Gregorianische Gesänge - wer mag sie?
Vor kurzem wurde das neue Album dieser gregorianischen Gesänge recht stark im Fernsehen beworben und scheinbar scheinen sich diese Art der Interpretationen durchaus positiv auszuwirken. Denn sie sind wohl recht beliebt, verkaufen sich gut und wenn diese Chöre unterwegs auf Tournee sind, sind die Konzerte gut besucht, wenn nicht sogar ausverkauft.
Ich kenne diese Chöre lediglich aus der Werbung/ dem Fernsehen und könnte mir nun nicht vorstellen, ein komplettes Album mit einem solchen Chorgesang zu hören. Daher kann und will ich mir auch keine Meinung bilden und bin auf Eure Meinungen gespannt. Wer von Euch hört diese Art der Musik? Was findet Ihr daran gut, was weniger? Ist mein Eindruck, es handele sich in erster Linie ausschließlich um Coverversionen bekannter Titel, richtig oder hat man da auch eigene Lieder im Angebot? Sind diese gregorianischen Gesänge wirklich so beliebt, wie es den Anschein hat? Woran kann man diese Beliebtheit festmachen? Wie hat sie sich entwickelt? Woher kommt sie?
Gregorianische Gesänge gibt es seit es die Kirche gibt. Ursprünglich haben die Jungs in den Klostern diese in ihren Messen geschmettert. Das war gute alte lateinische Kirchenmusik. Ich halte die Musik für sehr stimmungsvoll, aber ich brauche da jetzt auch keine CD von. In den 90ern hat man dann die Gesänge mit Dance-Beats unterlegt gut in den Charts vertreten gefunden. Irgendwie fällt mir da Michael Cretu zu ein und Enigma. Später hat man dann im Stil der Gesänge Poptitel gecovert und immer mehr Gruppen - häufig auch Kirchenvertreter - waren damit unterwegs. Geschäftstüchtig waren die Jungs ja immer schon. Gerade zu Weihnachten findet man immer was in der TV-Werbung.
Mensch, ich meinte natürlich die Stücke aus dem Bereich der Popmusik, die eben von Chören dieser Art gesungen wurden. Das versteht sich eigentlich von selbst, mit der Kirchenmusik an sich hatte es nichts zu tun gehabt, als ich heute morgen diesen Beitrag eröffnet hatte. Also lautet die Frage eher umformuliert, wer sich gern und warum neue Popmusik in diesem Stil anhört. Vielleicht kann mir das jemand ja auch etwas näher bringen.
Bellikowski hat bereits versucht, es dir näher zu bringen. Bei den gregorianischen Gesängen handelt es sich um liturgischen Gesang in lateinischer Sprache, ein wesentlicher Bestandteil der Liturgie in der Römisch-katholischen Kirche. Es handelt sich um das gesungene Wort Gottes. Vor allem die Mönche in den Klöstern praktizierten diese Gesänge. Wie überliefert soll schon Jesus beim Abendmahl mit seinen Jüngern diese Gesänge angestimmt haben. Das Lob Gottes hatte im Mittelalter im klösterlichen Leben gesungen den höchsten Stellenwert. Benediktiner Mönche aus Spanien erreichten mit ihrer CD schon 1994 einen ungeheuren Erfolg. Einen internationalen Erfolg erreichte das Album der Zisterzienser Mönche Chant-Music for Paradise in Österreich, Großbritannien und besonders in Deutschland. Daneben brachten Popmusiker wie Enigma Musikprojekte, unterlegt mit popmusikalischer Hintergrundmusik, umgedeutet als Chill-Out-Musik heraus. Ich finde das sehr gelungen und höre es ab und zu gerne an.
*steph* hat geschrieben:Ist mein Eindruck, es handele sich in erster Linie ausschließlich um Coverversionen bekannter Titel, richtig oder hat man da auch eigene Lieder im Angebot?
Coverversionen von gregorianischen Chören kenne ich ehrlich gesagt gar nicht, aber ich denke mal, dass das was ich so höre auch nicht unbedingt das ist, was populär beworben wird. Ich habe mich vor einigen Jahren mal sehr ausgiebig mit der Gregorianik befasst, das kam dadurch, dass ich einen Musikprofessor hatte, der sich auf kirchliche Musik spezialisiert hatte und da er wusste, dass ich mich auch sehr für Kunstmusik interessierte, lud er mich zu einem Konzert ein und es gab dazu auch eine kurze Unterrichtsreihe in unserem Oberstufen Musikkurs.
Was mich an der Gregorianik fasziniert, sind schon allein die Hintergründe und die Geschichte. Es begann mehr oder weniger mit dem Konzil von Trient im 16. Jahrhundert, wo der Papst aufforderte, alle weltliche Musik aus der Kirche zu verbannen, er forderte Textverständlichkeit und frommen Ernst, die Mehrstimmigkeit solle keinen Platz in der Kirche haben. Hier kam dann Giovanni Pierluigi da Palestrina ins Spiel, auch bekannt als der Retter der Kirchenmusik, der dann mehr oder weniger beweisen wollte, dass man auch fromme und ersten Kirchenmusik schreiben kann, bei der der Text verstanden wird, die aber dennoch mehrstimmig ist. Er komponierte daraufhin die ''Missa Papae Marcelli'', für den damaligen Papst und wendete bei dieser Komposition gewisse kompositorische Gesetzmäßigkeiten an, die dem Stück eben den Charakter verliehen, der gewünscht war.
Es gab einen leicht wellenförmigen Melodieverlauf ohne große Sprünge, jedes mal wenn es einen Kontrast gab (leichte Dissonanz, Sprung) wurde dieser durch die anderen Stimmen ''aufgefangen'' (Gegenbewegung), so dass man es letztendlich mehr oder weniger nicht wahrnahm, Sekundschritte herrschten vor, und die Stimmen sangen leicht versetzt aber deutlich, Textverständlichkeit war gegeben. Letztendlich entstand durch Palestrinas Melodiebildungsgesetze ein gleichmäßiger Melodiefluss, Harmonie herrschte vor und Palestrina vollendete hiermit mehr oder weniger die Vokalpolyphonie, wenn man so will.
Als ich das Stück das erste Mal auf einem Konzert gehört habe, war ich begeistert und habe mir auch sofort die CD dazu gekauft, mich dann schließlich auch noch ein bisschen weiter in die Gregorianik eingehört. Letztendlich muss ich aber sagen, dass mir Palestrina diesbezüglich am Besten gefällt, es sind Stücke, die ich abends gerne mal laufen lasse, weil sie durch ihren beruhigenden Charakter eine sehr angenehme und gemütliche Abendstimmung herbeiführen und ich so von einem harten Tag wunderbar entspannen kann. Die Stücke sind lang und trotz ihren ruhigend Charakters sehr Abwechslungsreich, weswegen ich sie jederzeit populärer Musik vorziehen würde.
Ich mag gerne diese gregorianischen Gesänge, egal ob es sich nun um Kirchenmusik handelt oder auch um moderne Popsongs, die von gregorianischen Chören auf ihre Art gesungen werden. Warum ich das so mag, kann ich gar nicht so genau sagen. Ich weiß noch, dass mein Vater mit der ersten CD der Gruppe "Gregorian" ankam und ich mir diese auch mal angehört habe. Mir hat diese Musik sofort sehr gut gefallen, so dass wir uns die weiteren CD´s dieser Gruppe auch kauften.
Ich glaube auch, dass es wohl nur Coversongs und keine eigenen Stücke dieses Chores sind. Trotzdem gefallen mir diese Lieder sehr gut, so wie sie von der Gruppe gesungen werden. Diese Art des Gesangs hat für mich irgendwie etwas beruhigendes, so dass ich mir die Lieder auch sehr gerne anhöre, wenn ich irgendwie aufgewühlt bin. Für die Bilder vom letzten Urlaub haben wir diese Musik zur Vertonung unserer Kirchenbilder genommen, wofür sie auch sehr geeignet ist.
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