„Aus den Augen, aus dem Sinn“ - trifft es auf Euch zu?
Mit der im Titel genannten Redewendung bin ich das erste Mal als Kind konfrontiert worden, als ich von Norddeutschland mit meiner Familie nach Süddeutschland gezogen bin. Damals fiel mir die Trennung von meinen Freunden und von der Grundschule richtig schwer und ich weiß noch, dass ich allen, die mir etwas bedeutet haben, hoch und heilig geschworen habe, ihnen Briefe zu schreiben. Die Mutter einer Freundin von mir, zu der ich auch heute, also über 20 Jahre später, tatsächlich noch Kontakt habe, sagte damals, als sie dieses Abschiedsszenario mitbekam: „Na, mal sehen. Aus den Augen, aus dem Sinn.“ Ich habe das damals nicht wirklich verstanden und diese Redewendung wurde mir auch erst einige Jahre später in einem anderen Zusammenhang erklärt.
Nun muss ich sagen, dass ich tatsächlich nicht dazu neige, Menschen zu vergessen Wen ich einmal kenne, der ist in meinen Gedanken und in meinem Herzen – der eine sicherlich mehr, der andere wiederum weniger, aber jeder hat in meinem Leben einen festen Platz. Wenn ich mich längere Zeit nicht bei jemandem melde, so bedeutet das noch lange nicht, dass ich denjenigen auch gleichzeitig vergessen habe, denn ich vergesse Menschen nicht. Ich denke sogar sehr häufig über diejenigen nach und auch intensiv an sie, denen ich längere Zeit kein Lebenszeichen mehr zukommen lassen habe. Vergessen ist also wirklich etwas anderes und es kommt auch nicht dazu, dass ein Kontakt einfach komplett endet, sofern er nicht gezielt abgebrochen wurde – jedenfalls nicht bei mir.
Mir ist soeben aber aufgefallen, dass ich offenbar eine Neigung dazu besitze, Lebensmittel zu vergessen, die ich irgendwann gekauft habe, vor allem wohl dann, wenn diese irgendwo anders aufbewahrt werden als für sie eigentlich üblich. Für Süßigkeiten habe ich nämlich einen bestimmten Platz in der Küche, und nachdem dieser auch noch andere Lebensmittel beinhaltet und kürzlich zu voll gewesen ist, um die neuesten Süßigkeitenkäufe dort auch noch zu verstauen, habe ich kurzerhand einen weiteren Platz für diese Süßigkeiten bestimmt. Gerade eben habe ich den Küchenschrank, den ich quasi als Erweiterung vorgesehen habe, geöffnet, weil ich etwas anders herausholen wollte. Und bei dieser Gelegenheit kam mir der Gedanke: „Ach, ich habe ja noch...“ Da fiel mir doch glatt auf, dass ich die Existenz dieser dort aufbewahrten Süßigkeiten tatsächlich völlig vergessen hatte.
Als ich dann darüber nachgedacht habe, fiel mir auf, dass mir das auch mit Gegenständen so geht. Was ich im Laufe meines Lebens so an Habseligkeiten angeschafft habe, ist für mich nicht unbedingt so direkt greifbar und vieles davon befindet sich in irgendwelchen Schränken, in hinteren Ecken von Regalen, einem abgelegeneren Raum oder auch im Keller. Hin und wieder kommt es dann vor, dass ich diese Dinge, die ich nicht sehe, also nicht „in den Augen“ habe, zufällig wiederfinde, indem ich sozusagen darüber stolpere. Und dann frage ich mich auch wirklich jedes Mal wieder, wie ich es eigentlich vergessen konnte, dass ich das jeweilige Teil besitze, weil mir dieser Gegenstand auch gar nicht immer unwichtig ist, sondern vielleicht durchaus eine eigentlich nützliche Bedeutung für mich hat und auch seinen Zweck erfüllen würde. Aber ich vergesse tatsächlich, dass ich diesen Gegenstand besitze, wenn ich ihn nicht sehen kann.
Geht Euch das auch so, dass es Bereiche in Eurem Leben gibt, die ihr immer wieder regelmäßig zum Teil einfach vergesst und die mit dieser Redewendung zu tun haben? Sind es bei Euch wirklich Menschen, die aus Eurem Sinn entschwinden, wenn Ihr sie nicht mehr seht oder bezieht sich dieser Spruch bei Euch auch eher auf andere Bereiche? Oder habt Ihr solche Beobachtungen generell möglicherweise vielleicht sogar noch gar nicht bei Euch selbst machen können?
Ich habe das Problem mit Gegenständen auch. Im Büro erstreckt sich das auch weiter auf Geschäftsunterlagen, was meine Kollegin furchtbar aufregt. Die verlässt ihren Arbeitsplatz immer wie geleckt, bei mir bleiben unbearbeitete Dinge bis zur Erledigung auf dem Tisch, weil bei mir einfach alles, was irgendwo in einem Schrank oder in einer Schublade liegt, einfach bei mir nicht mehr auf dem Radarschirm ist. Ich habe deshalb auch schon Bücher doppelt im Regal gefunden. Weil ich einfach vergessen hatte, das ich schon eins habe und dann ein weiteres gekauft habe.
Bei mir kommt das wohl eher bei Personen vor. Wenn ich Personen eine Zeit lang regelmäßig treffe, dann bin ich mir ihrer auch bewusst und alles ist gut, aber dann sieht man sich eben vielleicht mal eine Zeit lang nicht und man nimmt sich vor, in Kontakt zu bleiben, weil man etwas bestimmtes unternehmen möchte oder so, aber wenn sich die Person dann nicht meldet, kommt von mir meistens auch nichts,weil ich die Person einfach vergesse, wenn ich sie nicht mehr regelmäßig sehe, so schnell geht das bei mir. Deswegen bricht dann der Kontakt zu Personen die weggezogen sind, durch mich auch relativ schnell ab.
Bei Gegenständen passiert mir das selten, es handelt sich dann meistens wirklich eher um Gegenstände, die ich eben nicht oft nutze und dann irgendwo verstaue, wo ich sie nicht wiederfinde, wenn ich sie denn brauche. Manchmal tue ich auch Dinge weg, die ich dann vergesse und sie irgendwann wieder finde und mir dann denke, oh, wo kommt denn diese DVD oder Schokolade her. Aber auch das ist eher selten der Fall.
Ich kenne diese Redewendung auch mehr in Verbindung mit Menschen als mit Gegenständen. Bei mir war es nach dem Schulabschluss ähnlich. Ein paar Leute aus der Klasse waren bereits nach wenigen Tagen schon nahezu vergessen. Das mag vielleicht etwas traurig klingen ist aber nun mal so. Viele Personen kommen einem dann monate- oder gar jahrelang nicht mehr in den Sinn. Wenn man diese Person dann doch mal wieder trifft, dann macht es richtig klick im Kopf. Da wird ein richtig großer Schalter in diesen Moment umgelegt. Man begegnet jemanden und erinnert sich und vergisst auch wieder. Wie sehr man sich an die Menschen erinnert kommt wohl darauf an, wie intensiv man mit jemanden Lebenserfahrungen gesammelt hat.
Diese Redewendung ist wohl eher für Personen gedacht. Sobald man keinen Kontakt mehr mit einer Person hat, hat man sie auch nicht mehr in Erinnerung und sie geht einem aus dem Kopf. Das heißt, man vergisst sie, egal ob es im privaten oder im geschäftlichen Bereich passiert, der Gedanke an sie ist verflogen, ist vom Gehirn eingemottet worden. Irgendwann, wenn diese Person wieder in unser Leben tritt, holt das Gehirn die Erinnerung wieder hervor. So ist wohl die Redewendung zu verstehen. Das heißt nicht, dass ich jede Person, die ich mal kannte, sofort vergesse. Das ist eher nicht der Fall.
Natürlich kann es so auch mit Sachen gehen, die man schön ordentlich wegpackt und sie vergisst. Oder sie verlegt und nicht mehr weiß, wo sie sind. Ob es allen Menschen so geht – ist anzunehmen. Jedenfalls habe ich Probleme damit.
Ich kenne das Problem auch mit Menschen, die ich in der Schule oder auch bei der Arbeit regelmäßig gesehen habe. Wenn man sich fast täglich sieht, versteht man sich sehr gut und denkt, dass es immer so bleiben wird. Wenn dann aber die Schule vorbei ist, oder auch Kollegen den Betrieb verlassen, schreibt man sich anfangs noch, bis der Kontakt irgendwann einschläft und nur noch ein Gruß zu Weihnachten und zum Geburtstag drin ist.
Es ist schade, dass es oft so kommt, aber vermutlich lässt es sich nicht ändern. Gerade nach der Schulzeit kommt es ja öfter vor, zumindest war es bei mir so, dass sich die Interessen verändern und man sich auch durch unterschiedliche Berufe ein Stück weit auseinander lebt. Bei Gegenständen habe ich das Problem eher selten. Sicher finde ich auch schon mal Sachen, von denen ich schon gar nicht mehr wusste, dass ich sie besitze, aber hierzu passt das Sprichwort nicht so ganz, finde ich.
Dieser Spruch trifft bei mir auf keinen Fall auf Personen zu. Lerne ich eine Person kennen, dann kann ich sie niemals mehr vergessen. Dabei ist es völlig egal, ob ich mich gut mit ihr verstanden habe oder nicht. Sobald ich mehrmals etwas mit einer Person zu tun habe, dann bleibt sie mir auch einfach im Gedächtnis. Von daher kommt es auch regelmäßig vor, dass ich über alte Klassenkameraden von mir nachdenke. Ich habe noch keinen Klassenkamerad von mir vergessen und ich kann mich noch an alle Personen gut erinnern, mit denen ich früher in der Klasse war. Immerhin hatte ich ja ziemlich viel mit den Personen zu tun und ich kann mir nicht vorstellen, dass man das dann so einfach vergisst.
Bei mir ist es leider auch oft vorgekommen, dass Freunde von mir weggezogen sind und dass der Kontakt dann auch irgendwann abgebrochen ist. Das finde ich wirklich sehr schade und auch heute gibt es noch Momente, in denen ich daran denke, wie schade es eben ist, dass ich keinen Kontakt mehr mit diesen Freunden habe. Ich würde es mir eben auch wünschen, wieder Kontakt zu haben, was jedoch leider nicht immer möglich ist.
Anders ist es bei irgendwelchen Gegenständen oder Kleidungsstücken. Oftmals passiert es, dass ich mir ein neues Oberteil oder eine Hose kaufe und diese Sachen dann im Schrank verstaue, wo ich sie dann ganz einfach vergesse. Da ich Unmengen an Kleidungsstücken habe, kommt das leider auch sehr oft vor und auch bei Kosmetik ist das oftmals der Fall. Dabei bin ich dann immer ganz überrascht, wenn mir die Sachen wieder unter die Augen kommen, da ich eben gar nicht mehr daran gedacht habe. Dann ist das aber in dem Moment auch immer so, als ob ich mir etwas Neues gekauft hätte und deshalb freue ich mich dann auch immer sehr über meinen Fund.
Es kommt darauf an, was man darunter versteht. Auf mich trifft das schon zu, aber nur insofern, dass ich im Alltag eben diese Sachen vergesse. Ich vergesse gerade Gegenstände dann gerne, wenn sie nicht ständig im Weg herum stehen, sondern im Schrank versteckt worden sind und ich sie nicht brauche. Aber spätestens wenn ich etwas brauche fällt es mir direkt wieder ein, wo ich das habe.
Ich weiß zum Beispiel genau wo der Locher und der Tacker oder das Klebeband lagern. Diese haben seit Jahren immer denselben Stammplatz im Schrank. Aber wenn ich sie nicht brauche, "vergesse" ich eben, dass sie noch existieren. Warum sollte ich ständig ohne Bedarf an solche Hilfsmittel denken?
Bei Menschen ist es ähnlich. Ich vergesse zwar nicht, dass sie existieren, selbst wenn sie weiter weg wohnen. Aber man denkt eben nicht ständig daran, wenn man weniger mit diesen Menschen zu tun hat. Soll heißen, dass ich vergesse mich bei Menschen regelmäßig zu melden, die weiter weg wohnen und bei denen ein Treffen nicht einfach so möglich ist.
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