Dem Arbeitgeber Schulden mitteilen?

vom 13.01.2012, 13:44 Uhr

Mein Onkel ist schon länger arbeitslos und er meint, dass er auch keine Arbeit bekommen würde, weil die Arbeitgeber sofort einen Rückzieher machen, wenn sie hören, dass er Schulden hat. Er meint, dass die Arbeitgeber dann direkt Angst haben, dass sie mal eine Lohnpfändung bekommen und das würde viel Arbeit machen. Aber wenn mein Onkel Arbeit hat, dann kann er seine Schulden ja auch bezahlen.

Muss man denn einem Arbeitgeber angeben, dass man Schulden hat und wie hoch die Schulden sind? Was ist, wenn man da lügt und nicht angibt, welche Schulden man hat und wie hoch sie sind? Oder muss man genau angeben, was man für Schulden hat?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich wußte gar nicht, dass es Arbeitgeber etwas angeht, wie mein Konto aussieht. Sicher wird gefragt, ob bereits eine Lohnpfändung ansteht, dass würde der Arbeitgeber sofort mitbekommen. Aber kein Arbeitgeber hat es zu interessieren, ob ich Schulden habe oder nicht. Ich würde solche Fragen auch nicht beantworten, denn ich glaube, die sind ebenso rechtswidrig, wie die Frage, ob jemand Schwanger ist. Nur wenn eine Pfändung vorliegt, dann muss Dein Onkel dem Arbeitgeber das mitteilen. Ansonsten muss er nicht ein Wort darüber verlieren. Aber auch bei großen Unternehmen sollte man so etwas nicht sagen. Nur bei kleineren Unternehmen sieht es anders aus. Ein verschweigen einer Gehaltspfändung bedeutet auch einen Vertrauensbruch begehen. Fazit: Gehaltspfändung vorhanden: etwas sagen. Keine Gehaltspfändung vorhanden: nichts sagen.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Soweit ich weiß, muss man dem Arbeitgeber nicht mitteilen, ob man schulden hat oder nicht. Auf eine entsprechende Frage im Vorstellungsgespräch darf man die Antwort verweigern. Jedoch denke ich mal, dass es Berufe gibt, in denen es schon relevant ist, ob eine Person überschuldet ist oder nicht. Eine Bekannte von arbeitet beispielsweise in einer Spielothek und die musste bei der Bewerbung sowohl ein polizeiliches Führungszeugnis als auch eine Schufa Selbstauskunft vorlegen. Ich denke das wird gemacht, da man sehen will, ob die Person mit Geld umgehen kann, dass man ihr anvertraut oder ob sie schon Probleme damit hat mit ihrem eigenen Geld zurechtzukommen.

» andysun78 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,46 » Auszeichnung für 500 Beiträge



In welcher Form kommt es denn beim Arbeitgeber während des Vorstellungsgesprächs dazu, dass man über die eigenen Außenstände befragt wird? Und wie kommt dein Onkel auf die Idee, hierüber mit dem potentiellen Arbeitgeber zu sprechen? Das wäre in etwa so diskret wie die Frage nach der bevorzugten Sexualpraktik. Wenn so eine Frage tatsächlich relevant ist (es gibt Brachen bzw. Tätigkeiten, in denen so was tatsächlich wichtig ist!), dann wird eine Schufa Auskunft über den Bewerber eingeholt. Es gibt sogar Brachen, wo dies regelmäßig erfolgt (so zum Beispiel bei Werttransportunternehmen), und bei Verdacht wird versucht, den betreffenden Mitarbeiter an weniger sensiblen Stellen zum Einsatz kommen zu lassen. Regelmäßige Überprüfungen sind ja dann auch notwendig, weil sich die Lebenssituationen ändern können.

Schulden allein sind jedenfalls kein Hinderungsgrund. Und die Angst vor Pfändungen ist auch eher vorgeschoben. Ansonsten würde niemand eine neue Anstellung finden, der sich z.B. für ein Haus verschuldet hat. Schließlich sind das Schulden, die einen dann im Normalfall über zwei bis drei Jahrzehnte begleiten. Aber auch davon muss und soll der Arbeitgeber eigentlich nichts erfahren.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Naja, so ganz scheint es ja nicht zu stimmen, dass es einem Arbeitgeber nichts angeht, wenn man sich die Antworten aus diesem Thread hier durchliest Darf potentieller Arbeitgeber Schufaauskunft verlangen? . Meinem Mann ist es auch schon so ergangen, dass er beimn Vorstellungsgespräch gefragt wurde, ob er Schulden hat und ob man eine Schufaauskunft haben dürfte. Wenn der Arbeitgeber sogar nach einer Scvhufaauskunft fragen darf, dann wäre es ja blöd, wenn man die Frage nach den Schulden verneint.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich wüsste nicht was einen potenziellen Arbeitgeber meine möglichen Schulden angehen. In einem Vorstellungsgespräch wurden bis jetzt zwar viele Dinge besprochen aber noch niemals meine finanzielle Situation, ich würde auch gar nicht auf die Idee kommen auf solch eine Frage zu antworten, wenn sie denn gestellt würde. Davon mal ab, viele Leute haben einfach Schulden (von einem Hausbau zum Beispiel) und sie arbeiten trotzdem, diese These von deinem Onkel widerspricht also hier schon der Realität, zum Glück.

Was man einem Arbeitgeber wohl mitteilen müsste ist eine laufende Kontopfändung, ich vermute aber, dieses wird er aber auch noch von anderer Seite mitbekommen, sicher bin ich mir da aber nicht. Hier wäre es aber je nach Einzelfall sinnvoll, dem Arbeitgeber die aktuelle Situation mitzuteilen, nur nicht direkt im Vorstellungsgespräch.

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» beere » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 0,93 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


@Diamante: Es ist richtig, dass es Ausnahmefälle gibt, in denen der Arbeitgeber eine Schufa Auskunft einholen darf. Und in so einem Fall funktioniert es so, dass der potentielle Arbeitgeber darauf hinweist und gegebenenfalls dann nach möglichen Schulden fragt. Generell ist das aber tatsächlich eine Frage, die man nicht wahrheitsgemäß beantworten muss, wenn die Auskunft tatsächlich keinen Einfluss auf die ausgeübte Tätigkeit erwarten lässt. So ist es durchaus üblich, dass es für eine Anstellung als Bäcker oder Automechaniker keine Rolle spielt. Wohingegen man bei einer Anstellung in Sicherheitsbereichen oder beim Umgang mit sehr viel Bargeld (jenseits normaler Kassen - so z.B. in der Gelddruckerei oder aber beim Geldtransport) eine entsprechende Prüfung üblich und zulässig ist.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich wurde noch nie danach gefragt, wie meine finanzielle Situation ist oder ob ich Schulden habe. Auch eine Schufaauskunft wollte ein potentieller Arbeitgeber nie von mir haben. Aber würde ich Fragen nach meiner finanziellen Situation bekommen, würde ich sie nicht wahrheitsgemäß beantworten, denn meiner Meinung nach geht es den Arbeitgeber nichts an, ob ich Schulden habe oder nicht. Schulden an sich sind nämlich kein Anzeichen dafür, dass ich Probleme damit habe diese auch zurück zu zahlen. Ich erzähle auch sonst niemandem, wie es bei mir finanziell aussieht, also würde ich das auch bei meinem Arbeitgeber nicht tun. Solange ich klar komme und keine Kontopfändung vorliegt, die meinen Arbeitgeber zu interessieren hat, wüsste ich nicht welchen Grund es gäbe, ihm das mitzuteilen.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Man selbst braucht es nicht ungefragt erzählen, selbst wenn man die eidesstattliche Versicherung abgegeben hat. Wird man allerdings im Gespräch genau dazu befragt, muss man ehrlich sein, denn selbst das Schuldenregister ist für den Arbeitgeber unter Umständen kein Tabu. Der bekommt schon seine genauen und konkreten Informationen über den betreffenden Bewerber. Nur wenn nicht danach gefragt wurde auch nicht in schriftlicher Form hat man gute Karten. Erfährt es danach der Chef kann und darf der nichts gegen den Arbeitnehmer unternehmen.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Mir wäre nun auch neu, dass ein Arbeitgeber erfragt, ob der potenzielle neue Mitarbeiter, der sich gerade eben bei ihm bewirbt, Schulden hat oder nicht, jedenfalls bin ich das noch nie gefragt worden und ich hätte wohl auch keine Antwort auf diese Frage erteilt. Dass ein Arbeitgeber von einer Lohnpfändung erfahren wird, ist ja wiederum klar, denn das bringt schon dieses Procedere mit sich. Ich würde allerdings ehrlich gesagt auch keinem potenziellen Arbeitgeber ermöglichen, eine Schufaauskunft über mich einzuholen, weil mir das einfach zu weit ginge. Zwar habe ich nichts zu verbergen und könnte auch meine Verhältnisse offenlegen, aber ich finde, dass es deutlich zu weit geht und würde deshalb kein Interesse an einem Arbeitsplatz haben, an dem ich vom Arbeitgeber so durchleuchtet werden soll, was meine finanziellen Verhältnisse anbelangt.

Dass man ehrlich antworten muss, wenn man im Bewerbungsgespräch nach seinen Schulden gefragt wird, kann schon sein, das weiß nicht wirklich, weil es mich zum einen eben noch nicht interessiert hat und ich andererseits selbst noch nie von einem Unternehmen, in dem ich mich beworben habe, gefragt worden bin. Dennoch ist es tatsächlich so, dass ich das Bewerbungsgespräch abbrechen würde, wenn mir eine solche Frage gestellt würde, denn ich denke, dass es den Arbeitgeber wirklich nichts angeht, wie es um meine finanziellen Verhältnisse steht. Oder soll ich im Gegenzug auch fragen, wie das Unternehmen finanziell dasteht und ob man mich in zehn oder elf Monaten überhaupt noch bezahlen kann?

Da ein Arbeitgeber und ein Arbeitnehmer immer gegenseitig voneinander abhängig sind, wäre eine ausgleichende Gerechtigkeit und somit ein gegenseitiges Offenlegen der Verhältnisse wohl angebracht, aber ein Bewerber wird wohl niemals nach der finanziellen Situation des Unternehmens - bestenfalls noch durch entsprechenden Nachweis - fragen, in dem er sich gerade bewirbt, oder?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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