Religionen im Kindergarten

vom 15.01.2012, 21:25 Uhr

Mein Sohn wird in einen öffentlichen Kindergarten gehen. Dieser Kindergarten ist nicht speziell religiös. Bislang waren wir auch nur ein paar Mal schnuppern. Bei der Jause ist mir jedoch aufgefallen, dass vor dem Essen gebetet wird. Auch das Kreuzzeichen wird gemacht. Mich stört das überhaupt nicht. Ich war selber sogar in einem katholischen Kindergarten, wo das natürlich selbstverständlich war.

Ich habe das einer Freundin erzählt, die darüber total empört war. Sie selber ist evangelisch und meinte, dass wenn das im Kindergarten von ihrer Tochter so sein wird, wird sie sich darüber beschweren, weil sie das überhaupt nicht will. Sie hat sich irgendwie gleich so darüber aufgeregt, dass ich nicht näher nachgefragt habe und bald einmal das Thema gewechselt habe.

Nun stört es mich natürlich weiterhin nicht. Allerdings habe ich ein wenig darüber nachgedacht. Es handelt sich immerhin um einen normalen öffentlichen Kindergarten. In der Gruppe oder soweit ich weiß im ganzen Kindergarten befindet sich glaube ich kein Kind mit einem anderen Glauben, also wenn ich da zumindest einmal von den Eltern ausgehe. Genau kann ich es natürlich nicht sagen, weil ich ja auch nicht alle kenne und die Religion steht ja niemandem auf der Stirn angeschrieben. Aber zumindest gibt es meines Wissens dort kein türkisches Kind, wo man zumindest vorschnell annehmen oder vermuten könnte, dass es nicht katholisch ist.

Dennoch frage ich mich, wie der Kindergarten es handhaben würde, wenn nun auch Kinder mit einer anderen Religion in der Gruppe sind. Gerade so kleine Kinder sehen das alles ja eher als Ritual und weniger als Glaubensansicht. Natürlich kann man einfach sagen, dass das Kind das dann eben nicht mitmacht, aber dennoch geht es ja nicht nur um das Kreuzzeichen. Es werden auch Gebete vor dem Essen aufgesagt, die nun zwar nicht streng gläubigen Inhalt haben, aber Gott kommt dennoch durchaus vor.

Nun frage ich mich, ob es hier vielleicht UserInnen gibt, denen dieses Thema bekannt vorkommt und die vielleicht selber davon betroffen sind. Dazu kommt ja noch, dass ich eben am Land wohne, wo es bezüglich der Kindergartenwahl eine Gemeindepflicht gibt. Also ich muss mein Kind im Regelfall zumindest in den ortsansässigen Kindergarten geben und kann nicht zwischen verschiedenen Instituten wählen. So würde es eben auch wegfallen, dass man sich einen Kindergarten sucht, der eben auf solche Rituale verzichtet. Wie ist das im Kindergarten eurer Kinder und wie geht ihr mit diesem Thema um, vor allem wenn ihr selber eben einen anderen Glauben habt?

Benutzeravatar

» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also, ich fände das im Sinne der Gleichberechtigung und der Religionsfreiheit nicht gut, wenn in einem öffentlichen, unreligiösen Kindergarten Gebete gesprochen würden, bevor es etwas zu Essen gibt. Dass kann man gerne in katholischen oder evangelischen Kindergärten machen, aber bei unreligiösen Einrichtungen finde ich, dass es irgendwie fehl am Platz ist.

Es ist ja nicht so, dass man den Kindern gar keine Essensrituale beibringen dürfte. Bei mir im Kindergarten, lange ist es her, da sagte man halt ein kleines Gedicht und "Guten Appetit!", und damit hatte sich die Sache. Das fand ich so auch ganz in Ordnung. Es war übrigens ein gewöhnlicher, nicht konfessionell gebundener, öffentlicher Kindergarten. Und es war in Berlin, in einer Gegend, wo es Kinder aus allen möglichen Ländern gab, und auch viele deutsche Atheisten. Da hätte man ein Tischgebet vermutlich niemals durchsetzen können, da hätten sich etliche Elternteile beschwert.

Übrigens denke ich auch, dass es gar nicht so problematisch wäre, auch mit jüdischen und muslimischen Kindern ein Tischgebet zu sprechen, in dem "Gott" genannt wird. Problematisch wäre es doch wohl eher den Kindern gegenüber, laut deren Glauben es gar keinen Gott oder mehrere Gottheiten gibt. Denn auch im Islam und im Judentum gibt es, meiner Meinung nach, doch eigentlich nur denselben Gott, wie im Christentum auch. Er wird nur von jeder dieser Religionen anders benannt.

Und ich frage mich eben: Wozu müsste man überhaupt in einem Kindergarten Tischgebete sprechen? Was soll das bringen? Wären die vorwiegend katholischen Eltern vielleicht empört, wenn es keine Tischgebete in dem Kindergarten, zu dem sie ihre Kinder schicken, gäbe? Das fiele mir so als Erklärung ein. Sind denn viele oder fast alle Leute bei euch im Ort katholisch? Dann wäre es ja fast irgendwie "klar", dass man sich eben an die vor Ort auch in den Familien vorherrschenden Traditionen halten würde.

Aber problematisch bleibt es dennoch. Einerseits sind Kinder gerade in dem Alter natürlich noch extrem leicht zu beeinflussen, und den nicht-katholischen Eltern ginge es wohl zumeist sehr gegen den Strich, wenn ihr Kind im Kindergarten gegen ihren Willen katholisch geprägt würde. Abgesehen davon, dass ich privat die Auffassung vertrete, dass die religiöse Prägung von zu kleinen Kindern der religiösen Selbstbestimmung, die meiner Meinung nach ein Mensch haben sollte, sowieso entgegen geht.

Und andererseits, ja, was wäre denn, wenn nun ein Kind dorthin käme, das diese Rituale nicht mitmachen sollte? Selbst, wenn es sie als einziges Kind weglassen würde, mit Erlaubnis der Erzieherinnen, wäre das Kind dann nicht als Außenseiter stigmatisiert und würde vielleicht von anderen Kindern, da es anders als der Rest ist, gemobbt? Wenn einige Kinder andere wegen ihrer Frisur oder der Marke ihres Rucksacks mobben, dann doch sicher auch wegen Dingen wie der Religion, oder eben wegen der Nicht-Teilnahme an den Tischgebeten, die sonst jenes Kind mitmacht.

Vielleicht wären auch noch Kinder dabei, die selbst nicht mitmachen wollen würden, aber von ihren Eltern her mitmachen müssen. Die wären dann vielleicht auch neidisch, auf das Kind, das nicht mitmachen muss, also quasi eine "Extra-Wurst" erhält. Auch das würde das Gruppenklima wohl nicht gerade verbessern.

Benutzeravatar

» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ja, in dem Ort von diesem Kindergarten leben vorwiegend katholische Menschen. Aber nur weil es die Mehrheit ist, heißt es ja wie gesagt noch lange nicht, dass alle Kinder dort katholisch sind, wobei ich hier nun keine genauen Zahlen vorliegen habe.

Ich selber habe nun wie gesagt nicht wirklich ein Problem damit. Dass es vor dem Essen einen Spruch gibt, finde ich sogar nett und gut, einfach weil es ein Ritual für den gemeinsamen Beginn ist. Aber es gibt ja eben auch genügend Sprüche und Rituale die religionsunabhängig sind.

Mein Sohn geht wie gesagt noch nicht in den Kindergarten, wir waren erst ein paar Tage schnuppern. Dadurch weiß ich aber eben auch noch nicht, wie das die anderen Eltern sehen. Bei den Schnuppertagen hat jedenfalls jedes Kind problemlos mitgemacht. Allerdings waren da eben auch alle Kinder in etwa drei Jahre alt und mit drei Jahren macht da denke ich wohl noch jedes Kind mit. Wenn dieses Ritual zu einem Problem führt, dann wird das denke ich eher bei den Eltern liegen.

Benutzeravatar

» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kenne dieses "Problem" von einer guten Freundin. Sie ist moslemischen Glaubens und hat ein kleines Mädchen von vier Jahren. Mit dem Vater ist sie nicht mehr zusammen und musste deshalb auch umziehen. In unserem Ort gibt es genau zwei Kindergärten, nämlich einen evangelischen und einen städtischen Kindergarten. Sie hat ihre Tochter dann im städtischen Kindergarten angemeldet. Im Grunde ist sie anderen Glaubensformen gegenüber recht tolerant und offen, aber ihr Kind sollte eben moslemisch erzogen werden und daher wollte sie es nicht in den evangelischen Kindergarten geben. Kann man aus ihrer Sicht eigentlich auch nachvollziehen. Städtischer Kindergarten bedeutet hier eben, dass als Träger die Stadt und keine Gemeinde eingetragen ist. Nun war es vor einem halben Jahr aber so, dass die Kleine eines Abend ein Gebet aufgesagt hat.

Meine Freundin fand das sehr seltsam, denn sie konnte sich nicht erklären, woher sie das hat. Auf Nachfrage hat das Mädchen dann eben erklärt, dass die vor dem Essen immer ein gemeinsames Gebet sprechen würden, wobei sie sich auch die Hände reichen. Zudem haben sie auch an einem Gottesdienst in der nahe gelegenen Kirche teilgenommen. Davon wusste die Mutter aber nichts (was ich schon mal sehr seltsam finde!) und sie hat dann auch direkt um ein persönliches Gespräch mit der Erzieherin dort gebeten. Dort hat man ihr dann eben erklärt, dass der Träger zwar städtisch sei, aber christliche Traditionen trotzdem sehr geschätzt werden. Im Prinzip haben die drei monotheistischen Weltreligionen ja denselben Gott, aber meine Freundin fand die Vorgehensweise im Kindergarten alles andere als gut und sie hat sich dann eben auch beschwert. Die Folge war dann auch, dass das Mädchen nicht mehr am Weihnachtsgottesdienst teilgenommen hat, der zusammen mit dem anderen Kindergarten veranstaltet wurde.

Mein Kleiner geht noch nicht in den Kindergarten, weil er eben noch keinen Platz hat, aber ich fänd es auch nicht so tragisch, wenn man vor dem Essen noch ein kleines Gebet spricht. Man kann ja auch einfach einen Spruch sagen, der nicht irgendwelche religiösen Ursprünge hat. Da wird wohl keiner etwas dagegen haben. Mein Sohn ist nicht getauft, ich selbst bin evangelisch. Wenn er sich jetzt allerdings bekreuzigen würde, wäre das schon ein wenig komisch, wenn ich ehrlich bin. Ich habe ihn mal in beiden Kindergärten angemeldet, damit er überhaupt einen Platz bekommt, aber ganz so eng wie meine Freundin sehe ich das dann auch nicht. Im evangelischen Kindergarten werden durchaus auch moslemische Kinder aufgenommen (ob das jetzt nur am akuten Platzmangel liegt, kann ich nicht sagen!). Wie das dort mit den Essensritualen gehandhabt wird, weiß ich nicht. Kinder sehen das Ganze nicht so eng und es sind wohl eher die Eltern, die ein Problem damit haben. Auf der einen Seite kann ich das aber auch verstehen. Zumindest bei einem städtischen Kindergarten sollte auf religiöse Rituale verzichtet werden. Dort gibt es auch viele Nicht-Christen und man sollte deren Vorstellungen dann eben auch akzeptieren. Bei einem christlichen Kindergarten kann man ja davon ausgehen, dass man Gottesdienste besucht und ähnliches.

Benutzeravatar

» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Das Ganze ist kein "Problem" des Kindergartens sondern der jeweiligen Erzieherin, welcher es vielleicht ein Anliegen ist, die Kinder in diesem Sinne zu erziehen. Dann kann man natürlich versuchen, das Gespräch eben mit der Erzieherin zu suchen oder die Sache eskalieren lassen und die Leiterin oder den Leiter der Einrichtung hinzurufen bzw. sich bei ihm über dieses Vorgehen beschweren. Idealerweise gewinnt man dann für den persönlichen "Kreuzzug" noch weitere Eltern, welche sich dem Protest anschließen.

Selbstverständlich wird in jedem Fall so ein Vorgehen für eine Veränderung über die Zeit sorgen. Allerdings, so bleibt zu vermuten solange die betreffende Kindergärtnerin im Job bleibt, wird der "Erfolg" erst eintreten, wenn das eigene Kind schon längst nicht mehr im Kindergarten ist. Denn wie sollte konkret ein Tischgebet "verboten" werden? Und den Weg über das Ausschließen der Kinder, denen die Eltern das Beten nicht erlauben wollen, ist sicher auch kein guter Weg.

So ein Thema, insbesondere wenn es einem Elternteil besonders am Herzen liegt, muss vorher geklärt werden und der einzige sichere Weg, dies im eigenen Sinne zu steuern, wäre bei der Auswahl des Kindergartens. Und wenn sich hier keine den eigenen wünschen entsprechende Einrichtung finden lässt, dann hat man tatsächlich "Pech" gehabt.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich kann jetzt einmal nur von der Situation bei meinem Sohn sprechen. Wie es in anderen Gruppen in diesem Kindergarten ist, weiß ich nicht, weil ich ja nur in seiner Gruppe schnuppern war und da in seiner Gruppe die Kindergartenleiterin auch gleichzeitig die Gruppenpädagogin ist, fällt es eben schwer, sich an höherer Stelle zu beschweren.

Natürlich kann man auch mit der Kindergartenleiterin sprechen, da ich selber damit wie gesagt keinerlei Probleme habe, habe ich das natürlich auch nicht getan. Dass es vor dem Essen eben einen Spruch als Ritual gibt, finde ich sogar nett und wenn der Spruch religiösen Inhalt hat, stört mich das auch nicht, obwohl ich selber zumindest am Papier keiner Religion angehöre. Ich habe mir eben nur überlegt, wie es andere sehen könnten, die damit ein Problem hätten. Meine Nachbarin hat da ja wie gesagt doch gleich recht heftig reagiert.

Ich selber hätte meinen Sohn sogar gerne in einen katholischen Kindergarten gegeben, eben weil ich bestimmte auch religiöse Rituale für die Kinder sehr nett finde. Leider hatte ich keine Möglichkeit, meinen Sohn in diesen Kindergarten unterzubringen, da er eben nicht in meiner Gemeinde ist. Ich habe mir eben nur generell überlegt, dass es ein Problem für Eltern sein kann, wenn sie sich den Kindergarten nicht aussuchen können und dann eben doch Rituale einer anderen Religion oder so im Kindergarten Standard sind.

Benutzeravatar

» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich finde das nicht schlimm, denn es hat ja jeder die Möglichkeit einen Kindergarten zu wählen, der ihm am besten gefällt. In unserem Kindergarten werden Traditionen den Kindern vermittelt. Da wird auch besonderen Wert darauf gelegt. es ist allerdings ein städtischer Kindergarten, wo die Leiterin keiner Religion angehört. Einige Erzieherinnen jedoch schon. Im Kindergartenalltag wird bei uns nicht gebetet. Es gibt gibt aber schon gewisse Feierlichkeiten, wie beispielsweise das Martinsfest, die einen religiösen Hintergrund haben. Wer nicht mitgehen möchte, muss ja nicht mitgehen. Die Martinsgeschichte selbst dreht sich ja nicht hauptsächlich um den Glauben sondern um das Teilen an sich.

Wenn man sich einen Kindergarten anschaut, dann hat man doch auch die Möglichkeit, sich den Tagesablauf anzuschauen und sich das Konzept sowie die Themenschwerpunkte des Kindergartens erläutern zu lassen. Wenn man dann entscheidet, dass der Kindergarten nicht den eigenen Vorstellungen entspricht, dann schaut man sich eben weiter um. Es gibt ja auch Kindergärten mit speziellen Schwerpunkten in die musikalische Richtung, Waldkindergärten, Kindergärten mit freier Erziehung und noch viele mehr. Bei diesen Kindergärten entscheidet die Leitung ja auch, in welche Richtung sie gehen möchten und was sie den Kindern vermitteln wollen. Insofern finde ich es nicht schlimm, wenn ein städtischer Kindergarten religiöse Werte und Informationen vermittelt. Es ist ja nicht bei jedem Kindergarten so.

» floraikal » Beiträge: 1127 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Zunächst einmal haben Kinder überhaupt keine Religion. Kinder sind intellektuell doch überhaupt noch nicht in der Lage sich tiefergehende Gedanken über Philosophie und Weltanschauung zu machen und sich dann eine eigene Meinung zu bilden. Wenn du von der Religion der Kinder sprichst meinst du eigentlich die Religion der Eltern, die sich wahrscheinlich auch wünschen, dass diese von den Kindern übernommen wird oder die ihnen durch eine Taufe einen entsprechenden Stempel verpasst haben.

Auch wenn es sich "nur" um ein Gebet vor dem Essen handelt - die Kinder werden hier in einem sehr jungen Alter mit der Weltanschauung eines Erwachsenen konfrontiert und sind doch gar nicht in der Lage das zu reflektieren und zwischen Fakt und Fiktion zu unterscheiden. Wenn ich jeden Tag vor dem Essen einem Gott danke ist dieser Gott für die Kinder real und das macht es dann doch später für die Kinder nur schwerer sich eine unvoreingenommene Meinung zu bilden.

Aber die Frage ist natürlich, was man letztendlich in der Praxis konkret tun kann. Denn zumindest hier ist es so, dass man froh sein kann, wenn man einen Kindergartenplatz bekommt und nicht besonders wählerisch sein kann. Wahrscheinlich kann man dann wirklich nur versuchen im privaten Bereich gegenzusteuern und sich später für das Kind eben eine Schule suchen, in der Glaubensfreiheit herrscht.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


floraikal hat geschrieben:Ich finde das nicht schlimm, denn es hat ja jeder die Möglichkeit einen Kindergarten zu wählen, der ihm am besten gefällt.


Und das ist eben nicht wahr! In Großstädten hast du vielleicht das Glück. Aber in kleineren Ortschaften hat man, wenn überhaupt, zwei oder drei Kindergärten. Noch kleinere Ortschaften haben vielleicht auch nur einen einzigen. Wie willst du das Problem da umgehen? Das Kind jeden Tag zehn Kilometer entfernt in den Kindergarten eines anderen Ortes bringen? Leider haben manche Gemeinden dann aber auch noch gesetzliche Regelungen, laut denen man ein Kind nur in seinem Wohnort im Kindergarten unterbringen darf. Was dann?

Außerdem stimme ich Cloudy24 zu, die vorhandenen Kindergärten, egal, wie viele so im Ort existieren, sind sehr oft total überlaufen. Da muss man wirklich froh sein, dass man überhaupt irgendwo einen Kindergartenplatz erhält. Also ist diese ganze Sache von angeblich konfessionslosen Kindergärten, wo dann doch gebetet wird, eben sehrwohl ein Problem.

Benutzeravatar

» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


In meinen bisherigen Wirkungsstätten war es nicht so, dass es bei den kommunalen Kindergärten ein Tischgebet oder dergleichen gesprochen hatte. Es gab zwar ein Ritual vor der Einnahme des gemeinsamen Mittagessens und auch des gemeinsamen Frühstücks, aber das war unabhängig von der Religion und gehörte da auch meiner Meinung nach nicht hin. Ich hätte vermutlich auch komisch geschaut, wenn es sich bei einem Kindergarten, der keinen kirchlichen Träger hätte, um Tischgebete und dergleichen gegangen wäre. Ich denke nicht, dass ich dies unterstützt hätte.

Als Nichtmutter kann ich nichts dazu sagen, wie ich mich verhalten hätte oder verhalten würde, wenn ich mein Kind in einen Kindergarten eines öffentlichen Trägers bringe und dieser dann plötzlich mit Gebeten kommen würde. Korrekt wäre es nicht, sicherlich nicht, ich wüsste aber auch nicht, ob ich unbedingt dagegen handeln würde. Vermutlich würde ich durchaus die Gruppenleitung oder eben einen Mitarbeiter/ eine Mitarbeiterin darauf ansprechen, wenn es mich sehr verärgern würde und ich es nicht würde wollen. Sollten die Erzieher auf meinen Wunsch nicht Rücksicht nehmen und es gebe noch andere Kindergartengruppen beziehungsweise noch andere Gruppen, in denen nicht gebetet würde, so würde ich versuchen, die Gruppe wechseln zu lassen.

Ich kann schon verstehen, dass es manchen Eltern einfach nur suspekt ist und dass man es gar nicht möchte, wenn gebetet wird, um das Kind an sich nicht zu beeinflussen oder weil es ganz gegen die Erziehung des Kindes geht. Wenn man da aber die Möglichkeit hat, eine andere Einrichtung zu besuchen und man ist gewillt, auch einen weiteren Weg auf sich zu nehmen, dann spricht dagegen ja nichts. Hier auf dem platten Land ist es ja durchaus so, dass es zwar einen Dorfkindergarten gibt, aber der Träger ist mal die Gemeinde, mal die Kirche. Ist man damit nicht zufrieden, kann man eben einen weiteren Anfahrtsweg auf sich nehmen. Ich kenne beispielsweise Kinder aus dem Nachbarort, die in eine Waldorf-Einrichtung gehen und dort jeden Tag hingebracht werden.

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^