Tischgebete - Wo und wann sind sie noch aktuell?

vom 21.01.2012, 19:26 Uhr

Ob es hier im Forum User gibt die beten wurde ja schon gefragt. Mich interessieren aber speziell die Tischgebete. Als ich Kind war, mussten wir abwechselnd Tischgebete sprechen und ich fand es immer ganz furchtbar, mich bei Gott zu bedanken, wenn es wieder mal etwas gab, was ich absolut nicht mochte und so rutschte mir auch mal ein "Gebet" raus, wo ich sagte "Komm Herr Jesu, sei unser Gast, dann siehst du, was du uns beschert hast...". Da meine Mutter aber gerade da keinen Spaß verstand, durfte ich mit einer Ohrfeige aufstehen und ins Zimmer gehen. Da war ich ca 6 oder 7 Jahre alt.

Tischgebete sind in meinen Augen genau wie andere Gebete, die man den Kindern versucht aufs Auge zu drücken sinnlos. Aber wer wirklich glaubt, dass es einen Jesus oder Gott gibt ist da wohl anders. Deswegen akzeptiere ich auch, wenn jemand sich bei Gott oder Jesus oder bei wem auch immer für das Essen bedanken will.

Ich habe mich aber schon als Kind gefragt, was Jesus dazu beigetragen hat. Das Geld für das Essen hat mein Vater, bzw. meine Eltern verdient. Wir Kinder haben es meist eingekauft und meine Mutter hat es dann gekocht. Aber auch das ist wohl Glaubenssache. Wo und wann sind aber bei euch noch Tischgebete aktuell und betet ihr dann mit euren Kindern "vorgefertigte" Gebete oder macht ihr euch selber welche? Machen es eure Kinder freiwillig, dass sie Tischgebete sprechen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich bin nicht mit Tischgebeten aufgewachsen und kenne es nur, wenn wir die Cousine meines Vaters besuchen, die für mich so etwas wie eine Ersatz -Großmutter ist. Sie und ihr Mann sind sehr gläubig und dort wird vor dem Essen auch ein Tischgebet gesprochen.

Da ich das von zuhause nicht kannte, musste ich mich daran erst mal gewöhnen, dass man eben nicht sofort mit dem Essen anfängt, sobald der Teller voll ist, sondern erst das Tischgebet gesprochen wird. Wir haben dort jetzt schon länger nicht mehr gegessen, aber die Tischgebete, die Sie gesprochen haben, waren die bekannten und keine eigenen Sachen. Ich konnte aber leider nie mitsprechen, weil ich keine Tischgebete kannte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Tischgebete oder eben Gebete überhaupt machen doch nur bei gläubigen Menschen Sinn, oder besser gesagt haben dort überhaupt einen Sinn. In den sogenannten gläubigen Familien wird das in der Regel nur gemacht, wenn man eben auch nur unter sich ist. Haben diese Familien beispielsweise Besuch ohne eine gläubige Ausrichtung werden auch keine Tischgebete bei den Mahlzeiten gesprochen, denn der Besuch kann damit nichts anfangen.

Wenn diese Familien nun unter sich sind stören sie niemanden mit ihren Tischgebeten. Ich bin schon einmal als Besucher in eine solche Situation gekommen und haben dann erst einmal das Esszimmer verlassen, denn ich bin eben nicht gläubig. Die Familie verstand das und nach ihrem Tischgebet betrat ich wieder das Esszimmer und wir begannen mit dem eigentlichen Essen.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich bin innerhalb meiner Familie ohne Tischgebete aufgewachsen. Ich war jedoch in einem katholischen Kindergarten und da waren Tischgebete normale und tägliche Tagesordnung. Mich hat das als Kind überhaupt nicht gestört und ich habe sie sogar gerne gehabt. Im Kindergartenalter habe ich den Sinn der Aussage noch nicht so wirklich überlegt oder hinterfragt.

Im Kindergarten von meinem Sohn ist es auch so, dass ein Tischgebet gesprochen wird, obwohl es kein speziell katholischer Kindergarten ist, sondern ein Öffentlicher. Ich habe das auch schon in einem anderen Thread zum Thema gebracht, weil ich mich da auch gewundert habe und mich eben auch gefragt habe, ob es nicht- oder andersgläubige Familien stören könnte. Mich stört es wie gesagt nicht, obwohl ich selber auch aus der Kirche ausgetreten bin.

Bei mir zu Hause gibt es auch keine religiösen Tischgebete, allerdings habe ich es schon zur Gewohnheit gemacht, zum Essensbeginn der Hauptmahlzeiten einen kurzen Spruch aufzusagen. Das hat jedoch keinerlei religiösen Hintergrund, sondern ist eben einfach nur als Ritual zum Essensbeginn zu sehen. Außerdem hat mein Sohn mit drei Jahren eben gerne Sprüche aller Art. Ich habe es eine Zeit lang eigentlich nur mehr oder weniger als "Spaß" gemacht und mittlerweile möchte es mein Sohn selber. Ich werde ihn jedoch nie zwingen, irgendwelche Sprüche aufzusagen. Solange es ihm Spaß macht, ist es gut, wenn die Zeit vorbei ist und er es nicht mehr möchte, soll es mir genauso recht sein.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Mir blieben Tischgebete in meiner Kindheit glücklicherweise erspart, bis auf wenige Male. Einmal hatte nämlich meine kleine Schwester so einen "Gebetswürfel" bekommen, mit dem wir dann vielleicht 20 Mal beteten.

Mich ärgern allgemein diese sinnlosen Gebete, die man einfach nur auswendig lernt und dann runterrasselt, so wie das Vater-Unser, oder das "Gegrüßet seist du Maria", wie auch immer dieses Gebet heißt. Die wenigsten Menschen denken nach, was sie da gerade sagen, wenn man einen gläubigen Christen fragen würde, was der Inhalt dieses Gebets sei, würde dieser vermutlich das Gebet erst innerlich aufsagen müssen und darüber nachdenken.

Andererseits fände ich Tischgebete etwas anderer Art und Weise gut. Dass man sich für Essen bedankt ist eine gute Sache, da es immerhin nicht selbstverständlich ist, gerade in Zeiten der Bevölkerungsexplosion und des Klimawandels müssen viele Menschen hungern. Dabei muss man sich allerdings nicht bei dem konventionellen Gott bedanken, sondern bei der Natur.

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Bei uns zu Hause gab es früher durchaus Tischgebete – eigentlich, seit ich denken kann und auch bis zuletzt, bis ich also von zu Hause auszog. Ich selbst habe dann nicht mehr vor oder nach dem Essen gebetet, wie das in meinem Elternhaus üblich war, aber wenn ich meine Eltern heute besuche und bei ihnen esse, beteilige ich mich am Tischgebet, weil ich es irgendwie respektlos fände, das nicht zu tun und es mich auch nicht wirklich stört oder gegen meinen Willen oder meinen Glauben oder sonst irgendetwas verstößt, das zu tun. Ich halte es nur selbst nicht unbedingt für erforderlich und finde, dass es wichtigere glaubensbezogene Dinge tut, die man unternehmen kann als eben ausgerechnet ein Tischgebet zu sprechen, aber auch da lasse ich jedem seine eigene Meinung und werde keine Wertung treffen oder abgeben.

Als ich noch ein Kind war, habe ich die Tischgebete allerdings als ganz normal angesehen und auch freiwillig mitgemacht, jedenfalls hat mich keiner dazu gezwungen und es gehörte für mich einfach dazu. Ich erinnere mich auch noch ganz gut daran, dass wir mit meinem Opa zusammen mal in einem bayerischen Kloster zu Gast waren, in dem mein Opa wohl den Vorsteher recht gut kannte und mit ihm befreundet war. Dort wurden wir auch eingeladen, mit diesem Klostervorsteher und den Ordensschwestern zu essen und das war wirklich große Klasse! Bei dieser Gelegenheit wurde ich gebeten, doch das Tischgebet zu sprechen und ich weiß auch noch, dass ich damals sehr aufgeregt war, weil ich wusste, dass ich es hier sozusagen mit Gebets-Profis zu tun habe, die da sicherlich mehr können als ich. Außerdem war es bei uns zu Hause üblich, dass das Tischgebet von allen gemeinsam gesprochen wurde und nicht von einem alleine. Trotzdem habe ich mich überwunden, allen Mut zusammengenommen und ein paar Worte gesagt, und ich habe mich dann als kleines Kind auch total über die herzliche Anteilnahme gefreut, die mir entgegengebracht wurde. Aber dieser Tag im Kloster war generell wirklich schön und ich habe mich nicht nur wegen dieses Tischgebetes dort sehr wohl gefühlt.

Ob ich nun mit meinen eigenen Kindern Tischgebete sprechen würde, weiß ich nicht, denn ich habe zur Kirche sicherlich eine vollkommen andere Einstellung als meine Eltern und ich lebe nun mit dieser Religion auch in der Tat grundlegend anders. Einem Tischgebet kann ich nichts sonderlich Schlechtes abgewinnen, aber ich empfinde es auch nicht als zwingend erforderlich, wobei ich aber dazusagen muss, dass das Tischgebet in unserem Fall wohl außerdem immer noch eine Zusatzfunktion hatte, die ich heute in einigen anderen Familien vermisse: Es war jedem von uns klar, dass erst nach dem gesprochenen Tischgebet angefangen wird, zu essen und nicht schon dann, wenn der erste seinen Teller vor sich stehen hat.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Als ich ein Kind war, haben wir vor dem Essen immer gebetet und tun es immer noch, weil es irgendwie dazugehört. Manchmal singen wir auch so ein "Dankesgebet", was mir und meinen Geschwistern früher immer am Liebsten war.

Allerdings muss ich dazu auch sagen, dass wir nie gezwungen wurden, mitzubeten. Wer nicht wollte, war eben still, aber derjenige durfte während des Gebets nicht reden, aus Gründen der Höflichkeit. Und wer gerne beten wollte (auch selbst ausgedachte Gedichte à la "Danke Jesus, Amen"), der durfte an dem Tag eben das Tischgebet sprechen.

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» Fluffeltuch » Beiträge: 797 » Talkpoints: 3,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin nicht mit Tischgebeten oder überhaupt irgendwelchen Gebeten aufgewachsen. Insgesamt spielt die Religion kaum eine Rolle in unserer Familie. Nur eine meiner Freundinnen hat in ihrer Familie die Tradition, dass wenn alle zusammen am Tisch sitzen, ein Dankesgebet gesprochen wird. Als ich das erste Mal mit gegessen hab und es dazu kam, war ich sichtlich verwirrt. Das einzige Mal, dass ich vorher so etwas getan habe, war im Kindergarten und das ist nun mal schon länger her. Auch war ich überrascht, dass ihre Familie irgendwie dann doch so religiös war. Gut, dass muss nicht unbedingt etwas mit Religiösität zu tun haben, aber in diesem Moment war es für mich doch leicht zu religiös und auch irgendwie altmodisch. Ich bin damit einfach nicht aufgewachsen und daher kam es mir merkwürdig vor. Vor allem da ich ihre Familie überhaupt nicht so eingeschätzt hatte.

Also habe ich schlichtweg Händchen gehalten und still da gesessen, während die Familie ihr Gebet abhielt. Eine wirklich merkwürdige Situation. Irgendwie auch so intim. Ich habe mich leicht als Außenseiterin gefühlt, denn so wirklich nachvollziehen kann ich es einfach nicht. Die Kinder haben die Sache aber nur halb so ernst genommen und haben alles schnell runter gerasselt, wo bei mir wieder die Frage aufkommt, ob es das dann überhaupt bringt? Nun ja, mir soll es egal sein, mein Fall ist es nicht.

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» Toniia » Beiträge: 131 » Talkpoints: 13,99 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Meine Kinder habe ich atheistisch erzogen, wir sprechen also keine Tischgebete. Allerdings haben wir vor dem Essen früher immer erst einmal innegehalten und einen Spruch aufgesagt. Wir hatten da verschiedene Sprüche aus dem Kindergarten. Das haben die Kinder so eingefordert, weil sie es vom Kindergarten her so gewohnt waren. Ich kenne die Sprüche im einzelnen nicht mehr, ich weiß aber noch, dass einer damit endete, dass wir uns alle lieb haben.

Als Kind haben wir allerdings immer ein Gebet vor dem Essen gesprochen, mit dem wir uns für das Essen bedankt haben. Ich weiß noch, dass ich mich immer gewundert habe, dass wir uns bei Gott bedanken und nicht bei meiner Mutter, die das Essen doch gekocht hatte.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wirkliche Tischgebete gibt es nicht mehr, wobei meine Eltern eigentlich in einer rein katholischen Familie aufgezogen werden. Sie haben es uns aber nicht besonders beigebracht, auch so katholisch zu leben, worüber ich ziemlich zufrieden bin. Tischgebete gibt es deshalb auch nicht, gerade weil ich mich auch immer gefragt habe, was Gott wirklich mit damit zu tun hat, denn meine Eltern haben das Geld für das Essen verdient. Aber der Glaube glaubt halt daran, dass Gott es ermöglicht hat, dass die Eltern die Arbeit, Gesundheit und das Geld haben. Aber dies ist natürlich eine Glaubensansache, die nicht jeder Mensch vertreten muss. Wir selbst essen nicht tagtäglich und führen davor ein Tischgebet durch, so streng katholisch sind wir dann doch nicht.

Eine Tradition gibt es dann doch, nämlich an Weihnachten. Da meine Eltern aus Polen kommen, haben wir die Tradition, an Heiligabend nur Fisch zu essen, um somit das Leid von Jesus genauer zum Vorschein zu bringen, denn er konnte schließlich auch "nur" Fisch essen. Doch bevor wir dann anfangen mit dem Essen, stehen wir alle gemeinsam auf und wir beten einmal. Wir danken Gott für das komplette Jahr, dass wir Arbeit, Gesundheit und Geld hatten. Und ich denke, dass dies auch völlig ausreicht, wenn man sich, wenn man religiös ist, einmal im Jahr sich dafür bedankt, dass alles Gut war.

Natürlich sagt auch immer mein Religionslehrer, dass wir Gott für jeden Tag danken sollen, an dem wir noch aufgestanden sind und ein Tag Leben genießen dürfen. Natürlich tut man das, aber innerlich, dafür muss man nicht laut beten und erst Recht nicht jeden Tag beim Essen. Natürlich ist dies aber auch wieder eine Glaubensfrage. Wir sind zwar katholisch und haben auch ein paar Rituale, aber wir sind nicht so gläubig, dass wir jeden Tag beten müssen, einmal im Jahr ist genug, wobei es natürlich wieder Menschen gibt, die meinen, dass man es dann auch nicht machen muss, wenn man es das ganze Jahr über nicht macht.

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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