Wo fängt Sexy Kleidung an und wo hört sie auf?
Meine Freundin hat zur Zeit große Debatten mit ihrer 16 jährigen Tochter, die Röcke anzieht, die bestenfalls breitere Gürtel sind. Sie meint, dass es einfach "sexy Kleidung" ist und sie eben alle so rumlaufen. Aber meine Freundin findet es allerdings genau das Gegenteil. Es ist schon so derb, dass man von "sexy" nicht mehr sprechen kann. So meint meine Freundin es jedenfalls.
Ich habe früher, als ich noch jünger und schlanker war, auch gerne kurze Röcke getragen. Aber sie waren immer noch keine breiten Gürtel. Denkt ihr, dass es eine Grenze gibt, was Alltagskleidung betrifft und was Sexy Alltagskleidung betrifft oder sollte wirklich jeder anziehen, was er schön findet? Wo fängt Sexy Kleidung an und wo hört sie auf?
Ich kann deine Freundin verstehen, insbesondere bei jungen Mädchen wird die Mode immer freizügiger und wenn es sich dann noch um die eigene Tochter handelt, hätte ich damit ein Problem.
Sexy Kleidung bedeutet für mich, dass die weiblichen (oder auch männlichen) Vorzüge betont werden, aber diese nicht fast unbekleidet präsentiert sind. Einen Rock finde ich sexy, wenn man die Beine der Trägerin sehen kann, jedoch auch in gebückter Haltung kein Teil des Slips oder des Gesäßes zu erkennen ist. Was manche Frauen als Rock deklarieren ist wirklich nur ein breiter Gürtel, spätestens wenn sich die Trägerin einmal bücken muss, hat jeder freie Einsicht auf ihren Hintern. Da hört es für mich auf, da ist die Grenze zwischen sexy und billig überschritten.
Auch bei der Oberbekleidung gibt es für mich einen Unterschied zwischen sexy und billig. Eine Frau hat nun mal Brüste und ich finde, dass diese auch ruhig betont werden können. Wenn eine Frau einen schönen Körperbau hat und eng anliegende Oberbekleidung trägt, schaue auch ich als Frau gern mal hin. Billig wird es für mich aber dann, wenn man im Ausschnitt schon fast versinken kann, die Brustwarzen schon zu erkennen sind oder das Oberteil kurz unter den Brüsten aufhört und der komplette Bauch frei liegt.
Ich kann die Meinung sehr gut nach voll ziehen, denn irgendwo hört sexy auf und es wirkt schnell wie eine Prostituierte. Sexy definiert jedoch jeder anders und hängt vom Gesamtbild ab. Ich finde es allerdings zu billig, wenn jemand kurze Röcke anzieht, die gerade einmal die Länge eines Gürtels haben. Hinzu kommen dann noch Stiefel und ein kurzes Top. Sexy finde ich es hingegen, wenn man eine ordentliche Hose anzieht, dazu ein schickes Oberteil mit einem schönen Ausschnitt und dazu noch passend geschminkt ist. Die Schwelle zum billig wirken ist jedoch relativ gering und liegt im eigenen Ermessen.
Aus meiner eigenen Jugend kenne ich es so, dass wir damals auch eine ganz andere Definition von „sexy“ hatten als ich das heute tue, denn für uns hieß das damals vor allem, zu provozieren. Die Röcke waren wirklich extrem kurz und die Shirts knalleng, allerdings waren unsere Shirts damals nicht sonderlich tief ausgeschnitten, weil das wohl in meiner Jugend nicht wirklich ein Trend war. Wären Oberteile, die tief ausgeschnitten und eng gewesen wären, aber erhältlich gewesen, dann kann ich mir schon gut denken, wofür wir uns entschieden hätten. Und es ging uns wirklich darum, um jeden Preis aufzufallen und auch irgendwie anzuecken, vielleicht ging es uns sogar ein bisschen um Rebellion. Jedenfalls haben wir uns ganz bewusst so angezogen und fanden die Reaktionen auf unsere schrecklichen Outfits auch wirklich spannend. Uns selbst fanden wir natürlich total sexy, wobei ich heute sagen kann, dass wir vermutlich vor allem lächerlich ausgesehen haben.
Heute bin ich er Meinung, dass Sexappeal immer etwas Angedeutetes ist, das nicht wirklich sonderlich viel preisgibt, sondern vor allem genügend Raum für Phantasie lässt, vor allem wohl die Phantasie des Betrachters. Man kann diese Phantasie als Trägerin entsprechender Kleidung sicherlich auch ein wenig steuern, und vielleicht ist eben diese Tatsache auch ein Grund dafür, dass Frauen in der Regel so viel Spaß an Mode haben. Im Endeffekt stellt sie doch häufig eine Verkleidung dar, denn man kann die unterschiedlichsten Stimmungen und Persönlichkeiten mit seiner Kleidung ausdrücken.
Sexappeal und Freizügigkeit gehören für mich allerdings nur bedingt zusammen, und ich finde, dass es Frauen gibt, die auch durchaus in langen Jeans sexy aussehen können, genauso, wie ich doch auch Männer sexy finde, die komplett bekleidet sind. Was im Endeffekt einen gewissen erotischen Reiz ausmacht, bestimmt meiner Meinung nach jedenfalls nicht die Frage, wie viel die betreffende Person, die ich als sexy empfinde, noch an Kleidungsstücken am Leib trägt, sondern es ist wohl eher die Ausstrahlung, die ich sexy finde – oder eben nicht. Allerdings gibt es dennoch auch noch die visuellen Reize, auf die man sowohl als Frau als auch als Mann natürlich hinweisen kann, indem man beispielsweise Kleidung trägt, die besonders wohlproportionierte Körperteile entsprechend unterstreicht oder von weniger wohlproportionierten anderen Regionen ablenkt.
Wo sexy Kleidung also anfängt und wo sie aufhört, würde ich sicherlich mit dem Grad der Freizügigkeit beantworten wollen, weil ich denke, dass Freizügigkeit allgemein als sexy angesehen und verstanden wird, auch, wenn ich persönlich das dann wohl doch anders sehe. Man sollte aber eben sicherlich nicht zu aufreizend, also nicht zu freizügig gekleidet sein, wenn man sich nicht in eine Ecke drängen lassen will, in der man nicht wirklich stehen möchte, denn man hat bei zu viel Freizügigkeit auch schnell einen Stempel weg. Vielleicht müssen junge Menschen das aber wirklich für sich selbst herausfinden – in unserem Fall war das jedenfalls tatsächlich so.
Auch ich hatte irgendwann eine Phase, in der ich mich in meinen Augen sexy bekleidet habe. Mittlerweile würde ich dieses Outfit schon fast als nuttig bezeichnen. Die Röcke waren nichts anderes als breitere Gürtel und die Shirts waren so ausgeschnitten, dass man wirklich nichts verborgen hat. Zum Glück war ich im Gegensatz zu einigen Klassenkameradinnen noch züchtig angezogen, bei mir war nur der Ausschnitt etwas tiefer, aber er gibt nicht bis zum Bauchnabel, weil ich schon immer etwas kräftiger gebaut war.
Mittlerweile schäme ich mich fast für einen solchen Kleidungsstil, aber es war für uns damals halt sehr modern und wir fanden es gut. Heute empfinde ich ein sexy Outfit so, dass es nicht zu offenherzig ist und die weiblichen Formen nur andeutungsweise sichtbar sind. Das bedeutet, dass die Fantasie des Betrachters angeregt wird und man nicht gleich alles sieht.
Wir fanden natürlich ein freizügiges Outfit damals sehr cool, je mehr Haut man gesehen hat, umso besser war es. Aber ich denke, dass sich die Definition von sexy im Laufe der Jahre auch irgendwie verändert. Einige Menschen, die sich in der Pubertät wie Kraut und Rüben gekleidet haben, kleiden sich im Laufe der Jahre total anders, zwar auch sexy, aber so, dass man nicht gleich alles sieht. Aber der Stil ist eine Sache, die sich im Laufe der Zeit entwickelt und als Mutter kann man an sich auch nicht wirklich etwas gegen die kleidungstechnischen Ausreißer der Kinder tun. Im Gegenteil, je mehr man es verbietet umso eher machen die Kinder es.
"Sexy" ist ein ziemlich subjektiver Begriff. Bevor ich diesen nun für mich selbst definiere, sei mal an einem Beispiel gezeigt, was schon über "sexy" hinaus geht. Der weiße Rock wäre für meine Verhältnisse einfach zu kurz, das ganze erinnert eher an ein Party-Outfit, dass man in Discos trägt (wo ich es übrigens auch nicht besonders schick finde), nicht aber an Alltagskleidung.
Gemeinhin scheint Frau (und einer Großteil von "Mann" wohl auch) den fraglichen Begriff mit "möglichst viel Haut" zu übersetzen. Ich bin tatsächlich eher der Meinung, dass es jedoch mehr auf die Ausstrahlung ankommt. Es gibt einfach auch Frauen, die in Jogginghose und Kapuzenpulli irgendwie sexy wirken. Auch eine normale Jeans oder eine Chino kann es tun - weil das ganze mehr Raum für Phantasie lässt. Das gibt ein "Gürtelrock" eher nicht so her. Der sieht eher etwas billig aus.
Ganz ehrlich, mein erster Gedanke beim Lesen dieses Titels war 'Auf Brustwarzenhöhe und knapp unter der Pofalte'! Es ist nun einmal so, dass weniger Stoff mehr Interesse erregt. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Mädels die sich ausprobieren und um jeden Preis Aufmerksamkeit wollen, sich entsprechend kleiden und dem sozialen Druck folgen. Im Prinzip ist da auch nichts verwerfliches dran.
Ich finde das nicht schlimm, solange die Mädchen sich nicht so verhalten wie man mit ihrem Aussehen assoziiert, ist alles in Ordnung. Und da kommt es wieder nur auf die Erziehung an!
"Sexy" ist eine relative Sache und liegt im Auge des Betrachters. Man muss in diesem Beispiel hier die Rollenkonstellation betrachten. Natürlich will die Mutter stets das Kind beschützen und es will vor allem kein Kind, welches sich zu aufreizend anzieht. Das Kind jedoch möchte sich eventuell der "Kleinkind-Rolle" entziehen, möchte Aufmerksamkeit. Die Lösung in diesem Alter ist nun mal meistens das Anziehen von etwas aufreizender, kurzer Kleidung. In den Augen der Mutter strahlt das Kind zum ersten Mal etwas "Aufreizendes" aus, sodass sofort Panik herrscht und die Wahrnehmung hin zur "Prostitution" tendiert. Entweder, weil sie Angst hat, dass die Tochter leichte Beute darstellt und potentiellen Tätern zum Opfer fällt, was ich eher bezweifel, denn es kann jedes andere Kind auch Opfer von Vergewaltigungen werden, oder aber der Mutter gefällt es nicht, weil sich in ihren Augen das Gesellschaftsansehen der Tochter mindert.
Die Tochter ist in einem ganz anderen Milieu unterwegs, wo es gang und gäbe ist, sich so zu kleiden. Die Mutter ist vielleicht in einem konservativen Milieu unterwegs, in welchem klare Regeln herrschen und somit auch eine bestimmte normative Wahrnehmung. Auf der anderen Seite besitzt sie diesen Mutterinstinkt und fühlt sich nun mal für den Schutz der Tochter verantwortlich. Wenn sich jetzt beide Kreise überkreuzen würden, also Tochter trifft auf bspw. die Familie der Mutter, würde ich mich als Tochter etwas anders kleiden, aber nur etwas, um der Mutter den Gefallen zu tun.
Doch heutzutage sollte meiner Meinung nach nicht mehr dieser soziale Druck herrschen. Wenn die Mutter unbedingt will, dass sich die Tochter anders kleidet, dann sollte sie es eben nur in diesen Kreisen tun, die etwas mit der Mutter zu tun haben. Auf der anderen Seite unterdrückt man so die Tochter auf eine bestimmte Art und Weise in ihrer Entwicklung, sodass sie womöglich keine starke Persönlichkeit entwickelt. Ich würde es meiner Tochter selbst überlassen. Teenager verbinden mit ihrem Outfit nicht diese starke sexuelle Konnotation, wie es sich die Eltern erdenken. Die Eltern haben meist die Meinung Anderer im Kopf, also den Tatbestand: wie sieht es in der Öffentlichkeit aus. Dabei wird dann die schlimmste Interpretation rausgesucht, die dann wie ein riesiges Schild über der Tochter hängt.
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