Ministranten für ihre Arbeit in der Kirche entlohnen?
Ich war gestern seit langem wieder einmal in der Kirche. Der Gottesdienst war meinem verstorbenen Großvater gewidmet. Der Gottesdienst fand aber nicht in der örtlichen Kirche hier im Dorf statt, sondern in dem Dorf, wo auch meine Großmutter wohnt. Es handelt sich bei ihrem Heimatdorf um ein richtiges Kuhkaff mit etwas mehr als 100 Einwohnern. Dementsprechend mangelt es auch an Kindern. Die Dorfbevölkerung veraltet immer mehr. Meine Oma kennt zwar ein paar Kinder aus dem Dorf, die gerade in der ersten oder zweiten Klasse sind und demnach teilweise nächstes Jahr schon Kommunion haben werden, aber meinte, dass sie sie noch nie im Gottesdienst gesehen hätte.
Die Zahl der Ministranten sinkt auch stetig. So haben den Dienst als Ministrant vor ein paar Jahren noch fünf oder sechs Kinder aus dem Dorf ausgeübt, während die meisten von ihnen letztes Jahr aus dem Dienst ausgetreten sind, weil sie ins Jugendalter kamen und morgens am Sonntag ausschlafen wollten. Nun sind es nur noch zwei Ministranten über die der Pfarrer verfügt, die ihm das Buch halten, während er liest oder ihm bei der Wandlung den Kelch und die Brotschale bringen. Es handelt sich um zwei Mädchen, eines davon ist 13 Jahre alt und das andere 11 Jahre alt. Es wird auch nur eine Frage der Zeit sein, bis diese beiden Mädchen auch aufhören mit dem ministrieren und wenn dann keiner der kommenden Kommunionkinder den Dienst übernimmt, wird wohl der Küster dem Pfarrer dienen müssen.
Hier in meinem Heimatort gibt es noch mehr Ministranten, jedoch ist auch auffallend, dass viele ab einem gewissen Alter austreten, weil sie keine Lust mehr haben. Während man früher noch viele Ministranten gesehen hat, die die Schule schon beendet haben, gehören heute Achtklässler zu den Ältesten. Der Pfarrer im Heimatdorf meiner Oma würde sich über so eine "Menge" Ministranten freuen, aber unser Pfarrer hier im Ort ist anderes gewöhnt und meistens müssen dann auch alle, die Ministrant sind, am Sonntagmorgen im Gottesdienst antreten. Aber irgendwann kommt eben das Alter, wo man am Wochenende abends auch noch fort geht, nachts spät heim kommt und am Sonntagmorgen auch seine Ruhe haben will. Dann erscheint es lästig um neun Uhr morgens aufzustehen, weil es um zehn Uhr in den Gottesdienst geht.
Deshalb habe ich mich letztens gefragt warum man nicht den Ministranten einen kleinen Lohn geben könnte. Ich weiß, dass die Ministranten in einem Nachbarort, der allerdings evangelisch ist, bezahlt werden. Am Monatsende werden die Stunden, in der sie im Gottesdienst ministriert haben, zusammengerechnet und sie bekommen eine kleine Vergütung in Form einer Geldspende. Wenn die Kirche schon 8 % Kirchensteuer überwiesen bekommt und auch noch der Geldsack während des Gottesdienstes durch die Bänke geht, dann kommt doch sicherlich so viel Geld zusammen, dass man auch den Ministranten, die ihren Dienst ja als eine Art Arbeit betreiben, etwas davon abgibt. Immerhin opfern sie ja auch ihre Freizeit für das Wohl der Kirche.
Was meint ihr dazu? Denkt ihr auch, dass man da etwas ändern sollte und die Ministranten für ihre Arbeit belohnen sollte? Es muss ja nicht immer ein Geldbetrag sein, man könnte ja einmal im Jahr eine Fahrt zu einem Freizeitpark, beispielsweise, veranstalten, wo dann alle Ministranten eingeladen werden und mitfahren können. Meint ihr, wenn man die Ministranten für ihre freiwillige Arbeit auch entlohnen würde, würden sich wieder mehr Kinder dazu bereit erklären den Dienst als Ministrant auszuführen? Oder meint ihr, dass man als Kind selbst entscheiden sollte, ob man ministrieren möchte und es wenn schon zum Dank Gottes machen sollte?
Ich war selbst Ministrant und habe die Aufgaben eigentlich gerne verrichtet. Man hat regelmäßig andere religiöse Jugendlich getroffen und konnte vor und nach dem Gottesdienst ein bisschen über Gott und die Welt reden. Eine direkte Belohnung für Ministranten gab es nicht, fand ich aber auch nicht notwendig. Oft wurden von der Kirchengemeinde Fahrten in Freizeitparks, Schwimmbäder oder ins Ausland organisiert. Man konnte also als Messdiener, aber auch als "normales" Mitglied der Kirche an so einer Fahrt teilnehmen.
Ich denke, dass reicht auch als Belohnung man sollte als Kind auch mal lernen etwas zu tun, was nicht sofort einen direkten Vorteil bringt. Spaß hat die Arbeit den meisten von uns sowieso gemacht.
Ich persönlich habe aus Zeitmangel aufgehört mit dem ministrieren, Fußball fand ich einfach schon immer wichtiger. Nichtsdestotrotz hat mir die Aufgabe des Messdieners trotzdem Spaß gemacht und ich denke ein direkte Bezahlung kommt gar nicht in Frage, es gibt von vielen Kirchen auch so genügend Freizeitangebote.
Auch wenn die Ministranten für ihre Kirchendienste Geld bekommen, sind sie nicht bereit, den Dienst am Sonntag Morgen anzutreten. Nebenbei bemerkt, du sprichst von Arbeit! Kinderarbeit ist in Deutschland verboten. Oder meinst du, dass der Staat eine Ausnahme zugunsten der Kirche macht? Die Kirche nimmt immer noch viel ein und dabei hilft ihr der Staat durch den Direktabzug der Kirchensteuer vom Lohn. Also könnte die Kirche auch arbeitslose Jugendliche für Kirchendienste heranziehen und die entlohnen. Aber gerade die Kirche will ja nur Geld einnehmen und nicht ausgeben. Dann soll sie sich doch einen Notenständer dahinstellen und das Buch darauflegen.
Ich komme aus einem ziemlich kleinen Örtchen, wir haben hier eine evangelische und eine katholische Kirche. Als ich noch jünger war, haben meine Eltern darauf bestanden, dass ich regelmäßig die Kirche besucht habe, als ich dann älter wurde, habe ich mich dagegen gewehrt und bin auch nicht mehr in die Kirche gegangen, sondern ausgetreten. Auf jeden Fall gab es bei uns wohl verhältnismäßig viele Messdiener, zumindest früher. Es waren einige dabei, die das schon seit ihrer Kindheit machen, ein Messdiener war noch als Erwachsener dabei und einige junge Erwachsene haben das auch noch gemacht. Es sind eben gläubige Menschen, die von der Sache überzeugt sind, es ist also kein Wunder, dass sie das auch noch so lange machen.
Von den jungen Kommunionkindern sind auch sehr viele wieder zu den Messdienern gegangen und haben dann so die ersetzt, die aus diesem Dienst ausgetreten sind. Es kam eigentlich immer ein kleiner Nachschub, so dass nie daran mangelte. Mein Bruder war damals auch unter den Messdienern und es hat sich wohl auch seiner Meinung nach gelohnt, dort teilzunehmen. Er meinte, dass im Umkleideraum der Messdiener beispielsweise häufiger Süßigkeiten ausgelegen hätten und ein bis zweimal im Jahr, wurden dann mit den Messdienern Ausflüge unternommen. Es war mal der Movie Park, mal waren sie auf einer Kirmes unterwegs, wo der Pfarrer dann die Kosten für die Geräte übernommen hat und ein anderes Mal waren alle gemeinsam Schwimmen. Im Ganzen war das für die Messdiener also sicherlich ein Spaß.
Deine Forderung, Messdienern Geld für das Dienen in der Kirche zu bezahlen, finde ich aber ehrlich gesagt ein bisschen lächerlich. Es heißt ja nicht umsonst ''Messdiener'' und die Messdiener werden auch nicht angeworben oder so, sondern dürfen sich frei dafür entscheiden, ob sie das tun oder nicht und wenn einige meinen, dass das nicht in Ordnung wäre, wenn man sie dafür nicht bezahlen würde, dann machen diese Personen das eben nicht, wo ist das Problem? Der Dienst an Gott sollte meiner Meinung nach in diesem Falle definitiv nicht bezahlt werden, zumal das auch freiwillig ist und wer gläubig ist, der sollte das eben machen und nicht als Nebenverdienst nutzen.
Bestimmt würden sich mehr Ministranten finden, wenn sie dafür bezahlt werden würden, aber genau das wäre wohl falsch und völlig entgegen dem Sinn des Ganzen. Es soll sich bei der Arbeit, die Ministranten verrichten und die sicherlich nicht zu viel verlangt ist, doch um eine Hilfestellung handeln, die freiwillig und gerne geleistet wird, weil man als Ministrant nichts anderes ist als ein aktives Mitglied innerhalb einer Kirchengemeinde. Wenn man das mit einem Verein vergleichen will, könnte man sagen, dass hier auch jeder mitanpacken sollte, damit die Abläufe funktionieren und davon wiederum alle Vereinsmitglieder profitieren. Auch in einem Verein wäre man enttäuscht, wenn man die Mitglieder mit Bezahlungen dazu bringen müsste, freiwillig und ehrenamtlich zu helfen, und genau so verhält es sich eben auch mit den Ministranten. Geld wäre also meiner Meinung nach einfach falsch, weil es die Freiwilligkeit wohl in den meisten Fällen verhindert, die hier aber wohl das A und O sein sollte. Immerhin wird auch niemand gezwungen und es wird nicht eingefordert, dass die Kinder der Kirchengemeinde zu ministrieren haben, also ist schon das Ministrieren an sich eine freiwillige Leistung. Das sollte sie auf jeden Fall auch bleiben – ohne zusätzliche Verlockung in Form einer Bezahlung.
Ich selbst war vor vielen Jahren auch eine Zeit lang Ministrantin und bin dort über die Leiterin der Minigruppe hineingeraten, die mit meiner Schwester eng befreundet war. Es hat lange gedauert, bis mir dieses Angebot gemacht wurde und ich glaube heute, dass es bei diesem Angebot auch gar nicht in erster Linie um das Ministrieren ging, sondern eher darum, mich als Kind in eine Gruppe zu integrieren. Ich bin also mal mit zur Minigruppe gefahren, während diese ihr wöchentliches Treffen abgehalten hat, um mir das einmal anzusehen und ich war total begeistert, denn diese Minigruppentreffen waren im Grunde genommen nichts weiter als ein Tag in der Woche, an dem sich viele Kinder trafen und gemeinsam backten oder spielten. Auch Ausflüge wurden unternommen, allerdings habe ich keinen solchen in einen Freizeitpark miterlebt, obwohl das nach den Vorträgen meiner Vorredner ja beinahe üblich zu sein scheint. Dafür war ich einmal mit in einem Spaßbad, was auch wirklich toll war, und lustig fand ich damals dass der Pfarrer auch dabei war und übrigens auch die Rutschen benutzt hat.
Diese Minigruppe war also wirklich eine tolle Sache und ich bin sehr gerne hingegangen, weil ich die Kinder alle mochte und mich auch sofort integriert und angenommen gefühlt habe, was ich so als Kind selten kannte. Das Ministrieren am Sonntag, was damals schon keine Verpflichtung war, sondern, wenn man in der Minigruppe war, jeweils wöchentlich eingeteilt wurde, nachdem man gefragt worden war, ob man ministrieren möchte und überhaupt Zeit hat, war eigentlich der kleinere Teil dieses Ganzen, allerdings hat mir das Ministrieren auch wirklich Spaß gemacht. Es ist etwas anderes, aktiv mitwirken zu können und die teilweise wirklich langweiligen Gottesdienste wurden so außerdem auch bedeutend weniger langweilig, denn wir hatten ja doch immer wieder etwas zu tun.
Heute muss ich aber sagen, dass wir damals einerseits nicht wenige Ministranten waren, sondern es je Gottesdienst in der Regel zehn bis zwölf Messdiener gab, die eingeteilt waren, und andererseits denke ich, dass es vielleicht unglücklich ist, dass man als jemand, der einen Gottesdienst besucht und ansonsten keine weitere Verbindung zu dieser Kirchengemeinde hat, gar nicht mitbekommt, was den Ministranten im Rahmen dieser Gemeinschaft, dieser Gruppe, überhaupt geboten wird. Diesen Einblick habe ich erst gewinnen können, als ich mir das damals angesehen habe, und ich fand es damals schon überraschend, wie viel den Ministranten an Aktionen geboten wird. Hätte ich all das früher gewusst, dann wäre ich sicherlich schon als deutlich kleineres Kind in die Minigruppe gegangen, und ich kann mir gut vorstellen, dass es auch heute noch einige Kinder gäbe, die sich für das Ministrieren begeistern könnten, wenn sie eben einen solchen Einblick von außen bekommen würden.
Eine Bezahlung als Lockmittel ist allerdings sicherlich falsch, schon vom Grundgedanken her, und ich finde auch, dass es nicht wirklich notwendig wäre, dass man Ministranten Ausflüge in Freizeitparks ermöglicht, weil diese mit nicht gerade geringen Kosten verbunden sind. Ich finde es aber toll, wenn eine Kirchengemeinde so etwas macht, zumal die Gegenleistung, die ja nun mal von den Ministranten nicht erwartet wird (oder jedenfalls in meinem Fall damals nicht), dagegen betrachtete eine ziemlich geringe ist.
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