine Meinung ist subjektiv und hat mit einer objektiven Tatsache ja nichts zu tun.

Das Szenario, das du hier zeichnest, gibt es doch höchstens bei Menschen, die irgendwelche Hilfsarbeiten erledigen oder eben nicht wirklich hoch qualifiziert sind, aber in den meisten anderen Fällen sieht es doch wohl so aus, dass vom Mitarbeiter Eigeninitiative verlangt wird und nicht die simple Ausführung von Befehlen. Ich werde jedenfalls für meine Ideen und meine "eigene Meinung" bezahlt und wenn ich diese nicht hätte oder nicht äußern würde, hätte ich in meinem Job nichts verloren.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich meine es allgemein so. Ich selber habe es schon erlebt, dass ein Vorgesetzter einen Arbeiter kritisiert, der sich aber dann doch rechtfertigen will und diese Meinung nicht gelten lässt. Er lässt nur das gelten, was er von "seinen" Leuten im Betrieb hört und was er von der Ferne aus sieht. Dann habe ich es bei einem Bekannten erlebt, der nur für Laufburschenarbeit vom Chef ausgenutzt wurde, obwohl er eine Vorarbeiterstelle dort hatte. Wenn er was gesagt hat, dann wurde er angemault und stehen gelassen.

Ich meine aber keinen bestimmten Fall, sondern allgemein, wie ihr euch verhalten würdet, wenn euer Vorgesetzter keine Meinung gelten lassen würde und nur seine eigene Meinung die vermeintlich richtige Meinung ist.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich musste nun in meinem Berufsleben schon einige Male unter solchen Chefs arbeiten, die wirklich rigoros ihr Ding durchgezogen haben, egal, wie unsinnig es auch ganz offensichtlich war. Und solange ich merke, dass meine Meinung nicht gefragt ist und auch nicht angehört wird, halte ich mich zurück, bis ich feststellen muss, dass die Fehler, die dieser Vorgesetzte in seinem Vorgehen macht, auch auf mich zurückfallen und ich mich dafür vor irgendeiner wiederum höheren Stelle rechtfertigen muss.

In dem vorletzten Unternehmen, in dem ich gearbeitet habe, gab es eine sehr flache Hierarchie und außer den Abteilungsleitern nur noch die Geschäftsführer des Unternehmens. Einer der Abteilungsleiter war tatsächlich so jemand, der sich in nichts hat reinreden lassen und der auch nicht in irgendeiner noch so kleinen Weise empfänglich für wirklich sinnvolle Einreden von ihm unterstellten Mitarbeitern war. Auf diese Weise gingen natürlich einige gute Ideen einfach unter und verschiedene Arbeitsabläufe wurden erheblich auf unnötige Weise verkompliziert, weil es eben kein Einwirken von außen gab und dieser Abteilungsleiter sich nur nach seinen eigenen Ansichten gerichtet hat. Mit seiner sturen und starrhalsigen Art hat er dann allerdings auch seine ihm unterstellten Mitarbeiter unterdrückt und diese dazu gebracht, sich an den Betriebsrat zu wenden. In einer Krisensitzung der Geschäftsleitung wurde dann „sinnigerweise“ beschlossen, einen Coach zu engagieren, der dem betreffenden Abteilungsleiter beibringen sollte, wie er am besten so tun kann als würde er auf seine ihm unterstellten Mitarbeiter eingehen, aber eben in Wirklichkeit doch weiterhin sein eigenes Ding durchzuziehen, ohne, dass das so direkt bemerkt wird.

Es war also klar, dass hier nicht nach einer Lösung gesucht wurde, wie man die Zusammenarbeit möglichst demokratisch gestalten kann, was sich wirklich negativ auf die Ergebnisse dieser Abteilung ausgewirkt hat. Die diesem dem Abteilungsleiter unterstellten Mitarbeiter waren allesamt Fachpersonal mit abgeschlossenem Fachhochschul- oder Universitätsstudium und von ihrer Ausbildung her nicht weniger als der Abteilungsleiter. Es hätte also durchaus ein Team existiert, das gute Arbeit zu leisten imstande gewesen wäre, ohne, dass Abläufe verkompliziert werden oder alles so gemacht wird wie ein einzelner Mensch sich das denkt, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob das überhaupt irgendeinen Sinn ergibt. Nach einigen Jahren ist dieser Abteilungsleiter dann gegangen, allerdings weiß ich nicht, ob es von Seiten der Geschäftsleitung einen entsprechenden Nachdruck gab oder nicht.

Leicht war es nicht wirklich, für diesen Chef zu arbeiten, was ich als Sekretärin einige Zeit lang allerdings musste. Er war ziemlich herrschsüchtig und hat teilweise wirklich unmögliche Bereitschaften seiner Mitarbeiter vorausgesetzt, die kaum zu leisten waren. Ständig musste man auf entsprechende Konsequenzen warten, wenn man einmal nicht so handeln konnte wie er das eigentlich vorgesehen hat – mit ihm reden war ja nicht möglich, weil er niemanden angehört hat. Letzten Endes hatte man nur die Möglichkeit, unter diesem Vorgesetzten zu bestehen und einigermaßen arbeiten zu können, wenn man sich ein entsprechend dickes Fell zugelegt hat. Dienst nach Vorschrift war allerdings aufgrund seiner Sondereinfälle leider ebenfalls nicht möglich, im Endeffekt waren seine ihm unterstellten Mitarbeiter tatsächlich wohl doch eher so etwas wie seine Leibeigenen, über die er verfügen konnte, wann und wie er es für richtig hielt.

Benutzeravatar

» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also ich hatte leider schon das zweifelhafte Vergnügen unten solch einem Chef arbeiten zu dürfen. Meine Erfahrungen diesbezüglich sind, dass man es ohnehin nicht richtig machen kann. Egal ob man "kuscht" oder Wiederworte entgegen bringt im Endeffekt ist es immer falsch. Mein Chef hatte leider vom Fachlichen sehr wenig Ahnung, dadurch kam es des öfteren zu Situationen, in denen man bereits wusste, dass etwas nicht so laufen kann wie verlangt.

Nach einer Weile entschloss ich mich damals auch den Mund auf zu machen, im Nachhinein muss ich sagen, dass dies eventuell die falsche Entscheidung war, denn ich und andere Mitarbeiter mussten feststellen, dass der Chef am längeren Hebel sitzt. Daher sollte jeder für sich die Entscheidung treffen ob er gewillt ist dem Chef zu widersprechen oder es einfach über sich ergehen lässt und eventuell nebenbei nach etwas anderem sucht.

» Mulucki1989 » Beiträge: 449 » Talkpoints: 14,27 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Als externe Mitarbeiterin im Einzelhandel bin ich schon öfter auf solche Typen gestoßen. Und ich war jedes Mal froh, dass der Spuk nach wenigen Stunden, bzw. max. drei Tagen vorbei war. Früher habe ich oft Promotion gemacht im Einzelhandel, war als selbstständig im Auftrag einer Agentur dort. Mit der Aktionsplanung an sich hatte ich vermutlich ebenso wenig zu tun, wie die jeweiligen Marktleiter.

Ein Abteilungsleiter hat es einmal fertig gebracht, mir zur Begrüßung zu sagen, dass er "diesen Scheiß" nicht möchte. Er bekam vorher eine Info darüber und fand diese blöd. Ich blieb freundlich und bat ihn dies der Agentur mitzuteilen, in dessen Auftrag die Aktion durchgeführt wurde. Darauf ließ er sich auch ein und nahm mich zum Telefonieren mit in ein Lagerbüro. Das Telefonat führte er dann mit jemanden aus der Agentur und verhielt sich auch dabei unmöglich. Sie machte gleich am Anfang deutlich, dass sie es weder duldet von ihm geduzt zu werden und er bitte auf seine Wortwahl achten solle.

Die Dame war ebenso sprachlos wie ich und meinte im Anschluss an das Telefonat mit ihm, ich solle schauen, dass ich dort wegkomme. Nachdem er mir den Hörer gegeben hatte, machte sich er sich aus dem Staub. Für mich war die Sache eigentlich klar. Als ich dann wieder den Weg zurück in die Abteilung gefunden habe, war er jedoch auf einmal freundlicher und meinte, wenn ich lieb bin und ihm auch was zu Essen für seine Kollegen machen, könnte ich bleiben. Ich sei ja doch ganz okay und könne nichts dafür, dass die Frau am Telefon "so blöd" wäre.

Bei einem externen Servicejob sprach eine Kollegin einmal einen Marktleiter an, um ihn über einen Missstand in seinem Laden zu informieren. Soweit kam sie jedoch gar nicht einmal, da er direkt entgegnete, dass sie mit ihm überhaupt nicht zu reden habe, das habe er nicht nötig und wenn sie etwas zu sagen habe, dann solle sie mit ihrem Vorgesetzten darüber sprechen. Dieser dürfe dann gerne auf ihn als Marktleiter zukommen.

Es gibt Jobs, die muss ich nicht haben. Wenn jemand Dienst nach Vorschrift verlangt, bin ich gerne bereit diesen auszuführen. Was mir wichtig ist, dass der Umgangston stimmt. Wenn dies nicht der Fall ist, dann artikuliere ich das auch.

Benutzeravatar

» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



So einen Chef kenne ich leider auch und es ist nicht leicht, für ihn zu arbeiten. Wenn man dann eigene Anregungen, die man gut findet und über die man sich auch Gedanken gemacht hat, einbringen möchte, werden diese einfach mit einem Schulterzucken abgetan und nicht weiter beachtet. Ganz schlimm ist es auch, wenn man einen Fehler gemacht hat und deswegen angemeckert wird. Wenn man dann versucht, sich zu verteidigen und die Sache aus der persönlichen Sicht zu erzählen, dreht der Chef sich einfach um und geht.

Er möchte also von seinen Angestellten gar nichts hören, weder persönliche Vorschläge, noch eine Verteidigung, warum man so gehandelt hat, wie man es gemacht hat. In dem Fall finde ich es am Besten, einfach irgendwie seinen Job zu machen und sich ein dickes Fell anzuschaffen. Es ist ziemlich schwer, unter einem solchen Chef zu arbeiten, aber wenn man den Job behalten will, macht man es einfach irgendwie weiter.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Leider habe auch ich schon Erfahrungen damit machen müssen, wenn der Vorgesetzte sich nichts sagen lässt und auch keine Verbesserungsvorschläge anhören möchte, selbst wenn diese einen nachweislich positiven Beitrag zur schnelleren und präziseren Abwicklungen bewirkt hätten.

Was ich allerdings auch noch furchtbar fand, war der Sachverhalt, wo der Chef einem anderen Mitarbeiter Lob zugesprochen hatte, obwohl dieser rein gar nichts zu der Angelegenheit beigetragen hatte. Jedoch die Person, die eigentlich den Lob verdient hätte, erfuhr es ausgerechnet dadurch, dass der Chef den anderen stattdessen lobte, weil dieser jene Person darauf hinweisen wollte, dass andere Mitarbeiter mehr in der Firma zum Fortschritt beitragen würden, als jene Person selbst. Daraufhin wollte sich die Person rechtfertigen und dem Chef erklären, dass sie den Sachverhalt gelöst hätte, doch dafür wurde sie noch zusätzlich ermahnt sich nicht mit fremden Lorbeeren zu schmücken.

Über kurz oder lang muss man einsehen, dass es sich nicht lohnt mit einem solchen Vorgesetzten zu diskutieren, denn schließlich wird er einem niemals Recht geben und immer wieder auf seine Meinung plädieren und daran festhalten. Dauerhaft sollte man sich womöglich nach einem anderen Betrieb umschauen, da es unerträglich werden könnte bei einem solchen zu bleiben.

Benutzeravatar

» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Solche Chefs kenne ich leider auch. Ich habe auch schon den Fall mitbekommen, wo mehrere Kollegen gekündigt hatten, da der Chef keine andere Meinung akzeptiert hat und bestimmte Anweisungen erteilt hat, die so aber nie funktioniert hätten. Da die Kollegen aber die volle Verantwortung über die Aufgabenbereiche hätten tragen müssen, haben sie gekündigt, da sie keine Verantwortung für etwas übernehmen wollten, das schlecht durchdacht ist und bei dem man so gar keinen Entscheidungsspielraum hat. Ist ziemlich nachteilig, wenn der Chef meint, immer alles besser zu wissen und keine anderen Meinungen akzeptiert, egal wie falsch er selbst auch liegen mag.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^