Warum sind viele Lehrfilme so alt?

Vor kurzem haben wir uns in der Schule einen Lehrfilm angeschaut. Die Qualität des Films war sehr mangelhaft, da der Ton nicht wirklich gut war und das Bild nicht wirklich dem heutigen Niveau entspricht. Eigentlich ist es ja verständlich, da der Film 1985 aufgenommen wurde.

Ich verstehe aber nicht, warum in der Schule keine aktuelleren Lehrfilme gezeigt werden, da das Material von damals manchmal mit dem heutigen entspricht. Zum Beispiel haben wir uns einen Lehrfilm über Aids angeschaut. Der Film war ebenfalls ziemlich alt und es wurde dort gesagt, dass man nicht weiß, woher diese Krankheit stammt. 
In alten Filme sind auch Beispiele ziemlich schlecht dargestellt. Was heute mit dem Computer gemacht wird, wurde damals von Hand aus gemacht.

Gibt es heutzutage keine aktuellen Lehrfilme mehr? Oder sind die Schulen/Universitäten zu geizig um einen 15€ Film zu kaufen? Warum werden so oft alte Lehrfilme gezeigt?

Das ist wirklich eine gute Frage. Bei uns in der Schule gibt es auch nur alte Filme, die vor 30 Jahren noch modern waren, heute aber nur noch flackern und krachen wenn der Ton kommt. Ich denke mal, das dies zum einen am Geiz der Schule liegt, die auch nur ein begrenztes Etat haben. Die alten Filme haben zum anderen oft nicht an Aktualität verloren.

Filme, die über bedeutende Entdeckungen laufen sind ja auch nach 20-30 Jahren noch aktuell, wenn sie nicht wiederlegt werden. Vorallem gibt es heutzutage nur wenig gute Filme. Es werden nur wenig qualitativ hochwertige Filme für den Schulunterricht produziert, so dass man bei seinem alten vertrauten Filmen bleibt. Deshalb werden die alten Filme wohl auch noch eine Weile in den Klassenzimmern bleiben, bis sie dann endgültig kaputt gehen.

Das Problem ist, dass so ein Lehrfilm nicht einfach für 15 Euro zu haben ist. ich habe das in meinem Praktikum an einem katholischen Gymnasium im Fach Biologie mit erlebten können. Ich wollte meinen Schülerinnen und Schülern einen Film zum Thema Ökosystem Wald zeigen. Da es in der Mediathek der Schule kein passendes Filmmaterial gab, habe ich mich an meine alte Schule gewendet und man hat mir ein Paar gute Titel empfohlen. Als ich diese dann besorgen wollte (denn ich habe auch gedacht, dass man ja ruhig um die zwanzig Euro ausgeben und den Film dann der Schule stiften kann) habe ich bemerkt, dass die Ausgabe für mich in keinem Verhältnis stehen würde, denn der Film würde auf DVD über vierzig Euro kosten.

Nun ist es so, dass ein Großteil der Lehrfilme, die so Standardmäßig in vielen deutschen Schulen stehen, im Grunde noch völlig ausreichend sind was den Forschungsstand betrifft oder nur wenige Dinge ergänzt oder leicht korrigiert werden müssen und diese Faktoren kann man dann gut mit der Klasse gemeinsam erarbeiten, als Filmkritik sozusagen. Das Problem hierbei ist nur, dass die meisten Lehrfilme als Video vorliegen und durch die häufige Nutzung die Qualität nicht mehr so gut ist. Flackern und Tonaussetzer sind da keine Seltenheit, aber noch Probleme, denen man Herr werden kann. Denn gute neue Lehrfilme sind nicht nur recht teuer, sie sind auch Mangelware. Es gibt nicht besonders viele Anbieter auf diesem Gebiet und außerdem muss man noch mit berücksichtigen, dass die Lehrpläne vieler Lehrer auf die alten Filme zugeschneidert ist und sie diese schon lange verwenden und es nicht für notwendig halten, Filme durch modernere Varianten auszutauschen.

Da scheint sich ja seit meiner Schulzeit nicht viel getan zu haben. Mein Abi liegt nämlich schon ein paar Jahre zurück und bei uns gab es damals auch oft solche alten Schinken zu sehen. Ich hätte eigentlich gedacht, dass sich das inzwischen geändert hat, denn es laufen doch eigentlich recht viele Dokumentationen auf den diversen Fernsehsendern und es hat doch heute fast jeder die Möglichkeit so etwas zu Hause aufzunehmen.

Ich meine, als Lehrer unterrichtet man doch fast jedes Jahr mehr oder weniger den gleichen Stoff und wenn die Schule dann nicht bereit ist Geld in neue Filme zu investieren kann man sich doch eigentlich auf eigene Faust eine kleine Videothek anlegen, indem man einfach alles aufnimmt, was irgendwie passen könnte. Leere DVDs sind ja nicht so teuer. Auch wenn dann irgendwas nicht 100% mit dem Lehrplan übereinstimmt müsste es doch möglich sein solche Aufnahmen im Unterricht einzusetzen, indem man zum Beispiel nur die relevanten Ausschnitte zeigt oder später, wenn man den Film bespricht eben nur auf die wichtigen Sachen eingeht und erwähnt, dass der Rest für den Unterricht nicht wichtig ist.

Ich hatte früher nur einen Lehrer, der regelmäßig seine eigenen Videos mitgebracht hat und das war auch einer der wenigen Lehrer, denen ich abgenommen habe, dass ihm auch mit geschätzten 50 Jahren sein Beruf immer noch großen Spaß gemacht hat. Ich weiß nun nicht, ob es da einen Zusammenhang gibt oder nicht, aber vielleicht ist das schon eine Frage der Einstellung zum Beruf und der Motivation.

Ich denke, dass es nur wenig mit dem tatsächlichem Geiz der Schulen zu tun hat, sondern einfach mit dem extrem beschränktem Etat, dass den Schulen zur Verfügung steht. In der Tat ist es zur Zeit so, dass gerade Lehrfilme doch einiges an Geld kosten, natürlich auch für Schulen.

Da ist es schlicht nicht bezahlbar, alle 10 Jahre neue Lehrfilme zu kaufen, gerade für doch relativ gleichen Stoff, wie in den Naturwissenschaften usw. In vieler Hinsicht sind auch alte Filme immernoch aktuell. Außerdem hat ein Lehrer mit ausreichendem Engagement und Hingabe auch die Möglichkeit, selbst ohne finanzielle Mittel aufbringen zu müssen, an aktuelles Material zu kommen.

Gerade bei öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern, auch Arte und Co gibt es einige Initiativen, die für Schulen ihr Infomaterial kostenlos zur Verfügung stellen. Zum Beispiel die ZDF Reihe:" Die Deutschen " lässt sich bei entsprechender Stelle anfordern und darf an Schulen gezeigt werden. Sie lässt sich hervorragend für den Unterricht verwenden. Einige Lehrer machen von solchen Angeboten Gebrauch und geben ihren Stunden so einigen Mehrwert!