Erfahrungen mit Insektenhotel
Ich wollte mit meinen Kindern im Frühjahr ein Insektenhotel im Garten anlegen. Dazu sammle ich bereits jetzt Materialien wie Zweige und Gräser. Meine Kinder sammeln fleißig mit und freuen sich schon total darauf, dann die Insekten bei uns im Garten beobachten zu können. Allerdings würde ich gerne mal mit Euch Erfahrungen dazu austauschen.
In erster Linie interessiert mich, wie schnell so ein Insektenhotel angenommen wird. Schließlich sollen meine Kinder nicht enttäuscht sein, wenn doch keine Insekten kommen. Muss man denn beim Standort etwas beachten?
Dann interessiert mich natürlich auch, ob man alles im Herbst wieder entfernen muss oder ob da Insekten überwintern. Nutzen Insekten so ein Hotel auch in den nächsten Jahren oder muss ich da etwas reinigen? Ich würde es vom bau her eh so konzipieren, dass es über mehrere Jahre genutzt werden kann. Schließlich freuen sich die Insekten darüber und meine Obstbäume sicherlich auch.
Welche Erfahrungen habt Ihr mit den Materialien gemacht. Gibt es welche, die besondre gut angenommen werden und welche werden vielleicht gar nicht oder selten angenommen? Es soll ja auch Sinn machen und nicht nur Arbeit.
Ich habe meinen Großeltern vor zwei Jahren ein Insektenhotel geschenkt zu Weihnachten, weil mein Großvater sich eines gewünscht hatte. Nur leider wurde es so gut wie gar nicht angenommen. In dem Hotel wohnen einige Spinnen und auch Kellerasseln kann man finden, ansonsten kreucht und fleucht darin nicht so viel, was ich sehr schade finde.
Ich denke, dass die Frequentierung des Insektenhotels stark von dessen Standort abhängig ist. Das Hotel meiner Großeltern steht im Schatten mitten in einem Garten, in dem es ausreichend viele Rückzugsmöglichkeiten für Insekten gibt, wie zum Beispiel Totholz, Steinhaufen und Reisigbündel. Ein Insektenhotel wird wohl in einem Garten, in dem es für Insekten sonst nicht übermäßig viele Nistangebote gibt, besser angenommen werden.
Die Materialien musst du nur dann erneuern, wenn sie zu stark zerfressen sind und den Insekten nicht mehr als Hotel dienen können. Im Winter brauchst du das Hotel nicht räumen, du brauchst dich sowieso nicht besonders viel darum kümmern, das meiste erledigen die Insekten schon selber. Ab und an sollte man es wohl ein wenig reinigen, also nicht gefressene Nahrungsreste und tote Insekten entfernen, wenn sie nicht von Aasfressern beseitigt werden.
Hier in der Gegend gibt es, am Berliner Stadtrand, ein öffentlichen Insektenhotel. Ich weiß nicht, wer genau es aufgestellt hat, aber es befindet sich jedenfalls frei zugänglich am Rande eines Parks, und auf keinerlei privatem Grundstück.
Das Insektenhotel steht relativ frei, drum herum sind bloß einige Wiesen, bei denen das Gras aber durchaus auch einmal etwas höher werden kann, und auf denen im Frühjahr auch zahlreiche Wildblumen blühen. Sonne bekommt das Insektenhotel allerdings immer sehr viel ab. Allgemein steht es in einer eher ländlichen Gegend. In der Nähe sind noch weitere Wiesen, ein paar Kuhweiden und etliche Felder. So viel zum Standort.
Was das Material betrifft, so sind es aufgeschichtete Ziegelsteine und Reisigbündel, ebenso liegt da einige Menge Totholz herum. An sich war die Optik erstaunlich "modern" und irgendwie sehr symmetrisch gestaltet. Aber das scheint den Insekten egal zu sein. Es gibt viele kleinere Höhlen, das Gestein an sich ist eher hell. Gereinigt wurde da wohl nichts und das Insektenhotel stand auch mehrere Jahre in Folge dort, ohne, dass irgendetwas entfernt oder umgebaut wurde. Auf die vorhandenen Insekten scheint sich das auch nicht negativ ausgewirkt zu haben.
An Insekten habe ich dort hauptsächlich Asseln gesehen, außerdem einige Ameisen und verschiedene Käfer-Arten. In der näheren Umgebung hielten sich viele Bienen, Hummeln und Schmetterlinge auf, was allerdings wohl eher an den Blumenwiesen gelegen haben dürfte. Und daran, dass es mitten im Sommer war.
Gelesen habe ich, dass es wichtig ist, das Material nicht zu behandeln. Die Bienen und viele andere Insekten nehmen es wohl erst richtig an, wenn das Material anfängt zu verwittern. Dann wirkt es vermutlich erst natürlich genug um ungefährlich für die Tiere zu scheinen. Das Dach kann man mit etwas Dachpappe gegen den Regen schützen.
Mit meinen Kindern handhabe ich es bei solchen Projekten mit ungewissem Ausgang immer so, dass ich von vorne herein immer gleich erkläre, dass man nichts garantieren kann. Den Kindern kann man das sehr gut erklären, dass die Natur nach eigenen Gesetzen funktioniert und dass man das als Mensch nicht immer beeinflussen können muss. Das ist denke ich auch ein wichtiger Lerneffekt. Umso größer ist die Freude, wenn dann doch die Insekten mal kommen und heimisch werden, denn das ist ja nicht selbstverständlich.
Ich kenne aus der Region südlich außerhalb von Berlin die Insektenhotels auch so, dass man sie erst baut und dann vollständig sich selbst überlässt. Wenn diese Hotels sehr zerfallen sind oder gefährlich sind, weil sie einstürzen können werden sie entfernt. Auch wenn man merkt, dass die Siedelungstätigkeit aufhört, kann man ja einzelne verfallene Materialien austauschen. An Hygiene und Ordnung würde ich jetzt nicht zuerst denken. Schließlich ist es für Wildtiere gedacht, die an Wildnis gewöhnt sind. Gerade durch die piekfeine Ordnung unserer Kulturlandschaft kam es ja erst so weit, dass mittlerweile viele Wildbienen verschollen und bedroht sind. Für mich lässt das nur einen logischen Schluss zu: Mut zum natürlichen Chaos.
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