Seelsorge macht Ratsuchender Vorwürfe
Ich bin gerade ein wenig aufgebracht, denn eine gute Freundin hat mich eben angerufen. Sie hat mir eine Situation geschildert, von der ich euch auch gerne berichten würde. Vielleicht fällt euch ja etwas dazu ein.
Und zwar ist es so, dass diese Freundin von mir noch etwas jünger ist. Sie geht noch zur Schule, macht bald ihr Abitur, und hat mit ihren Eltern manchmal arge Probleme. Aber zu sehr ins Detail muss man das hier wohl auch nicht treiben. Jedenfalls hat diese Freundin sich, wenn sie sich zu schlecht fühlte, an eine gar nicht so unbekannte, große Seelsorge-Einrichtung gewandt. Ob ich hier den Namen nennen soll, weiß ich nicht, nicht, dass es als böse Unterstellung gewertet wird. Also sprechen wir hier einfach einmal von "der Seelsorge". Ist ja eigentlich auch fast egal, welche es genau ist, es gibt ja mehrere, aber an dem Problem ändert das nichts.
Dieser Seelsorge-Einrichtung kann man auch per E-Mail seine Probleme schildern. Das hat meine Freundin gemacht, sie hat eine konkrete Frage gestellt und war bereit, mit dem Berater gemeinsam über die Lösungsansätze nachzudenken. Der Berater wirkte wohl von Anfang an schon etwas flapsig, machte aber insgesamt drei Vorschläge. Diese ist meine Freundin alle durchgegangen, hat sie auch mit mir persönlich diskutiert, und letztendlich musste sie dem Berater aber leider sagen, dass diese drei Vorschläge alle noch nicht so wirklich funktionieren. Einen hat sie probiert, sie hat sich auch weiter in die Richtung informiert, aber es war eben noch kein wirklich guter Tipp dabei.
Die Freundin schrieb das dem Berater auch immer nett zurück und erklärte, was denn an den einzelnen Dingen nicht geht. Auch mir hat sie die Sachen erklärt, und auf mich wirkten die Begründungen immer sehr plausibel. Sie hat dann noch einmal den Berater gefragt, ob es vielleicht sonst noch eine Möglichkeit gäbe, beziehungsweise hat sogar selbst einen Vorschlag gemacht, und nachgefragt, ob der Berater glaube, dass der Vorschlag eine Chance, versucht zu werden, verdiene. Oder ob das eben völliger Murx und Zeitverschwendung wäre, weil das so sowieso höchstwahrscheinlich nicht funktioniere.
Daraufhin antwortete der Berater sehr beleidigt und warf meiner Freundin, ohne überhaupt auf ihre geäußerte Idee einzugehen, bloß vor, er könne ja doch sagen, was er wolle, sie lehne seine Vorschläge ja aus Prinzip ab. Immer fielen ihr Ausreden ein, wieso es nicht ginge, und von daher könne er sich all das ja sparen. Sie sei ja wohl bloß zu faul, etwas zu unternehmen, oder habe Spaß daran, seine Vorschläge abzulehnen. Das sagt der Mann, obwohl er, im Gegensatz zu mir, gar nicht genau weiß, welche Lebensumstände meine Freundin so hat, und dass seine bisherigen Vorschläge da wirklich nichts nützen! Aber er tut es natürlich als bloße Ausreden von ihr ab.
Ehrlich gesagt, ich bin jetzt wirklich wütend. Wenn es jemandem so schlecht geht, dass er bei einer Seelsorge anruft oder dorthin E-Mails sendet, dann macht er das doch nicht allein zum Spaß! Und vor allen Dingen doch sicherlich nicht mit der Absicht, sich dann auch noch anmaulen zu lassen und sich irgendwelche Unterstellungen und "Selbst Schuld"-Sprüche anhören zu lassen. Speist man dort etwa alle Menschen so ab, auch die Depressiven oder die Suizidgefährdeten, die sich dort melden? Das ist doch wohl die Höhe.
Ich weiß, dass natürlich auch Berater nur normale Menschen sind. Auch, wenn sie Schulungen machen, sie bleiben menschlich. Aber trotzdem sollte ein Berater doch auch, wenn er einmal "einen schlechten Tag hat", nicht so mies einem Hilfesuchenden begegnen, oder? Meine Freundin war jedenfalls arg am Weinen, als sie vorgeworfen bekommen hat, zu Unrecht, dass sie ja bloß zu faul sei. Nun überlegen wir, ob sie das diesem Berater mitteilen sollte. Oder was sich da sonst machen lässt.
Sollte sie dem Berater überhaupt noch einmal schreiben? Wenn ja, was wäre angemessen? Oder sollte sie sich vielleicht auch bei der Zentrale dieses Dienstes melden und dort äußern, dass sie dieses Verhalten unangemessen findet?
Die Reaktion dieses Beraters erscheint in der Tat sehr merkwürdig, und ich denke nicht, dass das Gang und Gäbe bei den Seelsorge-Diensten ist, obwohl ich mit der Seelsorge bisher leider keinerlei Erfahrungen gemacht habe und insofern nicht mit irgendwelchen eigenen Erfahrungsberichten dienen kann. Allerdings meine ich, dass ich mal in einem Bericht über solche Seelsorge-Hotlines, wie es sie auch gibt, mal erfahren habe, dass nicht jeder Mitarbeiter einer solchen Seelsorge-Einrichtung über eine entsprechende Ausbildung im psychologischen oder wenigstens pädagogischen Bereich verfügt. Jedenfalls wurden in diesem Bericht auf einem dritten Sender vor allem solche Seelsorge-Dienste gezeigt, in denen sich Theologen um die eigentliche Seelsorge-Arbeit kümmern und dies, wenn ich mich richtig entsinne, ehrenamtlich tun.
Jedenfalls denke ich, dass Dein Ärger durchaus berechtigt ist und das Verhalten dieses Beraters grundsätzlich nicht tragbar sein dürfte, egal, ob er nun eine entsprechende fachliche Kompetenz im Umgang mit Menschen, die solche Seelsorge-Dienste bemühen wollen, vorweisen kann oder eben nicht. Es gibt sicherlich bestimmte Verhaltensregeln und Anweisungen, wie man mit den Hilfesuchenden umzugehen hat und ich glaube kaum, dass Provokation hierzu ebenfalls zählt, denn als solche könnte man die Antwort dieses merkwürdigen Beraters durchaus noch durchgehen lassen. Es wäre mir aber neu, dass eine solche Vorgehensweise üblich ist und schon aus diesem Grunde würde ich wohl einmal bei der Leitung dieses Dienstes nachhaken und versuchen, in Erfahrung zu bringen, was man von dort aus zu der Reaktion des betreffenden Seelsorgers zu sagen hat.
Ich finde es jetzt schwierig was dazu zu sagen, denn wir wissen hier wirklich nicht, um was es geht. Hätte man da jetzt ein konkretes Beispiel wäre das natürlich wesentlich einfacher. Generell sollten solche Leute immer neutral sein und niemals jemandem Vorwürfe machen. Man muss ja bedenken, dass derjenige ein Problem hat und sich sicherlich nicht aus Langweile an diese Seelsorge wendet (ausgenommen solche, die sich da wirklich einen Spaß erlauben; ich denke das die sich da mit solchen Leuten auch viel herum ärgern müssen).
Aber du musst es auch mal so sehen: wenn man drei Vorschläge macht und keiner wird angenommen, dann ist das vielleicht schon so, dass man sich die Frage stellt, ob derjenige kategorisch einfach alles ablehnt. Da macht man sich die Mühe und denkt intensiv über die Situation nach und dann wird keiner dieser Lösungsmöglichkeiten angenommen. Aber wie gesagt, im Grunde müssten wir jetzt an der Stelle schon wissen, um was es sich dabei handelt und ob es wirklich so scheint, als wäre es nicht umsetzbar oder ob man den Eindruck haben könnte, dass deine Freundin nur keine Lust dazu hat.
Vielleicht fühlt der Berater sich auch veralbert? Wie bereits erwähnt ärgern die sich ganz sicher auch mit Fakern herum und vielleicht hat er den Eindruck, dass deine Freundin sich einen Spaß erlaubt. Auch das kann ich ja schlecht beurteilen. Aber wenn deine Freundin mit dem Ton nicht einverstanden ist, wieso schreibt sie demjenigen das nicht so? Da kann man meiner Meinung durchaus schreiben, dass man ernsthaft an einem Ratschlag interessiert ist und auch versucht, dass umzusetzen, aber wenn es nicht möglich ist, dann ist das eben so. Und das man sich über den Ton desjenigen ärgert kann man meiner Meinung nach auch mitteilen. Die machen das ja sonst auch mit anderen und das geht in dem "Beruf" (ich weiß ja nicht, ob die das wirklich gelernt haben) gar nicht.
winny2311 hat geschrieben:Da macht man sich die Mühe und denkt intensiv über die Situation nach und dann wird keiner dieser Lösungsmöglichkeiten angenommen.
Also, von dem her, was meine Freundin mir berichtet hat, wirkte der Berater allgemein etwas nachlässig. Zum Beispiel hat er auch Fragen gestellt, die sie ihm eigentlich vorher schon beantwortet hatte, und das mehrfach. Ebenso waren seine Vorschläge zum Teil wohl ziemliche Binsenweisheiten. Also sinngemäß so, als wenn du einer Person, die eine andere Person auf etwas ansprechen soll, die aber einfach nicht durchdringen kann, weil ihr von dieser Person einfach nicht zugehört wird, immer wieder einfach nur raten würdest: "Reden Sie mit ihm!" Also im Grunde völlig sinnlose Ratschläge.
Allgemein lief da wohl Einiges nicht so gut, da war ja, wie ich schon erwähnte, auch dieser flapsige Ton. Meine Freundin ist da leider etwas scheu, da dann auch klar zu sagen, dass es ihr so nicht passt. Vielleicht sollte ich sie da motivieren, sich in solchen Dingen etwas dominanter darzustellen und sich Gehör zu verschaffen. Wobei die Frage ist, ob jemand, der flapsig vor sich hin schwafelt, statt echte Hilfe zu geben, sich von solchen Aussprüchen beeindrucken lassen würde.
Dass jemand sich vielleicht auch veräppelt vorkommen könnte, kann ich mir ja auch vorstellen. Aber selbst dann sollte ein Berater vielleicht erst ruhig seine Vermutung äußern, dass er beflunkert wird, statt gleich aggressiv zu werden und Vorwürfe an den Ratsuchenden zu richten, oder?
Ich kenne mich jetzt auch nicht wirklich mit Seelsorgern aus, aber was ich mir jetzt eher vorstellen kann ist, weil sie ja über Email Kontakt hatten, vielleicht auch beide aneinander vorbei geredet haben. Gerade wenn man viele Probleme hat, stelle ich mir das schwieriger vor darüber zu schreiben als zu telefonieren. Am Telefon kann man ja Stimmlage und so weiter besser den Sätzen zuordnen. Ich kenne das vom chatten mit einer Freundin, wenn sie Probleme hat, muss ich auch meistens dreimal nachhaken, um wirklich zu verstehen was sie meint. Vielleicht war das ja auch der Grund warum der Seelsorger einige Male das Gleiche angesprochen hat.
Ich würde ihn jetzt deswegen nicht vorverurteilen, sondern vielleicht mal mit ihm am Telefon alles mit ihm besprechen, diese Hotlines sind ja eigentlich auch meistens kostenlos. Oder ich würde mich mal erkundigen, ob ein persönliches Gespräch möglich wäre. Dann kann man meistens alles besser abklären.
Ich würde eher sagen, dass er mehrere Fragen wiederholt gestellt hat, dürfte eher dem geschuldet sein, dass er unkonzentriert gearbeitet beziehungsweise den Gesprächsverlauft nicht erneut nachgesehen hat, und daher gar nicht wusste, was bisher schon besprochen wurde. Für mich definitiv ein unprofessionelles Verhalten, das zur flapsigen Art passt. Aber vielleicht irre ich mich auch total und er hat sie wirklich nur missverstanden.
Wobei das ja wohl auch dann keine Sätze wie, dass sie ja selbst schuld sei, und dass sie ja nur aus Faulheit seine Tipps ablehnen würde, rechtfertigen würde. Ich glaube, bei solchen Vorwürfen gibt es doch nicht viel misszuverstehen, oder?
Ich werde mal meine Freundin fragen, ob sie den Menschen nach einem Telefonat fragen möchte. Wenn ich daran denke, wie ich in der Situation reagieren würde, so würde ich wohl eher den Kontakt zu dem Berater direkt abbrechen und mir einen anderen Berater suchen oder eine andere Hilfsstelle. Aber ich kann sie ja mal fragen, was sie davon hält. Und ob das überhaupt möglich ist, also ob bei der E-Mail-Beratung überhaupt dieselben Leute sitzen, wie bei der Telefonberatung. Ich weiß nicht, wie die das da intern handhaben.
Ein persönliches Treffen sollte übrigens nicht möglich sein, da die Berater über ganz Deutschland verteilt sind. Außerdem soll auch die Identität vom Berater anonym bleiben. Wieso, das erschließt sich mir nicht so ganz, da sich ja eigentlich keiner seiner Ratschläge schämen sollte. Zumindest würde ich mir über meine Ratschläge Gedanken machen, wenn ich nicht voll dahinter stehen würde. Aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls wäre wohl wegen der Wahrung der Anonymität und wegen der Standorte in ganz Deutschland ein persönliches Treffen wohl eher ausgeschlossen.
Ich denke aber schon, dass bei Außenstehenden schnell der Eindruck entstehen kann, dass jemand alles ablehnt, wenn mehrere Vorschläge gemacht wurden und dieses dann aus jeweils unterschiedlichen Gründen nicht umgesetzt werden. Selbst wenn es für den Betreffenden total logisch ist, warum dieses oder jenes nicht funktionierte, so können andere das mitunter nicht nachvollziehen und sind dann vielleicht sogar etwas vor den Kopf gestoßen, dass „ihre Vorschläge“ nicht „richtig“ angewendet wirken
Zudem kann man ja von einer Seelsorge-Hotline oder Mail-Seelsorge keine tiefgründigen individuellen Antworten erwarten – es ist nun mal eher ein „Sich-Die-Sorgen-Von-Der-Seele-Reden“, aber keine Psychotherapie. Wer ernsthafte Probleme hat und lernen möchte, damit umzugehen (d.h. auch eine Verhaltensänderung anstrebt), der sollte eben doch lieber zum Therapeuten gehen.
Auch muss man ja bedenken, dass die Seelsorger ehrenamtlich arbeiten, also entweder gar nichts oder nur eine kleine Aufwandsentschädigung bekommen. Die werden daher sicherlich auch eher so nebenbei beratende Mails schreiben, eben weil das in Kombination mit einem beruf auch nicht anders umsetzbar ist. Ich würde daher niemanden dafür verurteilen, weil er zweimal die gleiche Frage gestellt hat.
Sowas ist selbst bei genauer Kenntnis der Situation - und die kennen wir hier ja nicht - immer schwierig zu beurteilen. Aus Situationen die ich persönlich miterlebt habe kann ich dazu nur sagen dass die meisten bemüh und kompetent sind, aber schwarze Schafe die einfach Standardantworten geben und genervt oder mit Ausflüchten reagieren wenn die nicht passen. Genauso kann es natürlich sein, dass er sich bemüht hat, die Vorschläge (möglicherweise berechtigt) abgetan wurden und sich dann aus Frust falsch verhalten hat. Was natürlich auch nicht gut ist, aber doch noch marginal besser.
Wie dem allen auch sei, dass das Verhalten des Beraters unprofessionell war, selbst WENN es sich bei der Anfrage um ein Fake handelt reagiert man eigentlich anders, ist relativ eindeutig, was man allerdings macht eine andere Frage. Da bin ich leider auch relativ ratlos, dazu müßtest du wirklich die Situation näher beschreiben.
Zitronengras hat geschrieben:Ich denke aber schon, dass bei Außenstehenden schnell der Eindruck entstehen kann, dass jemand alles ablehnt, wenn mehrere Vorschläge gemacht wurden und dieses dann aus jeweils unterschiedlichen Gründen nicht umgesetzt werden. Selbst wenn es für den Betreffenden total logisch ist, warum dieses oder jenes nicht funktionierte, so können andere das mitunter nicht nachvollziehen und sind dann vielleicht sogar etwas vor den Kopf gestoßen, dass „ihre Vorschläge“ nicht „richtig“ angewendet wirken
Nun, meine Freundin und ich sind zwar auf derselben Wellenlänge, vielleicht kann ich ihre Argumentationen nur daher gut nachvollziehen. Aber ich fand sie jedenfalls sehr plausibel, als ich mit ihr auch mal diese Vorschläge durchgegangen bin. Ich selbst helfe ihr ja auch, wo ich kann, nur bei bestimmten fachlichen Fragen kann ich als Laie halt nicht so antworten, wie das jemand können sollte, der bei so einer Seelsorge arbeitet. Das hätte ich bislang zumindest gedacht. Wie gesagt, sie hat ja die Vorschläge nicht einfach alle nur als falsch oder sinnlos abgetan, sondern hat immer erklärt und begründet, wieso da etwas nicht ginge, beziehungsweise wo die Schwierigkeiten liegen. Dass der Berater das individuell vielleicht trotzdem nicht verstehen konnte, kann natürlich sein. Trotzdem rechtfertigt das doch garantiert nicht, ausfallend zu werden.
Zitronengras hat geschrieben:Zudem kann man ja von einer Seelsorge-Hotline oder Mail-Seelsorge keine tiefgründigen individuellen Antworten erwarten – es ist nun mal eher ein „Sich-Die-Sorgen-Von-Der-Seele-Reden“, aber keine Psychotherapie. Wer ernsthafte Probleme hat und lernen möchte, damit umzugehen (d.h. auch eine Verhaltensänderung anstrebt), der sollte eben doch lieber zum Therapeuten gehen.
Es handelt sich in diesem Fall ja nicht einmal um irgendein psychisches Problem ihrerseits, sondern eher um enorm aggressive und nahezu auf eine pathologische Weise bevormundende Eltern. Da bringt es wohl kaum etwas, wenn meine Freundin zum Psychologen ginge, denn wenn, dann wäre das wohl für die Eltern angemessener, würde ich jedenfalls sagen, so wie ich die kenne.
Ohne das zu sehr vertiefen zu wollen, weil ich jetzt gerade nicht weiß, wie weit meine Freundin das befürworten würde, dass ich hier ihre Probleme veröffentliche, ist das Problem eher, wie meine Freundin mit ihren Eltern umgehen soll. Dazu stellte sie eben auch Fragen, und, ich denke, dass ich das schon soweit sagen darf, da sie das soweit auch schon einmal öffentlich in einem anderen Forum geschrieben hatte: Wenn ihre Eltern ihr bei keinem Wort zuhören und ihre Aussagen nur als "jugendliches Blahblah", dem man sowieso nicht zuhören müsste, abtun, dann bringt ein Rat des Beraters, mit den Eltern zu reden, ja wohl wirklich recht wenig. Und von dieser Qualität waren wohl alle Ratschläge. Ich weiß nicht, wie andere Menschen das sehen, aber auf mich wirkt es schon sinnlos, wenn jemand fragt, grob vereinfacht, "Meine Eltern hören mir nie zu, wie kann ich das ändern?", und dann als Antwort kommt: "Reden Sie mit ihren Eltern darüber!"
Und ich denke, hier wäre meiner Freundin ja nun wirklich nicht geholfen, wenn sie zum Psychologen ginge. Das könnte man bedenken, wenn sie unter dem elterlichen Konflikt bereits Depressionen, Angststörungen oder psychosomatische Folgeerkrankungen entwickeln würde, aber soweit ist es zum Glück noch nicht gekommen. Sie hält schon sehr gut durch, aber bei der Frage, wie man denn mit den Eltern umgehen kann, die sich so stur stellen, da hat sie nun halt eine Anlaufstelle gesucht, wo sie dazu vielleicht Tipps bekommen kann. Mit meinen Worten gesagt: Wenn man gemeinsam nach einer Lösung sucht, ist es ja möglich, "von außen" weitere Denkanstöße zu erhalten, auf die man alleine beim Nachdenken nicht gekommen wäre. Das war der Grund, wieso sie dieses Beratungsgespräch gesucht hat.
Und natürlich hat es sie arg gekränkt, dass ihr dann vorgeworfen wurde, sie sei im Grunde an der Weise, wie es ihr ginge, ja bloß selbst schuld, da sie zu faul sei, etwas zu ändern. Was soll sie denn machen, wenn noch kein sinnvoller Ratschlag genannt wurde? Wenn sie wüsste, was sie sonst noch tun könnte, hätte sie sich ja wohl kaum bei der Beratungsstelle gemeldet.
Ich finde das eine ziemlich komische Geschichte, denn eigentlich sollte so etwas ja nicht vor kommen. Das ist aber natürlich auch ziemlich schwer zu beantworten. Generell ist es aber wohl eher unüblich, dass so etwas vor kommt, denn die Seelsorger sollten sich doch wirklich eher als verständnisvolle Menschen präsentieren und die Ratsuchenden unterstützen, anstatt diese noch weiter mit ihren Vorwürfen zu belasten. Deshalb würde ich mich da an eine höher gestellte Person wenden, um dann eben zu sehen, ob und inwieweit das Verhalten des Seelsorgers angemessen ist. Allerdings würde ich dazu erst einmal abwarten, ob und wie sich das weiter entwickelt, denn es kann ja auch sein, dass deine Freundin einfach sehr sensibel ist und die Dinge nicht so richtig geschildert hat und deswegen vielleicht unbewusst ein wenig die Antwort zu verantworten hat.
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