Im eigenen Haus mit fremden Jugendlichen leben?
Ab und zu höre ich etwas davon, dass Kinder und/ oder Jugendliche nicht mehr bei ihren Eltern wohnen können und ein Heimplatz oder eine WG-Möglichkeit ist nicht immer gegeben. Als Alternative steht diesem Jugendlichen oder Kind, welcher/ welches ja Hilfe benötigt, noch eine weitere Möglichkeit zur Verfügung. Als hilfsbedürftiger junger Mensch kann man in das Haus eines Erziehers oder ähnlichem einziehen und quasi eine familienähnliche Situation herbeiführen. Das Haus gehört wie gesagt entweder dem/der Erzieher/in und dessen Partner/in oder aber das Haus wird vom Träger gestellt.
Im Rahmen meiner Ausbildung haben wir uns eine solche Hausgemeinschaft angeschaut und im Grunde unterscheidet die sich nicht großartig von einer "normalen" Familie. Man arbeitet quasi von zu Hause aus, hat so etwas wie Pflegekinder und kümmert sich um sie. Dass diese Art der Arbeit nicht so einfach ist, erklärt sich ja von selbst, da diese Jugendlichen und/ oder Kinder nun nicht mehr zu Hause wohnen konnten, wobei es auch dafür unterschiedliche Gründe geben kann und es nicht immer ausschließlich die Schuld des Jugendlichen der Fall ist.
Für mich persönlich käme wohl eine solche Berufstätigkeit nicht in Frage, wobei ich es mir an sich schon vorstellen kann, in einer solchen Wohngemeinschaft zu arbeiten. Aber ich könnte mir eben nicht vorstellen, da meine eigenen Räume zur Verfügung zu stellen und letztendlich Tag und Nacht die Verantwortung zu übernehmen. Zudem würde sicher auch die Zweisamkeit mit dem Partner darunter leiden, die mir doch irgendwo auch recht wichtig ist.
Könntet Ihr Euch vorstellen, eine solche Hausgemeinschaft einzugehen oder habt Ihr, aus welchen Gründen auch immer, bereits Erfahrungen mit solchen Hausgemeinschaften gemacht? Kann diese Art der Betreuung zwar nicht die Familie ersetzen, aber doch ein gutes Zuhause bieten? Könntet Ihr Euch vorstellen, wenn Euer Partner im pädagogischen Bereich tätig wäre und so eine Hausgemeinschaft gern hätte, Euch da auch wohlzufühlen? Worin seht Ihr Nach- und Vorteile bei solchen Lebenssituationen?
Ich könnte mir das ehrlich gesagt nicht vorstellen, ich bin nicht einmal der Typ für eine WG unter Erwachsenen. Jugendliche sind ja von Natur aus schon nicht ganz einfach, was ich an meinen eigenen Jungs merke. Zu denen habe ich aber doch einen starken persönlichen Bezug, was das Ganze einfacher macht. Außerdem haben Jugendliche, die aus dermaßen kaputten Familien kommen noch einen Tick mehr Probleme, die sie eben noch schwieriger sein lassen. Für diese Kinder braucht man eine immense Geduld und mangelnde Geduld ist meine größte Schwäche, wie ich ehrlich zugeben muss. Ich fürchte, solche Jugendliche täten mir nicht gut und was noch viel wichtiger ist, ich täte ihnen nicht gut.
Für mich wäre eine solche WG also nichts, aber ich bewundere Menschen, die sich beruflich oder privat um Kinder kümmern, denen es im eigenen Zuhause nicht gut geht. Das ist so ein wichtiger Beitrag, den sie für die Kinder und damit auch für unsere Gesellschaft leisten, der meine absolute Hochachtung verdient.
Nun ja, es ist ja schon so, dass eine solche Hausgemeinschaft unter der Leitung einer pädagogischen Fachkraft stattfindet und mindestens einer der mit im Haus lebenden Erwachsenen sollte wohl eine entsprechende Vorausbildung oder ein Studium haben, der andere Partner jedoch müsste da voll und ganz dahinterstehen, denn sonst wäre es wohl nicht möglich, solche eine Lebensgemeinschaft überhaupt anzubieten oder anzustreben.
Wir hatten uns ja wie gesagt in einer solchen Hausgemeinschaft uns umgesehen, die Dame, die uns in der Jugendarbeit unterrichtete, lebte und lebt eine solche Gemeinschaft. Ihr Mann ist aber anderweitig berufstätig gewesen, und dennoch hatte man eben die Jugendlichen und Kinder unter der Fittiche gehabt. Ich fand es schon irgendwie bemerkenswert und könnte mir es selbst wie gesagt für mich so auch nicht vorstellen, aber spannend finde ich es allemal.
Ich finde es bemerkenswert das es Menschen gibt, die so etwas meistern, so in Pflegefamilien und wie in deinem Beispiel. Obwohl wenn ich es richtig verstanden habe ja im Grunde genommen das Gleiche ist, außer das in deinem Beispiel ein Erwachsener besonders geschult ist und eine Ausbildung in diese Richtung gemacht hat.
Es gibt ja anständige Kinder, die vielleicht wegen Verlust der Eltern oder anderen Widrigkeiten in diese Notsituation gekommen sind, das sie in ein Heim oder eine Wohngruppe müssten. Diese Kinder könnten sich vielleicht relativ schnell in eine Familie integrieren. Schwieriger wird es aber doch bei diesen sogenannten „ Problemkindern“. Diese Kinder tun sich doch bestimmt schwerer damit, sich in eine Familie einzuleben, und dann kann ich mir vorstellen, das die „Zieheltern“ es doch sehr schwer haben und das auch eine Beziehung dann sehr darunter leiden kann, weil man doch sehr viel Zeit und Kraft in ein solches Kind investieren muss. Dieses aufgenommene Kind ist ja Rund um die Uhr und sieben Tage in der Woche in dem Haushalt.
Und vor allem stelle ich mir es Schwierig vor, wenn auch noch leibliche Kinder in diesem Haushalt leben, denn sie könnten sich doch zurück gestoßen fühlen wenn die Eltern auf einmal nicht mehr so viel Zeit für sie haben. Sie verstehen es ja auch nicht immer, warum jetzt dieses Kind so viel Aufmerksamkeit bekommt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine gute Erfahrung für die meisten Menschen ist. Man lernt dadurch, dass man auch zusammen mit anderen Menschen zusammenleben kann und dass dort eben nicht immer alles toleriert wird. In der Familie werden die meisten Fehltritte noch sehr schnell verziehen, aber in einem Haushalt, bei dem man nicht miteinander verwandt ist, läuft das alles ein bisschen anders ab.
Ich selbst denke, dass ich das nicht machen könnte. Ich lebe am liebsten mit meinen Eltern oder mit anderen Verwandten zusammen und ich habe es nicht ganz so gerne, wenn ich nur von fremden Leuten umgeben bin und diese nicht ganz so gut kenne.
Ich glaube so eine Gemeinschaft unterscheidet sich nicht großartig von einer "Patchworkfamilie". Ich lebe in einem Haus mit meinem Vater, seiner Freundin und deren zwei Kindern. Wenn man sich untereinander nicht leiden kann ist so etwas KEIN Familienersatz. Ich weiß von vielen Menschen, die in ähnlichen Situationen leben, dass es sehr schwer ist miteinander klar zu kommen und auch ich kann nur bestätigen, dass in so einer Art Wohngemeinschaft kein wirklicher Zusammenhalt entsteht.
Man nimmt es so hin, wie es ist und jeder übernimmt ein paar Aufgaben im Haushalt, doch ist das ja noch lange keine Familie. Für mich ist es schwer vorstellbar, dass gerade die Jugendlichen , welche sich in einer solchen Situation befinden, sich jemals wirklich zuhause fühlen werden. Auch glaube ich nicht, dass die Leute die diese Jugendlichen aufnehmen diese Menschen jemals wirklich in ihr Leben lassen werden. Wenn das der Fall sein sollte, spricht man schließlich von einer Adoption.
Ich könnte mich für so eine Hausgemeinschaft wohl eher nicht erwärmen. Ich habe erstens gar nicht die Zeit, mich um ein weiteres Quasi-Familienmitglied zu kümmern und zweitens kann ich mir vorstellen, dass eine solche Wohngemeinschaft eine ganze Menge Probleme mit sich bringen kann. Zum Beispiel wenn der aufgenommene Jugendliche Freunde aus einschlägigen Szenen hat und diese dann bei mir zu hause auf der Matte stehen. Damit hätte ich ein großes Problem und mein Partner sicherlich auch, denn unser Haus ist kein Jugendtreffpunkt und es gibt einige Regeln, an die man sich auch bitte tunlichst zu halten hat.
Oder wenn plötzlich die Eltern an meine Tür klopfen und fordern, dass ihr Kind wieder nach hause kommen soll. Das ist ganz bestimmt eine Situation, die häufiger vorkommt bei einer solchen Hausgemeinschaft. Ich wüsste gar nicht richtig, wie ich damit umgehen sollte und stelle mir das fürchterlich vor, wenn mir völlig fremde Menschenunter Umständen dann auch noch in meinem Haus anfangen würden sich zu streiten. Solchen Konfliktsituationen gehe ich ja ganz gerne aus dem Weg und deshalb würde ich nur ungern einen Jugendlichen bei mir aufnehmen.
Wenn man den Jugendlichen persönlich kennt ist das noch eine andere Sache. Wenn mein Kind später einen Freund oder eine Freundinn mit nach hause bringen würde, weil diese oder dieser nicht mehr zuhause bleiben möchte, dann würde ich es mir schon überlegen und wäre grundsätzlich auch nicht abgeneigt, diesen Jugendlichen dannbei mir aufzunehmen. Aber einen völlig fremden hätte ich nicht so gerne in meinem Haus.
Das, was Du hier beschreibst, klingt für mich stark nach dem Konzept der SOS-Kinderdorffamilie, und ich habe mich schon mal ernsthafter mit diesem Gedanken auseinandergesetzt, ob der Beruf der SOS-Kinderdorfmutter nicht etwas für mich wäre. Du siehst also, dass ich mir das grundsätzlich durchaus ganz gut vorstellen könnte, allerdings ist es doch tatsächlich so, dass sich das Leben einer SOS-Kinderdorffamilie von dem Leben einer Patchworkfamilie, wie von Yale.Oldenburg spekuliert, durchaus gravierend unterscheidet, denn die Kinder in einer SOS-Kinderdorffamilie stammen aus teilweise wirklich extrem schwierigen Verhältnissen und müssen daher auch intensiv fachmännisch und rund um die Uhr betreut werden. In einer solchen SOS-Kinderdorffamilie leben sie, um wichtige soziale Grundkompetenzen zu erlernen und in stabilen Verhältnissen aufzuwachsen, auch, wenn es sich dabei um stabile fremde Verhältnisse handelt. Ich finde aber, dass allein schon diese Tatsache deutlich genug aussagt, was dieser Beruf einer Betreuerin abverlangt, denn sie wird mit jedem Einzelschicksal enorm belastet.
Es gibt im Gegenzug aber wohl auch noch andere Formen von Pflegefamilien, in denen die Pflegekinder, die aufgenommen werden, teilweise auch mit den leiblichen Kindern der Familie, in die sie aufgenommen werden, zusammenleben. Auch solche Modelle kenne ich und das ist auch etwas, was ich mir für mich persönlich ganz gut vorstellen könnte. Generell schreckt mich die Arbeit mit Kindern, die ich in eine Pflege übernehme, überhaupt nicht ab, obgleich ich weiß, dass diese Arbeit mir unheimlich viel abverlangen würde, weil all diese Kinder in der Regel eben nicht aus geordneten Verhältnissen kommen, ganz im Gegenteil.
Sicherlich würde mich diese Arbeit auch schwer fordern und möglicherweise auch sehr belasten, aber ich sehe in ihr doch einen durchweg tiefen Sinn. Mir fallen nicht sonderlich viele sinnvollere Berufe ein als solche, in denen man Menschen hilft, ein einigermaßen gutes, liebevolles Leben zu führen. Hier handelt es sich nun um die Arbeit mit Kindern, also Menschen, die ihr Leben eben nicht selbst ordnen und in die Hand nehmen können. Gibt es Berufe, die mehr Sinn machen, als einem Kind dabei zu helfen, schwierige Situationen, die es erleben und erleiden musste, zu verarbeiten und es für seine Zukunft zu stärken und in einem liebevollen Umfeld aufwachsen zu lassen? Wohl kaum, will ich meinen.
Witzigerweise habe ich übrigens damals, als ich mich mit der Arbeit der SOS-Kinderdörfer näher auseinandergesetzt habe, auch mit meinem jetzigen Partner, mit dem ich damals nur befreundet war, unterhalten und ihn gefragt, ob er sich eigentlich vorstellen könnte, ebenfalls in ein solches Haus einzuziehen, wenn seine Partnerin eine SOS-Kinderdorfmutter wäre. Die Tagesabläufe sind ja doch recht streng geregelt, und auch, wenn der Partner einer SOS-Kinderdorfmutter nicht denselben Beruf ausüben muss wie sie, so muss er dennoch mit den Kindern leben und eben auch einen Teil der Verantwortung für diese Kinder übernehmen, denn er wird sich nicht ständig aus der Affäre ziehen können, wenn sich ein Kind an ihn wendet, weil es sich ihn als Vertrauensperson ausgesucht hat. Mein jetziger Partner hat damals bejaht, als ich ihn das fragte und meinte, dass er sich das durchaus vorstellen könnte, obwohl er ebenfalls meint, dass es sich hierbei um eine Lebenseinstellung handelt, die man verwirklicht und weniger um einen Job, den man eben macht.
Wäre es nun umgekehrt und würde ich einen Partner haben, der eine SOS-Kinderdorffamilie übernehmen möchte, dann würde ich mich sicherlich nicht dagegen sperren, mitzuziehen und diese Aufgabe auch mitzutragen, obgleich ich sicherlich auch aufgrund meiner intensiven Recherchen zu diesem Thema weiß, dass einem diese Arbeit auch als eigentlich unbeteiligter Partner wirklich unglaublich vieles abverlangt. Immerhin ist ein ruhiges und eher selbstbestimmtes Leben auf diese Weise nicht mehr möglich, weil man sich, so muss man das wohl sehen und sagen, doch eher aufopfert. Das tut man allerdings für einen mehr als guten und sinnvollen Zweck, und insofern würde mich das auch nicht abschrecken. Diese Arbeit ist sicherlich eine Lebensaufgabe, so viel steht fest. Aber sie kann dem eigenen Leben sicherlich auch einen Sinn geben, auch das steht für mich außer Frage.
Ohne es jemals selbst gesehen oder erlebt zu haben würde ich dennoch einfach mal direkt sagen, dass ich sowas niemals wollen würde und auch nicht dulden würde, wenn es der Wunsch meines Partners wäre. Es gibt einfach gewisse Grenzen und da wäre meine Grenze definitiv überschritten. Ich selbst brauche meine Privatsphäre, sie ist mir enorm wichtig und das geht bei mir sogar so weit, dass ich nur enge Freunde in mein Zimmer lasse und Bekannte in der Regel immer im Wohnzimmer oder so zu bleiben haben. Wollen sie rauf, habe ich immer Ausreden parat, wie von wegen dass ich mein Zimmer nicht aufgeräumt habe. Und nun stelle man sich mal vor, dass eine derart empfindliche Person wie ich, die am Tag eine gewisse Anzahl an Stunden auch einfach mal alleine verbringen muss um nicht durchzudrehen und die Ansammlungen von Leuten generell lieber meidet, mit mehreren Leuten (auch noch Teenagern!) unter einem Dach leben müsste, die sie nicht mal richtig kennt und sich auch noch um diese kümmern müsste!
Ich denke, ich wäre innerhalb kürzester Zeit ein absolutes Wrack und würde das keine Woche aushalten. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die gerne unter solchen Bedingungen arbeiten, sich für andere engagieren und damit auch psychisch zurecht kommen. Aber diese Arbeit würde mich absolut kaputt machen, weil man an sich ja wirklich rund um die Uhr zu tun hat und das möglicherweise sogar mit schlecht erzogenen Jugendlichen, die sich nicht gerade vorbildlich verhalten. Für eine Beziehung wäre dieser Umstand auch nicht gerade förderlich und ich könnte es mir absolut nicht vorstellen, derart ohne Privatsphäre zu leben, mit möglicherweise schwer umgänglichen Jugendlichen, für die man sich verantworten muss. Für mich wäre das auf jeden Fall nichts.
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